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Emotionen und politisches Urteilen

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Academic year: 2022

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(1)

Emotionen und

politisches Urteilen

Hendrik Schröder

Eine politikdidaktische Untersuchung

Politische Bildung

(2)

Reihe herausgegeben von

Carl Deichmann, Institut für Politikwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Thüringen, Deutschland

Ingo Juchler, Lehrstuhl für Politische Bildung, Universität Potsdam, Potsdam Brandenburg, Deutschland

Politische Bildung

(3)

Die Reihe Politische Bildung vermittelt zwischen den vielfältigen Gegenstän- den des Politischen und der Auseinandersetzung mit diesen Gegenständen in politischen Bildungsprozessen an Schulen, außerschulischen Einrichtungen und Hochschulen. Deshalb werden theoretische Grundlagen, empirische Studien und handlungsanleitende Konzeptionen zur politischen Bildung vorgestellt, um unter- schiedliche Zugänge und Sichtweisen zu Theorie und Praxis politischer Bildung aufzuzeigen und zur Diskussion zu stellen. Die Reihe Politische Bildung wendet sich an Studierende, Referendare und Lehrende der schulischen und außerschuli- schen politischen Bildung.

Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/13420

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Hendrik Schröder

Emotionen und

politisches Urteilen

Eine politikdidaktische Untersuchung

(5)

Hendrik Schröder Bremen, Deutschland

Dissertationsschrift; unterstützt durch eine Impulsförderung der Universität Bremen

ISSN 2570-2114 ISSN 2570-2122 (electronic) Politische Bildung

ISBN 978-3-658-30655-7 ISBN 978-3-658-30656-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-30656-4

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Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

(6)

Für Knopfi & Schnipsel

(7)

Danksagung

Das sozialwissenschaftliche Modell der reflexiven Modernis-

ierung

geht davon aus, dass nicht intendierte und nicht antizipierte Phänomene zu Entwicklungen führen, die man zuvor für nicht möglich oder zumindest sehr unwahrscheinlich hielt. Eine Feststel- lung, die im Kleinen auch für die vorliegende Arbeit zutrifft. Als mir mein Doktorvater Prof. Dr. Andreas Klee unmittelbar nach dem Ablegen meiner letzten Staatsexamensprüfung im Fach Politik eine Stelle an der Universität Bremen anbot, kam dies für mich völlig überraschend. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie mit dem Gedan- ken an eine Wissenschaftskarriere gespielt. Ich muss meinem Dok- torvater daher nicht nur für seine Geduld, mit der er meinen Dis- sertationsprozess begleitete (immerhin habe ich zweimal das Thema gewechselt), sowie den großen inhaltlichen Freiraum, den er mir bei der Bearbeitung einräumte, und seine stetig offene Tür bei Fragen aller Art danken, sondern vor allem dafür, dass er mir überhaupt den Weg in die Wissenschaft ermöglichte.

Diesem Umstand verdanke ich es auch, dass ich meine Kolleg*in- nen kennenlernen durfte, von denen ich viele inzwischen zu meinen Freund*innen zähle. Sie sind es, die mir während der gesamten Pro- motionszeit, eine dermaßen schöne Arbeitsatmosphäre bereiteten, dass es vermutlich jedem leicht gefallen wäre, morgens gut gelaunt und motiviert zur Arbeit zu kommen. Ganz persönlich bedanken möchte ich mich bei meiner ersten Bürokollegin Sonja Borski, die mich auf meinen ersten Schritten in der Wissenschaft begleitete und mir dabei zeigte, wie wichtig es ist, seinen eigenen Weg zu gehen.

Freundschaftlich ans Herz gewachsen sind mit auch meine Kol-

leginnen Luisa Girnus und Julia Neuhof, mit denen ich ein Stück

(8)

VIII

des Promotionsweges gemeinsam gehen durfte und deren fachliches Können mich von Beginn an begeistert und motiviert hat, zu ihnen aufzuschließen. Ob mir dies gelungen ist, überlasse ich ihrem fähi- gen Urteil. Besonderer Dank gebührt auch meinem Kollegen und Freund Prof. Dr. Marc Partetzke, der sich dankenswerterweise bereit erklärte, meine Arbeit als Zweitprüfer zu begutachten. Gäbe es eine personifizierte Politikdidaktik, käme sie wohl in seiner Gestalt da- her. Sein fachliches Vermögen wird nur noch durch seine Qualität als Mensch und Freund übertroffen. Sollten Sie jemals die Chance haben, ihn kennenzulernen, versäumen sie sie nicht! Unerlässlich war für mich auch die Unterstützung von Prof. Dr. Erhard Tietel, der mir nicht nur mit unzähligen Quellen- und Literaturhinweisen versorgte und sein gesamtes Netzwerk bemühte, um mich bei schwi- erigen Fragen zu unterstützen, sondern sich auch bereit erklärte, mit mir gemeinsam zehn Kolloquien zur Dateninterpretation und -auswertung zu organisieren und durchzuführen. Ohne seinen un- ermüdlichen Einsatz wäre die Arbeit sicherlich nicht die geworden, die sie ist. Für ihre Beteiligung an den Kolloquien danke ich zudem meinen Kolleg*innen: Christine Barp, Dr. Simone Hocke, Dr. Eva Anslinger, Dr. Çetin Gürer und Jan Rettig. Sie alle haben mir durch ihr Engagement dabei geholfen, das Untersuchungsmaterial aus ver- schiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auf Einladung von Herrn Prof. Dr. Carl Deichmann hatte ich zudem die Gelegenheit, Teile meiner Erhebungsdaten auch im Rahmen einer Arbeitstagung der Jenaer Forschungs- und Arbeitsgruppe Hermeneutische Politikdida-

