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(1)Ein mongolischer zeitgenössischer Bericht über den Ölöteneinfall in Tibet und die Plünderung von Lhasa 1717 Von Walthee Heissig, Göttingen 1

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(1)

Ein mongolischer zeitgenössischer Bericht

über den Ölöteneinfall in Tibet

und die Plünderung von Lhasa 1717

Von Walthee Heissig, Göttingen

1. Einleitung

Vor wenigen Jahren ist in den Archiven von Kuei-hua (Köke Khota)

em amthches Schriftstück des Li-fan-yüan aus dem Jahre K'anghsi 57,

1718, aufgefunden worden, das in mongohscher Sprache die Aussagen

von Flüchthngen und Augenzeugen über die Ereignisse in Tibet im kriti¬

schen Winter 1717 enthält. Diese ergänzen und bestätigen sowohl das

bekannte chinesische AktenmateriaU wie auch vor ahem die Augenzeugen¬

berichte der kathohschen Missionare Pater I. Desideki, S. J.« und Pater

Oeazio Della Penna^ über den Einmarsch einer ölötischen Armee unter

Ceringdondub (C'e rin don grub) m Tibet und die Plünderung von Lhasa

1717*.

Das Dokument wurde in Faksimüe üi der 1942 in Kaigan in beschränk¬

ter Auflage veröffenthchten Material-Sammlung zur Geschichte des Bayan¬

tala-Bundes^ ohne Übersetzung und Kommentar abgedruckt, aus welchem

Grunde es hier in Umschrift und Übersetzung wiedergegeben wird.

1 Dzxaigaren-Fang-liieh und Tung-hua-lu übersetzt in Auswahl bei E.

Haenisch, Bruchstücke aus der Geschichte Chinas. I. Die Eroberung von Tibet.

T'oung Pao XII, 1911, 197—235; 376—424. ChHng-shih-lu und ChHng-shih-

kao berücksichtigt in L. Petechs ausführlicher Darstellung der Geschehnisse

m China and Tibet in the early 18th Century, History of the Establishment of

Chinese Protectorate in China, Leiden 1950.

" Engl., kommentierte Übersetzung von F. de Filippi, An Account on

Tibet, The Travels of Ippolito Desideri of Pistoia, S. J., 1712—1727, London

1931 (1937), 150—172, 220—222, 280. Dort auch eme Zusammenstellung der

wesentlichen Arbeiten über die Plünderung von Lhasa und den ölöteneinfaU, 399—400.

3 Breve Notizia del Regno del Tibet dal Fra. Francesco Orazio della Penna di

Billi, 1730, edit. Klaproth, Nouveau Joumal Asiatique 1835, 177 sq.; 273

sq. ; 406 sq.

* Für eine umfassende Darstellung der Vorfälle cf. L. Petech, op. cit. und G. Tucci, Tibetan Painted Scrolls I, Rom 1949, 77—80.

" Pa-yen-Va-la-meng shih-tzu liao-chi-ch'eng,

42—44. Dort finden sich keine Angaben über die Originalgröße des Dokumen¬

tes, welches offensichtlich 8 fols. umfaßte. Über die Publikation selbst cf.

meine Anzeige in Mong. Neudmcke und Neuerscheinungen, Mon. Ser. VIII,

Peking 1942, 278—279.

(2)

392 Waithbb Heissig

Es gibt die Aussagen von Leuten aus dem Gefolge des zweiten Sohnes

des Lha bzan Khan, Surca'-, wieder, und zwar den

1. Bericht der Gebrüder Buda über den letzten Wintermonat K'anghsi

56, 1717;

2. den Bericht des A wang jimba (nag dban byams pa) über die Vorfälle

vom mittleren Wintermonat K'anghsi 56, 1717 bis zum 1. Frühhngs-

monat K'anghsi 57, 1718, und

3. eine Zusammenfassung der Ereignisse, wie sie sich im mittleren

Sommermonat K'anghsi 57, 1718 im Li-fan-yüan darsteUten*.

Diese ZusammensteUung von Nachrichten wurde vom yadayadu Mong¬

yol-un törü-yi jasaqu yabudal-un yamun — „Amt für die Verwaltung der

mongohschen Außenmarken" des Außenministeriums (Li-fan-yüan) im

57. Jahre K'anghsi 1718, schon wenige Tage nach dem Bekanntwerden

dieser Nachrichten in Peking selbst^ zur Unterrichtung der Bannerfür-

1 Tib. ^^'^ sur ca, cf. Rockhill, Tibet, JRAS 1891, 73. Auch die

Ns

Iledkel äastir schreiben durchgehend Sur ja, z. B. Heft 114, 2 v.

" Als verantwortlicher Beamter ist der sidar kiya Rasi, der persönliche Adjutant Rasi (bKra äis ) genannt. Dieser erscheint in den letzten Jahren der Begierung K'anghsi stets in Verbindung mit mongolischen und lamaistischen

Angelegenheiten. Schon K'anghsi 53, 1714 war der hKra äis kiya vom Kaiser

zwischen dem 13. und 22. des 5. Monats mit Ärzten an das Sterbebett des

löan skya Khutukhtu Nag dban Bio bzan i'os Idan nach dem Dolonor ge¬

sandt worden. Am 27./V. überbrachte er dorthin auch die kaiserlichen Trauer¬

geschenke (cf. mong. Biogr. der löan skya Khutukhtu Cindamani-yin erikes

1, 120 V ; 121 r.). K'anghsi 56, 1717 wird der Terigün jerge-yin kiya bkrasis, der Adjutant 1. Klasse bKra äis im Index zum mongolischen Kandjur, vol. 108,23 v.

als Überbringer des kaiserlichen Befehles zur Drucklegung erwähnt (cf. L.

Ligeti, Catalogue du Kanjur Mongol Imprimd, I., Budapest 1942—44, 337). Als Gien-öing-men terigün jerge kiya, als Adjutant 1. Grades am Ch'ien-ch'ing-men

^ fnf^ (Tungyalayoytaryui-yinegüden,cf.mo.Kandjur, vol. 108,23 v.), dem

Tor der Palaststadt, an dem der Kaiser in Audienz zu empfangen pflegte, findet

sich Rasi in einem die Ordos-Mongolen betreffenden kaiserlichen Erlaß aus

dem Jahre K'anghsi 59, 1720 wiedererwähnt, welcher in der 1835 verfaßten

mong. Chronik Subud erike, 25r. wiedergegeben ist (cf. m. Marginalien

zur Ordos-Chronik Subud erike, ZDMG 100/2, 1950, OIS^. Dort ist öian in

öien zu verbessern). Rasi übte seine Tätigkeit auch noch nach dem Tode des

Kaisers Shengtsu aus, denn er hat den 15./IV. Schaltmonat Yungcheng 2,

1724 datierten Tandjurindex ^ jjg^ ^ Hsü-ts'ang-ching je in Mandju und

Chinesisch, als Mitherausgeber (Rasi ^) unterzeichnet (Frdl. Mittig.

von Herm Dr. W. Fuchs, München). Cf. für ihn auch m. Pekinger lama¬

istischen Blockdrueke in mongolischer Sprache, Wiesbaden 1954, 39-40.

2 VI./1718 waren militärische Relaisstationen zur Beförderung des müitäri- schen Schriftverkehres zwischen Ta-chien-lu imd Litang eingerichtet worden (cf. Haenisch, T'oung pao XII, 229.). Unter ähnlichen kriegerischen Umstän¬

den wurde 1723 die Strecke zwischen Hsi-ling imd Peking innerhalb von

5 Tagen bewältigt (cf. Öindamani-yin erikes, 1,127r.).

(3)

ölöteneinfall in Tibet vmd die Plünderung von Lhasa 1717 393

sten (Jasay), Kirchenpatrone und lamaistischen Mönche in Druckplatten

geschnitten, gedruckt und verbreitet. Die Anschrift — in dem vorhegen¬

den Exemplar an die beiden Fürsten der beiden Tümet-Banner von Kuei-

hua (Köke Khota) — ist jeweUs handschrifthch dazugefügt worden.

Das Li-fan-yüan hatte sich gedruckter Exemplare zur Verbreitung

wichtiger Befehle schon früher bedient, wie Dokumente aus den Jahren

K'anghsi 19, 1680, K'anghsi 31,1692 und K'anghsi 34,16951 zeigen. Das

Gesetzbuch des Li-fan-yüan in seiner mong. Version von 1832 enthält

sogar eigene Bestimmungen über die Behandlung von ,,zu verteilenden

Befehlen-tarqayaqu jarliy"^. In seiner Eigenschaft als Träger politischer

xmd mihtärischer Nachrichten aber ist das vorhegende Dokument von

1718 wohl erstmalig, zummdest ist mh kein ähnhches bekannt geworden.

Ein Vergleich der darinnen mitgeteilten Flüchthngsaussagen mit den

von Haenisch bearbeiteten Dokumenten zur Eroberung Tibets aus dem

Dzungaren Fang-lüeh und der Aktensammlung Tung-hua-lu zeigt, daß

diese Augenzeugenberichte weder in jene Werke aufgenommen worden,

noch in ihnen berücksichtigt worden sind*. Es kann sich bei den vorhe¬

genden Aussagen auch nicht um die Berichte jener flüchtigen Tibeter

handeln, auf welche ein Rekognoszierungstrupp in Tsaidam getroffen war

und welche diesem von der Erstürmung der Potala durch die Dzungaren

und den Tod Lha bzan Khans berichtet hatten*. Weder Buda und sem

Bruder noch Awangjimba wußten um den Tod Lha bzan Khans und er¬

wähnten folghch auch nichts darüber.

SachUch stimmen die Angaben des Awangjimba mit denen des dzun-

garischen Unterhändlers Lubzang überein. Dieser war — wie das Dzun-

gaxen-Fang-lüeh berichtet* — am 5./IV. 1817 von dem mandjurischen

Vorhutführer Erentei gefangengenommen und nach Peking gebracht

worden. Die den Flüchthngen gestehten Fragen sind aus diesen vorher¬

gehenden Informationen durch Lubzang, wie aus denen des Lha bzan-

1 Pa-yen-fa-la-meng shih-tzu-liao chi-ch'eng, 7, 18, 25, 26, 29, 30.

2 Jarliy-iyar toytayaysan yadayadu Mongyol-un törü-yi jasaqu yabudal-un yamun-u qauli jüil-ün biöig, Heft 23, 7r.-v.

3 Es soU, Haenisch, op. cit., 198, ein eigenes Fang-lüeh über den Tibet¬

feldzug gegeben haben, welches aber nicht mehr erhalten zu sein scheint.

