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Seminararbeit

Punktweise Grenzwerte Analytischer Funktionen

Markus Tempelmayr 1. Februar 2017

(2)

1 Einleitung

1.1 Definition. Sei G ⊆ C offen. Eine Funktion f : G → C heißt analytisch auf G, falls sie an jedem Punkt in G stetig komplex differenzierbar ist. Die Menge aller auf G analytischen Funktionen bezeichnen wir mitH(G).

Die Stetigkeit der Ableitung muss dabei nicht vorausgesetzt werden sondern ist im Fall der komplexen Differenzierbarkeit automatisch erf¨ullt, wie z.B. in [A2, Satz 11.9.2] gezeigt wird.

1.2 Definition. Sei G ⊆ C und f :G → C. Eine Folge von Funktionen fn : G → C, n ∈ N, konvergiert lokal gleichm¨aßig gegen f, wenn f¨ur jede kompakte Teilmenge K ⊆ G die Folge (fn|K)n∈N gleichm¨aßig gegenf|K konvergiert.

1.3 Lemma. SeiG⊆C offen und fn:G→C, n∈N, eine Folge analytischer Funktionen, die lokal gleichm¨aßig gegen eine Funktion f :G→Ckonvergiert. Dann ist auch f analytisch.

Beweis. Siehe [A2, Lemma 11.8.13]. k

Dass punktweise Konvergenz i.A. nicht ausreicht um Analytizit¨at einer Funktionenfolge zu erhalten, sondern lokal gleichm¨aßige Konvergenz der Folge (fn)n∈N tats¨achlich notwendig ist, soll folgendes Beispiel verdeutlichen:

1.4 Beispiel . Ziel ist es, eine Funktionenfolge Fn : C→ C, n ∈ N, analytischer Funktionen zu konstruieren, die punktweise gegen eine nicht analytische FunktionF :C→Ckonvergiert.

F¨ur jedesa >0 seiHa:=

z∈C : <(z)> a,|=(z)|< π ,γa:=∂Ha undf :C→C, z7→exp(exp(z)).

Abbildung 1:Ha Wegen

f(x±iπ) = exp(exp(x±iπ)) = exp(exp(x) exp(±iπ)) = exp(−exp(x)) = 1

f(x) ∀x∈R, gilt f¨urz /∈γa und damitd(γa, z)>0

Z

γa

f(ζ) ζ−z

dζ = Z

{a}×(−π,π)

f(ζ) ζ−z

dζ+ Z

(a,+∞)×{π}

f(ζ) ζ−z

dζ+ Z

(a,+∞)×{−π}

f(ζ) ζ−z

dζ ≤

1 d(γa, z)

Z

(−π,π)

|f(a+iζ)|dζ+ Z

(a,+∞)

|f(ζ+iπ)|dζ+ Z

(a,+∞)

|f(ζ−iπ)|dζ

!

= 1

d(γa, z) Z

(−π,π)

|f(a+iζ)|dζ+ 2 Z

(a,+∞)

1 f(ζ)

!

<+∞.

(3)

2 2 POSITIVE RESULTATE Deshalb ist eine Funktion Ia:C\γa→Cwohldefiniert durch

Ia(z) := 1 2πi

Z

γa

f(ζ) ζ−zdζ.

Die Funktion Ia ist nach [A3, Lemma 15.2.9] analytisch auf (γa)c und wegen |Ia(z)| ≤ d(γC

a,z)

gilt

Ia(tz)t→∞−→ 0 f¨urz /∈R+ und |Ia(tz)|<Ce f¨urt≥0, z ∈R+. (1) F¨ura < b undz /∈γa∪γb gilt außerdem

Ib(z)−Ia(z) = 1 2πi

Z

∂(Ha∩Hbc)

f(ζ)

ζ−zdζ=f(z)1Ha∩Hbc(z), (2) denn f¨ur z ∈ Ha∩Hbc gilt die Cauchy’sche Integralformel, siehe [A2, Satz 11.8.9], und f¨ur z /∈ Ha∩Hbc wird ¨uber den Rand eines einfach zusammenh¨angenden Gebietes integriert, und damit verschwindet das Integral, siehe [A2, Korollar 11.8.7].