ktik

zur Diskussion zu stellen. Hierfür bin ich ihm wie auch allen daran beteiligten Kolleg*innen sehr dankbar. Aber nicht nur bei der Datenauswertung, auch bei der Datenerhebung unterstützten mich viele Kolleg*innen tatkräftig. Neben bereits genannten standen mir dabei außerdem Dr. Katharina Schütze, Anjuscha Jäger und Jessica Heibült hilfsbereit zur Seite und auch eine ganze Reihe von Stud- ierenden trugen zum Gelingen der Untersuchungsphasen bei. Mein

Danksagung

(9)

IX

Dank gilt hier: Marion Bellach, Lennart Niebuhr, Anna Petrausch, Lina Sager, Patrizia Seidl, Hagen Steinhauer, Miriam Wikening, Eva Winkler und Helen Cornelius. Besonders hervorheben möchte ich zudem die Studierenden Ali Badwan und Carolin Schnackenberg, die mir nicht nur bei der Interviewerhebung und Transkription, son- dern auch bei der Betreuung der einzelnen Untersuchungskohorten von unschätzbarem Wert waren. Dass die im Rahmen der Erhebung zum Einsatz gekommenen Informationsträger und Erhebungsinstru- mente optisch ansprechend gestaltet waren, verdanke ich zudem Mira Klebe, die trotz eigener Auslastung und beruflicher Selbststän- digkeit immer zur Stelle war, wenn ich ihre Hilfe brauchte, und mich dabei stets mit Kreativität und Akribie unterstützte.

Völlig unmöglich gewesen wäre die ganze Arbeit zudem ohne die Beteiligung der vielen Schüler*innen, die sich bereitwillig an mei- nem experimentellen Untersuchungssetting beteiligten. Ihnen sowie ihren engagierten Lehrkräften und Schulleitungen gilt daher mein ganz besonderer Dank!

Kollegiale Unterstützung erfuhr ich zudem auch von der Medi- en- und Kommunikationsforscherin Dr. Anke Offerhaus, mit der ich mich über die Entwicklung meiner Auswertungsmethode aus- tauschen konnte sowie von dem Literaturwissenschaftler Prof. Dr.

Thomas Althaus, der mich in Fragen zur Topik konstruktiv beriet.

Besonders viel Zeit für mich und meine Arbeit nahm sich auch der Psychologie Prof. Dr. Marc Schipper, der mir vor allem im Rahmen meiner Erhebungsphase beratend zur Seite stand und dank dessen engagierten und überaus freundlichen Hilfe ich das International Af-

fective Picture System verwenden durfte.

Eine ständige Stütze und Motivation waren mir zudem die unzähli-

gen Gespräche mit meinen engsten Kolleg*innen Sarah Göhmann,

Franziska Laudenbach, Maren Stephan, Christina Volkmer, Gaby

Danksagung

(10)

X

Thiemann, Dr. Simone Haasler, Dr. Frank Meng, Dr. Philipp Gies, Jakob Stephan, Ulf Kuhlemann und Dr. Peter Mehlis.

Jeder, der mich kennt, weiß zudem, dass ich bei der Korrektur meiner Texte dringend auf sachkundige Hilfe in Grammatik und Orthogra- fie angewiesen bin. Hätte es nicht den Einsatz von Edibe Kirikçi, Lena Roselieb, Gabriele Schmidt und Dr. Julia Gantenberg gegeben, hätte ich meine Arbeit besser nur als Hörversion veröffentlicht. Aber sie haben nicht nur mein Schriftbild und viele Rechtschreibfehler korrigiert, sondern die vorliegende Arbeit auch im Hinblick auf ihre innere Logik und Stringenz kritisch unter die Lupe genommen und damit auch zu ihrer inhaltlichen Güte entscheidend beigetragen und dies alles in bemerkenswert kurzer Zeit, wofür ich ihnen ein zweites Mal ausgesprochen dankbar bin.

Trotz der vielen fachlichen Unterstützung, die ich erfahren durfte, wäre mein Dissertationsprojekt ohne den Rückhalt meiner Familie und Freunde für mich undenkbar gewesen. Vor allem auf die Gelas- senheit, Frohnatur und Weitsicht meiner Eltern, Barbara und Edgar Schröder, war stets Verlass. Sie boten mir jederzeit die nötige Bal- ance zwischen Ruhepol und Quelle der Kraft. Vor allem aber schen- kten sie mir das unbezahlbare Gefühl, bei ihnen für immer ein Zu- hause zu haben. Meine jüngere Schwester, Jana Schröder, und mein älterer Bruder, Bastian Schröder, sind beides Originale, hätte mein Doktorvater sie vor mir kennengelernt, hätte sicherlich einer von ihnen die Stelle angeboten bekommen. Von meinem Bruder habe ich gelernt, was es heißt, sich zu behaupten und eine Sache weit- erzuverfolgen, auch wenn sie zunächst schwierig erscheint. Meine Schwester schafft es jedes Mal, mir mit ihrer Klugheit und Prägnanz vor Augen zu führen, wie wichtig es ist, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Danksagung

(11)

XI

Meinen Freund*innen, die es mir nie vorhielten, wenn ich sie mal wieder versetzte, weil ich mich nicht vom Schreiben lösen konnte, oder es mit Humor und Gelassenheit nahmen, wenn ich das WG- Frühstück kurzerhand in ein Forschungskolloquium verwandelte, bin ich vor allem dankbar für die vielen Abenteuer und Erlebnisse, die sie mir in den letzten Jahren neben der Promotion bereiteten und die mir nicht weniger bedeuten als die hier vorliegende Arbeit.

