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Friedensbildung Frieden im Kleinen wie im Großen gestalten

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Academic year: 2022

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26. Juli 2019 | 73. Jahrgang | 4 Euro

bildung und wissenschaft –

Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

Friedensbildung

Frieden im Kleinen wie im Großen gestalten

Zentralabitur Schwimmunterricht Personalratswahlen

26. Juli 2019 | 73. Jahrgang | 4 Euro Ausgabe 07 – 08 / 2019

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Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserin, lieber Leser, bald haben wir die wohlverdiente Sommer-

pause erreicht. Es sind anstrengende Zeiten. Die Lehrkräfte sollen immer mehr Vorgaben umset- zen. Der Lehrkräftemangel an den SBBZ, den Grundschulen und an den Werkreal-, Gemein- schafts- und Realschulen hat sich verschärft.

Manche SBBZ werden mit weniger als 80 Pro- zent Versorgung ins neue Schuljahr starten.

Kultusministerin Susanne Eisenmann bestä- tigte im Frühjahr den Lehrkräftebedarf, den die GEW für alle Schularten dargestellt hatte.

Im Entwurf für den Landeshaushalt 2020/21 spiegelt sich der Bedarf noch nicht wider. Auch die Studienplätze werden nicht ausreichend ausgebaut. Die Kultusministerin fordert 1.080 Stellen für längst beschlossene Maßnahmen:

Ethik in der Sekundarstufe 1 und an beruflichen Schulen, Stunden für Informatik, die Gleichstel- lung der Realschulen mit den Gemeinschafts- schulen durch zwei weitere Poolstunden, Stel- len für Inklusion, für neue Ganztagsschulen, für die Modellversuche G9 und die Oberstufenre- form. Auf der Wunschliste der Ministerin stehen außerdem der Ausbau der Vertretungsreserve, mehr Leitungszeit für Schulleitungen und die Rücknahme der Kürzung des Allgemeinen Ent- lastungskontingents. Es ist allerdings unsicher, ob die Kultusministerin dafür eine Mehrheit im Kabinett und im Landtag bekommt.

Andere Entscheidungen fehlen: Antworten auf die Herausforderungen in der Sekundarstufe 1?

Ressourcen für Sprachförderung in der Grund- schule? Auch der „Ergänzungsbereich“ ist zum Fremdwort geworden. So werden Bildungs- chancen verweigert und Integration erschwert.

Die Lehrkräfte in den Grundschulen und in der Sekundarstufe 1 spüren die Folgen.

Der gewaltige Umbau der gesamten Schul- und Kultusverwaltung führt zu ungeklärten Zuständigkeiten und personellen Engpässen.

Fehlende Perspektiven und Demotivation dominieren die Stimmung in der Schul- und Kultusverwaltung. Zahlreiche Seminare sind ohne Leitungen, 20 Prozent der Stellen in den Schulämtern sind nicht besetzt, am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung sowie am Institut für Bildungsanalysen fehlt Personal.

Das bremst den Neustart der Qualitätsent- wicklung und belastet das Personal.

Es gab auch Erfreuliches: Im sonderpädago- gischen Bereich sind wir für die Leitungen der Schulkindergärten einen Schritt vorwärts gekommen. Und wir konnten die Erhöhung der Anrechnungsstunden für den horizontalen Laufbahnwechsel verbessern. Klare Erfolge konnten wir auch mit dem gewerkschaft- lichen Rechtsschutz erzielen: Die jungen Lehrkräfte haben erhebliche Nachzahlungen für die Absenkung der Eingangsbesoldung bekommen und alle Lehrkräfte werden von Verbesserungen bei den Reisekosten für auße- runterrichtliche Veranstaltungen profitieren.

Die Regierungsfraktionen bringen im Herbst den Doppelhaushalt 2020/21 in den Landtag ein. Die GEW wird deutlich machen, was die Kitas, Schulen und Hochschulen und vor allem ihre Beschäftigten brauchen, um gute Arbeit in der Bildung machen zu können.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement an Ihrem Arbeitsplatz, für die Unterstützung unserer gewerkschaftlichen Arbeit und wünsche Ihnen eine gesunde und erholsame Sommerzeit.

Mit freundlichem Gruß Ihre

Wir gehen in die Sommerpause

Doro Moritz,

Landesvorsitzende GEW Baden-Württemberg

Foto: GEW BW

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S.16 Titelthema

Friedensbildung an Schulen

Frieden im Kleinen wie im Großen gestalten

30

Schöner Beruf schwer gemacht, Teil III

38

Bildungsbericht

Baden-Württemberg 2018

12

Einstellungschancen meist gut – Versorgung meist schlecht

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Inhalt

In dieser Ausgabe

Foto: piovesempre/iStock

Titelbild: Kizel / iStock

Redaktionsschluss für die nächste b&w Ausgabe:

19. August 2019

Titelthema

Friedensbildung an Schulen 16 Frieden im Kleinen

wie im Großen gestalten

21 Umsetzung von Friedensbildung im Unterricht

23 Abenteuer bei der Bundeswehr?

Arbeitsplatz Schule / Kindertageseinrichtung

12 Einstellungschancen meist gut – Versorgung meist schlecht 29 Zentralabitur:

Das Joch des Bildungsföderalismus 34 Rechtschreibunterricht Grundschule:

Entscheidend sind die

Rahmenbedingungen an den Schulen 35 Schwimmunterricht an Schulen:

Zu wenig Fortbildungen, zu wenig Unterricht

36 Bildungsbericht 2018: Trend zur formal höheren Schulart hält an 39 Migrierte Lehrkraft erzählt:

Da fehlt ein Komma

Aus der Arbeit der GEW 10 GEW-Sommerfest

26 2019: Neu gewählte schulische GEW-Bezirkspersonalräte 28 2019: Neu gewählter HPR

im außerschulischen Bereich und Hochschule und Forschung 30 GEW-Umfrage zur Arbeitszufriedenheit:

Schöner Beruf schwer gemacht, Teil III

Rubriken 3 Editorial 6 Aktuell 7 Glosse 40 Kurz berichtet 42 Vor Ort 43 Jubilare 44 Totentafel 46 Impressum 46 Termine

Bildungsprogramm Herbst 2019

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Aktuell

GEW IM GESPRÄCH

A13 für alle Hauptschullehrkräfte

Die GEW und die Stuttgarter Haupt- schullehrkräfte lassen nicht locker. Sie fordern A13 für Lehrkräfte an den Haupt- und Werkrealschulen, und zwar für alle.

Diese Forderungen haben sie Anfang Juli in einem Gespräch mit Sandra Boser,

der bildungspolitischen Sprecherin der Grünen, deutlich gemacht. Wie schon in vielen Gesprächen sind sie mit ihrem Anliegen auf Verständnis gestoßen.

Boser meinte allerdings, dafür sei leider kein Geld da.

Doro Moritz begrüßte, dass die Qualifi- zierung für den horizontalen Laufbahn- wechsel ins Lehramt Sonderpädagogik mit einer Ermäßigung von zehn Stunden für das erste Jahr ausgestattet wurde. Sie hat den Wunsch vorgetragen, dass Haupt- schullehrkräfte nach Abschluss der Qua- lifizierung an der Werkrealschule bleiben können. Denn diese Lehrkräfte arbeiten gerne an ihrer Schule. Die Rückkehrmög- lichkeit würde zusätzlich sonderpädago- gische Kompetenz an die Schule bringen.

Diese Option könnte die Bewerberzahlen spürbar erhöhen. Sandra Boser sagte zu, diesen Vorschlag weiter zu verfolgen.

b&w Von links. Hauptschullehrkräfte im Gespräch: Nikolaus Reiff, Martin Brenken, Doro Moritz (GEW),

Sandra Boser (Grüne), Katharina Miller, Uwe Lames

Foto: GEW BW

GEW-FORDERUNG

Sommerferien bezahlen

Zum Ferienbeginn im Juli 2019 enden in Baden-Württemberg die Verträge von fast 4.000 befristet beschäftigten Pädagogin- nen und Pädagogen. Der große Teil hat nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosen- geld. Zusätzlich werden über 5.000 Refe- rendarinnen und Referendare zum Schul- jahrsende entlassen, obwohl die meisten ab September wieder in den Klassenzim- mern stehen. Das ist ungerecht: Ihre Som- merferien müssen wie bei allen anderen Lehrkräften bezahlt werden.