Daher ist es nicht möglich nachzuprüfen, ob obiges Dokument darinnen Auf¬

nahme gefunden hatte. * T. P. XII, 204.

s T. P. XII, 225—226. Lubzang hatte ausgesagt: 1. Aufbruch der dzim-

garischen Armee nach Tibet im I.Monat 1717 vom Tegis (Altai): 2.1m

10. Monat 1717 Belagerung des Potala; 3. Emnahme der Potala, Tod Lha

bzan am 29./X. 1717; 4. Gefangennahme des jüngsten Sohnes samt Gefolge,

welche zu Ce dban rab brtan geschickt; 5. Surca entkam, wiude erst später

gefangen; 6. Dalai Lama m Jagr&on gefangen; 7. Pancen I,a??ia in Tashilimpo

„wohnengeblieben".

(4)

394 Walthek Heissig

Anhängers Idamfab und der Gemahhn des Surca'- verständhch. Die Mand¬

ju standen 1717/18 der Frage gegenüber, wem eigenthch der Angriff des

Öeringdondub galt. Galt er Tibet oder würde Lha bzan Khan gemeinsame

Sache mit Seringdondub machen^, das Kukunor-Gebiet über Tsaidam

angreifen und den von Kaiser Sheng-tsu in SUing in Sicherheit gebrachten

Dalai Lama-Prätendenten (den späteren 7. Dalai Lama) zu ergreifen ver¬

suchen, was ihm vorher schon einige Male mißlungen war ?* Jener wurde

vom Volke als die einzige rechtmäßige Wiedergeburt des 6. Dalai Lama

angesehen. In wessen Hand sich dieser „kleine Khubilghan" befand, des¬

sen Vorrang in der Herrschaft über Tibet war gesichert. Und letzthch:

welche Seite würden die noch im 3. Monat K'anghsi 57, 1718 unentschie¬

denen Tanghuten einnehmen? War den Kukunor-Stämmen selbst zu

trauen ?

Auf aU diese Fragen gaben die Flüchthngsaussagen Auskunft oder be¬

stätigten bereits Bekanntes. Buda spricht in vorliegendem Dokument von

einer 5000 Mann starken dzungarischen Armee nach den Kämpfen von

1717. Awangjimba nennt als 1717 im Anmarsch beobachtet eine dzunga-

rische Heeresmacht von 3400 Mann unter Ce rin don grub, welche um die

Jahreswende 1717/18 durch Verluste und Krankheiten auf nur 3200

Mann dezimiert war. Dies deckte sich mit einer im 2. Monat 1718 noch

im kaiserhchen Lager bekanntgewordenen Meldung Lha bzan Khans, daß

die Dzungaren das ELhma nicht vertragen und am ganzen Leibe auf-

schweUen würden, wie daß sie während des Rückzuges Lha bzan Khans

von Dam nach Lhasa 200 Mann Verluste gehabt hätten*. Auch der Ku¬

kunor Tayiß Bio bzafi bstan 'jin meldete ähnhch 3000 Mann unter C'e

rin don grub und ihre Dezimierung auf 2500 Mann* . Der zur Mappierung

von Tibet und Kukunor ausgesandte Lama C'ul k'rims ( ÖuUim) bzan po

rab 'byams pa hingegen wiederholte eine den Aussagen des Buda 'ähniiche

Einschätzung der Stärke des Gegners mit 6000 Mann durch Lha bzan^.

Die gleiche Zahl nannte auch Unkovski dem Hörensagen nach und be¬

richtete, daß dem 20000 Mann unter Lha bzan gegenüberstanden'.

1 Diese waren bereits am 2. I. 1718 in Tsaidam von Mandjutruppen auf¬

gefangen worden. T. P. XII, 224.

" T. P., 203. Iledkel Sastir, Heft 81, 52v.: Lazang qan ese bögesü sem-iyer jegün yar-i uduridöu köke nayur-i dobtulur-a odumuija ... — Läßt nicht viel¬

leicht insgeheim Lha bzan Khan den Dzungaren den Weg weisen imd geht

(selbst) selbst nach Kükunorien vor?"

3 Tib. Biogr. des 7. Dalai Lama, 18 sq. zit. nach Tucci, Tibetan Painted Scrolls I, 79.

4 T. P. XII, 218. (Tung-hua-lu, K'anghsi XX, 22a). ' T. P. XII, 215.

« T. P. XII, 218—219; zur Person Petech, 72—73.

' F. de Filippi, op. cit. 400. Es scheint dies eine spätere Übertreibung von dzungarischer Seite gewesen zu sein, sagte doch Lha bzan in einem Brief

an Kaiser Sheng-tsu (T. P. XII, 220), daß die tibetischen Truppen an Zahl

(5)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderang von Lhasa 1717 395

Pie Angabe des Awangjimba über 300 (!) Mann, die nach dem Kukunor

geschickt worden waren, um den „kleinen KhubUghan" zu befreien, findet

eine nachträghche Bestätigung in dem Augenzeugenbericht des P. Desi-

DEBi. Dieser sagt, daß neben der dzungarischen Hauptmacht unter C'e

rin don grub noch eme zweite dzimgarische Heeresgruppe „gegen China"

gesandt worden war, um zu verhmdern, daß Kaiser Sheng-tsu dem Lha

bzan Hilfe sende, „wie auch um zu versuchen, den Knaben, welcher vor¬

gab, der legitime Großlama zu sein,. .. zu befreien^. Die Chinesen waren

demnach durch die Aussagen des Awangjimba rechtzeitig von der Expedi¬

tion gegen sKu 'bum unterrichtet gewesen, was es unverständlich er¬

scheinen läßt, daß dieser VorfaU später weder in den offiziehen chinesi¬

schen und tibetischen noch in den mandjurischen Quehen Erwähnung

fand2.

Die beiden Flüchthnge, BuM rmd Awangjimba, waren Gefolgsleute von

Surca, dem zweiten Sohne des Lhu bzan Khan^. So berichteten sie vor

allem über das Schicksal ihres Herren, nicht aber über den Tod Lha bzafi's.

Die MitteUung des Awangjimba, Surca sei von 30 semer Getreuen begleitet

nach dem Hofe des C'e dban rab brtan gebracht worden, findet eine Be¬

stätigung insofern durch das BzungaTen-Fang-lueh, als dort berichtet

wird, er sei beim Ausbruch aus der Potala von 30 Mann begleitet gewe¬

sen*. Eme Ergänzung und Bestätigung aber finden diese Angaben bei

Desideri. Diesem zufolge* brach Surca gemeinsam mit seinem Vater Lha

bzan (dort Cinghes Khang), dem VizekönigTor gum tresjii (Tar gum bkra

Sis ) und dem General Ton dru ce ring ( Don grub c'e rih ) aus der von den

Dzungaren belagerten Potala aus. Dabei fiel Lha bzan schon zu Begum

der Flucht, während sein zweiter Sohn Surca und zwei von dessen Be¬

gleitern den Hof des Gouverneurs der nordösthchen tibetischen Provinz

Dechen, des „Debä-tdzS" erreichten, welcher sie gefangen nahm. Dieser

unterlegen seien. Sowohl Bzxmga.Ten-Fang-lüeh wie Tung-hua-lu (T. P. XII,

387) wiederholen eüien Bericht, demzufolge nur 2000 Mann der 6000 köpfigen

dzungarischen Streitmacht Dzungaren waren imd gepreßte Stämme den

Kest bildeten. Dies erklärt die Divergenz beider obiger Aussagen.

1 FnuPPi, 154. ^ Petech, op. cit. 35.

3 H. Bitchouein, Description du Tibet, trad. du Chinois (et du Russe en

Franfais par M. Klaproth Nouveau Joumal Asiatique, 1829, 242; Un-

KovsKi (edit. N. I. Veselovski, Posol'stvo k'ziungarskomy chun taiiäi Cevan'

rcibtanu etc., St. Petersburg, 1887, 190—191; Deutsche Übersetzung bei

G. F. MÜLLER, Sammlung Russischer Geschichte, Zweytes Stück, St. Peters¬

burg 1733, 133) zufolge war der älteste Sohn des Cinghes Khan (Lha bzan)

namens Qaldanczerin noch vor Beginn der kriegerischen Auseinandersetzun¬

gen mit einer Tochter des Contaischa (=C'e dhan rab brtan ) vermählt und

von diesem später unter einem Vorwand getötet worden. Der Name dieser

Tochter war Boi talek (Hummel, Eminent Chinese, 758 ).

4 T. P. XII, 225. ' Filippi, 158.

(6)

396 Waltheb Heissig

Dibä-tdze Desideei's ist der Diba tayiß des vorliegenden Dokumentes:

Diba < tib. sde fa „Oberhaupt, Gouverneur eines Gebietes," td-ze <

mong. tayiß „Prinz, Adehger"^, an welchen Siirca sich um Proviant und

Pferde gewandt hatte, was zu seiner und zweier Leute aus dem Gefolge

des Deiva fayisang's Gefangenahme führte^. Auffälhg ist es, daß die aus

dem Gefolge des Surca stammenden Flüchthnge aber nicht bereits auch

vom Tode des Lhxi bzan Khan zu berichten wußten.

Der gefangengenommene dzungarische Unterhändler Bio bzan hatte

bereits vom Tode des Lha bzan beim Fall der Potala berichtet*. Die Kennt¬

nis des Todes des Lha bzan bestätigt dessen Erwähnung durch den kiya

Rasi in der Zusammenfassung am Ende des hier besprochenen Doku¬

mentes vom mittleren Sommermonat K'anghsi 57, 1718. So ist es nicht

zu verstehen, weshalb Kaiser Sheng-tsu noch im 6. chin. Monat K'anghsi

57, 1718 in seiner Antwort an den Staatsrat nur von der Überwältigung

Lha bzarCs durch seine Feinde*, nicht aber von seinem ihm doch schon

bekannten Tode sprach.