Das Beste kommt zum Schluss sagt man und in diesem Fall trifft dies auch zu. Die Person, die in den letzten Jahren jede Seite meiner Dissertation mehrmals gelesen hat, die alle unvermeidbaren Höhen und Tiefen eines Schaffensprozesses aushielt und auffing und die mich dabei durch ihre Lebensfreude, Zuversicht und ihren Mut im- mer wieder inspirierte und motivierte, ist meine Frau Anna-Luisa Schröder. Sie an meiner Seite zu wissen, ist ein unglaubliches Ges- chenk, für das ich jeden Tag erneut Achtung, Anerkennung, tiefe Dankbarkeit und Liebe empfinde.

Danksagung

(12)

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Problem und Fragestellung

1.2 Verortung innerhalb der Wissenschaftstheorie

1.3 Forschungsüberblick, Einordnung und relevante Literatur 1.3.1 Überlegungen zu einer Grundstruktur der politik-

didaktischen Forschung und der eigenen Verortung 1.3.2 Schlaglichter zur Entwicklung der (politikdidaktischen)

Urteilsforschung

1.3.3 Emotionsforschung in den Politikwissenschaften 1.3.4 Emotionsforschung in der Politikdidaktik und

politischen Bildung 1.3.5 Zusammenfassung 1.4 Gütekriterien

1.4.1 Validität 1.4.2 Reliabilität 1.4.3 Objektivität

I. Teil: Theorierahmen 2 Politikbegriff

2.1 Gelingensbedingungen politischen Handelns 2.2 Reichweite

2.3 Gegenstand 2.4 Modus

XIX XXIII XXV

131 1522 23

2635

3944 4648 5152

5760 6669 70

(13)

XIV

3 Politische Urteile 3.1 Wertung

3.2 politische Dimension 3.3 Öffentlichkeit

3.4 Zusammenfassung einer (Arbeits-)Definition des politischen Urteilens

Exkurs: Weitere Urteilsformen Vorurteile

Moralische Urteile 4 Urteilskompetenz

5 Dimensionen einer politischen Urteilskompetenz 5.1 Wissensdimension

5.2 Dimension des Nichtwissens

5.3 Der (freie) Wille – Dimension oder Illusion?

5.4 Dimension der Wertevorstellungen

5.5 Dimension der somatischen Voraussetzungen 6 Eine theoretische Annäherung: Gefühle, Emotionen, Stimmungen, Affekte und Emotionalität

6.1 Emotionen: Versuch einer Definition 6.1.1 Kognition

6.1.2 Wunsch

6.1.3 Neurophysiologie 6.1.4 Physiologie 6.1.5 Motivation 6.1.6 Empfinden 6.1.7 Reaktion

6.2 Emotionen: eine theoretische Eingrenzung 6.3 Die Sozialität von Emotionen

6.4 Zusammenfassung

7675 76 80

82 83 83 86

89 93 96 98 102 104 108

115 117 120 122 123 125 125 126 127127 134140 Inhaltsverzeichnis

(14)

XV

7 Emotionen und Politik 7.1 Antike Traditionen 7.2 Christliche Traditionen 7.3 (Früh-)Moderne Traditionen

7.3.1 Thomas Hobbes 7.3.2 Jean-Jacques Rousseau 7.3.3 Immanuel Kant

7.4 Zusammenfassung

8 Emotionen in der gegenwärtigen Politik 8.1 Emotionsmanagement

8.2 Emotional Mainstreaming

8.3 Emotionen als Input politischer Prozesse

9 Emotionen und Schule: eine theoretische Annäherung 9.1 Atmosphäre

9.2 Die Rolle der Lehrenden 9.3 (Politik-)Unterricht

10 Emotionen und politisches Urteilen:

eine theoretische Annäherung 10.1 Involvierung und Motivation 10.2 Strukturierung und Bewertung Exkurs: Der Fall Gage

10.3 Vermittlung und Kommunikation 10.4 Zusammenfassung

11 Präzisierung der Forschungsfragen

II. Teil: Empirie

12 Populationsauswahl 12.1 Voraussetzungen

12.2 Forschungspragmatismus

141142 146157 157160 169172

175177 184190

193199 200202

211214 217218 232235

237

241241 242 Inhaltsverzeichnis

(15)