An vielen Ausbildungsseminaren fanden in den letzten Monaten Aktionen statt.

Über 1.000 unterschriebene Postkarten kann die GEW-Chefin Doro Moritz an die finanz- und bildungspolitischen Spre- cher/innen der Landtagsfraktionen über- geben.

Johanna Schreiber

Aktionsseite:

www.gew-bw.de/sommer GEW-Aktion unter dem Motto: „Damit es für Meer reicht“

Foto: Sandra Blank

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Aktuell

GEFLÜCHTETE IN BADEN-WÜRTTEMBERG

GEW: Keine Abschiebungen aus Schulen und Kitas!

Die b&w hat im Januarheft (1-2/2019) über die am 10. Dezember 2018 erfolgte Abschiebung zweier Kinder aus Mann- heim berichtet. Das ältere Kind war aus der Schule, das jüngere aus der Kita abge- holt worden, beide wurden mit den Eltern danach nach Albanien abgeschoben.

Die GEW hat den Vorgang zum Anlass genommen, im Innenministerium nach- zufragen, ob die Aussage noch gilt, dass

„in Baden-Württemberg Abschiebungen nicht in einer Art und Weise durchgeführt werden, dass Kinder durch die Polizei aus dem Unterricht heraus abholt und abge- schoben werden. Dies ist grundsätzlich auch zukünftig nicht beabsichtigt.“ (Zitat aus dem Brief des Innenministeriums vom 2. August 2017 an die GEW und den Landesflüchtlingsrat als Reaktion auf das Abschiebeinfo und die gemeinsame Lan- despressekonferenz im Sommer 2017).

Die Antwort von Staatsekretär Würten- berger aus dem Innenministerium vom 21. Mai 2019 lautete: „Entgegen Ihrem

Eindruck wurde ein genereller Verzicht auf Abholungen aus Schulen und Kin- derbetreuungsstätten jedoch zu keinem Zeitpunkt zugesagt.[…] „Grundsätzlich“

bedeutet im juristischen Sprachgebrauch, dass Ausnahmen möglich sind. Eine sol- che stellte die Abholung aus der Schule am 10. Dezember 2018 dar“.

Im Brief drückt Staatsekretär Würtenber- ger auch noch sein Bedauern aus, dass die Eltern die Möglichkeiten der freiwil- ligen Rückkehr ungenutzt ließen, um den Belastungen einer zwangsweisen Durch- setzung der Ausreisepflicht zu entgehen.

Hierzu die Fakten: Die Eltern hatten einen Härtefallantrag gestellt. Dieser war abgewiesen worden. Noch bevor sie davon Kenntnis erhielten und freiwillig hätten zurückkehren können, erfolgte die Abschiebung.

Solche Abläufe sind nach Aussage des Landesflüchtlingsrates kein Einzelfall.

Warum sorgen die Behörden nicht dafür, dass Betroffene umgehend informiert

werden, wenn ihre Härtefallanträge abge- lehnt worden sind? Berufstätige Personen könnten dann freiwillig ausreisen mit der Perspektive, mit Arbeitsvisum zurückzu- kehren. Im Mannheimer Fall arbeiteten beide Eltern in Pflegeberufen, sie hätten legal mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche zurückkehren können. Diese Option ist ihnen jetzt versperrt, da nach einer Abschiebung ein mehrjähriges Wieder einreiseverbot besteht.

Für die GEW sind zwei Punkte unbe- stritten: 1. Schulen und Kitas müssen geschützte Orte für Kinder und Jugend- liche bleiben, in denen sie sicher und vertrauensvoll lernen können. 2. Alle Geflüchteten sollen bis zum Abschluss einer Ausbildung oder eines Bildungs- gangs eine sichere Aufenthaltsperspektive bekommen.

Monika Gessat Landesausschuss Migration, Diversity, Antidiskriminierung

Ich war bei einer Firmung. Ich war erstaunt. Nicht nur, weil die Firmlinge jetzt „Firmbewerber“ heißen. Nein, die Firmbewerber/innen sehen auch alle so aus, als würden sie nicht wegen der Fir- mung vor den Altar treten, sondern um zu heiraten. Die Jungs in Anzug, Krawat- te und einer Frisur, mit der sie die Mütter der Fünfziger-Jahre zum Dahinschmelzen gebracht hätten. Die Mädchen dagegen erschienen als komplexe Festtagskom- positionen aus Frisur, Schminke, Schuhen und Kleid. Ein Mädchen, das direkt vor mir saß, sah aus wie Julia Tymoschenko zu ihrer besten Zeit.

Ich war Firmpate. Ich saß mit ganz vie- len anderen Firmpaten in der Bank direkt hinter den Firmlingen. Der Firmpate neben mir war ein älterer Mann. Er beug- te sich zu mir herüber. „Die Jungs sehen alle aus wie Gebrauchtwagenhändler“, sagte er. Ich nickte und gab meine Inter- pretation zum Besten. Da nickte er und

kicherte. Er sei bei seiner Firmung allein gewesen, in „seinem ganz normalen Hääs“. Das sei kein so ein Theater gewe- sen. Ich nickte. So war es auch bei meiner Firmung gewesen. Das hatte niemanden so richtig interessiert. „Bei den Schulab- schlussfeiern“, flüsterte ich dem Mann zu,

„ist das jetzt auch immer so.“ Da stellte sich heraus, dass er Gymnasiallehrer war.

„Ja“, sagte er, „die Abifeiern sind ja heut- zutage so eine Art Wiener Opernball!“

Und wir Lehrkräfte seien der Lugner, kicherten wir. Da warfen uns die ersten Firmlinge einen bösen Blick zu. Darum schwiegen wir eine Weile. Dann beug- te er sich wieder zu mir. Er habe 1975 Abi gemacht. Die Lehrer seien noch alte Nazis gewesen, die ihnen von Stalin- grad erzählt hätten. Er selber habe lange Haare gehabt, er zeigte wie lang, und bunte Hemden und Schlaghosen getra- gen. „Wir haben auf dem Abifoto nicht ausgesehen wie Gebrauchtwagenhändler

und Hochzeitstorten“, grinste er, „wir haben ausgesehen wie Led Zeppelin und Suzi Quatro!“ Ich nickte anerken- nend. Sein Enkel habe beim Anblick des Fotos gesagt, sie hätten ausgesehen wie Obdachlose. Auf dem Abschlussfoto mei- ner Realschulzeit im Jahr 1989 sah ich aus wie ein vertrockneter Kaktus. Ich hielt das für Punk. Aber das erwähnte ich nicht.

„Aber wissen Sie was“, sagte er, „wir haben damals für lauter Blödsinn gekämpft, Solidarität mit der RAF und all sowas, peinlich.“ Ich nickte aufmerk- sam. „So konservativ diese jungen Spie- ßer hier auch sein mögen“, fuhr er fort,

„die kämpfen immerhin jeden Freitag für das absolut Richtige, nämlich für den Klimaschutz!“ Ich nickte wieder. Da drehte sich einer dieser aufgeputzten Jungs zu uns um und sagte: „Könnt ihr jetzt mal leise sein, ich will das vielleicht hören!“ Da waren wir leise. Spießer, dachte ich.

Jens Buchholz

Ex-Led Zeppelin und ein vertrockneter Ex-Kaktus

Glosse

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Aktuell

BÜNDNIS FÜR GEBÜHRENFREIE KITAS

Volksbegehren zulassen und Gebühren abschaffen

Ende Mai hat sich das Bündnis für gebüh- renfreie Kitas in Baden-Württemberg vor- gestellt. 12 Bündnispartner aus Parteien, Gewerkschaften, Organisationen und Ver- bänden machen sich für Gebührenfreiheit und Qualitätsentwicklung in der frühkind- lichen Bildung stark. Bei einer Landespres- sekonferenz erklärten die Mitgliedsorgani- sationen, was sie motivierte und weshalb sie sich zusammengeschlossen haben:

Familien entlasten, mehr Bildungsgerech- tigkeit herstellen, gleiche Lebensverhält- nisse, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherstellen und Kinderarmut, die es auch in Baden-Württemberg gibt, bekämpfen.

Schon zu Jahresanfang startete die SPD ein Volksbegehren für gebührenfreie Kitas. Binnen kurzer Zeit konnten mit 17.000 weit mehr Unterschriften gesam- melt werden als für den Zulassungsantrag eines Volksbegehren notwendig waren.

