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D Mehr Risiko bei Extremterminen

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D

ie Empfehlungen zu den optimalen Saatzeitspannen von Wintergetrei- de haben sich in den letzten Jahr- zehnten gravierend geändert. Frü- her galt für gute Weizenstandorte die zweite Oktoberhälfte als optimal. Heute sind Frühsaaten ab Mitte September bis Anfang Oktober normal und werden in Sachsen-Anhalt auch empfohlen.

In Thüringen hat die amtliche Beratung nach mehrjährigen Versuchen sogar eine noch frühere Aussaat eines Teils der Flä- chen (maximal 20 Prozent) ab Anfang September befürwortet. Für Mecklenburg- Vorpommern zeigt die Auswertung von

Referenzbetrieben: In Jahren mit optima- len Saatbedingungen werden drei Viertel des gesamten Weizens im September und ein Viertel schon vor dem 10. September gesät.

Die Risiken von Frühsaaten bestehen weniger in der Gefahr des Überwachsens und der Auswinterung, die eher selten eine Rolle spielen. Entscheidend ist das höhere Befallsrisiko durch Krankheiten und Schädlinge. Das lässt sich in unbehandelten Frühsaatvarianten speziell angelegter Versuche häufig nachweisen. Mögliche Zusatzkosten für Spezialbeize, Virusvek- torenbekämpfung oder zusätzliche Fungi-

zidbehandlung sind gegen den Ertragsvor- teil der Frühsaat aufzurechnen.

Spätsaaten mit Zuschlag Spätsaaten sind oft die Folge einer späten Räumung der Vorfrüchte Körnermais oder Zuckerrübe. Die Herausforderung besteht darin, ein ordentliches Saatbett herzurich- ten, ohne den Boden zu vergewaltigen.

Gelingt das nicht zufriedenstellend, ist ein Risikozuschlag in der Saat stärke von 50 bis 100 keimfähigen Körner pro Quadratme- ter angebracht (siehe Kasten „Saatstärke anpassen oder nicht?“). Verhindern lässt sich der Ertragsabfall mit einer Saatstär- Schneller Überblick

Die früher übliche Reihenfolge bei der Aussaat von Wintergetreide gilt heute nicht mehr.

Extreme Frühsaat birgt unkontrol- lierbare Risiken und Mindererträge.

Eine Unterscheidung der Saatstär- ke je nach Saattermin bringt kaum Vorteile, sofern Schadursachen ausgeschaltet sind.

Ungünstige Aussaatbedingungen verlangen eine erhöhte Saatstärke.

Mehr Risiko bei Extremterminen

Saatzeitpunkt Alle Wintergetreidearten bringen den Optimalertrag bei einer Aussaat zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Für sehr späte Saaten empfiehlt sich ein Zuschlag bei der Saatstärke und die Wahl geeigneter Sorten.

Pflanzenbau

38 dlz agrarmagazin OktObER 2014

Mit der Gerste startet die Aussaat saison für das Wintergetreide.

Das gilt heute nicht mehr zwingend.

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Auch bei Weizenfrühsaat hohe Saatstärke

Standort bernburg, 2003 bis 2006, Mittel aus 4 Jahren, je 2 Sorten

© dlz agrarmagazin 10/2014 Quelle: boese, LLFG bernburg

200 300 400 500

70 75 80 85 90 95

100 Kornertrag (dt/ha)

Saatstärke (keimf. Kö./m2)

Mitte September Anfang Oktober Mitte Oktober

Anfang November

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min anzupassen. Frühsaaten sollen mit niedrigerer, Spät- saaten mit höherer Stärke ausgesät werden. Ein positiver Effekt dieser Unterscheidung lässt sich in Versuchen aber kaum oder gar nicht nachweisen.

Beispiel Winterweizen (zwei Sorten, vier Jahre) am Standort bernburg: Auch bei der Frühsaat Mitte September bringen hohe Saatstärken immer noch mehr Ertrag als niedrigere, wenn auch der Ertragsanstieg hier etwas geringer ausfällt als bei Spät- saaten (siehe Grafik „Auch bei bei Weizenfrühsaat hohe Saatstärke“).