XVI

13 Das qualitative Experiment

13.1 Erörterung experimenteller Untersuchungsformen 13.2 Design, Aufbau und Durchführung des

qualitativen Experimentes

13.2.1 Maximierung und Minimierung 13.2.2 Testen der Grenzen

13.2.3 Adaption 14 Fragebogen

14.1 Konzipierung 14.2 Durchführung 15 Qualitative Interviews

15.1 Konzipierung 15.2 Durchführung

15.3 Begleiterhebung zur Qualitätssicherung 16 Analytische und interpretative Grundlagen

16.1 Hermeneutik

16.2 Objektive Hermeneutik

Exkurs: Hermeneutische Ansätze in politikdidaktischen Kontexten

16.3 Sprechakttheorien in der politolinguistischen Forschung 16.3.1 Agitationsmodell

16.3.2 Persuasionsmodell

16.3.3 Kommunikationsmaximenmodell 16.3.4 Topisches Argumentationshandeln 16.3.5 Zusammenfassung

16.4 Topik

16.4.1 Argumentationstheorien 16.4.2 Logos

16.4.3 Ethos 16.4.4 Pathos 16.5 Tropen

248245

252 253 261 265

285 285 288 291 294 298 299

301 310 310 312 316 316317 318 320 321322 333330 336339 342 Inhaltsverzeichnis

(16)

XVII

17 Vorschlag eines Analyseverfahrens zur Rekonstruktion textlich gebundener Emotionalität

17.1 Ansatz zur Rekonstruktion textlich gebundener Emotionalität (ARtE)

17.2 Analyseebenen zur Rekonstruktion emotionaler Korrelate 17.2.1 I. Analyseebene: Formen der direkten emotionalen Manifestation

17.2.2 II. Analyseebene: Formen der indirekten, jedoch lexikalisch deutbaren emotionalen Manifestationen 17.2.3 III. Analyseebene: Formen der indirekten und lexikalisch nicht deutbaren emotionalen

Manifestationen

17.2.4 IV Analyseebene: Tropen

III. Teil: Auswertung und Untersuchungsergebnisse 18 Auswertung der Urteilstexte

18.1 Codierungsverfahren 18.1.1 Alternativkonzepte 18.1.2 Emotional uneindeutig 18.1.3 Tropen

18.1.4 Direkt deutbare emotionale Manifestationen 18.1.5 Lexikalisch deutbare Emotionen

18.1.6 Lexikalisch nicht deutbare Emotionen 18.2 Topik

19 Auswertung der Fragebögen

19.1 Evaluation der eingesetzten Untersuchungsmaterialien 19.2 Einfluss der audiovisuellen Reizevokation auf die emotionale Stimmungslage und das Urteilsvermögen der Untersuchungsteilnehmer*innen

19.3 Urteilsmotivation der Untersuchungsteilnehmer*innen

349 350 361

362 363

364365

371372 375377 377379 383 386 387 391392

395 398 Inhaltsverzeichnis

(17)

XVIII

20 Auswertung der Interview

20.1 Strukturierende Inhaltsanalyse

20.2 Darstellung der Auswertungsergebnisse 20.2.1 Involvierung und Motivation 20.2.2 Strukturierung und Bewertung

20.3 Evaluation der eingesetzten Forschungsinstrumente 21 Interpretative Zusammenführung und Beantwortung der Forschungsfragen

21.1 Allgemeine Beobachtungen und interpretative Schlüsse 21.2 Einfluss von Emotionen beim politischen Urteilen

21.2.1 Prä-Urteilsphase (Motivation und Involvierung) 21.2.2 Haupt-Urteilsphase (Strukturierung und Bewertung) 21.2.3 Post-Urteilsphase (Vermittlung und Kommunikation)

IV. Teil: Transfer

22 Bildungspolitische und (Politik-)Didaktische Impulse 22.1 Überlegungen zum Theorie-Praxis-Problem 22.2 Überlegungen zu den Rahmenbedingungen einer Emotionsdidaktik

22.3 Überlegungen zu einem erweiterten Kompetenzmodell der politischen Urteilskompetenz

22.4 Didaktische Konkretisierungen und praktische Konsequenzen

23 Fazit und Ausblick

23.1 Impulse für zukünftige Forschungsbemühungen 23.2 Resümee

Literatur Anhang

Inhaltsverzeichnis

403 404 409 413 418 414

421425 430434 440450

471471

474 478 484 491 494 498 501 563

(18)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Teil A der modifizierten Darstellung der von Petri entworfenen „Matrix zur Planung eines emotionssensiblen Unterrichts“ (Petri 2019, 272f., Hervorh. im Original).

S. 41

Tabelle 2 Teil B der modifizierten Darstellung der von Petri entworfenen „Matrix zur Planung eines emotionssensiblen Unterrichts“ (Petri 2019, 272f., Hervorh. im Original).

S. 42

Tabelle 3 Überblick der in der vorliegenden Arbeit verwendeten

Gütekriterien und deren Operationalisierung. S. 53 Tabelle 4 Modifizierte Darstellung der von Breit (vgl. 1986, 491)

skizzierten Komponenten des politisch-moralischen Urteils.

S. 80

Tabelle 5 Mehrkomponenten-Definition zum Emotionsbegriff S. 119 Tabelle 6 Mittelwerte der in der Untersuchung eingesetzten

Bildmaterialien aus dem IAPS für die Dimensionen Valenz, Arousal und Dominanz. Die Werte in den Klammern zeigen die durchschnittliche Standardabweichung an.

S. 259

Tabelle 7 Musterdarstellung des erfolgten experimentellen Ablaufs für alle vier Erhebungsintervalle,wobei die grau hinterlegte Phase der emotionalen Reizinduktion lediglich in den Erhebungsintervallen 2-4 zum Einsatz kam.