F¨ura < b stimmenIa undIb aufHacuberein, und weiters gilt¨ S

a>0Hac=C. Damit k¨onnen wir folgende Funktion definieren:I :C→C, z7→Ia(z) aufHac. Mit (1) und

∀x∈Ha∩R+, a < x < b:I(x)Def.= Ib(x)(2)= Ia(x)

| {z }

beschr.

wegen (1)

+f(x)x→∞−→ ∞,

gilt nun f¨ur die FunktionF :C→C, z7→exp(−I(z)) folgendes Grenzwertverhalten:

F(tz)t→∞−→

0 , z∈R+ 1 ,sonst.

Definiert man nun die Funktionenfolge Fn :C→C, z7→ F(nz), n ∈N, so ist jedes Folgenglied als Komposition analytischer Funktionen wieder analytisch und konvergiert gegen die nicht einmal stetige Grenzfunktion

z7→

0 , z∈R+ 1 ,sonst.

//

2 Positive Resultate

Ziel dieses Abschnittes ist es zu zeigen, dass bei punktweiser Konvergenz einer analytischen Funktionenfolge die Analytizit¨at zumindest auf einer dichten Teilmenge des Definitionsbereiches erhalten bleibt. Daf¨ur ben¨otigen wir einige aus der Analysis bekannte Definitionen und eine Variante des Satzes von Arzela-Ascoli.

2.1 Definition. SeiF eine Familie von Funktionen auf einer MengeG. Dann heißtF

• punktweise beschr¨ankt, wenn gilt: ∀z∈G: sup

|f(z)| : f ∈ F <∞,

• gleichgradig stetig bei w∈G, wenn gilt:

∀ >0 ∃δ >0 (∀f ∈ F ∀z∈G:|z−w|< δ=⇒ |f(z)−f(w)|< ),

(4)

• lokal beschr¨ankt, wenn gilt: ∀z0 ∈G ∃δ >0 : sup

|f(z)| : f ∈ F, z∈Uδ(z0) <∞.

2.2 Satz (von Arzela-Ascoli). Sei G ⊆C offen und F ⊆ C(G,C). Weiters sei F punktweise beschr¨ankt und gleichgradig stetig bei jedem w ∈ G. Dann hat jede Folge in F eine lokal gleichm¨aßig konvergente Teilfolge.

Beweis. Sei {x1, x2, . . .} eine abz¨ahlbare und dichte Teilmenge von G. Als solche Men- ge kann beispielsweise die Menge aller Punkte aus G mit rationalem Real- und Imagin¨arteil gew¨ahlt werden. F¨ur jedes z ∈ G definiere X(z) :=

f(z) : f ∈ F . Weil F punktweise beschr¨ankt ist, ist die Menge X(z) ⊆C kompakt. Aus dem Satz von Tychonoff [F, Satz 1.3.1]

folgt dass auch die Menge Y :=Q

i=1X(xi) kompakt ist.

Sei nun (fn)n∈Neine beliebige Folge aus F. Dann ist ((fn(xi))i∈N)n∈N eine Folge inY und weil Y kompakt ist, existiert eine konvergente Teilfolge ((fnk(xi))i∈N)k∈N.

Sei K ⊆ G kompakt und > 0, wir zeigen nun dass die Folge (fnk)k∈N auf K gleichm¨aßig konvergiet. W¨ahle eine kompakte Menge KN ⊆ G mit K ⊆ KN, z.B.