Allenfalls sinkt der Ertrag stärker ab, wenn bei sehr später Saat eine sehr niedrige Saatstärke gewählt wurde.

Der Ertragsabfall bei Frühsaat mit hoher Saatstärke hängt, wenn er denn auftritt, meist mit Störungen der Ertragsbildung durch Lager oder krankheitsbefall zusammen. Die gilt es zu verhindern. Hohe bestandesdichten sind die Grundlage für hohe Erträge. Eine (zu) hohe bestandesdichte führt nicht per se zu geringeren Erträgen, sondern meist erst dann, wenn stand- ort- oder sortentypische Schadursachen nicht erkannt und der Schutz versäumt wurden.

Die Saatstärke ist vor allem den Aussaatbedingungen anzu- passen: Grobes oder trockenes Saatbett, wenn kein Regen in Aussicht ist, extreme Spätsaaten oder Vogelfraß rechtfertigen einen Sicherheitszuschlag.

Mit zunehmender Saatstärke steigen regelmäßig die Saatgut- kosten. Daher werden anfangs noch steigende Erträge früher oder später monetär neutralisiert. Die saatgutkostenfreie Leistung überschreitet ihr Maximum und beginnt zu sinken.

kalkulationen zeigen: Für eine Saatstärkeerhöhung sprechen tendenziell alle bedingungen, die die Saatgutkosten senken (niedriger Saatgutpreis, niedriges tkG und hohe keimfähigkeit beim Saatgutkauf nach Masse, eigener Nachbau) oder die Erlöse erhöhen (hoher Ertrag, hohe Produktpreise). Im umgekehrten Fall ist die Saatstärke zu reduzieren.

Praktisch errechnet sich häufig ein Optimum der saatgutkosten- freien Leistung für alle Arten bei einer mittleren Saatstärke um 300 keimfähige körner pro Quadratmeter. Das ist als Standard zu empfehlen. 50 körner mehr oder weniger beeinflussen bei konventionellem Saatgut das monetäre Ergebnis meist kaum.

Anders liegt der Fall bei Hybridsorten, die bei Weizen rund fünf- mal so teurer sind. Hier muss die Saatstärke je nach Saatgut- preis drastisch auf 150 bis 250 körner/m² abgesenkt werden. ks

Foto: agrarfoto

OktObER 2014 dlz agrarmagazin 39

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Mein nutzwert

Saattermine bei Wintergetreide im Ertragsvergleich

Weizen: Je früher, desto mehr Ertrag

Roggen: Auf Sand besser frühe Aussaat

Gerste: Optimum Anfang Oktober

Triticale: Keine einheitliche Tendenz

© dlz agrarmagazin 10/2014 Quelle: boese, LLFG bernburg

Mitte Sept. Anfang Okt. Mitte Okt. Anfang Nov.

60 70 80 90 100 110

Mitte Sept. Ende Sept. Mitte Okt.

30 40 50 60 70 80 90 100 110

Anfang Sept. Mitte Sept. Anfang Okt. Mitte Okt.

75 80 85 90 95 100 105

Mitte Sept. Anfang Okt. Mitte Okt. Anfang Nov. Mitte Nov.

65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 Saattermin

Saattermin

Saattermin

Saattermin 2005

2004

2001

1999 2004

2005

2002

2001 2006

2006

2000

2000 1998 2002 2003

2003 Standort bernburg, 4 Jahre, Mittel aus 3 Sorten, 4 Saatstärken

leichter Standort Gadegast, 4 Jahre, Mittel aus 2 Sorten, 3 Saatstärken

Standort bernburg, 3 Jahre, Mittel aus 4 Sorten, 3 Saatstärken

Standort bernburg, 5 Jahre, Mittel aus 2 Sorten, 4 Saatstärken Kornertrag (dt/ha)

Kornertrag (dt/ha)

Kornertrag (dt/ha)

Kornertrag (dt/ha)

kenerhöhung jedoch nicht. Auch über die Wahl einer spätsaattoleranteren Sorte ist nach zudenken. Ob jedoch die Firmenwer- bung in jedem Fall hält, was sie verspricht, ist fraglich.