Die Ursache für die Verbreitung gerade dieser Flüchtlingsaussagen

über die Lage in Tibet im Druck dürften aber die darinnen enthaltenen

Angaben über die Plünderung von Lhasa durch die Dzungaren und über

das, damit im Zusammenhang, erfolgte vermeinthche Ende des Pan c'en

von Tashüunpo Bio bzan ye Ses (gest. erst 1737) gewesen sein. Mit diesen

Nachrichten waren die der lamaistischen Lehre treu ergebenen Mongolen

gegen die Dzungaren aufzubringen.

Obwohl in diesem Sinne am Schlüsse des Dokumentes ahe Schuld für

die Unruhe in Tibet, für die Klosterplünderungen und Ermordung vieler

Mönche den Dzungaren ahein gegeben wird, so zeigen die mitgeteUten

Aussagen doch noch eine weitere Kraft dabei am Werke: den Zwist zwi¬

schen der dGe lugs pa-Sekte und der Rothut-Sekte.

C'e dban rab brtan (1665—1727), der Neffe des im Kampfe gegen die

Khalkha und Kaiser Sheng-tsu berühmt gewordenen Ölöten-Herrschers

Galdan boSuytu (1645—1697) hatte nach dessen Tode auch dessen Khan¬

titel übernommen und vertrat allmähhch immer mehr die gleichen Ideen

eines dzungarischen Großreiches, obgleich er früher der Verbündete des

Kaisers K'anghsi gegen Galdan gewesen war. Als solcher war mit seiner,

Lha bzan Khans und Kaiser ÄÄewg^-tew's Stimme 1701 auf einer Synode der

6. Dalai Blama Bio bzan rin c'en Cans dbyans rgya mc'o mit der Begrün¬

dung, er stamme aus einer roten, nicht reformierten Famihe, aus welchem

1 Desidebi (ed. Filippi, 159) gibt dafür folgende, wohl nicht zutreffende Erklärung: "one of the principal North-Eastem Provinces of Thibet called Taze, wherefore the governor is named Debä-Täzi."

2 T. P. XII, 225. Petech, op cit. 40 nennt ihn sTag rce -pa.

3 T. P. 229.

(7)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderung von Lhasa 1717 397

Grunde in ihm der 5. Dalai Lama nicht reinkarniert sem könne^, seines

Amtes enthoben worden. Daraus erheht, daß C'e dbaii rab brtan die gelbe

Lehre und nicht die rote (rJ^in ma pa) Sekte förderte. Der Hilferuf des

Lha bzan Khan, den dieser 1716 beim Herannahen der Truppen des C'e

rin don grub in einem Schreiben an Kaiser Sheng-tsu geschickt hatte.

Sollten die Länder K'am, Wei imd Tsang den Feinden in die Hände fahen,

so würde das den Untergang der gelben Lehre bedeuten. .. "2, bezog sich

nicht auf eme tatsächhche Bedrohung der gelben Sekte, als vielmehr dar¬

auf, daß der nach 1701 von Lha bzan Khan unter Mißachtung aher theo¬

logischen Voraussetzungen an Stelle des enthronten 6. Dalai Lama ein¬

gesetzte ifag dbaii ye Ses nicht von C'e dban rab brtan anerkannt wordenwar

und gegen ihn eme starke Opposition in den großen Klöstern um Lhasa

bestand*. Der Einmarsch der Dzungaren des C'e rin don grub, welcher aus¬

sprengen heß, daß er käme, um den wahren 7. Dalai Lama Bio bzan bskal

bzan rgya mc'o aus dem chinesischen Gewahrsam in sku 'bum zu befreien

und nach Tibet zu brmgen, bedeutete aber die Unterstützung jener Oppo¬

sitionsgruppen und damit das Ende des Emflusses des Lha bzan auf die

gelbe Sekte. So kam es auch: der Puppet-Dalai Lama ]^ag dban ye Ses

rgya mc'o wurde sogleich nach dem Fah der Potala* von den Dzungaren

gefangengenommen und im Kloster löags po ri, aus welchem er stammte,

festgesetzt*.

Die beiden in vorhegendem Dokument wiedergegebenen Aussagen aber

schreiben die Verfolgungen von Mönchen der Rothut-Sekte, die Ermor¬

dung von deren Oberhäupter, die Vertreibung aller die Lehren Tsong-

khapa's nicht befolgender Mönche und die Zerstörung der Rothut-Klöster

nicht ahein den Dzungaren, sondern auch den Mönchen der gelben Sekte

vor allem aus den Klöstern Se ra, Shigatse und Bras spuns zu. Diese Dar¬

steUung findet ihre Bestätigung durch den europäischen Augenzeugen

dieser VorfäUe von 1717 in Lhasa, P. Desideri, welcher den Neid und

Haß, welchen die Mönche der Gelbhut-Sekte gegen die der Rothut-

Sekte bezeigten*, als die Ursache der blutigen Ausschreitungen nennt.

Demnach war es aus Anlaß des Einmarsches der dzungarischen Truppen

1 Cf. m. Ein mong. Textfragment über Oaldan, Sinol. Arbeiten, II. 148,,,

» T. P. XII, 220.

3 Die „Chin. Beschreibung Tibets" (Vmtl. aus der Reichsgeographie) (cf.

Haenisch, Southern Tibet IX, 20) spricht von „oppositions de quelques parti¬

sans secret ou creatures du Roi des Eleuth". Cf. femer Unkovski, 1. c, 191

und G. F. MÜLLEB, 133; Tucci, op. cit. 79. * 29./X. 1717.

' Ein Kloster und eine medizinische Hochschule südwestl. der Potala

(Rockhill, op. cit. 262), das Tschakebuli Schulemanns, 173, dessen Dar¬

stellung dieses VorfaUes übrigens richtigzustellen ist : nicht der 7. Dalai Lama

Bio bzan bskal bzan rgya mc'o (1708—1758), sondem der Puppet Dalai Lama

Nag dban ye Ses rgya mc'o (geb. 1686) wurde dort gefangengehalten.

« Filippi, 221.

26 ZDMG 104/2

(8)

398 Waltheb Heissig

nochmals zu einem Aufflammen des alten Zwistes zwischen alter und

reformierter Lehre gekommen. Beide Geschehnisse liefen paraUel zuein¬

ander ab, und erst die spätere Geschichtschreibung verquickte sie. So

rühmt die mongohsche Chronik Bolur toli des rab 'byams pa dge sion Jim¬

badorji von den Urat im frühen 19. Jhdt^. die Dzungaren mit folgenden

Worten:

.. .tere kiri-dür Jegün yar-un öirig üd ber gabulun Saydurjab tangyud

tayiji namjil-i tan-i aryadaju hodalayin qayalya negelgejü oruyad lajang

qan-i bariju ahuhai. Isijamso dalai blama-yi Jay youl-un süme-dü qoribai.

Jici basa ulayan-u keyid namjil Ung dor Jibal minjurling kemegci keyid üd-i ebdejü sira-yin sasin-i yekede ergümjilebei ...

zu diesem Zeitpunkt gewann das Heer der Dzungaren durch

Schmeicheleien den yabulun saydurjab und Tangyud tayiji, welche ihnen

die Tore des Potala öffneten, und sie drangen ein und ergriffen Lha bzan

Khan. Den Dalai Lama Ye äes rgya mc'o setzen sie im Kloster am lÖags-

Flusse gefangen. Sie zerstörten auch die roten Klöster rNam rgyal glin,

rDo rje dpal (!) und sMin sgrol glin und förderten so die Gelbe Lehre über¬

aus. .."

2. Mongohscher Text^

(1) yadayadu Mongyol-un törü-yi Jasaqu yabudal-un yamun-u bilig.

Köke qota-du Jegün. barayun-u qosiyun ejed-tür ilegebe. Coytu Erentei. güng

Cewang norbu tan-u ayiladqaysan biöig-tür^ sonusqan ayiladqaqu-yin

uiir. engke amuyulang-un tabin doluduyar on. Jun-u terigün sara-yin arban

doluyan-a. köke nayur-un beyile Ardbdan ombu öber-ün Oldusi kemegci

kümun-i Jaruju. Juu-yin yajar-aca oryuju qariysan Buda neretü aqa degüü

qoyar kümün qamtu iregsen-dür. Buda-aca asqabasu kelekü anu. Manu aqa

degüü qoyayula tayiji Surca-yin kümün ene Jil-ün qabur-un terigün sara¬

yin sine-yin yisün-e Juu-aca yabayan oryuju yaruyad. qara usu-dur *kürcü^

iregsen qoyina söni Jegün yar-un aduyun-aca yisünmori-yi qulayuju abuyad

inaysi oryuju yarba. man-u irekü-dü. üjebesü qara usu^-aca murus usu-dur

kürtele uytu nutuylaysan kümün ügei. murus usu-dur yayca tangyud. ü-äu

geg£i ayimay-un ulus sayujuqui. murususu -aSa solomu-yin andaya Jir-

madai -dur kürtele basacu. kümün sayuysan ügei. man-u aqa degüü qoyar

1 Ms. in der Königl. Bib. Kopenhagen, 99 r.; Für den besonderen dge lugs po-freundUchen Gesichtspunkt der Darstellung dieses Werkes cf. B. J. Vladi¬

mibcov, Nadpisi na skalach chalchaskogo Coktu taidii, Izv. A. N. 1926,1275 sq.

2 Der oftmals vorkommende mong. Galik-Buchstabe )-| entspricht dem

tib. ^ und ist dem gemäß mit c umschrieben.

3 Bis hier handschriftlich hinzugefügte Anschrift ; alles Weitere Block¬

druck. * Nur üröü im Text leserlich.

' Schlecht leserhch ; nach späteren Textstellen ergänzt.

(9)

ölöteneinfall in Tibet vmd die Plünderung von Lhasa 1717 399

köke sai. bayidus qoyar fam-un jabsar inu qariba kememü. sayid bide Buda-

aca fegün yar-un cirig ba. fuu-yin kereg medege -yi asqabasu. kelekü anu.

fegün yar-un cerig yafar usun-dur ülü fokiqu -yin tula neliyed ükübe. bayil-

duqui-dur cu basa neliyed üküfüküi. edüge ay6i 6erig-i üfebesü. tabun

mingyan yarun bayinam uridu fil-ün ebül-ün segül sara-yin qorid-iyar

Bancen-u beye yasi lumbo -dur ügei bolba. edür-i temdeglegsen ügei Ban-

cen-u dergede ayci öber-ün degüü-yin qoyar köbegün inu Dorfi. Cegba aqa

degüü qoyar qutuytu-yi Oering dongrub tan barifu alaba. dalai blama-yi

jayuuri'-yin süme-dü quriba. urida fegün yar-un ulus-un ecige. Bancen-u

beye dalai blama man-u qan Lhacang -un aqa Danfin uxingfal -un kergei.