Kn = Kn(0) ∩

z ∈ G : d(z, Gc) ≥ 1n mit geeignetem n ∈ N. Da (fnk)k∈N nach Voraussetzung auch auf KN gleichgradig stetig ist, w¨ahleδ >0 sodass

∀z, w∈KN ∀k∈N:|z−w|< δ⇒ |fnk(z)−fnk(w)|< . DaKN offen und

xi : i∈N dicht inGist existiert zu jedemy∈K einδ >0 mitxi(y)∈KN und y ∈ Uδ(xi(y)). Diese Kugeln ¨uberdecken K, also gibt es endlich viele Kugeln Uδ(xij) mit xij ∈KN, j = 1. . . n, dieK ¨uberdecken. Nachdem (fnk)k∈Nan den Punkten (xi)i∈Nkonvergiert, w¨ahleM ∈Nsodass

∀k, l≥M, j= 1. . . n:|fnk(xij)−fnl(xij)|< . Sei nun x∈K beliebig. W¨ahle j sodass x∈Uδ(xij), dann gilt f¨urk, l≥M

|fnk(x)−fnl(x)| ≤ |fnk(x)−fnk(xij)|+|fnk(xij)−fnl(xij)|+|fnl(xij)−fnl(x)|<3.

Damit ist (fnk)k∈N eine gleichm¨aßig konvergente Folge, d.h. (fn)n∈Nhat eine lokal gleichm¨aßig

konvergente Teilfolge. k

2.3 Satz(von Montel).SeiG⊆Coffen und F ⊆H(G). Weiters seiF lokal beschr¨ankt. Dann hat jede Folge inF eine lokal gleichm¨aßig konvergente Teilfolge.

2.4 Bemerkung . Der Satz von Montel ist das Analogon zum Satz von Arzela-Ascoli f¨ur analytische Funktionen. Man beachte, dass die etwas st¨arkere Bedingung der lokalen Be- schr¨anktheit gefordert wird, daf¨ur die Forderung der gleichgradigen Stetigkeit fallen gelassen werden kann.

Beweis. Wir zeigen dass beide Voraussetzung aus Satz 2.2 erf¨ullt sind. Aus lokaler Be- schr¨anktheit folgt sicherlich punktweise Beschr¨anktheit, bleibt also noch die gleichgradige Stetigkeit zu zeigen.

Sei w ∈ G, r > 0 sodass Kr(w) ⊆ G und z1, z2 ∈ Ur

2(w). Dann gilt nach der Cauchy’schen

(5)

4 2 POSITIVE RESULTATE Integralformel [A2, Satz 11.8.9]

|f(z1)−f(z2)| = 1 2π

Z

∂Ur(w)

f(ζ) ζ−z1

dζ− Z

∂Ur(w)

f(ζ) ζ−z2

= 1

2π Z

∂Ur(w)

f(ζ)(z1−z2) (ζ−z1)(ζ−z2)dζ

≤ 1 2π

Z

∂Ur(w)

f(ζ)(z1−z2) (ζ−z1)

| {z }

r2

(ζ−z2)

| {z }

r2

≤ 1 2π

4

r2 |z1−z2| Z

∂Ur(w)

|f(ζ)|dζ ≤ 1 2π

4

r2 |z1−z2|2πr max

ζ∈∂Ur(w)

|f(ζ)|

= 4

r |z1−z2| max

ζ∈∂Ur(w)

|f(ζ)| ≤ 4M

r |z1−z2| mitM := sup

|f(ζ)| : ζ ∈∂Ur(w), f ∈ F . F¨urr klein genug istM wegen der Voraussetzung

an F endlich, undF daher gleichgradig stetig beiw∈G. k

F¨ur das n¨achste Resultat ben¨otigen wir den Satz von Baire in einer Variante, die in den Analysis bzw. Funktionalanalysis Vorlesungen nicht behandelt wurde. Deshalb ist nachfolgend der Satz inkl. Beweis angef¨uhrt.

2.5 Satz (von Baire). Sei (X,T) ein lokalkompakter Hausdorff Raum, und seien Vn, n ∈ N, offene und dichte Teilmengen von X. Dann ist auch T

n∈NVn dicht in X.