Oft wird für Spätsaaten oder über den Winter geschädigte Bestände eine speziel- le Bestandesführung im Frühjahr empfoh- len. Eine frühere oder erhöhte Andüngung mit Stickstoff bringt aber selten einen Effekt:

Im zeitigen Frühjahr ist nicht Stickstoff, sondern fehlende Wärme der begrenzende Wachstumsfaktor. Nach dem Einsetzen des intensiven Wachstums im April darf der Bestand jedoch nicht hungern.

Weizen: Vorteil mit Frühsaat Das hohe Ertragspotenzial früh gesäten Weizens belegen Ergebnisse vom Standort Bernburg am Südrand der Magdeburger Börde (Schwarzerde, circa 500 mm mitt- lerer Jahresniederschlag). In drei von vier Versuchsjahren wurden im Mittel von drei

Sorten 8 bis 10 dt/ha mehr geerntet, wenn Mitte September statt Anfang Oktober gesät wurde (siehe Grafik „Weizen: Je früher desto mehr Ertrag“). Die drei ge- prüften Sorten reagierten gleich. Das Saatgut der Frühsaat wurde gegen Virus- vektoren zusätzlich mit einem Insektizid gebeizt, das heute nicht mehr zugelassen ist. Im Frühjahr kamen zweimal Fungizide zum Einsatz. Weitere Behandlungen waren nicht nötig. Schwarzbeinigkeit oder Halmbruch spielten in diesen Versuchen keine Rolle.

Extrem frühe Saattermine des Weizens Anfang September brachten in einer an- deren Versuchsserie am gleichen Standort jedoch eindeutig negative Ergebnisse. Trotz guter Überwinterung und zweimaligem Fungizideinsatz war hier in allen vier Ver- suchsjahren ein Ertragsrückgang im Ver- gleich zum Saattermin Mitte September zu verzeichnen, ohne dass sich eine konkrete Ursache nachweisen ließ.

Gerste: Anfang Oktober

Andere Reaktionen als der Weizen zeigte die Wintergerste in einer Versuchsserie am gleichen Standort (siehe Grafik „Gerste:

Optimum Anfang Oktober“). In allen drei Jahren brachte die Aussaat Anfang Oktober höhere Erträge als der Termin Mitte Sep- tember. Der extrem frühe Saattermin An- fang September fiel ertraglich noch stärker ab. Die vier geprüften Sorten reagierten auch hier gleich.

Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu früheren Empfehlungen, wonach Winter- gerste möglichst früh und in der Abfolge der Getreidearten zuerst zu säen sei. Vi- rusbefall konnte in den hier beschriebenen Versuchen vermieden werden. Die Früh- saatbestände waren aber meist schon im Spätherbst stärker mit Blattkrankheiten befallen als die später gesäten. Zwei Fun- gizidbehandlungen im Frühjahr konnten den Ertragsabfall durch zu frühe Saat nicht verhindern. Das Ergebnis zeigt: Selbst in-

Richtige Stelle. Richtige Zeit.

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Pflanzenbau

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Fotos: landpixel

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gegen Ertragsdepressionen, die aus zu frü- her Saat resultieren.

Roggen: Auf Sand früher Über vier Jahre wurde am Standort Bern- burg auch Winterroggen geprüft. Die in allen Jahren übereinstimmende Reaktion

gerste. Immer brachte die Saat Anfang Oktober die höchsten Erträge. Die beiden geprüften Sorten unterschieden sich nicht.

Der Ertragsverlust durch die zwei Wochen frühere Saat betrug im Mittel 5 dt/ha.

Anders dagegen die Ergebnisse von Versuchen am leichten Standort Gadegast

drei von vier Jahren wurden zum frühen Termin Mitte September 7 bis 12 dt/ha höhere Kornerträge erzielt als bei Aussaat Ende September (siehe Grafik „Roggen:

Auf Sand besser frühe Aussaat“). Daraus lässt sich ableiten, dass die Saat auf typischen Roggenstandorten etwas früher

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als auf den besseren Böden in die Erde kommen sollte.