Danfin wangfal-un qoyar -i ene fil-un fun-u terigün sara-dur Cewang

rabdan-u dergede kürgegülümüi kemen keldceküi-yi bi sonusba. basa bara-

yibung. sera, galdan. ene yurba yeke süme^ -dür- (Fol. 2) ayci yeke haya

quwaray ud. dulba-yin yosun-iyar yabuycid-i aquyuluysan-aca busu dulba-

yin yosun-iyar ülü yabuycid-i com üldefü ilegebe. ulayan malaya-yin yeke

lama Dorfiray. tegün-ü daraya terigülegci lama nar-i cöm barifu alaba.

eden-ü yayuma-yi cöm ayulaylan abuyad. douradu baya lama nar. Säm

üldebe. Dalai blama-yin Sang-un yambar ba yayuma- yi cöm abuyad.

Cering dondub tan tus tustayan qubiyaba. fegünyar-un ulus köke sai fam.

qoyar nomuqan-u. qoyur dumda. bayidu fam-un gereseü kemegci yafar.

gam-un arslan ayulan-u amasar ene yurban yafar-tur. cöm nifeged fayun

kümün-ü qarayul sayulyafuqui^ egünece obere, busu yafar-tur qarayul

sayulyaysan ügei. basa man-u tayifi Surca-yin beye Dewa fayisang qasiya-

yin ere eme qoyar^ basa qoyar dayay.san kümün-luya coqayar dutayafu

yaruyad Diba tayifi -yin yafar-tur kürüged. moriyi qalafu künesü-yi ahcu

oduya kemen Diba tayifi -yin dergede odoysan-dur. Diba tayifi. Surca Dewa

fayisang-un ere eme qoyar-i £öm barifu. Oering dongrub tan-dur kürgegülbe

kememü. egünece öbere busu yabudal-i yeke oruyul cöm fegün yar-un ögeled

Ldbcang-un kelegsen yosuyar ügülemüi. eyimü-yin tula Buda fun-aca

asayuysan üge-yi kündüde sonusqan ayiladqaba kemefüküi basa ayilad¬

qaysan bicig-tür engke amuyulang-un tabin doluduyar on-u fun-u terigün

sara-yin qorin dörben-e köke nayur-un beyile Arabdan ombu. öber-ün Sehlen

itegeltü kiya-yi farufu fuu-aöa oryufu yaruysan Awang fimba-yi kürgefü

ireged. bide Awang fimba-aca asqabasu kelekü anu. bi tayifi Surca-yin sidar

dayafu yabuqu kümün. niduyun ebül-ün dumdadu sara-yin sine-yin nigen-e

fegün yar-un cirig. bodala-yi qayafu hayilduqui-dur Dewa fayisang-un ere

eme bide basa tabun kümün man-u tayifi Surca-yi dayafu. dayisun-aca

Suryufu yaruyad. yolo dabaya-iyar dutayar yarqui-dur . fegünyar-un fayun

üderen kümün qoyina-aca nekefü ireküi-degen. minu beye. hasa Surca-yin

manai qayiratu Sinam hide qoyayula. Surca-yi qola sunduyai kemen sanafu

1 Lies Jaybori, tib. lÖags po ri. Cf. S. 397, Anm. 5. 2 Schlecht leserlich.

3 Text: sayulyajüküi(I). * Schlecht leserlich; nach Zeile 59 lies qoyar.

26*

(10)

400 Walthee Heissig

mori-aca hayufu. (Fol. 3) yolo dahayan-u amasar-un tede-dür beye-ben qala- lafu jegün yar-un cirig-ün ireküi-yi uytuju buu-iyar qarbuqui-dur. Sinam.

dayisun-u buu-dur dusufu abtaba. basa fegün yar-un cirig-ece doluyan kümün

güicefü ireged. nigen kümün minu buruyu degege köl-ün yuya-yi fidalafu

bariyad. namayi Ramfamba cambil-un douraduOarma gegci kümün-dür ögcü.

arban qonuy üderen bariyad. sayi talbiba. qoyina man-u tayifi Surca-yin

douradu kiya Guyeng tan. namayi Surca-yin sidar yabuysan kümün gefü

Öering dondub tan-dur kelegsan-iyer namayi degefü bariyad quriysan qoyina

man-u qan-u aqa Danfin wangfal-un gergei Öeringdondub tan-dur yuyun

batulafu qariysan-dur quriysan biden-ü arban tayifi. namai tai cöm talbiba.

qoyina man-u tayifi Surca-yin douradu Batu möngke neretü baya köbegün.

nadur fegün yar-un arad basa cimayi degefü barifu qurinam gefü semeger ke¬

legsen tula. bi minu töröl-ün aqa Lohfang danfin-u ger-tür niyufu bariyad.

tangyud Bobuy neretü kümün bide qoyayula-yin ger. mal cöm boro cunggil-tur bui böküi-yin tula. bide jöhlefü sigidtün qabur-un terigün sara-yin arban ni-

gen-u söni fegün yar-un uyaysan tabun mori nigen losa-yi qulayufu abuyad

bam-un fam-iyar oryufu yarba kememü bide Awang fimba aca. Surca-yi Diba

tayifi hariysan ucir yayun bui. Lhacang -un ger. Surca. hasa yucin üderen

fayisang-yi ene jil-ün qabur-un terigün sara -yin arban nayiman-dur cöm

Cewang rabdan-u dergede kürgegülügsen-i ci medekü buyu fegün yar-un

cirig kedün mingyan bui. edüge cöm qamiya sayufuqui ali yafar-tur qarayul

talbiba. teden-ü morin-u toya kedün bui. morin-u kücün yambar bui

kemen asqabasu. kelekü anu Surca yolo dabaya-iyar dutayafu yaruyad

siraniyul gegci tangyud-un yafar-tur kürcü. Diha tayifi -dur qalaqu mori

idekü künesü (Fol. 4) abqayusura Aqadai neretü kümün-i faruysan-dur*-.

Diba tayifi Aqadai -yi barifu Öering dondub -tur kürgegülün. ebül-ün dum¬

dadu sara -yin sine-yin dörhen-e Diba tayifi-yin kümün fegün yar-un

kümün-luya ( !) qamtu odcu siraniyul-un yafar-tur Surca. Dewa fayisang-

un ere eme-yi 6öm bariba. edüge Surca-yi Ramfamba cambal-un sayuysan

sanfab horobung-tur quriba. man-u qatun. basa man-u qan-u haya köbegün -i

dergede quriba.

ene fil-ün fun-u terigün sara-du Cewangrabdan-u dergede kürgegülünem

tere Ramfamba £oyimbal-un sidar yabuqu arad-un keleküi-yi sonusba

qabur-un terigün sara-yin arban nayiman-dur Cewangrabdan-u dergede

kürgegülügsen-i bi ese sonusba. fegün yar-un cirig urida yolo dabaya-yi

önggeren fuu-yin füg ireküi-dur man-u qan Lhacang minu beye Dondub

Sehlen. Asida. man-u yurban kümün-i fegün yar-un cirig-ün toya-yi

todorqayilan toyalafu iregtün kemen. dural abai-yi olhacu. bide yolo

1 Diese Zeile fehlt im Faksimiledruck des Pa-yen-ta-la-meng shih-tzu liao- chi-ch'eng, 43 und wurde nach einer Photokopie des behandelten Dokumentes

ergänzt, welche ich der Freundlichkeit von Herrn Prof. Lattimobe, Johns

Hopkins Univ, Baltimore, USA verdanke.

(11)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderung von Lhasa 1717 401

dahayan-u amasar-un dergede ayci yeke qada-dur heye-hen daldalan niyufu

fegün yar-un cerig ud iregülfü odqui-yi dural ahai-iyar qaran üfefü tölüblen

toya-lahasu yurban mingyan dörben fayun üderen hui. hayilduqu ba. basa

yafar usun-dur ese fokifu. yerü neliyed ükübe. edüge ayci cerig-i üfebesü

yurban mingyan qoyar fay un-aca yarquügei. edüge cerig-ün arad cöm fuu-yin

dotura sayufuqui. qara usu dam yafar-tur mori aduyulaqui-dur ilegüü

holqula yurban fayun kümün hui qoyar nomuqan-u qoyorunduboy say yafar-

tur yucin kümün qarayul sayufuqui. Bayidu yafar-tur döcin üderen kümün

qarayul. sayufuqui. ene qoyar yafar-aca öbere. busu yafar-tur qarayul

sayulyaysan-i ese sonusba. fuu-dur dayin-u üye kümün-hüri ongon^ mori.

esebesü qoyar. kümün neyilefü nigen mori ögcü arhai hoqudai idegülkü-yin

tula. ene morid-un kücün 6öm sayin bayinam. qara usu dam-un ferge-yin

yafar-tur aduyulaysan morid-un kücün ecingge^ uraqan teden-ü mori-yin

toya-yi olfu (Fol. 5) ese medebe. üfebesü morid cu cögüken kememü. hasa

Awang fimba-aca. fegün yar-un arad. fuu-yi ahuysan qoyina ebül-ün segül

sara-yin sine-yin *yisün -dür cayan fai gegci kümün-i farufu Cewang

rabdan-dur keler-e odba kemen köke nayur-un noyad-tur faruysan Lob(c )-

ang tan-i faruqui-dur gedergü kürSü irege edüi kemegsen anu. ünen huyu.