Beweis. Sei (Vn)n∈N eine beliebige Folge von offenen, dichten Teilmengen von X. Wir zeigen, dass der Schnitt einer beliebigen nicht leeren offenen Menge U mitV :=T

n∈NVnnicht leer ist. Dazu konstruieren wir induktiv eine Folge (Un)n=0von nicht leeren, offenen Teilmengen von X mit der Eigenschaft, dass f¨ur alle n∈N0 gilt

Uj+1 ⊆Vj+1∩Uj f¨ur 0≤j≤n, Uj kompakt f¨ur 1≤j≤n. (3) F¨urn= 0 ist mitU0 :=U die Forderung (3) erf¨ullt. Seien nun f¨ur einn∈N0 nicht leere offene MengenU0, . . . , Un⊆X so konstruiert, dass (3) erf¨ullt ist. Da Vn+1 inX dicht ist gibt es einen Punktxn∈Un∩Vn+1. DaX lokalkompakt ist undUn∩Vn+1 eine Umgebung vonxnist, gibt es eine kompakte UmgebungK von xn mitK⊆Un∩Vn+1. Dann istUn+1 :=K offen, nicht leer und es gilt (3). Setzen wir nun A:= T

n∈NUn so folgt wegen der Kompaktheit der Un aus der endlichen Durchschnittseigenschaft kompakter Mengen [A2, Proposition 12.11.2] dass A 6= ∅.

Nach Konstruktion gilt

∅ 6=A⊆ \

n∈N

(Vn∩U) =V ∩U.

k Insbesondere gilt unter den Voraussetzungen aus Satz 2.5 dass T

n∈NVn 6= ∅. Geht man nun zu den Komplementen ¨uber erh¨alt man folgendes Resultat.

2.6 Korollar. Sei (X,T) ein lokalkompakter Hausdorff Raum, und seien An, n ∈ N, abge- schlossene Teilmengen von X mit leerem Inneren. Dann hat auchS

n∈NAn leeres Inneres.

Beweis. Aus [A2, Fakta 12.2.12] folgt (An)c = Acn. Als Komplemente abgeschlossener

(6)

Mengen sind alleAcnoffen, und wegenX= (An)c=Acnsind auch alle Acn dicht inX. Aus Satz 2.5 folgt dass T

n∈NAcn dicht inX ist. Also gilt X= \

n∈N

Acn

= [

n∈N

Anc

= [

n∈N

Anc

,

und somit (S

n∈NAn)=∅. k

2.7 Lemma. Sei G ⊆ C offen und F ⊆ C(G,C) punktweise beschr¨ankt. Dann existiert eine maximale, offene, dichte Menge Gb⊆G sodass F |

Gb lokal beschr¨ankt ist.1 Beweis. F¨ur jedes n ∈ N sei Kn :=

z ∈ G : supf∈F|f(z)| ≤ n und Gb := S

n∈NKn. Wir zeigen nun dassGb die gew¨unschten Eigenschaften besitzt.

Als Vereinigung offener Mengen ist Gb offen. Außerdem ist F |

Gb lokal beschr¨ankt. Um dies einzusehen w¨ahlez∈G. Nach Konstruktion existiert einb N ∈N mitz∈KN, und wir haben

sup

|f(w)| : w∈KN, f ∈ F ≤N.

