Institut f¨ur Analysis Dr. Christoph Schmoeger M.Sc. Jonathan Wunderlich H¨ohere Mathematik III f¨ur die Fachrichtung Physik
Wintersemester 2016/17 17.11.2016
L¨osungsvorschlag zu ¨Ubungsblatt 2
Aufgabe 5:
L¨osen Sie die folgenden Anfangswertprobleme auf geeigneten Intervallen:
(i) y0= (1−x)y2+ (2x−1)y−x, y(1) = 2
Hinweis: Es gibt eine konstante L¨osung der Differentialgleichung.
(ii) y0=e−xy2+y−ex, y(log 2) = 103
Hinweis: Verwenden Sie den Ansatz Φ(x) =eax mita∈Rum eine L¨osung der Differenti- algleichung zu finden.
L¨osung:
(i) Hierbei handelt es sich um eine Riccati’sche Differentialgleichung mit g(x) = −2x+ 1, h(x) =x−1 undk(x) =−x. Wir machen den Ansatz φ(x) =a mita∈Rund erhalten
0 = (−a2+ 2a−1)x+ (a2−a).
Dies wird von a= 1 erf¨ullt und somit ist φ(x) ≡1 eine L¨osung der Differentialgleichung.
Mit dem Ansatz u=y−φberechnen wir weitere L¨osungen. Laut Vorlesung erhalten wir die folgende Differentialgleichung f¨uru:
u0+ (−2x+ 1 + 2φ(x−1) + (x−1)u2 = 0 ⇔ u0−u+ (x−1)u2 = 0,
eine Bernoulli’sche Differentialgleichung mit α = 2. Mit z := u−1 erhalten wir das An- fangswertproblem
z0+z+ 1−x= 0, z(1) = 1
u(1) = 1
y(1)−1 = 1.
zh(x) = Ce−x mit C ∈R ist L¨osung der homogenen DGL und Variation der Konstanten liefert eine spezielle L¨osungzp(x) =x−2, also
z(x) =Ce−x+x−2 (C ∈R).
Verwenden des Anfangswertes ergibtC = 2eund damit die (auf ganzRdefinierte) L¨osung y(x) =φ(x) +u(x) = 1 + 1
2e1−x+x−2.
(ii) Mit dem angegebenen Ansatz finden wir eine spezielle L¨osungφ(x) =exf¨ur die Riccati’sche DGL mitg(x) =−1,h(x) =−e−xundk(x) =−ex. Der Ansatzu=y−φaus der Vorlesung liefert die Bernoulli’sche DGL
u0+ (−1−2φe−x)u−e−xu2= 0 ⇔ u0−3u−e−xu2 = 0.
und somit das folgenden Anfangswertproblem f¨urz=u−1: z0+ 3z+e−x= 0, z(log 2) = 3
4.
Die allgemeine L¨osung ist durch z(x) =Ce−3x−12e−x mitC ∈Rgegeben (vgl. Aufgabe 4 (iii)). Einsetzen des Anfangswertes liefert C= 8 und somit
y(x) =ex+ 1
8e−3x−12e−x =ex+ 2e3x
16−e2x (x∈(−∞,log 4)).
Aufgabe 6:
(i) Berechnen Sie die L¨osung des Anfangswertproblems
(2x−3y) dx+ (2y−3x) dy= 0 (x, y)∈R2, y(0) = 2 in expliziter Form und geben Sie das maximale Existenzintervall an.
(ii) Zeigen Sie, dass die Differentialgleichung
(1 + 2x2) dx+ 2xy dy= 0
nicht exakt ist. Bestimmen Sie weiter einen integrierenden Faktor der Formµ=µ(x2+y2) und bestimmen Sie die allgemeine L¨osung in impliziter Form
(iii) Zeigen Sie, dass die Differentialgleichung
2xtany dx+x2 dy= 0
nicht exakt ist. Bestimmen Sie weiter einen integrierenden Faktor der Formµ=µ(y) und bestimmen Sie die allgemeine L¨osung in impliziter Form.
L¨osung:
(i) Wir setzten
P(x, y) = 2x−3y, Q(x, y) = 2y−3x ((x, y)∈R2).
Weiter gilt ∂yP =−3 = ∂xQ f¨ur alle ((x, y)∈R2) und somit ist die Differentialgleichung exakt. Als n¨achstes bestimmen wir eine Stammfunktion F des Vektorfeldes (P, Q). Es gilt f¨ur (x, y)∈R2:
F(x, y) = Z
P(x, y)dx+ϕ(y) = Z
(2x−3y)dx+ϕ(y) =x2−3xy+ϕ(y), F(x, y) =
Z
Q(x, y)dx+ψ(x) = Z
(2y−3x)dx+ψ(x) =y2−3xy+ψ(x).
Mitϕ(y) =y2 und ψ(x) =x2 erhalten wir die Stammfunktion F(x, y) =x2−3xy+y2 ((x, y)∈R2).