Das Innenministerium lehnte den Antrag aber kurzerhand ab, weil die Landes- verfassung ein Volksbegehren über das Staatshaushaltsgesetz ausschließe. Der SPD Landesvorsitzende Andreas Stoch ist anderer Auffassung und zieht vor den Verfassungsgerichtshof.

Bei der Landespressekonferenz des neu gegründeten Bündnisses zeigte sich Stoch zuversichtlich und räumt dem Volksbegehren große Chancen ein.

„Jedes Kind hat Anspruch auf kosten- freie Bildung und zwar von Anfang an.

Das muss auch in Baden-Württemberg gelten“, betonte er.

Doro Moritz sprach sich für die Entlas- tung von Familien aus. Hohe Kitage- bühren und Kosten für die Wohnung würden viele Familien, vor allem Allein- erziehende, massiv benachteiligen. Und keinesfalls dürfe die Gebührenfreiheit gegen die Qualitätsentwicklung in Kitas ausgespielt werden. Beides sei wichtig und möglich. Bund, Länder und Kom- munen müssten insgesamt mehr Geld in die frühkindliche Bildung investieren.

Die Bündnispartner sind sich einig, Kita- gebühren abzuschaffen ist längst überfäl- lig. Und die Menschen in Baden-Würt- temberg müssen unbedingt über Gesetze abstimmen dürfen, die mit Kosten ver- bunden sind. Im Anschluss an die Presse- konferenz wurde die Landesregierung im Staatsministerium aufgefordert, eine Stel- lungnahme vor Gericht abzugeben, um das Kita-Volksbegehren zu unterstützen.

Der Verein „Mehr Demokratie“ über- gab Regierungssprecher Rudi Hoog- vliet Unterschriften, die bei der Aktion

„Lasst uns endlich abstimmen!“ gesam- melt wurden. Sarah Händel, Landesge- schäftsführerin von „Mehr Demokratie“

erinnerte an das 2015 von allen Fraktio- nen ausgerufene Versprechen, Volksent- scheide auch in der Praxis zu ermögli- chen. „Wer ohne Not eine maßgebliche Beschränkung der Mitbestimmung ris- kiert, lässt die Bürger im Stich. Es braucht eine Praxis von Volksbegehren und Volksentscheiden, um das Vertrauen der Menschen in die Demokratie zu erneu- ern,“ erklärte Händel bei der Übergabe.

Mit einer schnellen Entscheidung des Landesverfassungsgerichts ist wohl nicht zu rechnen.

Heike Herrmann GEW-Referentin für Kinder- und Jugendhilfe Die Bündnispartner für gebührenfreie Kitas wehren sich gegen die Ablehnung des SPD-Volksbegehrens.

Foto: DGB Baden-Württemberg

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GEW IM GESPRÄCH

Schulkindergärten aus dem Schatten holen

Die Vertreter/innen der Leitungen von Schulkindergärten waren sich mit den Landtagsabgeordneten der SPD schnell einig: Es ist überfällig, die Schulkinder- gärten aus dem Schatten der Bildungs- politik ins Licht zu holen. Immerhin gibt es im Land jeweils fast 100 öffentliche und private Schulkindergärten. Rund 4.400 Kinder mit Behinderung zwischen 3 und 6 Jahren besuchen sie. Für diese Kinder und ihre Familien ist es sehr wich- tig, dass es diese hochprofessionell arbei- tenden Einrichtungen gibt.

Allerdings haben die Schulkindergärten strukturelle Probleme. Die Leitungen tra- gen eine hohe Verantwortung – bekom- men aber keinerlei finanzielle Anerken- nung. Auch an kleinen Einrichtungen sollte sich die Übernahme von Leitungs- verantwortung auch finanziell lohnen. Und die Leitungen haben viel zu wenig Zeit für die vielfältigen Aufgaben. Neben ihrer Lei- tungsfunktion arbeiten sie fast immer in einer Gruppe im Schulkindergarten. Nicht zuletzt deshalb brauchen die Schulkinder- gärten auch eine wesentlich bessere perso- nelle Ausstattung.

In der GEW hat sich im Januar ein Arbeitskreis (AK) „Leitungen an Schul- kindergärten“ gebildet. 5 Vertreterinnen dieses AK machten den Abgeordneten deutlich, dass die Landespolitik schnell etwas dafür tun muss, die Arbeit an den Schulkindergärten zu verbessern.

Sie fordern eine Funktionsstelle für alle Leitungen an Schulkindergärten und wesentlich mehr Leitungszeit. Die Abge- ordneten waren sehr gut informiert und diskutierten engagiert mit den Kollegin- nen. Sie waren sich einig, dass die Forde- rungen berechtigt sind und werden das Anliegen der Schulkindergärten in die anstehenden Haushaltsberatungen des Landtags einbringen.

Die Arbeit des AK der GEW zeigt bereits Früchte. So gibt es auch von Kultusmi- nisterin Susanne Eisenmann Signale, dass sie die Arbeitsbedingungen der Leitungen der Schulkindergärten ver- bessern möchte. Die GEW wird sich unüberhörbar für die Interessen der Schulkindergärten einsetzen.

Michael Hirn GEW im Gespräch mit Landtagsabgeordneten: Von links: Eva-Maria Hösl-Hollemeyer (GEW), Martha Bleiziffer (GEW), Daniel Born (SPD), Ulrike Lenhardt (GEW), Stella Kopf (GEW), Stefan Fulst- Blei (SPD), Theresia König (GEW), Michael Hirn (GEW), Sabine Wölfle (SPD)

Foto: Jana Ehret (SPD)

Aktuell

Anmeldung unter:

www.gew.bw.de

DIENST- UND VERSORGUNGSBEZÜGE STEIGEN

Anpassung der Mitgliedsbeiträge

Zum 1. Juli 2019 werden die Gehälter der Beamt/innen rückwirkend zum 1. Januar um 3,2 Prozent angehoben. Nach dem Gesetz- entwurf soll die lineare Anpassung der Besol- dung zum 1. Januar 2020 weitere 3,2 Prozent und zum 1. Januar 2021 noch einmal 1,4 Pro- zent betragen. Für Versorgungsempfängerin- nen und Versorgungsempfänger gelten die Erhöhungen entsprechend.

In gleichem Umfang werden die GEW- Mitgliedsbeiträge angepasst. Die Bei- tragsanpassung für die Erhöhung von Dienst- und Versorgungsbezügen 2019 wird erstmals wirksam bei der Abbuchung im Juli 2019. Für 2020 und 2021 jeweils zum 1. Januar des jeweiligen Jahres.

Hans Maziol Landesschatzmeister

GEW lädt ein

Konferenzen Für Vertrauensleute und Personalratsmitglieder In allen vier Bezirken 01.10.2019, 10.00 – 15.30 Uhr, Katholische Akademie Freiburg 07.10.2019, 10.00 – 15.30 Uhr, DGB-Haus Karlsruhe

21.10.2019, 10.00 – 15.30 Uhr, Hotel Arthus Aulendorf 06.11.2019, 10.00 – 15.30 Uhr, CVJM Stuttgart

Ein praxisnaher Tag für Ver trau ens - leute und Personalrät/innen mit Doro Moritz und Bildungsexpert/innen.

Im Gespräch werden wir gemeinsam die Herausforderungen in den unter- schiedlichen Schularten benennen und unsere Ideen für die Landtags- wahl 2021 vorstellen.

Dabei geht es um Fragen wie: Welche Möglichkeiten gibt es, meine Rolle als Vertrauensfrau oder -mann in meinen Schulalltag einfach und effizient zu integrieren? Wie kann die bevorstehen- de Wahl der Vertrauenspersonen vor Ort gestaltet werden? Unseren Vertrau- ensleuten geben wir hilfreiche Tipps, ihr Engagement für die GEW auch im Schuljahr 2019/20 gut zu gestalten.

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Aus der Arbeit der GEW

Fotos: Evi Maziol u. Maria Jeggle

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Vertreter/innen aus Politik, Presse, Ge - werkschaften, Kultus- und Schulverwal- tung kamen wie jedes Jahr Mitte Juli zum Sommerfest der GEW. Im Mittelpunkt stand der ungezwungene Austausch.