Öering dondub tan teden-ü elci Lobcang tan-i köke nayur-un ken-ü

dergede faruba faruy *san kereg ucir-i. ci sonusuysan buyu. efen-ü yeke

öirig dayilara odqui-(y)i. fegün yar-un ulus sonusuysan buyu. yeke cerig

dayilara odbasu tede. toytayaqu buyu. küliyen esergücekü huyu. dalai blama

-yi fayhuri-yin süme duni quriba. Bancen ebül-ün segül sara-yin qorid-

iyar ügei bolba kemegsen anu £öm ünen buyu kemen asqabasu kelekü anu.

fegün yar-un arad fuu oruysan qoyina manu fayisang Kewang. teden-ü

6ayan fai gegci kümün-i yaryafu. arban tabun kümün tei ebül-ün dumdatu

sara-yin sine-yin tabun-a -yin fam-iyar Cewang rabdan-du.

kelekülüre ilegebe namai ireküi-dür küröü irege edüi urida fegün yar-un

arad-un kelel£eküi-yi sonusbasu yurban fayun kümün-i köke nayur-un

tayifinar-un dergede ilegefü. haya qubilyan-i falafu ahcu iremü kemegsen

bölüge. qoyina hi fuu-aca oryufu yaruyad. yisün edür yabufu taray yafar-tur kürcü iregsen qoyina fegün yar-un doluyan elci fendegün -u yafar-tur kürcü

irebe köke nayur -un bügüde tayifinar-un dergede üdter odoyad darui yaya-

rafu gedergü irektün kemen faruba. kereg ucir-i inu ese medebe kemen. taray yafar-tur sayuysan tangyud ulus-un kelelceküi-yi sonusba. efen-ü yeke cerig köke nayur-un bügüde cerig Öering dayilara iremü kemen kelelceg(düküi) kedüi irekü ba kefiye kürcü ireküi-yi ese sonusba yeke cirig dayilafu orobasu dutayafu esergücekü-yi teden-ü kelelceküi-yi (Fol. 6) bi sonusuysan ügei. qa- rinöiki kitad öerig kei ber kürcü irebesü. ene cöm ten medege kürgegülügsen

1 Lehnwort aus dem Mandj.: cf. ma. Ongko „Weideplatz"; ongko morin

„Pferd auf der Weide, Reservepferd", cf. Zachabov, M an'öiursko-russkij slovar, St. Petersburg 1875, 126b. 2 j^g, edinggir.

(12)

402 Waltheb. Heissig

diba tan-i 6öm barifu alamui kemen mandur fayai( ? ) tarqayaba. basa Dalai

blama-dur dang arban kümün ögcü. fayburi süme-dür fögebe qoriysan keme-

küi-yi bi ese medebe. bancen-u degüü-yin qoyar köbegün DorSi. Gengba

aqa degüü qoyar qutuytu-yi. Öering dondub tan bariysan-dur Bancen amin-i

aburaqu afiyamu. kemen *qarubasu Öering dondub tan ese boluysan tula.

Bancen-u beye. ebül-ün dumdatu sara-yin sine-yin tabun-dur qoyisi Rasi-

lumbo-dur odqui-dur. fam-un fayura Sartuyfan gegci süme-dür küreged idekü

uuyuqu-yi oqorayad. Sartuyfan süme-dür sayuyad ebül-ün. segül sara-yin

qorin qoyar esebesü qorin yurban-dur ügei bolba. edür-i inu bi todorqai tem-

deglefü ese cidaba. qorin dörben-dür Öering dondub tan Dorfi Cengba aqa

degüü qoyar qutuytu basa ulayan malaya-yin qoyar yeke lama Dorfiray.

Manfungling-i cöm youl-dur orkifu alaba. basa Awanq fimba-aca fegün yar-

un cirig fuu-yi abuysan qoyina ene qoyorundu köke nayur-un ulus Öering

dondub tan -dur elci faruysan buyu. Lobcang tan-i faruqu-yin urida köke

nayur-un ulus-tur basa öbere elci faruysan yabudal buyu kemen asqabasu

kelekü anu. urida köke nayur-un elci basa Öering dondub tan öbere elci faruy- san-i ese sonusba. yayca bi. inaysi ireküi-dür tarun yafar-tur kürcü iregsen.

edür fam-dur yucin arad kümün yurban fayun üker-tür aciya aöifu barayun

tala odqui-yi uöarafu. bi kümün. aciya-yi 6öm önggeregülfü qoyina. yabuqu

Tangyud-un nigen kümün-ece asqabasu kelekü anu köke nayur-un beyile

Öayan danfin. öber-ün dour atu Dar fa. Öayan danfin -u aci beyise Lafab.

öber-ün douratu Qartang ramfamba Aba. ene yurban kümün-i (Fol. 7)

terigülegülfü. yucin kümün tei yurban fayun üker-tür altan. mönggü. 6ai.

tosu aciyulfu fuu-dur kürgegülümüi *Dalai'^ blama-yi siregen-dür sayulya-

qui-dur kereglembuu kemen nadur kelebe. kememüi. basa Awang fimha-aZa

egünece öbere basa sonusuysan medegsen kereg fang gi bui buyu. kemen

asqabasu. kelekü anu. bi dam-un fam-iyar ireküi-dür. Rinufi gegci Tangyud-

un yafar-tur kürcü iregsen-dür. efen-ü farliy-un bicig kürcü irebe. yeke

cirig kürcü iremü. fegün yar-tur kerkibesü ber buu dayafu oruytun. basakü

buu qudalduya kire odoysun kemen Rinuci Tangyud-un ulus-un kelel6eküi

-yi sonusba. Rinu£i-ece inaysi sayuysan. ulus. fegün yar-tur dayafu oroysan

ügei. Rinu6i-e6e cinaysi sayuysan Tangyud ulus cöm fegün yar-tur dayafu

oroba. fuu-aca nayiman qonuy-un yafar-tur aci. öin wang Lobcang danfin-u

qariya-tu Nayäud gegci Tangyud-un ayimay-i. fegün yar-un arad qaltafu

tonuysan-ügei. NaySud -aca inaysi ayci Tangyud Töbed ulus-i cöm ayulay¬

lan Tonuci Dorfiray. Manfungling-un sayuysan yafar yeke süme-yi 6öm,

ebdefü. douradu quwaray ud-i cöm üldebe. barayibung süme-yin nayiman

fayun üderen quwaray yile söni cöm oryufu yaruyad inaysi ireküi-yi. ene

oryuqu ucir-i urida-aöa ese kelebe kemen. barayibung süme-yin terigüligsen

1 Das Wort ist von der Druckplatte abgesprungen ; es muß jedoch Dalai

heißen, da das nachfolgende blama nur im Namen Dalai blama hier gebraucht

wird, während in allen anderen Namen nur lama geschrieben wird.

(13)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderimg von Lhasa 1717 403

gomang lama-yi. Sering dondub tan bariba egün-ece yadana yerü obere

kereg jang-yi ügei kememü. basa Awang jimba-a£a jegünyar-un elciLobcang

tan-u kelegsen üge. cöm cinu üge eren öber-e. ene ucir yayun buu kemen

asqabasu. belekü anu. Lobcang tan aliba kereg-i cöm sayid-tur qudala-

yar kelemüi. sayid-tur yuyuqu minu. namayi begejing odoqu ilegefü. bi ber

Lobcang tan-u aman ayulfaya kememü. eyimü-yin tula. bide

Auxing fimba-aöa asayuysan üge-yi quriyan sonusqan ayiladqaysan-

a£a öbere. Awang fimba (Fol. 8) bayilduqui yafar-aca Surca-yin qamtu

dutayafu yaruysan kümün tula. boSoqo Wangfal-dur tusiyafu fun-u terigün

sara-yin qorin firyuyan-dur. boro qosiyu-aikt mordayulfu. Selwug-aca ulaya-

bar begefing qotan-dur kürgegülümüi egün-ü bolun kiciyen sonusqan ayilad¬

qaba kemegsen bicig-i engke amuyulang-un tabin doluduyar on fun-u dum¬

datu sara-yin sine tabun-a. sidar kiya Rasi-dur ög£ü ulamfilan ayiladqay-

san-dur. farlig boyda Bancen kemegci biden-ü bügüde-yin sira safin-u

baysi blama. edüge siltayan ügei Cewang rabdan qulayai bar Serig ilegefü

Locang qan-i alayad fuu-yi aböu yekegen blama nar-i alan. süme keyid-i

ebden yabuqui-dur boyda Bancen beye ber irefü qurifu keleUebesü üge

abqu ügei. basa boyda Bancen-u baysi-yin qubilyan qutuytu Dorfe cam-

ba ecige-yin qubilyan qutuytu-yi alaysan-u tulada boyda Banden masi

qoruscu Rasi lumboyin siregen-dür kürügsen ügei. nigen edur-un yafar-a

Sartugfan kemekü keyid-tür idekü uuyuqu-yi. tasulju yangSi bayifuqui.

eyimü-yin tula. bide bügüde öglige-yin efed. blama nar sonuscu fögegei

bayifu bolqu buyu data adu fasay. QalqaZud. ende ay£i blama nar begefing

qotan-u yafar yafar-un keyid-ün blama nar-tur farlafu tus tus iriigel nom

gürüm basa buyan üiledcü ungsibasu fokiqu nom-i ungsiyultuyai egüni

keb seyilfü darufu. olan bügüde -dür farlatuyai kemegsen-i kündüde dayafi

egün-ü tula ilegebe.

Siegel.

Engke amuyulang-un tabin doluduyar on.

fun-u dumdatu sara-yin d

3. Übersetzung

Fol. 1) Schreiben des Amtes für die Verwaltung der mongolischen

Außenmarken, gesandt an die Fürsten des rechten und linken Banners

von Köke Khota.

In den Meldungen des Coytu Erentei und des Herzogs Ceuxingnorbü' ist

folgendes Geschehen zur Keimtnis gebracht worden:

1 Erentei war Si-an-u jangjun, C<e dban nor bu dotuyadu sayid. Beide waren 1717 „Köke nayur-un diqula yafar-tur qubiyafu sayulyabai -auf die wichtigen Punkte des Kukunor [-Gebietes] aufgeteilt stationiert worden" cf. Iledkel äastir, Heft 81, 54 r.

(14)

404 Waltheb Heissig

Der Kukunor-Beile Arabdan Ombu'- hat am 17. des ersten Sommer¬

monates, K'anghsi 57, (1718) seinen Untertanen Oldusi mit der Meldung

geschickt, daß — als die aus Tibet flüchtend zurückgekehrten zwei Leute,

ein gewisser Buda und sein jüngerer Bruder, miteinander angekommen

waren — Buda auf Befragen ausgesagt hätte :

Wir Brüder sind beide (Gefolgs-)Leute des Tayiji Surca. Wir sind am

neunten Neumondstage des ersten Frühlingsmonates dieses Jahres^ aus

Tibet geflüchtet. In der Nacht nach dem Erreichen von Khara usu stahlen

wir neun Pferde aus der Herde der Dzungaren und flüchteten hierher.