Gb ist auch gr¨oßtm¨oglich. Denn ist Ge eine weitere offene Teilmenge von G, sodass F |

Ge lo- kal beschr¨ankt ist und z ∈ G, dann existiert eine offene Mengee O und ein N ∈ N sodass sup

|f(w)| : w∈O, f ∈ F ≤N und damitz∈O ⊆KN, d.h. Ge⊆G.b

Um zu zeigen dassGbinGdicht ist, seiU ⊆Goffen und nicht leer. Da alle Funktionenf ∈ F ste- tig sind ist jedesKn abgeschlossen bzgl. der Spurtopologie inG. WeilF punktweise beschr¨ankt ist gilt auch S

n∈NKn = G. Deshalb ist Kn∩U abgeschlossen bzgl. der Spurtopologie in U und S

n∈N(Kn∩U) =U. Da die Menge U offen ist, hat sie nicht leeres Inneres. Aus Korollar 2.6, angewandt auf den Raum (U,E|U) und die Mengen Kn∩U, folgt dass es ein N ∈N mit (KN ∩U) 6=∅ gibt, wobei das Innere bzgl. der Spurtopologie inU zu verstehen ist. Also gibt es eine offene und nicht leere Menge O⊆KN∩U und weil O offen ist, gilt auchO ⊆KN ∩U. Insbesondere gilt

∅ 6=O⊆KN ∩U ⊆ [

n∈N

Kn∩U =Gb∩U,

womit Gb dicht inGist. k

2.8 Korollar (Satz von Osgood). Sei G ⊆ C offen und (fn)n∈N eine Folge analytischer Funktionen auf G, die punktweise gegen eine Funktion f :G → C konvergiert. Dann existiert eine offene und inGdichte Teilmenge Gb auf der die Funktionenfolge (fn)n∈N lokal gleichm¨aßig gegen f konvergiert. Insbesondere giltf ∈H(G).b

Beweis. Die Menge F :=

fn : n ∈ N ist punktweise beschr¨ankt, da (fn)n∈N punkt- weise gegen f konvergiert. Nach Lemma 2.7 existiert eine offene und in G dichte Menge Gb sodass F |

Gb lokal beschr¨ankt ist. Aus dem Satz von Montel, Satz 2.3, folgt dass eine lokal gleichm¨aßig konvergente Teilfolge (fnk|

Gb)k∈N existiert. Wegen der punktweisen Konvergenz muss der Grenzwert dieser Teilfolge gleich f|

Gb sein. Als lokal gleichm¨aßiger Grenzwert ist wegen Lemma 1.3 auch die Grenzfunktion f|

Gb analytisch. W¨urde die Folge (fn|

Gb)n∈N nicht lokal gleichm¨aßig konvergieren, g¨abe es eine kompakte Menge K ⊆G, einb > 0, eine Teilfolge (fnm)m∈N und Punkte zm∈K sodass |fnm(zm)−f(zm)| ≥f¨urm≥1. Dann kann aber keine Teilfolge von (fnm)m∈N aufK gleichm¨aßig gegenf konvergieren, ein Widerspruch. k

1F |

Gb:=

f|Gb : f∈ F

(7)

6 3 LAVRIENTIEV’S RESULTATE

3 Lavrientiev’s Resultate

Im folgenden Abschnitt m¨ochten wir darauf eingehen, ob bei gegebener punktweise konver- genten Funktionenfolge (fn)n∈N auf einer offenen Menge G⊆ C eine dichte Teilmenge Gb jene gr¨oßtm¨ogliche Menge sein kann, auf der (fn)n∈Nlokal gleichm¨aßig konvergiert. Eine notwendige und hinreichende Bedingung an die Menge Gb hat M. A. Lavrientiev in [L] gegeben. Allerdings sind diese Bedingungen sehr unhandlich, weshalb wir nicht n¨aher darauf eingehen, sondern zwei einfachere (und unserer Meinung nach sch¨onere) Resultate vorstellen m¨ochten.

Daf¨ur ben¨otigen wir ein Maximumprinzip f¨ur analytische Funktionen.

3.1 Satz(Maximumprinzip). SeiG⊆C offen und f ∈H(G). Dann gilt:

(i) Sei zus¨atzlichGzusammenh¨angend. Existiert ein Punkt a∈Gmit|f(a)| ≥ |f(z)|, z∈G, so ist f konstant.