01 Doro Moritz begrüßt die Gäste.

02 Matthias Schneider (GEW), Gerald Machner (Schulleiter)

03 Elke Sauerteig (ajs), Petra Kilian (GEW), Martin Kunzmann (DGB), Alexis von Komorowski (Landkreistag) 04 Jürgen Stahl, Ricarda Kaiser,

Corinna Blume (alle GEW)

05 Elisabeth Moser, Annely Zeeb (beide ZSL), Susanne Reinig, Thomas Reck (beide GEW) 06 Karl-Wilhelm Röhm (CDU), Benedikt

Reinhard, Christine Sattler (beide KM) 07 Matthias Schneider (GEW),

Thomas Riecke-Baulecke (ZSL)

GEW-Sommerfest

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Aus der Arbeit der GEW

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16 08 Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU)

(Mitte)

09 Petra Kilian, Rainer Dahlem (beide GEW) 10 Michael Futterer (GEW),

Andreas Stoch (SPD)

11 Mussie Habte (Grüne), Jana Ehret (SPD) 12 Michael Hirn (GEW), Sandra Boser, Oliver

Hildebrand, Andreas Schwarz (alle Grüne) 13 Sandra Boser (Grüne),

Wolfgang Straub (GEW) 14 Rainer Dahlem (GEW),

Nils Mayer (Stuttgarter Nachrichten), Renate Allgöwer (Stuttgarter Zeitung) 15 Carsten Rees (Landeselternbeirat), Ulrike

Felger (Elternnetzwerk Gemeinschaftsschule) 16 Alfred König, Susanne Besserer (beide GEW)

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Arbeitsplatz Schule

LEHREREINSTELLUNGEN 2019

Einstellungschancen meist gut – Versorgung meist schlecht

Zwei Drittel der Bewerber/innen fürs Gymnasium gehen leer aus. In allen anderen Schularten fehlen Lehramtsanwärter/innen. Trotz regionaler Unterschiede ist jetzt schon klar, dass vor allem Grund- schulen und SBBZ im neuen Schuljahr nicht ausreichend mit Lehrer/innen versorgt werden.

Wie in den letzten Jahren gibt es auch 2019 in allen Schularten des GHWRGS- Bereichs mehr Stellen als Bewerber/

innen. Insgesamt sollten rund 3.600 Stel- len besetzt werden, für die es rund 3.200 Bewerber/innen gab. Somit ist erneut schon vor Schuljahresbeginn klar, dass landesweit nicht alle Stellen besetzt werden können.

Grundschulen

Der Trend der letzten Jahre hält an: Es gibt wenige Regionen, in denen es mehr Bewerber/innen als Stellen gibt. Nur im Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe gibt es einen deutlichen Überschuss an Bewer- ber/innen. In allen anderen Regierungs- präsidien konnten teilweise nicht einmal die Hälfte der Stellen im Listenverfahren besetzt werden. Ausnahmen bilden der Ballungsraum Freiburg und der Bodensee-

kreis. Hier fehlt es nicht an Bewerber/innen, son- dern an Stellen.

Zunehmend in den Fokus der mangelnden Unterrichtsversorgung gerät der Großraum Stuttgart. Hier sind viele Stellen unbesetzt, sowohl in der Landeshauptstadt selbst, als auch in den umliegenden Einstel- lungsregionen. Über die Gründe für die mangeln- de Nachfrage dort kann nur spekuliert werden.

Einzelne Rückmeldun- gen von Bewerber/innen deuten darauf hin, dass die hohen Lebenshal- tungskosten ein abschre- ckender Faktor sind.

Für das Nachrückverfahren wird es also für die Bewerber/innen, die sich räum- lich flexibel bewerben können, sehr gute Einstellungsmöglichkeiten geben.

Trotzdem werden auch in diesem Jahr viele Personen kein Einstellungsangebot erhalten, da sie den Einsatzwunsch aus diversen Gründen nur auf bestimmte Gebiete beschränken.

Haupt- und Werkrealschulen/Real- schulen/Gemeinschaftsschulen

Für rund 1.500 Stellen an diesen Schulen haben sich rund 1.500 Lehrkräfte bewor- ben. Rechnerisch könnte die Besetzung also aufgehen. Faktisch ist dem nicht so.

Für das Nachrückverfahren sind noch ca. 590 Stellen offen, die in den anderen Verfahren nicht besetzt werden konn- ten. Die Situation von beliebten und weniger begehrten Einstellungsregionen

ist wie bei den Grundschulen. In den Regionen Freiburg, Karlsruhe, Heidel- berg und im Bodenseeraum könnten die angebotenen Stellen mehrfach besetzt werden, während es für zahlreiche ande- re Regionen so gut wie keine Bewerbun- gen gab. Eine Einstellung nach bestimm- ten Fächern im Listenverfahren gab es in diesem Jahr nur im RP Karlsruhe.

Musisch-technische Fachlehrkräfte In den vergangenen Jahren gab es kaum Bewerber/innen für musisch-techni- sche Fachlehrkräfte, da die Ausbildung von eineinhalb auf drei Jahre verlängert wurde. Die ersten Fachlehrkräfte, die die neue Ausbildung abgeschlossen haben, haben sich in diesem Jahr beworben. Da im letzten Jahr nur sehr wenig Stellen besetzt werden konnten, standen nun rund 180 Stellen zur Verfügung.

Für die Wahl der Einstellungsregion scheinen die Standorte der Einstellungs- seminare eine zentrale Rolle zu spielen.

In Südbaden gibt es kein Seminar – dort zieht es kaum Kolleginnen und Kollegen hin. Im Nachrückverfahren können lan- desweit noch viele Stellen besetzt wer- den. Vielleicht gibt es Kolleg/innen, die jetzt auch in anderen Regionen eine Stel- le antreten werden.

Wissenschftliche Lehrkräfte an SBBZ Der Run auf die Region Heidelberg/

Rhein-Neckar ist ungebrochen. Auch die Situation, dass es hier nur ein sehr begrenztes Stellenangebot gibt, bleibt unverändert. Vor allem für Kolleg/innen der Fachrichtung Lernen sind außerhalb von Nordbaden noch sehr viele Stellen verfügbar. Aber auch in den anderen Fachrichtungen wird es im Nachrück- verfahren zahlreiche Angebote geben.

Viele Schulen hoffen noch, die Lücken in der Unterrichtsversorgung stopfen zu können.

Foto: imago

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Arbeitsplatz Schule

Mit den vorhandenen Bewerber/innen (369) können die offenen Stellen (316) nicht besetzt werden. Viele der Bewerber/

innen haben bereits eine Stelle an einer Privatschule, in einem anderen Bundes- land oder im Ausland. Im Listen verfahren gab es schon für 75 Stellen keine Bewer- ber/innen mehr. Der Abwärtstrend der schon schlechten Unterrichtsversorgung an den SBBZ setzt sich ungebremst fort.

Fachlehrkräfte für Geistig-/Körper- behinderte und Technische Lehrkräfte Auch hier konnten sich die ersten Fach- lehrkräfte nach der Umstellung an den Ausbildungsseminaren auf eine drei- jährige Ausbildung bewerben. Es gab 117 Bewerber/innen für 146 Stellen- angebote. Im Listenverfahren wurden 56 Stellen nicht besetzt. Diese werden auch im Nachrückverfahren nur schwer zu besetzen sein, da nicht ausreichend

Bewerber/innen zur Verfügung stehen bzw. der Einsatzwunsch der Kolleg/

innen nicht mit den angebotenen Ein- satzorten übereinstimmt.

Gymnasien

Zum Schuljahr 2019/20 bewarben sich rund 3.100 Gymnasiallehrkräfte (Neu- und Altbewerber/innen) für den Schul- dienst. Insgesamt stehen in diesem Jahr 1.000 Stellen in den verschiedenen Ver- fahren für Gymnasiallehrkräfte zur Verfügung. Dies sind 633 Beamtenstel- len und 117 Stellen für Angestellte mit Übernahmegarantie ins Beamtenverhält- nis zum Schuljahr 2020/21 an Gymna- sien und erneut 250 Beamtenstellen an Gemeinschaftsschulen. Da wahrschein- lich nicht alle Dienstanfänger/innen mit einem vollen Deputat beginnen, dürften ca. 1.100 Einstellungen möglich sein. Von diesen Stellen sind 25 für die Härtefallre-

gelung und das Schwerbehindertenver- fahren vorgesehen. Darüber hinaus wer- den etwas mehr als 100 Einstellungen an beruflichen Schulen angeboten.