Wie wir während unseres Kommens sahen, befanden sich von Khara usu

bis nach Murus usu keiae der dort ursprünglich wohnhaften Leute. Am

Murus usu lagerten ledighch Leute des tibetischen Fw-sfew-Stammes*.

Zwischen Murus usu bis nach Solomu-yin andaya Jirmadai wohnten

ebenfahs keine Leute. Wir zwei Brüder kehrten zwischen den beiden

Straßen nach Köke sai und Baidus zurück!"

Als wir den Beamten Buda um Nachrichten über das dzungarische

Heer und die Zustände in Tibet fragten, hat er geantwortet: „Weü die

dzungarischen Krieger nicht mit dem Lande vertraut sind, sterben viele;

viele sind auch im Kampfe gefallen. Das Heer hat, seinem heutigen Stan¬

de nach beurteüt, über fünftausend Mann.

Um den Zwanzigsten des letzten Wintermonates im vergangenen Jahr

starb der Pancen selbst in Tashüunpo*. An einem Tage, welcher nicht

verzeichnet worden ist, ergriff C'e rih don grub zwei Khutukhtu, die zwei

Brüder rDo rje und Cegba (?), die in der Umgebung des Pancen wehenden

zwei Söhne seines jüngeren Bruders, und tötete sie.

Den Dalai Lama^ setzte er im Kloster löags po ri gefangen.

Ich habe Gerede gehört, daß früher die Rede der Dzungaren dahin

gegangen war, den Pancen selbst, den Dalai Lama, die Gattin des Tanfin

uxmgjal, des älteren Bruders unseres Fürsten Lha bzan und die zwei

^ Er war einer der Fürsten des linken Flügels des Kukunor-Ölöten. Cf .

Iledkel Sastir, Heft 81, 51r. 2 März 1718.

3 Cf. Della Penna (N. J. A. 1834, 192) Zolomä, fünf Tagesreisen vom

Kukimor entfemt. Klapeoth, 1. c. 192", nennt einen yurban soliman youl

(gourban soliman gool), einen Zusammenfluß dreier Flüsse dort, wo auf dem

Wege von Lliasa nach Sining der obere Hoangho überschritten wird.

* Dies erwies sich als eine Falschmeldung. Bio bzan ye Ses (geb. 1663) starb erst 1737. Seine tib. Biographie, Sa kya dge sion blo bzan ye Ses kyi spyod cHil gsal bar byed 'od dkar can gyi p'^ren ba bestätigt die Darstellung der Ereignisse von 1717 in Lhasa, wie sie von Desidebi erzählt werden (cf. Tucci, Tibetan Painted Scrolls, I, 161). An der ausschließlichen Bedeutung von ügei bol- als

„sterben" besteht kein Zweifel, wie sein oftmaliger Gebrauch in diesem

Sinne in den offiziellen Schriften des Mandju-Zeit in mong. Sprache, z. B.

Iledkel Sastir, genealogische Listen etc. beweist.

6 Nag dban ye Ses rgya mc'o. Für sein weiteres Schicksal cf. Petech, 1. c.

(15)

ölöteneinfall in Tibet imd die Plünderung von Lhasa 1717 405

Töchter des Tanfin wang fai im ersten Sommermonate dieses Jahres an

den Hof des C'e Man rab brtan zu bringen.

Ferner haben die in den drei großen Klöstern von 'Bras spuhs, Se ra

und dOa Hdan lebenden (Fol. 2) hohen und niedrigen Mönche, außer daß sie

diejenigen, welche die Gehorsamsregeln befolgten, davon ausgenommen

haben, aUe die anderen die 'dul 6a-Regeln rücht Befolgenden ausgetrieben.

Den Großlama der Rothüte rDo rfe grags und die nach ihm folgenden Ober¬

lama ahe haben sie ergriffen und getötet. Jener Eigentum wurde ahes

geplündert und geraubt. Die Mönche niederen Ranges wurden ahe aus¬

getrieben. Aus dem Schatze des Dalai Lama nahmen sie ahes, was auch

immer es war. C'e riii don grub teüte jedem davon zu.

Die Dzungaren haben in der Mitte zwischen den Straßen nach Koke

sai und Qoyar nomuqan, an dem Platze Geresü an der Bayidus-.Straßei

und am Emgang zum Arslan-Gebirge von K'am, an diesen drei Stellen

insgesamt je einen Wachposten von je 100 Mann aufgesteUt. Außer diesen

selbst sind an anderen Plätzen keine Wachposten aufgesteUt worden.

Ferner flüchteten unser Prinz Surca selbst, ein Mann und eine Frau aus

dem engeren Gefolge des Dewa fayisang mit zwei Bediensteten ahe zu-

sammen'ä und erreichten das Gebiet des Diba tayiji. Als sie sich mit den

Worten „Last uns gehen die Pferde auszurasten und Proviant zu holen"

zu Diba tayifi begaben, nahm ahe, den Surca und die beiden, den Mann

und die Frau (aus dem Gefolge) des Dewa fayisang gefangen und ließ

diese zu C'e rin don grub bringen!" So hat er gesagt.

Die anderen Geschehnisse außer diesen, den großen Einfah, aUes das

hat er auf die Weise erzählt, wie sie der Dzungare Lubzang (Bio bzan ) be¬

richtet hat. Deshalb haben wir diese von Buda erfragten Worte respekt-

voU gemeldet!"

Einem weiteren Bericht zufolge hat im 57. Jahre K'anghsi (1718) am

24. des ersten Sommermonates der Kukunor-BeUe Arabdanombu seinen

vertrauten Adjutanten Sebten geschickt, welcher den aus Tibet entflohe¬

nen Awangfimba geleitete.

Als wir Awangfimba befragten, sagte er folgendes :

„Ich bin ein Maim aus dem engsten Gefolge des Prinzen Surca. Am 1.

des mittleren Wintermonates im vergangenen Jahr, als das dzungarische

Heer die Potala belagerte, folgten wir 5 Mann sowie ein Mann und eine

Frau des Deuxi fayisang unserem Prinzen Surca und schlugen uns durch

den Feind davon. Bei der Flucht über den yoZo-Paß*, als hundert dzun-

1 Zur Lage der drei Plätze cf. Haenisch, Eine Beschr. von Tibet, Southern Tibet IX, 34,57,63; Fvcns,Jeauitenatkis, Karte XII, Indexband 193,208, 213.

2 Coqayar, cf. Mongyol üsüg-i bügüde quriyaysan biöig, (Pekmg 1891).

Heft 10, 79 V.

' Vielleicht tib. 'go hg ?, welches in Bergnamen gebraucht ist. Cf. Rock-

mix, JRAS 1891, 395.

(16)

406 Waltheb Heissig

garische Reiter hinter uns her setzten, stiegen ich selbst und der von Surca

sehr geschätzte Sinam, wir zwei von den Pferden, indem wir meinten, daß

wir Surca von weitem folgen köimten, (Fol. 3) und verbargen uns Inden

Felsen am Eingang zum yoZo-Paß. Als beim Zusammenstoß mit den heran¬

gekommenen dzungarischen Kriegern mit Gewehren geschossen wurde,

fiel Sinam unter den feindlichen Geschossen. Auch galoppierten 7 aus dem

dzungarischen Heere herbei. Ein Mann durchstieß mir, auf der unerwarte-

teten (wtl. falschen) Seite befindhch, den Oberschenkel und nahm mich

gefangen. Man gab mich einem gewissen Garma, einem Untergebenen des

rab 'byams pa Öambil (hyams'p'el'l). Er hielt mich für zehn Tage und

Nächte unter Bewachung, dann setzte er mich frei.

Dadurch, daß mich später der unserem Prinzen Surca untergebene

Page Guy eng dem C'e rih don grub als eine Person aus dem Gefolge des

Surca bezeichnete, hat man mich von neuem ergriffen und gefangenge¬

setzt. Als später die Gattin des Tanfinwangfal, des Bruders unseres Für¬

sten, bittend zu C'e rih don grub zurückkehrte, ließ man ahe unsere zehn

gefangenen Tayifi und auch mich frei. Weü mir später Batu möngke, ein

unserem Prinzen Surca untertaner Knabe, heimhch mitgeteüt hatte „Die

Dzungaren werden dich wieder gefangennehmen", verbarg ich mich im

Hause meines Vetters Bio bzah bstan 'jin.

Da ein Tangute, ein gewisser Bobuy, unser beider Zelte und alles Vieh

in Boro Öonggan'- hatte, pflegten wir Rates, faßten einen Entschluß, stah¬

len in der Nacht des 11. des ersten Frühlingsmonates 5 von den ange¬

koppelten Pferden der Dzungaren und ein Maultier und entflohen auf der

Straße nach Bam!"

Als wir .4 tmwg^/im&a fragten : ,,Was war der Grund, daß Diba tayifi

den Surca ergriff ? Hast Du Kenntnis, daß die (Famihe ?)2 des Lha bzah,

Surca sowie dreißig begleitende Jaj/isawg^*, alle am 18. des ersten Früh-

hngsmonates an den Hof des C'e dbah rab brtan gebracht worden sind ?

Wieviel Tausende dzungarischer Krieger sind es ? Wo befinden sie sich

jetzt ahe; an welchen Punkten stellten sie Wachposten aufi Was ist die

Zahl ihrer Pferde, wie ist die Kraft der Pferde 1" sagte er folgendes:

„Surca floh über den yoto-Paß. Als er nach dem Erreichen der tangu¬

tischen Landschaft Siraniyul einen (Fol. 4) gewissen Aqadai*' zu Diba

1 Tib. Gon k'a ? cf. Kovalevski, III, 2193.

2 ger 1 Desidebi (Fil. 161) bestätigt, daß bei der Flucht aus der Potala Lha bzan seine Gattin und seinen kleinen 3—4 Jahre alten Sohn zurückgelas¬

sen habe, welchen beiden später die Fürsprache des Pancen das Leben bei

dem nachfolgenden Massaker rettete. Die Gattin Lha bzan's war die Fürstin C'e rih bkra Sis ( Öerinrasi), cf. Bolur toli,Kalgan-Handschrift IV, 62a. (Sinol.