(ii) Sei Gbeschr¨ankt und f stetig bis zum Rand, d.h. f ∈H(G)∩C(G). Dann gilt sup

z∈G

|f(z)|= max

z∈∂G|f(z)|.

Beweis.

(i) Sei angenommenf nicht konstant unda∈G. Wegen dem Satz von der offenen Abbildung [K, Proposition 5.2.1 (iv)] enth¨alt f(G) eine ganze Umgebung von f(a), also sicher auch Punkte mit gr¨oßerem Betrag.

(ii) Daf stetig ist undG kompakt gibt es eine Stelle a∈G mit|f(a)|= maxz∈G|f(z)|. An- genommena∈G, dann ist wegen(i) die Funktionf auf der Zusammenhangskomponente Gˆ von Gwelche a enth¨alt konstant. Nun ist ∂Gˆ ⊆∂G da C lokal zusammenh¨angend ist, und wir schließen dass es einen Punkt ˆa∈ ∂G gibt mit |f(ˆa)|= |f(a)|. Es folgt dass |f|

sein Maximum sicher auch am Rand annimmt, also sup

z∈G

|f(z)| ≤ max

z∈∂G|f(z)|.

Die umgekehrte Ungleichung gilt wegen der Stetigkeit vonf.

k

Beim ersten Resultat handelt es sich um eine Aussage ¨uber das Sierpinski Dreieck.

3.2 Beispiel .Sei G⊆C offen. Wir konstruieren nun ein sogenanntes Sierpinski Dreieck. Dazu w¨ahle in einer offenen Kugel inGdrei Punktea,bundcwelche die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks bilden. SeiD0 der Rand dieses Dreiecks. Nun sei c0 der Mittelpunkt der Strecke ab,b0 der Mittelpunkt der Streckeacunda0 Mittelpunkt der Streckebc. SeiD1der Rand des Dreiecks mit den Eckpunkten a0, b0 und c0. Damit ergeben sich vier gleichseitige Dreiecke, deren Rand D0∪D1 ist. Nun wiederhole dieses Verfahren in den ¨außeren drei Dreiecken und fahre immer weiter so fort. Das Sierpinski DreieckD ist die kompakte MengeD0∪D1∪ · · ·.

(8)

Abbildung 2: Ersten Konstruktionsschritte eines Sierpinski Dreiecks

Nach Konstruktion ist Gb:=G\D offen und dicht inG. //

Nun kann man sich folgende Frage stellen: Gibt es eine analytische Funktionenfolge auf G die punktweise konvergiert und f¨ur die Gb die gr¨oßtm¨ogliche offene und dichte Menge ist, auf der die Folge lokal gleichm¨aßig konvergiert? Wie wir sehen werden l¨asst sich solch eine Funktionenfolge nicht finden.

3.3 Lemma. Sei G ⊆ C offen, Gb und das Sierpinski Dreieck D wie in Beispiel 3.2. Dann existiert keine Funktionenfolge (fn)n∈N analytischer Funktionen die auf G punktweise gegen eine Grenzfunktionf konvergiert und f¨ur dieGb die gr¨oßtm¨ogliche offene und dichte Menge ist, auf der (fn)n∈N lokal gleichm¨aßig gegen f konvergiert.

Beweis. Angenommen (fn)n∈N und f existieren. F¨urz∈Gsei cn(z) := sup

|fn(z)−fm(z)| : m≥n (∈R), Un:=

z∈G : cn(z)>1 (⊆G).

Die MengenUnsind offen f¨ur jedes n∈Ndenn entweder giltUn=∅oder es existiert ein Punkt z0 ∈ Un sodass |fn(z0)−fm(z0)|>1 f¨ur ein m ≥n. Weil aberfn und fm insbesondere stetig sind gilt f¨ur hinreichend kleinesδ >0 auch

|fn(z)−fm(z)|>1 ∀z∈Uδ(z0).

Also giltUδ(z0)⊆Un womit Un offen ist.