Die Einstellungschancen in den vier Regierungspräsidien (RP) sind wie in den letzten Jahren sehr unterschiedlich.

Sie waren im RP Stuttgart mit 320 Stellen im Listenverfahren deutlich am besten.

Im RP Karlsruhe konnten 75, im RP Frei- burg 52 und im RP Tübingen 15 Stellen vergeben werden.

Auch fachspezifisch gibt es große Unter- schiede. Die Fächer Mathematik und Deutsch haben dieselben Stundentafeln und damit einen identischen Bedarf.

Die Lehrbefähigung für Deutsch haben über 1.000 angehende Lehrkräfte, die für Mathematik nur 270. Bislang konnten 23 Stellen nicht besetzt werden, vornehm- lich in den Fächern Bildende Kunst und Physik. Weiterhin ist neben einer guten

Einstellungen und Bewerbungen

EINSTELLUNGEN BEWERBUNGEN

2019 2018 2019 2018

Lehrkräfte Stellen

insgesamt Angebote über Einstellungliste

vorab eingestellte

Personen Stellen

Grundschulen 1.530 359 724 1.571 1.082 ca. 1.390

Haupt-/

Werkrealschulen 414 34 167 406

ca. 1.500 ca. 1.680

Realschulen 1.088 208 504 1.270

Sonderpädagogik 316 46 195 344 369 ca. 360

musisch-technische

Fachlehrkräfte 180 33 45 123 121 ca. 190

Fach- / technische Lehrkräfte

Sonderpädagogik 146 14 80 115 117 ca. 50

Gymnasien 750 + 250 für GMS 480 270 859 3.131 ca. 3.000

Berufliche Schulen 1.081 107 459 1.046 463 Laufbahn-

bewerber/innen + 48 TL

510 Laufbahn- bewerber/innen

+ 47 TL

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Arbeitsplatz Schule

Leistungsziffer die räumliche Flexibili- tät der Bewerber/innen und die Bereit- schaft, an eine andere Schulart zu gehen, eine notwendige Voraussetzung für ein Einstellungsangebot.

Um dem akuten Mangel im Grundschul- bereich, aber auch in der Sekundarstu- fe I anderer Schularten entgegenzuwir- ken, machte das Ministerium in diesem Jahr zwei Angebote: Zum einen kann eine zusätzliche Laufbahnbefähigung als Grundschullehrkraft erworben wer- den. Nach Bestehen der Quali fikation im Arbeitnehmerverhältnis und einem ins- gesamt vierjährigen Verbleib im Grund-

schulbereich erhalten die Lehrkräfte eine Übernahmegarantie für das gymnasia- le Lehramt. Zum anderen – und das ist neu – kann eine zusätzliche Laufbahnbe- fähigung für das Sek I-Lehramt an Haupt- schulen, Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen erworben werden. Hier gibt es keine Übernahme- garantie ins gymnasiale Lehramt.

Im Listenverfahren hätten rund 250 Gym- nasiallehrkräfte an Gemeinschaftsschu- len eingestellt werden können. Es wurden die Bewerbungen einbezogen, die sich neben der Bewerbung für das Gymnasi- um auch für die Gemeinschaftsschulen

beworben haben. Rund 40 Prozent der Stellen konnten nicht besetzt werden, weil es vor allem für Mathematik und in den MINT-Fächern nicht genug Bewerbungen gab. Viele haben sich auch nur sehr ein- geschränkt regional beworben. In ande- ren Fächern deckten sich die regionalen Bewerbungen nicht mit dem Bedarf.

Die diesjährige Lehrkräfteeinstellung an den Gymnasien spiegelt leider nicht die notwendigen Bedarfe wider. So werden für die Neustrukturierung der Kursstufe 65 Stellen zur Verfügung gestellt. Diese Zahl reicht bei weitem nicht, um den Schüler/innen ein vielfältiges Kursangebot

Die Zahlen der Einstellungsmöglichkei- ten zum Schuljahr 2019/20 stehen fest.

Nur für ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber für das gymnasiale Lehr- amt stehen Stellen zur Verfügung. Die Landesregierung nutzt diesen Bewerber- überhang nicht für den Ausbau der Ver- tretungsreserve.

In allen anderen Lehrämtern gibt es zu wenige Bewerberinnen und Bewerber.

Ihre Interessen entsprechen sehr oft nicht dem Bedarf der Schulen. Viele Schulen hoffen noch, die Lücken in der Unterrichts- versorgung stopfen zu können. Zahlreiche Sonderpädagogische Bildungs- und Bera- tungszentren (SBBZ) werden mit einem Versorgungsgrad von 80 Prozent und weniger ins neue Schuljahr starten.

Die Unterrichtsversorgung und die Lehrer einstellung offenbaren die man- gelhafte Planung der Landesregierung und das Sparen zu Lasten der Bildung.

Nach dem Motto „Wenn wir keine Lehr- kräfte haben, können wir die Stellen auch ab ziehen“ verlieren die Grundschulen rund 700 Stellen, darunter auch 42 Depu- tate für Sprachförderung. Viele Grund- schulen können den Pflichtunterricht nicht abdecken. Stunden, in denen Spra- che und andere Lernbereiche gefördert werden können, muss man an den Schu- len mit der Lupe suchen. Das schränkt die Bildungschancen dieser Kinder mas- siv ein. Denn: Auf den Anfang kommt es an! Eine weitere Folge ist: In den Schular-

ten der Sekundarstufe 1 kommen immer mehr Schülerinnen und Schüler an, die in der Grundschule weniger gelernt haben als bei guten Bedingungen möglich wäre.

Das verschärft die Herausforderungen für die Lehrkräfte deutlich. Die Kultusminis- terin fordert bessere Leistungen an den Schulen – die notwendigen Vorausset- zungen schafft sie aber nicht!

Die Regionen sind völlig unterschiedlich versorgt. Während das Regierungspräsi- dium Karlsruhe in den Schulen der Sekun- darstufe 1 rechnerisch voll versorgt ist, sind in den anderen Regierungspräsidien bei Redaktionsschluss noch 500 Stellen unbesetzt. So gibt es keine gleichwerti- gen Bildungschancen im Land.

Schlechte Aussichten für Inklusion Mehr als 50 Stellen der Fachlehrkräfte für Geistige Entwicklung werden gestrichen, um die auf drei Jahre verlängerte Ausbil- dung zu finanzieren. Für die Inklusion ist – wie im vergangenen Jahr – ein Zuwachs von 159 Stellen angekündigt. Bei genau- er Betrachtung ist auch diese Zahl sehr ernüchternd. Es sind wie 2018 keine Neu- stellen, sondern sie kommen aus dem Bestand. So verschlechtern sich die Unter- richtsversorgung und die Situation in der Inklusion. Außerdem geht ungefähr die Hälfte der Stellen in Privatschulen, den sonderpädagogischen Dienst an beruf- lichen Schulen und in Klassenteilungen, die durch die Schülerinnen und Schüler

in inklusiven Bildungsangeboten an all- gemeinen Schulen notwendig werden.

Gleichzeitig steigt die Zahl der Schülerin- nen und Schüler in inklusiven Bildungs- angeboten weiter an.

Die Situation entlarvt die Aktivitäten und Erklärungen von Kultusministerin Susan- ne Eisenmann einmal mehr als Aktio- nismus: Es reicht nicht aus, dreimal im Jahr an allen Schulen die ausgefallenen Unterrichtsstunden zählen zu lassen und noch häufiger Handreichungen und Leit- fäden für neue Aufgaben an die Schu- len zu schicken. Verbesserung der Unter- richtsversorgung? Qualitätsentwicklung?

Ausreichende Zahl von Studienplätzen?

Konzepte für die Absicherung von befris- tet Beschäftigten? Qualifizierungsange- bote für Lehr kräfte ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung? Aufbaustudiengän- ge? Entlastung und Unterstützung für die Lehrkräfte? Überall Fehlanzeige! Im neuen Schuljahr werden mehr Schülerinnen und Schüler, aber weniger Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen sein. Die Unterrichts- versorgung verschlechtert sich weiter.

Kultusministerin und Landesregierung müssen schnell wirksame Schritte ergrei- fen, wenn sie die Schulqualität stärken, die Bildungschancen der Schüler/innen verbessern und für den Lehrerberuf moti- vieren wollen.