Arbeiten 3, 173). » cf. Seite 395, Anm. 4.

* A. Pozdneev macht in seinem Anhang ,,K' istorii zjungarskich' Kal-

mykov" {Zur Geschichte der dzungarischen Kalmüken) zur Ausgabe des

(17)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderung von Lhasa 1717 407

tayifi geschickt hatte, ura ausgerastete Pferde und Proviant zu verlangen,

ergriff Diba tayifi den Aqadai und heß ihn zu C'e rih don grub bringen.

Am 3. Neumondstage des mittleren Wintermonates zogen Leute des Diba

tayiji gemeinsam mit Dzunggharen aus und ergriffen Surca und den

Marm und die Frau (aus dem Gefolge) des Dewa fayisang, alle miteinander.

Jetzt halten sie Surca in Samfab borobung, dem Aufenthaltsort des rab

'byams pa Öambal gefangen. Auch unsere Fürstin und auch den kleinen

Sohn unseres Fürsten halten sie nahe des gefangen.

Solche Reden des Gefolges des Rab 'byams pa Öoyimbal, daß sie diese

im ersten Sommermonat dieses Jahres zu C'e dbah rab brtan bringen wür¬

den, habe ich gehört, habe aber nicht erfahren, daß sie am 18. des ersten

Frühhngsmonates zu C'e dbah rab brtan gebracht worden sind.

Als früher das dzungarische Heer den yolo-F&Q überschreitend im An¬

marsch auf Tibet zu war, sagte unser Khan Lha bzah zu mir, Dondub sebten

xmd Asida, zu uns drei Mann: ,Geht und steht die Zahl des dzungarischen

Heeres genau fest!' Auf daß wir das Erwünschte herausfänden, verbargen

wir uns in den großen Felsen, die sich am Eingange zum yoio-Passe be¬

finden. Als wir, auf diese Weise in der Lage das Herannahen des dzunga¬

rischen Heeres wunschgemäß zu übersehen, dieses zählten, hat es 3400

Bewaffnete gehabt. Es sind viele im Kampfe und für diese Landschaft

auch nicht geeignet gestorben. Wenn man das heutige Heer ansieht, so

übertrifft (seine Zahl) nicht 3200 Mann. Die Krieger befinden sich jetzt

aUe innerhalb Tibets. Beim Herden der Pferde in Qara usu in der Land¬

schaft Dam^ befinden sich, wenn es hoch kommt, dreihundert Mann. Im

Umkreis der Qoyar nomuqan, am Boy say^ war ein Posten von dreißig

Mann aufgestellt. Ein Wachposten von 40 Bewaffneten befand sich am

Platze Baidu. Ich habe nichts gehört, daß an anderen Punkten als an

diesen beiden Plätzen selbst Posten aufgesteUt waren.

Zu Kriegszeiten hat in Tibet jeder Mann ein Pferd auf der Weide, wenn

nicht deren zwei. Wenn aufgeboten, gibt der Marm ein Pferd. Weü man

sie mit Gerste und Weizen füttert, sind diese Pferde alle von guter Kraft.

Unkovskischen Tagebuches durch Veselovski, St. Petersburg 1887, 264, die

unbelegte und unverständliche Feststellung, daß „der ältere Sohn Surca zu

dieser Zeit zu dem tibetischen Geschlecht Abantan" geraten sei und von da

an lange in der Landschaft Tashüunpo gelebt habe. Vielleicht beruht diese

Darstellung auf einer Verwechslung der Namen Aqadai^^abantan ? Pozdneev

nennt keine Quellen dafür, sondem spricht nur ganz allgemein von östhchen Historikern.

1 Das Gebiet NW des Tngri nayur (NO von Lhasa) auf dem Wege nach dem

Kukunor. Dort hatte sich ein Palast des Lha bzah Khan befunden (Della

Penna, 190). Von Lhasa nach Dam 8 Tagesmärsche, 49ö Li, von dort bis zur

Qara üsu Furt 4 Tagesmärsche, 310 Li (Klapboth, N. J. A. 1834, 190 ').

2 Fuchs, Jesuitenatlas, Karte XII ; Indexband, 195: Bok bira. (Haenisch, T. P. XII, 205; 411: buyäan, auf dem Wege nach Geresü).

(18)

408 Waltheb Reissig

Die in dem Gebiet zwischen Qara usu und Dam geweideten Pferde sind in

ihrem Zustande mager. Die Zahl dieser Pferde anzugeben, (Fol. 5) vermag

ich nicht. Was ich sah, waren nur wenige Pferde." So sagte er.

Als man Awangjimba fragte: ,,l8t es wahr, was man erzählt, daß näm¬

hch die Dzungaren, nachdem sie Tibet eingenommen hatten, am neunten

Neumondstage des letzten Wintermonates, einen gewissen Cayan Jai aus¬

sandten, der reiste um C'e dbah rab brtan zu sprechen, und daß dieser noch

zurückgekehrt war, als der zu den Kukunor-Fürsten entsandte Lubzang

ausgeschickt wurde ? Hast Du über den Grund dieser Gesandtschaft ge¬

hört, zu wem am Kukunor C'e rih don grub diesen seinen Boten geschickt

hat ? Hatten die Dzungaren vom Aufbruch der großen kaiserlichen Armee

zum Kampfe gehört 1 Was haben sie für den Fah, die große Armee sei

aufgebrochen, beschlossen ? Werden sie warten und Widerstand leisten ?

Daß sie den Dalai Lama im Kloster iCags po ri gefangen halten, daß der

Pancen um den Zwanzigsten des Wintermonates starb, trifft das alles

zu ?", antwortete er:

„Nachdem die Dzungaren in Tibet eingedrungen waren, wurden unser

Jayisang Kewang und einer von ihnen, ein gewisser Öayaw Jai mit 15 Mann

am fünften Neumondtage des mittleren Wintermonates auf der ^

Straße zu C'e dbah rab brtan hinausgeschickt, um zu verhandeln ; als ich

kam, waren sie noch nicht (wieder) eingetroffen.

Wie ich früher aus Gesprächen der Dzungaren entnahm, waren 300

Mann zu den Kukunor-Adehgen gesandt worden, welche sagten, sie wür¬

den den kleinen Khubilghan^ hierhergeleiten. Später bin ich aus Tibet

entflohen.

Ich reiste 9 Tage, und nachdem ich in der Landschaft Taray^ angelangt

war, trafen sieben Gesandte der Dzungaren in der Landschaft Jendegün

ein. Sie begaben sich unverzüghch zu ahen Tayiji vom Kukunor. Darauf¬

hin wurde ihnen befohlen 'Kehrt eilends zurück!' Den Grund dafür wußte

man nicht. So hörte ich die in der Landschaft Taray wohnenden Tanghuten reden.

Ich hörte sie nicht davon reden, daß die große kaiserhche Armee und

1 Der Name ist unleserlich ; es war dies vmtl. die gleiche Straße, die über

Gartok nach Ost-Turkestan führte, welche später auoh die gefangenen Mit¬

glieder der Familie des Lha bzah zu C'e dbah rab brtan geführt wurden

(Desidebi, ed. Filippi, 164). Leider habe ich z. Zt. kernen Zugang zum Hsi-

yü Vung-wen-chi B 1^ liä] ^jC das vieUeicht eine Rekonstruktion des

Namens ermöglichen würde.

2 Die vom Volke als einzig richtige Wiedergeburt des 5. Dalai Lama ange¬

sehene Inkarnation, der spätere 7. Dalai Lama Bio bzah bskal bzah rgya mc'o (1708—1758).

3 Auch Tarun in unserem Text; Della Penna (J. A. 1835, 195) nennt eüie

Provinz von Amdo Tariong.

(19)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderung von Lhasa 1717 409

alle Kukunor-Krieger kommen werden, um C'e rih don grub zu bekriegen,

noch wieviele kommen, und wann sie einträfen. Ob zu flüchten oder

Widerstand zu leisten, wenn die große Armee kämpfend käme — darüber

habe (Fol. 6) ich jene nicht reden hören.

Hingegen war unter ihnen allen die Nachricht verbreitet, daß der Diba

und seinesgleichen alle ergriffen und getötet würden, wenn das chinesische

Heer käme — so verbreitete es sich zu mir. Auch weiß ich nichts

davon, daß sie dem Dalai Lama nur zehn Man (Begleitung) gegeben ha¬

ben und ihn nach dem Kloster ICags po ri transportierten und gefangen

setzten.

Als C'e rih don grub die beiden Söhne des jüngeren Bruders des Pancen,

die beiden Brüder rdo rje und öengba, zwei Khutukhtu, gefangengenom¬

men hatte, war der Pancen, weü C'e rih don ffrwi nichts untemommen hatte,

als ihm der Pancen entgegnet hatte, er möge deren Leben schonen, am

5. Neumondtage des mittleren Wintermonates nach bKra äis Ihun po

zurückgereist. Unterwegs, gerade als er das Sartuyfan genannte Kloster

erreichte, wurden Speise und Trank knapp. Er nahm seinen Wohnsitz im

Kloster Sartuyfan und starb am 22. oder 23. des Wintermonates. Den Tag

konnte ich nicht genau festlegen. Am 24. warf C'e rih don grub die beiden

Khutukhtu, die Brüder rDo rfe und Ceng ba sowie die beiden Großlama

der Rothüte (von^) Dorfiray (rDo rfe brag) und Manfugling (sMin sgrol

glin) alle in den Fluß und tötete sie."