S. 267

Tabelle 8 Grenzverschiebungstropen in Anlehnung an Kolmer und Rob-Santer (vgl. 2002, 126-135); modifizierte und um eigene Indikatoren und Beispiele ergänzte Darstellung.

S. 346

Tabelle 9 Sprungtropen in Anlehnung an Kolmer und Rob-Santer (vgl. 2002, 135-146); modifizierte und um eigene Indikatoren und Beispiele ergänzte Darstellung.

S. 347

(19)

XX

Tabelle 10 Tabellarische Übersicht der Ablaufphasen des Ansatzes zur Rekonstruktion textlich gebundener Emotionalität.

Die grau hinterlegten Phasen sind als optional zu verstehen.

S. 350

Tabelle 11 Tabellarische Übersicht, der chronologisch aufeinander aufbauenden Analyseebenen, des Ansatzes zur

Rekonstruktion textlich gebundener Emotionalität.

S. 352

Tabelle 12 Übersicht möglicher Junktoren nach dem Beispiel von

Kienpointner (vgl. 2008, 704). S. 354

Tabelle 13 Vereinfachte Darstellung des verwendeten Codesystems.

Die komplette Darstellung, inklusive aller Subebenen, findet sich im Anhang (M99).

S. 373

Tabelle 14 Häufigkeit der von den Schüler*innen in ihren

Urteilstexten verwendeten Tropen. S. 379

Tabelle 15 Übersicht der direkten emotionale Manifestationen. S. 381 Tabelle 16 Übersicht der im Kontext der vorliegenden Arbeit

relevanten lexikalischen Wortbedeutungen. S. 384 Tabelle 17 Beispielhafte Darstellung der Generalisierung der

emotionalen Implikation eines Textfragmentes. S. 387 Tabelle 18 Übersicht der induktiv gebildeten Topoi. Die Zahlen

geben dabei an, wie viel emotionale Generalisierungen insgesamt einer entsprechen Topik zugeordnet

wurden. Zusätzlich ergibt sich aus den vertikalen Spaltenbeschreibungen, aus welchem emotionalen Äußerungsbereich (direkt, lexikalisch oder nicht lexikalisch deutbare Emotionalität) sowie mit welchem emotionalen Impetus (positiv vs. negativ), in Bezug auf das bG, die Generalisierung verbunden ist.

S. 389

Tabelle 19 Tabellarische Darstellung der sozialstatistischen Angaben der Untersuchungsteilnehmer*innen. S. 393

Tabellenverzeichnis

(20)

XXI

Tabelle 20 Fragebogenergebnisse bezüglich der Verständlichkeit der im Rahmen der Datenerhebung eingesetzten Urteilsaufgabe und Beilagematerialien.

S. 393

Tabelle 21 Auswertungsergebnisse zum Einfluss der audiovisuellen Reizevokation auf die Stimmungslage der

Teilnehmer*innen.

S. 395

Tabelle 22 Ereignisse aus der Fragebogenstudie bezüglich des emotionalen Erlebens und der Motivation der Teilnehmer*innen.

S. 399

Tabelle 23 Tabellarische Darstellung der angewendeten

Kodierregeln zur Auswertung der erhobenen qualitativen Interviews.

S. 406

Tabelle 24 Darstellung des erweiterten Codesystems im Rahmen der Auswertung der qualitativen Interviews. S. 408 Tabelle 25 Übersicht der Wirkung der emotionalen Evokation, nach

Selbsteinschätzung der Interviewteilnehmer*innen. S. 410 Tabelle 26 Einfluss von Emotionen auf politische Urteilsprozesse,

nach Selbsteinschätzung der Interviewteilnehmer*innen. S. 411 Tabelle 27 Einfluss der erfolgten Stimmungsmanipulation auf die

Urteilspositionen der Teilnehmer*innen. S. 432 Tabelle 28 Vergleich der Konzepte von Weber (vgl. 1975, 110-114)

und Mayer/Salovey (vgl. 1997, 11). S. 478 Tabelle 29 Kompetenzmodell zur politischen Urteilskompetenz

welches sowohl rationale als auch emotionale Regelstandards berücksichtigt.

S. 479

Tabelle 30 Planungshilfe für eine emotionssensible politische

Urteilsbildung. S. 489

Tabelle 31 Stichpunkte zur Rolle von Emotionen innerhalb politischer Urteilsprozesse, unterteilt in die der Phasen:

Prä-, Haupt- und Post-Urteilsphase.

S. 492 Tabellenverzeichnis

(21)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Das flow-Modell. Modifizierte Grafik nach Csíkszentmihályi 1985, 80. Die gepunkteten

Mittellinien repräsentieren dabei das durchschnittliche Fähigkeits- (X-Achse) und Anforderungsniveau (Y-Achse) einer Person.

S. 196

Abbildung 2 Emotionale Reaktionen sind eine Grundvoraussetzung für das zustandekommen von subjektiver

Urteilsbereitschaft.

S. 216

Abbildung 3 Modifizierte Darstellung der Verortung des qualitativen Experimentes innerhalb der

Wissensproduktionslandschaft nach Kleining (vgl.

1986, 727).

S. 246

Abbildung 4 Vier stufiges Verfahren zur qualitativen

Unterscheidung der emotionalen Kompetenz beim politischen Urteilen. Inspiriert wurde das Modell durch die Arbeiten von Weber (vgl. 1975, 110-114) und Mayer & Salovey (vgl.1997, 11).