Wegen der Anfangsbedingung ist die L¨osung in impliziter Form zun¨achst durch x2−3xy+y2 =F(x, y) = const =F(0,2) = 4
gegeben. Die explizite L¨osung erhalten wir durch Aufl¨osen nachy:
y(x) = 3 2x±
r9
4x2−x2+ 4 = 3 2x±
r5
4x2+ 4.
Die Anfangsbedingung verlangt schließlich die L¨osung y(x) =3
2x+ r5
4x2+ 4 (x∈R).
(ii) Wir setzen
P(x, y) = 1 + 2x2, Q(x, y) = 2xy ((x, y)∈R2).
Dann gilt∂yP(x, y) = 06= 2y=∂xQ(x, y), also ist die DGL nicht exakt. Wir multiplizieren die DGL mitµ=µ(x2+y2) und erhalten:
∂y(µ(x, y)P(x, y)) = 2yµ0(x2+y2)(1 + 2x2) +µ(x2+y2)·0 = (2y+ 4x2y)µ0(x2+y2),
∂x(µ(x, y)Q(x, y)) = 2xµ0(x2+y2)2xy+µ(x2+y2)2y= 4x2yµ0(x2+y2) + 2yµ(x2+y2).
Gleichsetzen liefertµ0(x2+y2) =µ(x2+y2), bzw. (mitt=x2+y2) µ0(t) =µ(t). Mit der L¨osung µ(t) =et erhalten wir den integrierenden Faktor µ(x, y) =ex2+y2 und die exakte Differentialgleichung
(1 + 2x2)ex2+y2 dx+ 2xyex2+y2 dy= 0.
Jetzt m¨ussen wir noch eine Stammfunktion F f¨ur das Vektorfeld (µP, µQ) finden. Wir integrieren zun¨achstµQbez¨uglichy und erhalten:
F(x, y) = Z
µ(x, y)Q(x, y)dy+ϕ(x) =xex2+y2 +ϕ(x).
Ableiten von F nach xergibt die Bedingung
∂xF(x, y) =ex2+y2 + 2x2ex2+y2+ϕ0(x)= (1 + 2x! 2)ex2+y2 =µ(x, y)P(x, y)
und somit ϕ0(x) = 0, also ϕ(x) = C mit C ∈ R. Wir w¨ahlen C = 0 und erhalten die Stammfunktion
F(x, y) =xex2+y2. Die allgemeine L¨osung in impliziter Form lautet schließlich
xex2+y(x)2 =C (C ∈R).
(iii) Wir setzen
P(x, y) = 2xtany, Q(x, y) =x2 ((x, y)∈R2).
Dann gilt∂yP(x, y) = cos2x2y 6= 2x=∂xQ(x, y), also ist die DGL nicht exakt. Wir multipli- zieren die DGL mit µ=µ(y) und erhalten:
∂y(µ(y)P(x, y)) =µ0(y)2xtany+µ(y) 2x
cos2y = 2x
µ0(y) tany+ µ(y) cos2y
,
∂x(µ(y)Q(x, y)) =µ(y)2x.
Gleichsetzen liefertµ0(y) =−tanyµ(y), alsoµ(y) = cosy. Dies liefert die exakte Differen- tialgleichung
2xsiny dx+x2cosy dy= 0.
Jetzt m¨ussen wir noch eine Stammfunktion F f¨ur das Vektorfeld (µP, µQ) finden. Wir integrieren zun¨achstµP bez¨uglich x und erhalten:
F(x, y) = Z
µ(y)P(x, y)dx+ϕ(y) =x2siny+ϕ(y).
Ableiten von F nach y ergibt die Bedingung
∂yF(x, y) =x2cosy+ϕ0(y)=! x2cosy=µ(y)Q(x, y)
und somit ϕ0(x) = 0, also ϕ(x) = C mit C ∈ R. Wir w¨ahlen C = 0 und erhalten die Stammfunktion
F(x, y) =x2siny.
Die allgemeine L¨osung in impliziter Form lautet schließlich x2siny=C (C∈R).
Aufgabe 7:
L¨osen Sie die folgenden impliziten Differentialgleichungen auf geeigneten Intervallen:
(i) (y0)2 =x,
(ii) y=xy0−log (y0)3 . L¨osung:
(i) Hier haben wir die Form x = g(y0) mit g(p) = p2 vorliegen. Aus der Vorlesung wissen wir, dass es keine geradlinige L¨osungen gibt (Man kann das aber auch hier am expliziten Beispiel nochmal nachrechnen). Weiter erhalten wir laut Vorlesung x(p) = g(p) = p2 (⇔ F(x(p),y(p), p) = 0). Aufl¨˜ osen nach p ergibt p = √
x (wir fordern also x ≥ 0). Mit
˜
y0(p) =px0(p) erhalten wir ˜y0(p) = 2p2. Dies liefert
˜ y(p) =
Z
pg0(p)dp= Z
2p2dp= 2
3p3+C (C ∈R).
Insgesamt erhalten wir also y(x) = 2
3x32 +C (x∈[0,∞), C ∈R).