Als man ferner A warn/fimba fragte: „Hat der Kukimor-Stamm in der

Zwischenzeit, nachdem das dzungarische Heer Tibet eingenommen hatte,

einen Gesandten an C'e rih don grub gesandt ? Ist es geschehen, daß em

anderer Gesandter an den Kukunor-Stamm gesandt worden ist, ehe man

den Bh bzah schickte?", sagte er folgendes: „Ich habe nicht gehört, ob

früher der Gesandte vom Kukunor oder der Gesandte C'e rih don grub's

ausgeschickt worden smd. Ich habe ledighch als ich hierher kam, an dem

Tage da ich im 7'arMw-Gebiet angelangt war, unterwegs dreißig Mann mit

dreüiundert, Lasten tragenden Rindern begegnet, die nach Baruntala^

reisten. Als ich, nachdem ich Leute und Lasttiere hatte vorbeiziehen

lassen, einen wandernden Tibeter fragte, erzählte er mir, daß der Kuku¬

nor-Beile Öayandanfin seinen Untertanen Darfa, den Beyile Ixtfab^, den

Neffen des Öayandanfin und seinen Untertanen (Jartorey rab 'byams pa Aba,

diese drei Männer (Fol. 7) als Anführer mit dreißig Mann habe Gold,

1 Wörth übersetzt müßte es heißen : „die Großlamen der Rothüte Dorji-

ray imd Manjugling" ; da aber aus mong, u. tib. Quellen bekannt ist, daß die

Rothutkloster7-i3or;e6ragrund«ilfm«^oZ^Zmangegrififen und zerstört wurden

(Petech, op. cit., 44 s. oben.), übersetze ich wie oben. 2 Lhasa.

3 Iledkel Sastir, Heft 82, lOv. : Lafab kemegöi. Cayan danfin-u aga mergen

noyan-u köbegün -„Lafab der Sohn des älteren Bruders Mergen noyan des

Cayandjin."

(20)

410 Waltheb Heissig

Silber, Tee und Butter auf 300 Rinder laden und nach Tibet bringen

lassen. Dies würde für die Inthronisation des Dalai Lama benötigt ?"

Befragt, ob er außer diesem noch andere Kunde vernommen habe,

sagte Awangfimba: „Als ich auf dem Wege nach Dam in die tanghutische

Landschaft Rinuci kam, traf dort ein kaiserlicher Erlaß ein. Ich hörte die

ÄiwMci-Tanghuten darüber diskutieren (daß er lautete): ,,Die große Ar¬

mee ist im Anmarsch. Leistet auf keinen Fah den Dzungaren Folge. Geht

auch nicht um Handel zu treiben!"

Die von Rinuci hierher zu wohnhaften Völkerschaften^ haben den

Dzungaren keine Folge geleistet. Die von Rinuci hinwärts zu wohnhaften

tanghutischen Völkerschaften leisteten alle den Dzungaren Folge. Den

Stamm der iVaySttrf-Tanghuten, welcher dem Öin watig Bio bzah stan 'jin

Untertan ist, und der in einem Gebiet acht Tagesreisen von Tibet entfernt

lebt, haben die dzungarischen Krieger nicht angegriffen und beraubt. Die

tanghutischen und tibetischen Völkerschaften, welche von den NaySud

aus einwärts zu wohnen, zerstörten und plünderten ahe die großen Klö¬

ster und Wohnstätten Tonuci, rDo rfe brag und sMin sgrol glih und ver¬

trieben ahe Mönche niedrigen Ranges. Achthundert zusammengerottete

Mönche des Klosters 'Bras spuhs entwichen in tiefer Nacht; von einem

(China) einwärts Gehen wurde früher als dieser Flucht nichts gesprochen.

Den obersten Abt des 'Bras spMws-Klosters hat C'e rih dort grub ergriffen.

Andere Nachrichten wurden außer diesen keine erzählt!"

Als man Awangfimba ferner fragte: „Deine ganzen Worte entsprechen

nicht dem von dem dzungarischen Unterhändler Loböang Ausgesagten:*

was ist der Grund dafür V sagte er: ,,W^as auch immer für Dinge Lobcang

lügnerisch dem Würdenträger gesagt hat — meine Bitte an den Herrn

Würdenträger ist es, mich nach Peking zu senden. Dort whl ich zu den

Worten des Lobcang SteUung nehmen!"

Deshalb haben wir, außer dem die Aussagen des Awangfimba zusam¬

menfassenden Bericht selbst, den Awangfimba, da er eine Person ist,

welche mit Surca gemeinsam aus dem Kampfgebiet entflohen ist, dem

Kurier Wangfal übergeben und von Boro Qosiyu aus am 26. Tage des

ersten Wintermonates reiten lassen. Von Selwug aus wird er mittels Re¬

laispost nach der Hauptstadt Peking gebracht werden."

Als dieses Schreiben, welches das beflissen zur Meldung brachte, am

fünften Neiimondstage des mittleren Sommermonates des 57. Regierungs¬

jahres K'anghsi (1718) an den vertrauten Höfling Rasi gegeben zum Vor¬

trag gebracht worden war, (erging) der (kaiserhche) Befehl.

„Von dem verehrungswürdigen Pancen, dem Meister-Lama unseres

1 Eine Liste der im späten 18. Jhdt. dort ansässigen Völkerschaften nach der Beschreibung von Tibet und dem Wei-tsang t'ung-chih 15 cf. Haenisoh,

Southern Tibet IX, 25^. ' Cf. Seite 393, Anmerkung 5.

(21)

ölöteneinfall in Tibet und die Plünderung von Lhasa 1717 411

gemeinsamen gelben Glaubens gibt es heute kerne Nachricht. C'e dban

rab brtan hat räuberisch em Heer ausgesandt und Lha bzah Khan getötet.

Als er Tibet emgenommen, die hohen Mönche getötet, Klöster und Tempel

zerstört hatte und der verehrungswürdige Pancen in Person gekommen

war und ihn zurechtgewiesen hatte, befolgte er diese Worte nicht. Der

verehrungswürdige Pancen geriet überaus in Zorn wegen des Mordes an

dem Khutukhtu, der Wiedergeburt seines Lehrers und an rDo rje Cam pa

Khutukhtu, der Wiedergeburt seines Vaters^, er erreichte nicht semen

Abtstuhl in bKra Sis Ihun po, indem er in dem eineTages(reise) entfernten

Sartuyfan unterbrochen hat, Essen tmd Trinken zu sich zu nehmen.

Deshalb, auf daß wir alle, Spendeherren und Lamen dies vernehmen

^. geben Wh den in den Innenmarken und bei den

Khalkha lebenden Lamen wie den Lamen in Stadt und Gebiet Peking*

kund und zu wissen, daß sie, wenn sie da und dort Segensgebete, Gebete

zur Abwendung von Unheh und auch Totengebete lesen, die passenden

Gebete lesen mögen.

In Platten geschnitten und gedruckt möge dies Allen als Befehl be¬

kannt werden!".

Auf daß es ehrfürchtig befolgt werde, wurde es geschickt.

67. Jahr K'anghsi, am Tage des mittleren Sommermonates.

1 fol. 6 ist die Rede von bancen-u degüü-yin qoyar köbegün, also seinen

Neffen. Auch Petech, op. cit. 51 spricht von der Ermordung von zwei Neffen

des Pancen. " Ich bm mir der Bedeutimg von ßgegei nicht klar.

3 Es ist dies eine Verwaltungsphrase des Li-fan yüan ; so heißt es in einem

im späten 18. und im 19. Jhdt. benutzten Vordruck dieses Amtes: Neyialel

qotan-u dotuyadu yadayadu jiöi Mongyol yafar-un olan keyid süme-yin lama ....

NACHTRAG: In den Berichten des Mandju-Generals Funingga (cf. Eva

S. Kraft, Zum Dzungarenkrieg im 18. Jahrhundert, Leipzig 1953, 43) wird

eine Aussage des am 10. 1. 1719 von den Mandjutruppen gefangengenom¬

menen Führers der Leibwache des C'e dban rab brtan namens Awangdasi

wiedergegeben, derzufolge die Frau des Lha bzah und Surca im 6. Monat

des vergangenen Jahres (1718) „bei uns eingetroffen" waren. Es muß daher

die im Text (400, Zeile 18 von oben) fragliche Stelle wohl als Lhacang-

un kergei gelesen werden und die Übersetzung (406, Zeile 27 von oben) „die

(Familie ?) ..." ist in „die Gattin des Lha bzah" zu berichtigen.

(22)

^

Der Zensor

Tao und Amtsauftrag

Von Erich Haenisch, Herren-Chiemsee

Unter den Prosaschriften des berühmten Literaten Han Yü gibt es

eine solche vom Jahre 793, betitelt Vom Zensor'-. Die große Anthologie

V. J. 1685, Ku-wen yüan-kien, welche das Stück aufgenommen hat, führt

es mit folgender Bemerkung ein : „Yang Ch'eng, mit Ehrennamen K'ang-

TSUKG, stammte aus Pei-p'ing. Lernbegierig, aber von Hause arm und

nicht in der Lage, sich Bücher zu beschaffen, bewarb er sich um einen

Registratorposten am staathchen Bücheramt*. Indem er dort heimhch

die amthchen Druckwerke studierte, brachte er es in sechs Jahren zum

Magistergrad. Danach zog er sich in das Gebirge Chung-tHao shan zurück,

wohin die Leute von nah und fern kamen, in großer Zahl, nach seiner

Tugend und seinem Wandel strebend, um bei ihm zu lernen. Als er dann

Wohnsitz in Shan-chou genommen hatte, war dort Li Mi Oberrichter von

Shan-Kuo, der von Yang Ch'eng's Ruf gehört hatte. Auf Mi's Empfeh¬

lung wurde er zum Archiworstand ernannt und unter Kaiser Tkh-

TSUNG zum Zensor berufen.

Jemand hat mich nach meinem UrteU über den Zensor Yang Ch'eng

befragt: Der könne doch als ein Mann gelten, der das Tao besitze!* Um¬

fassend in seiner Gelehrsamkeit und mit großer Erfahrung, frage er nicht

danach, bei anderen bekannt zu sein.* Als er, das Tao der Alten übend,

im Gebiet von Tsin^ gewohnt habe, hätten die Leute aus dem Lande

Tsin zu Tausenden gezählt, die, von seiner Tugend angeweht*, zu guten

und wertvoUen Menschen geworden seien! Der Groß Würdenträger', der

von ihm gehört habe, habe ihn beim Himmelssohn empfohlen, worauf er

zum Zensor ernannt worden sei. AUe Welt habe in höchsten Tönen von

ihm gesprochen*. Er aber, Meister Yang, habe keine Miene der Freude

^ E tfe- L)as Zeichen cheng ,um etwas streiten' steht hier für das

gleichlautende ^ ,Vorhaltungen machen', das wieder in der Verbindung

Han Yü's Schrift

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