S. 485

(22)

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

Abs. Absatz

AfD Alternative für Deutschland ALG II Arbeitslosengeld II

Arist. Aristoteles

Art. Artikel

ARtE Ansatz zur Rekonstruktion textlich gebundener Emotionalität

Aufl. Auflage

Ausg. Ausgabe

Bd. Band

bG bedingungsloses Grundeinkommen BIP Bruttoinlandsprodukt

BMBF Bundesministeriums für Bildung und Forschung BpB Bundeszentrale für politische Bildung

bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise

ca. circa

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands CSU Christlich-Soziale Union in Bayern e.V.

d. durch

Dr. Doktor*in

dt. Deutsch

durchges. durchgesehene

ebd. ebenda

engl. englisch etc. und die übrigen

FCKW Fluorchlorkohlen-wasserstoff feat. Featuring

FN Fußnote

(23)

XXVI

GESIS Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen

GG Grundgesetz

ggfs. gegebenenfalls

GNH Gross National Happiness

GPJE Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung

Hervorh. Hervorhebung

IADS International Affective Digitized Sounds IAPS International Affective Picture Systems i.E. im Erscheinen

i.d.R. in der Regel insb. insbesondere inkl. inklusive Jhs. Jahrhunderts m.E. meines Erachtens MUT Moralisches Urteil-Test n. Chr. nach Christus

NGO Nichtregierungsorganisation NS Nationalsozialismus

o.A. ohne Angabe

Pegida Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes PISA Programme for International Student Assessment

PR Public Relations Prof. Professor Rhet. Rhetorik

Röm. Brief des Paulus an die Römer SAM Self-Assessment Manikin

SED Sozialistische Einheitsspartei Deutschlands s.o. siehe oben

sog. sogenannte

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Abkürzungsverzeichnis

(24)

XXVII

Tab. Tabelle

u.a. unter anderem Übers. Übersetzt

UN United Nations

unv. unverständlich

USA United States of America usf. und so fort

usw. und so weiter UV-Strahlung Ultraviolettstrahlung TK Techniker Krankenkasse

v. von

v. Chr. vor Christus Verf. Verfasser vgl. vergleiche vmtl. vermutlich vollst. vollständige wdg. wiedergegeben

zap Zentrum für Arbeit und Politik z.B. zum Beispiel

ZeDiS Zentrums für die Didaktiken der Sozialwissenschaften

zit zitiert

ZKPR Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation

z.T. zum Teil

Abkürzungsverzeichnis

(25)

1 Einleitung

Es gibt keine rein politischen Emotionen, aber es gibt Emotionen, die politisch sind. Zum einen, weil alle Emotionen über das Politische hin- ausgehen und auch außerhalb von entsprechenden Kontexten eine Rolle spielen, und zum anderen, da ihnen, beispielsweise bei der Konstruktion und Reproduktion von politischen Ordnungen, eine entscheidende Rolle zufällt. Man denke etwa an die intellektuelle Kontroverse zwischen Tho- mas Hobbes (vgl. 2007) und John Locke (vgl. 1977), die in ihren Texten darüber stritten, ob für einen gelungenen Staat das Misstrauen oder das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Regierung konstitutiv sei. Während für Hobbes (vgl. 2007, 116f.) die Rechtfertigung des Staates gerade in einem anthropologisch begründeten Misstrauen (vgl. Kapitel 7.3.1) des Men- schen gegenüber seinen Mitmenschen lag, betonte Locke (vgl. 1977, 257- 278), dass kein Staat – unabhängig von seiner Regierungsform – ohne ein wechselseitiges Vertrauen zwischen den Regierten und den Regierenden bestehen könne.

© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 H. Schröder, Emotionen und politisches Urteilen, Politische Bildung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30656-4_1

(26)

2

Heute dürfte hingegen weitgehend Einigkeit darüber herrschen, dass bei- de Emotionen ihre je eigene Berechtigung innerhalb politischer Sphären haben. Um den Grad des gesellschaftlichen Zusammenhalts quantifizier- bar zu machen, wird etwa in Meinungsumfragen regelmäßig das Vertrauen von Bürger*innen1 in bestehende politische Institutionen abgefragt (vgl.

Bertelsmann Stiftung 2019, 72-84) und in der Nationalversammlung von Weimar als auch im Parlamentarischen Rat in Bonn wurde bereits über die Frage gestritten, „ob nicht Misstrauen die eigentliche demokratische Tugend sei“ (Nielsen 2015, 33). In der Bundesrepublik faktisch institu- tionalisiert ist das Misstrauen letztlich im Gewand der Gewaltenteilung oder der regelmäßigen Wahl politischer Vertreter*innen. Aber auch in den feingliedrigen Strukturen der parlamentarischen Kultur ist sie eingewoben.

So stellt etwa die größte Oppositionspartei im Bundestag traditionell den Vorsitz des Bundeshaushaltsausschusses und nimmt damit eine Schlüssel- position in einem der wichtigsten Gremien einer jeden Regierung ein2 (vgl.

ebd., 45).