Doro Moritz GEW-Landesvorsitzende

Kommentar Landesregierung hat keinen Plan für bessere Unterrichtsversorgung

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Arbeitsplatz Schule

zu bieten. Stattdessen soll die Kursstufe aus mindestens 50 Stellen der Gemeinschafts- schulen sowie aus dem schon jetzt viel zu knapp ausgestatteten Ergänzungsbereich der Gymnasien „finanziert“ werden.

Auch ein Ausbau der Vertretungsreserve wäre mit Hilfe des großen Bewerberange- botes problemlos möglich gewesen. Dem Kultusministerium hält die GEW vor, im Nachtragshaushalt zu wenig Stellen für die Gymnasien geschaffen zu haben.

Berufliche Schulen

Die Einstellungsrunde 2019 für die beruflichen Schulen trägt absurde Züge.

Im Februar veröffentlichte Kultusminis- terin Susanne Eisenmann eine Modell- rechnung zum Lehrkräftebedarf, nach der an den beruflichen Schulen bis 2025 660 zusätzliche (!) Stellen für den Abbau des strukturellen Unterrichtsde- fizites und der Überstundenbugwelle geschaffen werden müssen. Von einem Umdenken im KM ist allerdings bislang wenig zu sehen. Im Gegenteil: Angesagt ist weiterwursteln wie bisher – erneut werden Stellen abgebaut.

Zum Sommer 2019 werden an den beruf- lichen Schulen insgesamt 1.121 Deputa- te frei. Darunter befinden sich auch ca.

300 Stellen, die derzeit befristet besetzt sind. Aufgrund des zu erwartetenden Schülerrückgangs wurden an den beruf- lichen Schulen zunächst 212 Deputa- te abgebaut. Im Gegenzug erhalten sie 79,8 Deputate für Sprachförderung und 8,5 Deputate für den Ausbau der Erzie- her/innenausbildung. Erneut werden auch 50 Stellen für Technische Lehrkräf- te in 34,2 Stellen für Wissenschaftliche Lehrkräfte umgewandelt.

Ende Juni teile das KM schließlich mit, dass den beruflichen Schulen zusätzlich weitere 100 Stellen für die Flüchtlings- beschulung zugewiesen werden. Dabei handelt es sich aber um sogenannte kw-Stellen (künftig wegfallend), die bis zum 1. August 2020 befristet sind. Der

Grund für dieses Nachschieben von Stellen dürfte vor allem darin liegen, dass der Rückgang der Schüler/innen- zahlen im kommenden Schuljahr deut- lich geringer ausfällt, als vom Statisti- schen Landesamt prognostiziert. Kurz vor der dem Ende der Einstellungsrunde beläuft sich der tatsächliche Stellenab- bau auf knapp 40 Deputate.

Insgesamt können 2019 1.081 Stellen besetzt werden. Die Einstellungssituati- on bleibt damit für die Bewerber/innen weiterhin gut. Von den 337 Referendar/

innen, die im Sommer ihren Vorberei- tungsdienst beenden, haben bereits 289 entweder in den vorgezogenen Verfah- ren oder im Listenverfahren ein Einstel- lungsangebot erhalten. Die Einstellungs- quote für Neubewerber/innen liegt so bereits jetzt bei knapp 86 Prozent. Dazu kommen 65 sogenannte Altbewerber/

innen. Weitere 86 Laufbahnbewerber/

innen (darunter 46 Neubewerber/innen) können sich im Rahmen des Nachrück- verfahrens bewerben.

Eine Einstellungszusage haben außer- dem 71 Lehrkräfte mit gymnasialem Lehramt, eine Realschullehrkraft und zwei Sonderschullehrkräfte erhalten.

Außerdem wurden 90 Direkteinsteiger/

innen gewonnen sowie 48 Technische Lehrkräfte (42 TL-Gewerbe, 4 TL-Kauf- männisch und 2 TL Hauswirtschaft).

Von den 1.081 Deputaten sind damit bis Mitte Juni 480 bereits besetzt worden.

Das KM geht davon aus, dass erneut ca.

300 Stellen für befristete Verträge ver- wendet werden. Es können auch bereits bestehende Verträge verlängert werden.

Dazu kommen jetzt noch die nachge- schobenen 100 Stellen, die wohl eben- falls mit befristeten Verträgen besetzt werden. Insgesamt gibt es (Stand Juni) noch ca. 200 freie Stellen, die im Rah- men der Nachrückverfahren besetzt werden sollen.

Die rechnerisch guten Einstellungszah- len können allerdings nicht darüber hin-

wegtäuschen, dass es erhebliche struktu- relle Probleme gibt. Der Stellenabbau wird die Unterrichtsversorgung ver- schärfen. Er wird dazu führen, dass an den Schulen Bugwellenstunden zur Sicherung der Unterrichtsversorgung geleistet und dass Klassen abgebaut wer- den müssen. Tendenziell führt letzteres zu größeren Klassen.

Erneut können nur ca. 35 Prozent der freiwerdenden Stellen mit Bewerber/

innen aus der eigenen Ausbildung besetzt werden, während es z. B. im Lehramt für Gymnasien einen massiven Überhang an Bewerber/innen gibt. Offenkundig gelingt es dem KM nicht, das Lehramt für berufliche Schulen so zu gestalten, dass junge Menschen dieses Lehramt und diese Fächer studieren.

Problematisch ist die Bewerberlage bei den berufsbezogenen Fächern „Gewer- be“. Hier konnten bislang 70 Laufbahn- bewerber/innen und 62 Direkteinstei- ger/innen gewonnen werden. Insgesamt ist das aber viel zu wenig, um den Bedarf abzudecken. Die GEW fordert deshalb seit langem Maßnahmen, das Lehramt für berufliche Schulen attraktiver zu gestalten. Dazu gehören z. B. übertarifli- che Zulagen für Direkteinsteiger/innen, eine Bezahlung der neueingestellten Laufbahnbewerber/innen über die Som- merferien und einen Teilzeitdirektein- stieg analog zum Teilzeitreferendariat.

Kultusministerin Eisenmann hat mit ihrer Modellrechnung zusätzlich Stellen gefordert. Das Konzept umfasst auch Hinweise zur Verbesserung der Bewer- berlage. Das ist begrüßenswert. Schöne Ankündigungen helfen aber nicht weiter.

Jetzt muss die designierte Ministerpräsi- dentenkandidatin auch liefern!

Michael Futterer Hauptpersonalrat berufliche Schulen Jürgen Stahl Hauptpersonalrat Gymnasien Stefan Bauer Hauptpersonalrat GHWRGS

Foto: Ralf Geith / iStock

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Titelthema

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FRIEDENSBILDUNG AN SCHULEN

Frieden im Kleinen wie im Großen gestalten

Wozu Friedensbildung? Was bedeutet der Begriff, wo kommt er her und warum sollten sich Schulen damit auseinandersetzen? Mit Modellen und Verfahren zu Schülerstreitschlichtung tragen viele Schulen zu Friedensbildung bei. Doch das Spektrum der Friedensbildung ist viel umfassender.

Eine Reflexion von Uli Jäger, der sich seit Jahrzehnten für den Frieden einsetzt.

Der tägliche Blick in die Medien genügt, um zu erahnen, warum Friedensbildung heute eine hohe Priorität einnehmen sollte. So konnte man in der Pfingstausgabe der „Zeit“ die Überschriften finden: „Wer ist schuld am Blutvergießen im syrischen Idlib?“

„Der Schrecken kehrt zurück“ (Vorspann: „Im Sudan schien der zivile Protest erfolgreich zu sein, nun wurde er brutal nie- dergeschlagen“) und „Droht in Israel politisches Chaos“? Drei exemplarische Schlagzeilen, die wie viele andere aktuelle Mel- dungen aus Krisenregionen nicht nur Fragen auslösen, sondern bei der Fülle besorgniserregender Entwicklungen und entspre- chender Nachrichten auch existenzielle Sorgen und (Kriegs-) Ängste. Dies trifft auf Erwachsene zu, aber auch auf Kinder und Jugendliche. Der Erklärungsbedarf ist groß. Dabei beziehen viele (jugendliche) Nachrichtenkonsument/innen ihre Infor- mationen nicht unbedingt aus den hintergründigen Artikeln der „Zeit“, sondern aus den sozialen Medien. Neue Irritationen kommen hinzu: Stimmen denn die Meldungen überhaupt, oder handelt es sich um gezielte Desinformation? Und wie lerne ich zu unterscheiden?