Da (fn)n∈N als konvergente Folge in C eine Cauchyfolge ist gilt cn(z) n→∞−→ 0 f¨ur jedes z ∈ G.

Also istT

n∈NUn=∅. Aus dem Satz von Baire f¨ur vollst¨andig metrische R¨aume, [F, Satz 4.1.1], angewandt auf den Raum (D, d2) und die in der Spurtopologie von Doffenen Mengen Un∩D folgt dass f¨ur mindestens einen Index N ∈ N die Menge UN ∩D nicht dicht in D sein kann.

Also existiert eine nicht leere und inD offene MengeV ⊆D mitV ∩UN =∅, d.h. es existiert eine offene Kugel S⊆CmitS∩D6=∅und

∀z∈S∩D: sup

|fN(z)−fm(z)| : m≥N ≤1.

Da fN als stetige Funktion auf dem Kompaktum D beschr¨ankt ist, ist (fn)n∈N gleichm¨aßig beschr¨ankt auf S∩D. W¨ahlt man nun ein in S liegendes dreieckiges Gebiet D0 so, dass ∂D0 ein gewisses bei der Konstruktion von D vorkommendes Di ist, so gilt ∂D0 ⊆ S ∩D. Daher ist (fn)n∈N auch auf ∂D0 gleichm¨aßig beschr¨ankt und nach dem Maximumprinzip f¨ur analy- tische Funktionen, Satz 3.1, auch auf D0. Sei (fnk|D0)k∈N eine Teilfolge von (fn|D0)n∈N. Aus dem Satz von Montel, Satz 2.3, folgt die Existenz einer lokal gleichm¨aßig konvergenten Teilfolge (fnkl|D0)l∈N. Nachdem die Folge (fn)n∈N punktweise gegen f konvergiert, muss der Grenzwert

(9)

8 3 LAVRIENTIEV’S RESULTATE von (fnkl|D0)l∈N mitf|D0 ubereinstimmen. Also konvergiert (f¨ n|D0)n∈Ngegen f|D0. WeilGb ma- ximal ist muss gelten

D0⊆Gb=G\D.

Das kann aber nicht sein, denn es liegen Punkte in D0 welche auch inD liegen. k Auch das zweite und letzte Resultat ist dem Vorigen sehr ¨ahnlich.

3.4 Lemma.SeiG⊆Cein einfach zusammenh¨angendes Gebiet. Weiters sei C ⊆Geine bzgl.

Gabgeschlossene, nicht leere und nirgends dichte Teilmenge sodass Gb :=G\C eine dichte und offene Teilmenge von G ist die sich als disjunkte Vereinigung offener Kugeln schreiben l¨asst, d.h. Gb = S

i=1Ui(xi). Dann existiert keine Funktionenfolge (fn)n∈N analytischer Funktionen die auf G punktweise gegen eine Grenzfunktion f konvergiert und f¨ur die Gb die gr¨oßtm¨ogliche offene und dichte Menge ist, auf der (fn)n∈N lokal gleichm¨aßig gegen f konvergiert.

Beweis. Angenommen (fn)n∈N und f existieren. Bezeichne die Kugeln Ui(xi) mit Si. Da fn|C punktweise gegen f|C konvergiert ist

fn|C : n ∈ N punktweise beschr¨ankt. Nach Lemma 2.7 existiert eine bzgl. der Spurtopologie auf C offene und dichte Teilmenge Cb ⊆ C sodass

fn|

Cb : n∈N lokal beschr¨ankt ist. Daher gibt es einz0∈C,r >0 und M >0 sodass

|fn(z)| ≤M ∀n∈N, ∀z∈Ur(z0)∩C. (4) Setze U := Ur

2(z0). Um jeden Punkt z ∈ C, insbesondere z0, findet man nach Voraussetzung eine beliebig kleine Kugel Sj. Also existiert ein j ∈N sodass Sj∩U 6=∅ und Sj einen Radius kleinergleich 4r hat.