Diese wenigen Beispiele verdeutlichen bereits, wie eng die Ebenen von Politik und Emotionen miteinander verwoben sind und zeigen auch, wo- rauf Martha Nussbaum (vgl. 2016, 12) bereits in ihrem viel beachteten

1 Das sprachliche Unsichtbarmachen der geschlechtlichen Vielfalt in Zeiten, in denen zweifelsohne keine gleichberechtigte Anerkennung zwischen den verschiedenen Ge schlechtern und sexuellen Orientierungen herrscht (vgl. OECD 2013, 13f.) und ein von der hegemonialen Norm abweichendes Verhalten vielerorts mit Aversion und Diskri- minierung gestraft wird (vgl. ebd., 15), soll hier in Form des sogenannten Gender- Sternchens bewusst begegnet werden. So schließt diese Schreibweise alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung aktiv ein. All den jenigen, die ein solches Verfahren für unbequem und als den Lesefluss störend erachten, sei hier zudem noch entgegnet, dass derartige Effekte durchaus erwünscht sind. Denn dort, wo Menschen tagtäglich aufgrund ihres bloßen Seins zu Objekten der Aus- grenzung und Diskriminierung degradiert werden, sollten alle anderen sich nicht in Bequemlichkeiten einrichten.

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Werk Politische Emotionen hingewiesen hat, nämlich, dass es irrtümlich ist, anzunehmen, lediglich faschistische oder aggressive Gesellschaften seien auf die Kultivierung von Emotionen angewiesen. Im Gegenteil, der weltweite Rückbau liberaler Errungenschaften durch öffentlich wie- dererstarkende rechtsextreme Parteien (vgl. Demuth 2016, 1f.) führt uns deutlich vor Augen, wie eng die Stabilität einer Gesellschaft mit dazuge- höriger Pflege von Emotionen verbunden ist. Integrierende Elemente wie geteilte Sprache oder gemeinsame Kulturerfahrungen wirken den gesell- schaftspolitischen Zentrifugalkräften alleine nicht hinreichend entgegen.

Die berühmte Frage, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe 1910, 385) stellt sich eben nicht nur auf der literarischen, sondern auch auf der gesellschaftspolitischen Ebene. Die Sozialwissenschaften3 sind daher seit jeher auf der Suche nach einem gemeinsamen Kern, welcher als Bin- deelement dazu dient, eine akzeptierte Ordnung innerhalb pluralistischer Gesellschaften zu etablieren. Dass Emotionen dabei eine Rolle zu spielen haben, wird vermutlich niemand ernsthaft bezweifeln und wird auch von der Philosophin und Rechtswissenschaftlerin Martha C. Nussbaum betont:

2 Eine Abweichung von diesem Brauch gab es allerdings zu Zeiten der ersten großen Koalition 1966 auf Bundesebene. Nach dem die FDP vorzeitig die Regierung verlassen hatte und die SPD an ihre Stelle gerückt war, behielt diese dennoch den Vorsitz im Ausschuss bis zur nächsten Wahl 1969.

3 Jüngstes Beispiel hierfür sind etwa die aktuellen Pläne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Einrichtung eines sozialwissenschaftlichen Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt (vgl. BMBF 2018).

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„Alle politischen Prinzipien, gute wie schlechte, bedürfen der emotionalen Unterfütterung, damit sie langfristig Bestand haben, und alle gut funktionieren- den Gesellschaften müssen Schutzmauern gegen Spaltungen und Hierarchien errichten, indem sie Emotionen wie Mitgefühl und Zuneigung fördern und pfle- gen.“ (Nussbaum 2016, 13).

Dennoch hatte die politische Kultivierung von Emotionen lange keinen gu- ten Stand (vgl. Besand 2015, 215). Ohne Anspruch auf Absolutheit dürfte ein wesentlicher Grund hierfür in der von Edward Bernays (vgl. 2007) und Gustave Le Bon (vgl. 2009) Anfang der 1920er Jahre entwickelten Form der Propaganda4 liegen, welche sie später in Public Relations (PR) umbe- nannten. Teil dieser neuartigen Manipulation der Massen war die Verkür- zung von Aussagen und Argumentationen auf einen emotionalen Kern, der keinesfalls der Wirklichkeit entsprechen musste (vgl. Kapitel 16.4.1). Die unglaubliche Gestaltungsmacht der modernen Propaganda nach Bernays Rezeptur machte aus Arbeiter*innen und Angestellten nicht nur Konsu- ment*innen, ließ Zigaretten gesund erscheinen und verlieh dem Rauchen für Frauen eine emanzipatorische Attitüde (vgl. Stauber/Rampton 2006, 47f.), sondern trug auch entscheidend zum Sturz demokratisch gewählter Regierungen bei – wie etwa 1954 in Guatemala (vgl. Schlesinger/Kinzer 1984, 86-105) – und wurde bedauerlicherweise sehr erfolgreich von tota- litären Staaten und deren Propagandaapparaten kopiert und für menschen- verachtende Ziele eingesetzt (vgl. Griese 2000)5. Die Wirkmächtigkeit die-

4 Der ursprünglich lediglich biologisch (im Sinne von z.B. ausdehnen und fortpflanzen) verwendete Begriff der Propaganda wurde nachweislich zu Beginn des 17. Jahr- hunderts von der katholischen Kirche für die Bezeichnung ihrer Missionstätigkeiten verwendet (vgl. Schieder/Dipper 1984, 69). In den politischen Kontext wurde der Be- griff um 1780 eingeführt, als protestantische Aufklärer*innen ihn übernahmen, um sich gegen die römisch-katholische Kirche in Stellung zu bringen (vgl. ebd., 71).