Triticale: Je nach Jahr

Über fünf Jahre wurden am Standort Bern- burg auch zwei Sorten Wintertriticale auf ihre Saatzeitreaktion getestet (siehe Grafik

„Triticale: Keine einheitliche Tendenz“). In drei Versuchsjahren schnitt der Saattermin Mitte September ertraglich deutlich schlechter ab als der Termin Anfang Ok- tober. In den zwei übrigen Jahren waren die Erträge beider Termine etwa gleich. In einem Jahr brachte der Termin Mitte Ok- tober die beste Ernte.

Im direkten Vergleich

Zwei neuere Versuchsserien, die auch den extremen Frühsaattermin Anfang September einbeziehen, vergleichen die vier Getreide- arten mit je vier Sorten in ihrer Saatzeitre- aktion direkt (siehe Grafik „Extreme Saat- termine fallen ab“). Am Standort Bernburg lag das Ertragsmaximum in den zwei Ver-

suchsjahren für alle vier Arten bei einer Aussaat zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Die Saattermine Anfang September wie auch Mitte Oktober fielen im Ertrag übereinstimmend deutlich ab. Das bestätigt frühere Versuche. Am leichten Standort Gadegast rückte das Ertragsmaxi- mum bei Gerste, Roggen und Triticale auf Mitte September vor.

Fazit

Die Aussaat von Wintergetreide sollte nach Möglichkeit Anfang bis Mitte Oktober ab- geschlossen sein. Spätere Termine führen durch die verkürzte Vegetationsperiode zu Ertragsdepressionen. Im Mittel über viele Jahre und alle Arten wurde für den Stand- ort Bernburg eine Ertragsminderung von 2,5 dt/ha je Woche Saatzeitverspätung ab Mitte Oktober berechnet.

Frühsaaten, also auf den besseren Stand- orten in den Niederungen ab Mitte Sep- tember, sind unter dem Strich von Vorteil.

Das gilt, wenn die Risiken, wie häufig stär-

Standort bernburg, 2009 bis 2010, Mittel aus 2 Jahren, je 4 Sorten, 300 kf. kö./m2,

© dlz agrarmagazin 10/2014 Quelle: boese, LLFG bernburg

Anfang Sept. Mitte Sept. Anfang Okt. Mitte Okt.

80 85 90 95 100 105 110

115 Kornertrag (dt/ha)

Saattermin

Roggen Gerste Triticale Weizen

Gut zu wiSSen

Extreme Saattermine fallen ab

kerer Befallsdruck durch Virosen, Pilz- krankheiten, Schädlinge und Ungräser, ohne allzu großen zusätzlichen Aufwand zu beherrschen sind. Auf leichteren Stand- orten kann und in höherer Lage muss der Beginn der Herbstaussaat oft noch etwas vorverlegt werden. Extreme Frühsaaten vor Mitte September führen zu verstärkten Risiken und verursachten in Versuchen häufig Mindererträge. Das lässt sich auch durch zusätzlichen Pflanzenschutz nicht immer kompensieren.

Die genannte optimale Saatzeitspanne gilt für alle Wintergetreidearten gleicher- maßen. Unterschiedliche Ansprüche der einzelnen Arten oder eine zu bevorzugen- de Reihenfolge der Aussaat lassen sich aus den Ergebnissen nicht ableiten. ks

Nach saatkostenfreier Leistung berechnet, liegt die optimale Aussaat- stärke bei etwa 300 körnern/m2. Das gilt für alle Wintergetreidearten.

Bei Saat nach später Vorfrucht empfiehlt sich ein Zuschlag bei der Saatstärke.

Höhere N-Düngung bringt kaum Vorteile.

Fotos: landpixel

Dr. Lothar Boese,

Landesanstalt für Landwirt- schaft, Forsten und Garten- bau, Bernburg

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