Abbildung 3: Links:U und Sj. Rechts: Veranschaulichung einer m¨oglichen Wahl vonGund C, wobei vonC nur endlich viele Kreise dargestellt sind.

Es kann aber nur endlich viele KugelnSi1, . . . , Sim geben dieU schneiden und einen Radius gr¨oßer als r4 haben. Setze R := U \ {Si1∪˙ . . .∪S˙ im}. Weil mindestens eine Kugel mit Radius kleinergleich r4 die Kugel U schneidet und alle Si paarweise disjunkt sind gilt R 6=∅ und sogar R6=∅. Nun zeigen wir dass f¨urz∈R gilt

|fn(z)| ≤M ∀n∈N, (5)

denn f¨urz∈R tritt genau einer der folgenden beiden F¨alle ein:

• z∈U ∩Sj und Sj hat Radius kleinergleich r4: Dann gilt∂Sj ⊆Ur(z0)∩C. Aus (4) folgt

|fn(w)| ≤M ∀n∈N, w∈∂Sj.

(10)

Aus dem Maximumprinzip, Satz 3.1, folgt nun sogar

|fn(w)| ≤M ∀n∈N, w ∈Sj, also insbesondere (5).

• z∈U ∩C: Wegen U ∩C ⊆Ur(z0)∩C folgt (5) wieder aus (4).

Insbesondere haben wir gezeigt dass sup

|fn(z)| : n ∈ N, z ∈ R < ∞. Aus dem Satz von Montel, Satz 2.3, folgt dass eine auf R gegen f lokal gleichm¨aßig konvergente Teilfolge (fnk)k∈N existiert. Wie im Beweis von Korollar 2.8 zeigt man dass dann auch (fn)n∈N auf R lokal gleichm¨aßig konvergiert. WeilGb maximal ist muss gelten

R⊆G,b

was geometrisch aber nicht m¨oglich ist. Denn Gb ist eine Vereinigung disjunkter Kugeln, also m¨usste sich R als Vereinigung disjunkter Kugeln schreiben lassen, R ist aber eine Kugel

geschnitten mit Komplementen endlich vieler Kugeln. k

(11)

10 LITERATUR

Literatur

[A1] Michael Kaltenb¨ack:Analysis 1, Vorlesungsskriptum Version WS 2014/2015 [A2] Michael Kaltenb¨ack:Analysis 2, Vorlesungsskriptum Version SS 2015 [A3] Michael Kaltenb¨ack:Analysis 3, Vorlesungsskriptum Version WS 2015/2016

[F] Harald Woracek, Michael Kaltenb¨ack und Martin Bl¨umlinger:Funktionalana- lysis, Vorlesungsskriptum, 10. Auflage, Februar 2015

[K] Harald Woracek:Komplexe Analysis, Vorlesungsskriptum Version SS 2015

[L] M.A. Lavrientiev: Sur les fonctioins d’une variable complexes representables par des series de polynomes, Hermann & Cie, Paris 1936

[D] K.R. Davidson:Pointwise Limits of Analytic Functions, Amer. Math. Monthly, Vol. 90, 391-394

[P] M.J. Pelling:Letters to the Editor, Amer. Math. Monthly, Vol. 95, 535-536

[BM] A.F. Beardon, D. Minda: On the Pointwise Limit of Complex Analytic Functions, Amer. Math. Monthly, Vol. 110, 289-297

[A] Ernst Albrecht:Topologie, Vorlesungsskriptum SS 2007,

www.math.uni-sb.de/ag/albrecht/ss07/top/files/TKap5.pdf, Stand 09.01.2017

Abbildung

Abbildung 1: H a Wegen
Abbildung 2: Ersten Konstruktionsschritte eines Sierpinski Dreiecks
Abbildung 3: Links: U und S j . Rechts: Veranschaulichung einer m¨ oglichen Wahl von G und C, wobei von C nur endlich viele Kreise dargestellt sind.

Referenzen

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