5 Eine gute Skizze propagandistischer Politik aus der jüngsten deutschen Vergangenheit findet sich etwa bei Gries (vgl. 2000), der in seinem Aufsatz Propagandageschichte als Kulturgeschichte die Wirkung der Staatspropaganda der Deutschen Demokratischen Republik beleuchtet.

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ser emotionalen Manipulationsinstrumente offenbart sich dabei vielleicht am deutlichsten in der Tatsache, dass ihre Apostel sich nicht einmal große Mühe geben mussten, ihre Methoden zu verschleiern.

Als Folge dieses Missbrauchs mit katastrophalen Ausmaßen konnten Stim- men laut werden, welche dafür warben, Emotionen in politischen Kon- texten ihre Legitimität in Gänze abzusprechen (vgl. Besand 2015, 215).

Ein Unterfangen, welches vor dem Hintergrund der Tyrannei und Barbarei im 20. Jahrhundert vielleicht verständlich erscheint, jedoch an der Reali- tät vorbeigeht. Denn auch wenn auf philosophischer Ebene – die der Welt stets ein Stück entrückt scheint – eine rein rational organisierte Staatsfüh- rung vorstellbar erscheint, ist diese auf praktischer Ebene – auf der sich die Politik bewegt – undenkbar, und so muss jeder Versuch, Emotionen aus der politischen Sphäre subtrahieren zu wollen, zwangsläufig scheitern (vgl. Kapitel 6). Einen Ausweg bietet m.E. daher auch nicht die Negation von Emotionen in der Politik, sondern nur deren bewusste Kultivierung.

Emotionen lassen sich eben nur durch Emotionen im Zaum halten – eine Erkenntnis, welche sich im Rückblick auch auf eine mehrere tausend Jahre alte politische Geschichte stützen lässt (vgl. Kapitel 7).

Aus diesem Grund obliegt es einer jeden Gesellschaft, die eigene Emo- tionskultur (vgl. Kapitel 6.3) als Teil ihrer politischen Kulturlandschaft zu verstehen und zu entwickeln. Martha Nussbaum (vgl. 2016) weist hier- für auf zwei Orientierungslinien hin, die auch ich diesbezüglich für zent- ral halte und die daher im Folgenden kurz wiedergegeben werden sollen.

Die erste besteht darin, „ein starkes Engagement für die guten Projekte zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die Anstrengungen und Opfer erfordern – wie etwa soziale Umverteilung, die vollständige Inklusion von vormals ausgeschlossenen oder marginalisierten Gruppen, Umweltschutz [und]

Entwicklungshilfe“ (Nussbaum 2016, 13). Im Gegensatz zu Nussbaum (vgl. ebd.) gehe ich dabei allerdings nicht davon aus, dass hierfür Emo- tionen besonders hilfreich sein können, welche sich auf eine spezifische Einleitung

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Nation richten, sondern vertrete die These, dass nur nationsübergreifende Bezugspunkte wie z.B. die Charta der Vereinten Nationen sich als emotio- nale Leuchttürme eignen. Gerade dann, wenn man Inklusion von vormals Ausgeschlossenen ernst nimmt. Den Nationen fällt in diesem Rahmen je- doch zweifelsohne eine wichtige Brückenfunktion zu. Über welche Mittel zum Zwecke der emotionalen Evokation und Kultivierung heutige Gesell- schaften und politische Kräfte verfügen, wird dabei ausführlich in Kapitel 8 vorgestellt. Die zweite Linie in Bezug auf die Pflege und Förderung von öffentlichen Emotionen schließt das Hauptthema dieser Arbeit besonders stark ein, nämlich den Zusammenhang von Emotionen und politischem Urteilen, welche die Schnittstellen zwischen der Theorie und Praxis bil- den. Sie besteht darin, eine Möglichkeit zu schaffen, die Kräfte in Schach zu halten, „die in allen Gesellschaften und letztlich auch in uns allen lau- ern: die Neigung, das fragile Ich durch die Herabsetzung und Diffamie- rung anderer zu kompensieren (Nussbaum 2016, 13f.)6. So können etwa die im politischen Kontext als problematisch aufzufassenden Emotionen wie Abscheu, Neid oder das Bedürfnis, andere Menschen zu erniedrigen großen Schaden anrichten. Erst recht dann, „wenn sie maßgeblichen Ein- fluss auf den Gesetzgebungsprozeß und die Gestaltung der Gesellschaft haben“ (ebd., 14). Um ihnen gebührend zu begegnen, braucht es daher eine politische Kulturlandschaft, welche ihren emotionalen Output in Form von politischen Urteilen im Sinne einer positiven Emotionalität und, wo nötig, auch als emotionalen Antidot kalibriert. Ziel muss es dabei sein, in emotio- naler Hinsicht auf positive Emotionen wie Mitgefühl und Zuneigung auf- zubauen und die Kultivierung dieser Emotionen stabil zu halten. Dass sich dies nicht ohne breite Unterstützung der politischen Bildungslandschaft vollziehen kann, liegt auf der Hand. Umso verwunderlicher ist der aktuel- le Winterschlaf, in dem sich die politische Bildung in dieser Hinsicht im Allgemeinen und die Politikdidaktik im Speziellen befinden. So wird die Relevanz der Auseinandersetzung mit Emotionen im Rahmen politischer Lehr-Lernprozesse zwar weitgehend als wichtig erachtet (vgl. etwa Weber-

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