(ii) Hierbei handelt es sich um eine Clairant’sche DGL mitg(p) = 3 log(p) (Hier haben wir die Logarithmengesetze verwendet). Geradlinige L¨osungen sind gegeben durch y(x) = ax− 3 log(a) mit a >0. Um weitere L¨osungen zu finden betrachten wir
0 =F(x(p),y(p), p) = ˜˜ y(p)−x(p)p+g(p), also ˜y(p) =x(p)p−g(p) =x(p)p−3 log(p). Dann gilt
˜
y0(p) =x0(p)p+x(p)−3 p
=! px0(p),
also x(p) = 3p, bzw.p=p(x) = 3x (wir fordern x6= 0). Damit erhalten wir schließlich y(x) =x3
x −3 log 3
x
= 3−3 log 3
x
(x∈(0,∞)).
Aufgabe 8:
Gegeben sei die folgende implizite Differentialgleichung y =x2−2xy0+3
2(y0)2. (i) Bestimmen Sie die L¨osungen dieser Differentialgleichung.
(ii) F¨ur welche Wertex0,y0 gibt es eine L¨osung y, die y(x0) =y0 erf¨ullt?
(iii) Bestimmen Sie die Menge U aller Paare (x0, y0) ∈ R2 f¨ur die genau eine L¨osung mit y(x0) =y0 existiert?
L¨osung:
(i) Es handelt sich um eine implizite Differentialgleichung erster Ordnung. Wir suchen zun¨achst nach geradlinigen L¨osungen der Formy(x) =ax+bauf einem Intervall I mita, b∈R, es gilt also y0(x) =a. Einsetzen in die DGL liefert
ax+b=x2−2ax+3 2a2.
Durch Koeffizientenvergleich (1 = 0) sieht man, dass diese Gleichung f¨ur keine Parameter a, bauf keinem Intervall I erf¨ullt werden kann. Es gibt also keine geradlinigen L¨osungen.
Weiter existiert einx∈I mity00(x) = 0. O.B.d.A. seiy00(y)>0 f¨ur allex∈I. Somit isty0 streng monoton wachsend und folglich aufI invertierbar. Wir setzenx=x(p) = (y0)−1(p) f¨urp∈J :=y0(I), es gilt alsop=y0(x). Wir definieren weiter ˜y(p) := (y◦x)(p) =y(x(p)) f¨urp∈J. Einsetzen in die DGL (vgl.F(x(p),y(p), p) = 0) ergibt˜
˜
y(p) =x(p)2−2x(p)p+ 3
2p2. (1)
Differenzieren nach pliefert
˜ y0(p)
| {z }
=y0(x(p))·x0(p)=px0(p)
= 2x(p)x0(p)−2x0(p)p−2x(p) + 3p
⇔(3p−2x(p))x0(p) = 3p−2x(p).
Wir f¨uhren eine Fallunterscheidung durch:
• 3p−2x(p) 6= 0: Dann gilt 3p−2x(p) 6= 0 auf einem Intervall ˜J ⊂J. O.B.d.A. gelte J˜=J. Aus obigem folgt alsox0(p) = 1 und damitx(p) =p+C, bzw.P =p(x) =x−C f¨ur einC ∈R. Wegen (1) gilt dann
y(x) = ˜y(p) =x2−2x(x−C) +3
2(x−C)2= 1
2x2−Cx+3
2C2 (C∈R).
• 3p−2x(p) = 0: Jetzt gilt x(p) = 32p, bzw. p=p(x) = 23x. Mit (1) folgt nun y(x) =x2−2x2
3x+3 2
2 3x
2
= x2 3 . Damit haben wir alle L¨osungen der impliziten DGL gefunden.
(ii) Wegen (i) gilty(x0) =y0 f¨urx0,y0 genau dann wenn (x0, y0)∈E :=
(x, y)∈R2:y= x2 3
| {z }
=:E1
∪ [
C∈R
(x, y)∈R2:y= 1
2x2−Cx+3 2C2
| {z }
=:E2
.
Es gilt (x, y)∈E2 genau dann, wenn einC∈Rexistiert mit y= 1
2x2−Cx+ 3
2C2 ⇔ C2−2
3Cx+x2 3 −2
3y = 0.
Diese quadratische Gleichung hat genau dann L¨osungen, wenn ihre Diskriminate D:= x2
3 −2 3y−x2
3 = 2 3y−2
9x2
nicht-negativ ist. Also falls y ≥ 13x2 gilt. Außerdem gilt (x, y) ∈ E1 genau dann, wenn
1
3x2 =y, es gilt alsoE1 ⊆E2. Insgesamt gilt E =E2 =
(x, y)∈R2:y≥ 1 3x2
.
(iii) Aus den ¨Uberlegungen in (ii) wissen wir, dass zwei verschiedene L¨osungen existieren, falls f¨ur die Diskriminante D > 0 gilt, also y0 > 13x02. Ist D = 0, so haben wir die beiden verschiedenen L¨osungen
y1(x) = x2 2 − x0x
3 +x02
6 und y2(x) = x2 3 . Es gilt alsoU =∅.