Wenn man in der erwähnten Ausgabe der „Zeit“ eine Seite weiterblätterte, so wurde man dort mit einer zum Thema pas- sende Anzeige konfrontiert: „Weltfrieden defekt. Handwerker (m/w/d) gesucht“ mit der Kontaktadresse bundeswehrkarriere.

de. Spätestens an dieser Stelle wird ersichtlich, dass Friedensbil- dung nicht nur zum besseren Verständnis aktueller internatio- naler Konfliktlagen beitragen muss, sondern sich auch mit den Antworten aus Politik und Gesellschaft zu beschäftigen hat.

Umfassender Friedensbegriff

Zum Verständnis von Friedensbildung ist es hilfreich, sich der zentralen Begrifflichkeiten zu vergegenwärtigen, die in Theorie und Praxis Eingang gefunden haben. Dabei wird seit den 1980er-Jahren unter Friedenspädagogik vor allem die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützte systematische

Entwicklung, Erprobung und Implementierung von Konzep- tionen, Modellprojekten, Lernarrangements und -medien ver- standen. Der Begriff Friedenserziehung wird eher den prakti- schen und alltagsbezogenen Maßnahmen von Eltern oder von im erzieherischen Bereich tätigem Fachpersonal zugeordnet.

Für die Friedenserziehung ist das Recht auf gewaltfreie Erzie- hung grundlegend, welches seit dem Jahr 2000 im Bürgerli- chen Gesetzbuch (BGB), §1631 Abs. 2, verankert ist: „Kin- der haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdi- gende Maßnahmen sind unzulässig“.

Der Begriff Friedensbildung dagegen ist relativ neu in der öffentlichen Diskussion und wird unterschiedlich verwendet.

Zum einen findet er sich in friedenspolitisch orientierten Stel- lungnahmen zu Schul- bzw. Bildungsfragen wieder. Zum ande- ren wird der Begriff zunehmend im schulischen Kontext ver- wendet und im Fachdiskurs aufgegriffen. Versucht man den Begriff konzeptionell zu fassen lässt sich festhalten: Das Kon- zept der Friedensbildung knüpft an die langjährige Geschichte und an die Erfahrungen der Friedenspädagogik und der Frie- denserziehung an und will sowohl theoretische wie praktische Aspekte berücksichtigen. Es zeichnet sich aber vor allem durch den Fokus auf den Lernort Schule aus und bevorzugt dabei den Begriff „Bildung“ anstelle von „Erziehung“. Damit wird der angestrebte partizipative und dialog orientierte Charakter von Lernprozessen betont. In der Konsequenz kann man Friedens- bildung an den Schulen als Teil der politischen Bildung ver- stehen – mit allen damit zusammenhängenden (didaktischen) Implikationen.

Friedenspädagogik lässt sich ohne die Offenlegung des zugrun- de liegenden Friedensbegriffes nicht erfassen. In den zurück- liegenden Jahrzehnten stand dabei die Auseinandersetzung mit dem Friedensbegriff des norwegischen Friedensforschers Johan Galtung im Mittelpunkt. Frieden bedeutet für Galtung

Titelthema

Foto: imago

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nicht nur die Abwesenheit von kriegerischer Gewalt, sondern auch die langfristige Überwindung von strukturellen und kul- turellen Gewaltkonstellationen. Dabei wird Frieden nicht als Zustand begriffen, sondern als Prozess abnehmender Gewalt und wachsender Gerechtigkeit. Die Rolle der Friedenspädago- gik ist diesem Friedensverständnis zufolge darauf ausgerichtet, Menschen zu ermutigen und zu befähigen, selbstständig Wege zum Frieden zu erkennen und zu entwickeln, um den Friedens- prozess mitgestalten zu können.

Für die Konzeption, Durchführung und Auswertung frie- denspädagogischer Projekte hat sich die prinzipielle Unter- scheidung von zwei Formen der Friedenspädagogik als sinnvoll erwiesen (vgl. Jäger 2014): Zum einen geht es um die stärkende, ermutigende und inspirierende Kraft unmittel barer Friedenspä- dagogik. Dazu zählt zum Beispiel die Initiierung von Begeg- nungstreffen Angehöriger

unterschiedlicher Konflikt- parteien, die Qualifizierung von Jugendlichen als Frie- densstifter/innen oder die Unterstützung von Men- schen, die in Flüchtlingsla- gern arbeiten und dort ihre Tätigkeit friedensorientiert ver stehen und ausrichten möchten. Um unmittelba- re Friedens pädagogik sys- tematisch be treiben und vor allem verstetigen zu können, bedarf es einer strukturellen Verankerung.

Die Entwicklung und die Implementierung von Cur- ricula im formalen Bil- dungsbereich oder der Auf- bau von Infrastrukturen und Netzwerken haben deshalb als strukturbezo- gene Friedenspädagogik große Bedeutung für die Nachhaltigkeit einzelner Maßnahmen.

Friedenspädagogik hat sich die systematische Gewalt- kritik zu eigen gemacht. Sie bezieht sich dabei in der Regel auf den umfassen- den Gewaltbegriff Johan

Galtungs (direkte, strukturelle, kulturelle Gewalt) und zeigt die offenen und versteckten Wunden in den zwischenmensch- lichen Beziehungen, in den Gesellschaften und im Weltsystem.

Ihre inspirierende Stärke bezieht sie aus der konsequenten Bezugnahme auf den erfahrbaren und antizipierten Frieden.

Die Sichtbarmachung der in jedem gesellschaftlichen Alltag auffindbaren Momente friedlichen Zusammenlebens und des in allen Weltregionen zu findenden Friedensengagements von Einzelnen und Gruppen schafft die Voraussetzungen für die Etablierung einer Kultur des Dialoges und des Friedens.

Jugend und Friedensbildung an Schulen

Die UNO hat zu Recht 2015 in ihrer Resolution 2250 zu Jugend, Frieden und Sicherheit (YPS) ausdrücklich hervorge- hoben, dass junge Menschen nicht nur als Gewalttäter/innen oder -opfer wahrgenommen werden müssen, sondern auch als

„change agents“, als Friedensstifter/innen. Auch in Deutsch- land gibt es Anlässe, Ansätze und Beispiele, warum und wie sich Jugendliche für Frieden im engeren und weiteren Sinne engagieren. Friedensbildung kann sie dabei unterstützen. Folgt man der Shell-Jugendstudie von 2015 so zeigen immer mehr Jugendliche Interesse an den aktuellen politischen Entwick- lungen und sind auch zur eigenen Beteiligung an politischen Aktivitäten bereit. Die neue Bewegung „Friday for Future“

verdeutlicht, wie ernsthaft sie sich für den „ökologischen Frie- den“ engagieren. Jugendliche haben dabei das Recht, in ihrem

Engagement gestärkt zu werden. In der Friedens- bildung weiß man, dass es wichtig ist, an erster Stelle auf die Interessen, Mei- nungen und Bedürfnisse junger Menschen direkt einzugehen, sie nicht zu überfordern und vor allem Lernprozesse offen und partizipativ zu gestalten.

Streitschlichtung als Beitrag zur Friedensarbeit Ohne Zweifel ist die Schule ein wichtiger Lernort, wo junge Menschen bei güns- tigen Bedingungen Grund- lagen für ein Friedensenga- gement erwerben können.

Dabei nehmen die Modelle und Verfahren der Schü- lerstreitschlichtung (Peer Mediation) eine Leitfunk- tion ein. Konse quent und nachhaltig um gesetzt tra- gen sie nachweislich zur Verbesserung der Streit- kultur an Schulen bei und leisten einen Beitrag zur positiven Persönlichkeits- entwicklung der beteilig- ten Streitschlichter/innen – Lehrkräfte und Schüler/innen gleichermaßen. Allerdings wird auch vor der Gefahr gewarnt, dass Streitschlichtung in erster Linie als Instrument zur Bewahrung oder zur Herstellung eines harmonisierenden, Konflikte tabuisierenden Schulfriedens eingesetzt wird. Vor diesem Hintergrund muss Streitschlich- tung an Schulen nicht nur verstetigt, sondern weiterentwickelt werden. Dazu gehört es, strukturelle Konflikt- und Gewaltur- sachen zu erfassen, zu thematisieren und an deren Beseitigung zu arbeiten. Dazu gehört es auch, den Blick zu weiten, Streit- schlichtungsverfahren aus anderen Weltregionen und Kultur- kreisen kennenzulernen und zum Bestandteil der Ausbildung

Friedenspädagogik zeigt die offenen und versteckten Wunden in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Fotos: imago

Titelthema

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zu machen. Damit kann Streitschlichtung als Beitrag zur interna tionalen Friedensar- beit verstanden werden.

