14 granatapfel1 ∙ 2016
Barmherzige Brüder
&Christliche Welt Porträt
damals schon sehr modern, alle Produkte waren EDV-mäßig erfasst, die Abteilungen mussten nur die entsprechenden Listen aus- füllen und mir schicken.
Dann waren Sie Krankenhausleiter und Prior in St. Veit/Glan und in Graz
Marschallgasse. Was waren dort Ihre wichtigsten Aufgaben?
In den drei Jahren in St. Veit habe ich vor allem den Neubau des Verwaltungsgebäu- des vorbereitet, gebaut wurde nach meiner Zeit. Auch in Graz standen Baumaßnahmen an. Das Grazer Haus galt als Armenhaus der Provinz. Die Bausubstanz war veraltet. Der damalige Provinzial hatte mehrmals betont, dass eine Modernisierung und ein Ausbau nötig wären, aber es hat sich niemand darübergetraut. Ich habe dann in meiner Jugend und Unerfahrenheit damit begonnen.
Es war eine harte Zeit, aber die Ordens- provinz ist hinter mir gestanden. Schon die Vorarbeiten haben fast zehn Jahre gedauert, sechs Jahre haben wir mit den Behörden wegen der finanziellen Unterstützung ver- handelt. Zum Glück gab es genügend Platz, sodass wir den Neubau errichten konnten, bevor der Altbau abgerissen wurde.
18 Jahre waren Sie Krankenhausleiter und Prior – hatten also zwei Ämter, die heute zwei Personen ausüben! War das eine besondere Herausforderung?
In Graz war es schon eine doppelte Belastung, vor allem durch die Baumaßnahmen. Da war ich glücklich, als 2010 ein Gesamtleiter kam.
Insgesamt war ich fast 20 Jahre in Graz, eine Granatapfel: In den 1980erJahren waren
Sie schon einmal am Konventhospital Linz tätig, nämlich als Spitalmeister. Welche Aufgaben hatten Sie damals?
Frater Matthias: Als Spitalmeister war ich für den Einkauf des Materials für das Spital zuständig. Der Begriff ist ein ordensspezifi- scher Ausdruck, man könnte auch Material- verwalter sagen, obwohl der Spitalmeister mehr Kompetenzen hatte als der Material- verwalter heute. Das Krankenhaus Linz war
Den Orden präsent halten
Nach seiner Ausbildung zum Diplomkrankenpfleger und einigen Jahren Tätigkeit in der Pflege in den Krankenhäusern Graz-Marschallgasse
und Wien übt Frater Matthias Meczywor seit knapp 25 Jahren Leitungsämter im Orden der Barmherzigen Brüder aus. Derzeit ist er Prior in Linz.
V O N B R I G I T T E V E I N F U R T E R
Regelmäßig besucht Prior Matthias die Stationen des Hauses, wie hier die Augen- tagesklinik.
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18 Jahre war Frater Matthias Krankenhausleiter und Prior – hatte also zwei Ämter, die heute zwei Personen ausüben.
Fotos: Brigitte Veinfurter; kathbild.at/Rupprecht
sehr lange Zeit. Ich habe gemerkt, dass ich drei oder vier Jahre früher hätte gehen sollen, zum Schluss hat mir schon etwas die Kraft gefehlt. Der Abschied von Graz ist mir aber dann doch schwergefallen, obwohl auf der anderen Seite eine gewisse Last wegge- fallen ist.
Wie war das Ordensleben in St. Veit und Graz?
In St. Veit waren wir nur zu zweit, Frater Auremund Unterberger und ich. In Graz waren wir bis zu sieben Brüder, weil hier damals auch die Ordenskandidaten lebten.
Wir waren eine schöne Gemeinschaft mit dem Gebets- und Ordensleben.
Seit knapp zwei Jahren sind Sie nun Prior in Linz. Was sind die Unterschiede zu Graz?
Hier in Linz stehen keine so großen Projekte an wie in Graz mit der Zusammenlegung unserer beiden Krankenhäuser. Gekannt habe ich das Linzer Haus
aus meiner Zeit als Spitalmeister, aber in den 20 Jahren seither hat sich sehr viel verändert. Das Haus
wurde generalsaniert und die Kooperation mit dem benachbarten Krankenhaus der Barmher- zigen Schwestern wurde begonnen.
Der Gesamtleiter des Krankenhauses Mag.
Peter Ausweger informiert mich über Wichti- ges. Ich konzentriere mich auf die Seelsorge und bin viel im Haus unterwegs, besuche die Portiere, die Apotheke, die Stationen. So möchte ich den Orden präsent halten.
Neben mir leben zwei Brüder hier: Mein Vorgänger Frater Engelbert Raab, der mich tatkräftig unterstützt, beispielsweise in den Bereichen Organisation, Bau oder Grund- stücke, und Frater Nikolaus Deckan, der auf der Augentagesklinik arbeitet. Wir treffen uns zu den Gebetszeiten in der Früh, zu Mittag und am Abend und nehmen die Mahlzeiten gemeinsam ein.
Kranke pflegen
Papst Franziskus hat angeregt, im „Jahr der Barmherzigkeit“ die „Werke der Barmherzig
keit“ neu zu entdecken. Im Granatapfel stellen wir Ihnen daher heuer die sieben leiblichen und die sieben geistlichen „Werke der Barm
herzigkeit“ vor. Zu Beginn „Kranke pflegen“.
Barmherzigkeit beschreibt das zentrale Wesen Gottes, seine liebende Hinwendung zum Men- schen. „Angerührt davon können auch wir barm- herzig mit den anderen sein“, schreibt Franziskus in der Einberufungsbulle zum „Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“. Wie Barmherzigkeit gelebt wer- den kann, das formuliert die christliche Tradition in den „Werken der Barmherzigkeit“. Eines der sieben „leiblichen Werke“ fordert uns auf, Kranke zu pflegen.
Krankenpflege ist die zentrale Aufgabe der Barmherzigen Brüder. Der Ordensstifter Johan- nes von Gott holte die Kranken von den Straßen Granadas und brachte sie im Innenhof einer wohltätigen Familie unter, später gründete er ein Hospital. Daraus entwickelte sich der Orden, der heute auf allen Kontinenten Krankenhäuser, Pflegeheime und andere Einrichtungen betreibt.
Rund 1.120 Barmherzige Brüder sind dort tätig.
Einer von ihnen ist der aus Indien stammende Frater Johnson Sebastian Arackel, der auf der Dialysestation im Krankenhaus Eisenstadt arbei- tet. „Ich habe eine Sehnsucht und Motivation verspürt, für andere Menschen da zu sein, und wollte vor allem Kranken und Bedürftigen helfen.
Gleichzeitig fühlte ich mich von Gott berufen, dies auf eine ganz besondere Weise zu tun. Bei den Barmherzigen Brüdern konnte ich beides vereinen“, erzählt er. „In der Arbeit begegne ich Gott täglich in meinem Nächsten, was sehr schön ist und mein Leben erfüllt. Es ist meine Berufung, in der Krankenpflege tätig zu sein, aber im Unterschied zu anderen hat mir Gott diese Aufgabe zugeteilt und ich stelle mich gerne jeden Tag aufs Neue den Herausforderungen, die er für mich vorgesehen hat.“
2016 Jahr der Barmherzigkeit
Frater Johnson arbeitet auf der Dialysestation im Brüder-Krankenhaus Eisenstadt.