Friedensbildung an Schulen ist mehr als Streit- schlichtung. In einer Übersicht lassen sich vier Dimensionen für die Friedensbildung darstellen (siehe Grafik: Jäger 2018a):

Allerdings ist Friedensbildung noch nicht systematisch in der Lehrkräfteaus- und -fort- bildung verankert und es gibt in Deutschland weder einen Lehrstuhl für Friedensbildung noch eine kontinuierliche Förderung friedens -

pädagogischer Programm- und Projektlinien. Baden-Württem- berg hat in jüngster Zeit Interesse auf sich gezogen, weil es dort gelungen ist, 2015 mit der Gründung der Servicestelle Friedens- bildung ein friedenspädagogisches Ausrufezeichen zu setzen (siehe „Umsetzung von Friedensbildung im Unterricht“ S. 21).

Umgang mit Desinformation

Heute ist die Informationsbeschaffung eine ganz besondere Herausforderung für die Friedensbildung (vgl. Jäger/Rieber 2019). Nachrichten werden von jungen Menschen zunehmend mit dem eigenen Smartphone im Netz über Suchmaschinen, in sozialen Medien oder auf Youtube rezipiert (JIM-Studie 2017).

Dabei fällt es jungen Nutzer/innen schwer, die Fülle an Infor- mationen zu filtern, Meinungen von Meldungen und Gerüchte von Fakten zu unterschei-

den. Verschwörungstheo- rien machen die Runde, säen Hass und Vorurteile, schüren Misstrauen, Ver- unsicherung und Ängste.

Es ist wichtiger als jemals zuvor, junge Menschen darin zu unterstützen, die von ihnen genutz- ten Informationskanäle und -quellen kritisch zu hinterfragen und ein- schätzen zu können. Dies kann zu einem inter- essanten gemeinsamen Erkundungs- und Lern- prozess werden. Denn nur so erfahren Eltern und Lehrkräfte mehr über das Informationsverhalten einerseits und über die genutzten „Angebote“ in

den sozialen Medien und im Netz andererseits. In einem nächs- ten Schritt sollte dann auf kinder- und jugendgerechte Informa- tions- und Austauschmöglichkeiten hingewiesen werden.

Für diesen gemeinsamen Pro zess ist es auch für die Erwachsenen hilfreich, sich mit Kriterien auseinanderzuset zen, wie Desinfor- mationen entlarvt und Angebote identifiziert werden können, die Frieden und Demokratie fördern wollen. Dabei finden sich auch Portale im Internet mit nützlichen Hintergrundinformati- onen. Im Internetportal www.digitale-streitkultur.de gibt es zum Beispiel Informationsangebote der Berghof Foundation zur Aus-

einandersetzung mit Hass und Gewalt im Netz, darunter Erklär- filme sowie eine App für den Einsatz im Unterricht.

Kein Frieden in Sicht?

Auch Wochen nach der erwähnten Ausgabe der „Zeit“ sind die dort angesprochenen Herausforderungen weiter virulent.

Angesichts der weltpolitischen Lage gehören die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Friedensgefährdungen und Sicherheitsbedrohungen und die Friedens-, Sicherheits- und Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und ihrer

Definition

„Das zentrale Ziel der Friedens- pädagogik ist die Befähigung zur konstruktiven und gewaltfreien Konfliktaustragung. Friedenspä- dagogische Maßnahmen sollen Individuen sowie soziale Grup- pen und Systeme in die Lage versetzen, Konfliktdynamiken zu erkennen, Konfliktpotenziale mit friedlichen Mitteln zu bearbei- ten und Konflikt-Eskalationen zu vermeiden. Dabei ist die Orien- tierung an einem prozessorien- tierten, positiven Friedensbegriff und einer Kultur des Friedens als Leitbild friedenspädagogischen Denkens und Handelns oftmals handlungsleitend.“

(Norbert Frieters-Reermann 2017: 94)

FRIEDENSBILDUNG AN SCHULEN

FRIEDENSKOMPETENZ Vermittlung von Sachwissen

über Krieg und Frieden, Konflikt und Gewalt ZIEL

Entwicklung einer Kultur des Friedens FRIEDENSSTRUKTUREN

Verbesserung der Beding ungen für Frieden lehren, lernen und erfahren im Lernort Schule

FRIEDENSFÄHIGKEIT Aneignung von Fähigkeiten zum konstruktiven Umgang mit Konflikten und Gewalt

FRIEDENSHANDELN Förderung der Selbstwirksamkeit

und des Engagements für ein friedliches Zusammenleben

Titelthema

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Bündnispartner mehr denn je zum Kernbestand der Frie- densbildung. Schließlich geht es dabei auch um Formen der Beteiligung Deutschlands in Konflikt- und Kriegsregionen.

Schüler/innen muss die Gelegenheit gegeben werden, sich eine eigene, fundierte Meinung zu Themen wie „Kindersol- daten“ und „Rüstungsexporte“ bilden zu können. Lernmedi- en gibt es dazu zum Beispiel bei der Servicestelle Friedens- bildung oder der Bundeszentrale für politische Bildung (z. B.

Jäger 2018b). Der Bildungsplan 2016 bietet in seinen fächer- spezifischen Details eine Fülle von Möglichkeiten, Aspekte der Friedensbildung in den Unterricht zu integrieren. Er knüpft an den Artikel 12 der baden-württembergischen Landesver-

fassung an. Dort heißt es, dass die Jugend zur „Brüderlichkeit aller Menschen und zur Friedensliebe“ zu erziehen ist. In der Einleitung zum Bildungsplan schreibt Prof. Hans Anand Pant, Geschäftsführer der Deutschen Schulakademie: „Diese Aufga- be kommt den Schulen des Landes, aber auch der außerschu- lischen Jugendbildung sowie der Kinder- und Jugendarbeit zu.

Dazu gehört die Sensibilisierung von Kindern und Jugendli- chen für den Schutz der Menschenrechte und die Wahrung von Frieden und Sicherheit. Dabei kann Friedensbildung nicht nur eine Frage der gedanklich-argumentativen Auseinander- setzung mit Unterrichtsgegenständen sein, sondern hängt auch von der erlebten Kultur der Konfliktlösung im schuli- schen Alltag ab. Programme für Streitschlichter und Angebote zur Mediation und Beratung im schulischen Bereich können sowohl die Prävention von Gewalt als auch die Einübung von friedlicher Konfliktlösung durch die Jugendlichen befördern“

(Pant 2016:12).

Neben Friedensorganisationen unterstützen wichtige Akteure wie die GEW und die Kirchen die Bedeutung der Friedensbil- dung, führen Kampagnen durch und bauen ihre eigene Infra- struktur aus. Zu dieser Infrastruktur gehören auch Netzwerke engagierter Schulen, zum Beispiel die knapp 30 UNESCO- Projektschulen im Lande. Auch das Netzwerk „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“ ist zu erwähnen (In Baden- Württemberg gehören 185 Schulen dazu). Ein weiteres Netz-

werk bilden Schulen mit Streitschlichterprogrammen. Die Servicestelle Friedensbildung plant, mit ihren „Modellschulen Friedensbildung“ einen weiteren Baustein für die Schulen in Baden-Württemberg und ihr Umfeld.

Der Weltfrieden ist nicht defekt, sondern durch benennbare Entwicklungen und Entscheidungen bedroht. Täglich, an vie- len Orten dieser Erde. Es bedarf einer starken, internationalen, an ziviler Konfliktbearbeitung orientierten Zivilgesellschaft um trotzdem den Frieden im Kleinen wie im Großen zu denken, zu leben und mitzuhelfen, ihn gesellschaftlich und politisch zu gestalten. Friedensbildung kann diese Prozesse unterstützen und einen Beitrag zur Entstehung von Kulturen des Friedens leisten.

Titelthema

Literaturhinweise

• Frieters-Reermann, Norbert (2017): Friedenspädagogik. In: Lang-Wojta- sik, Gregor/Ulrich Klemm (Hrsg.) (2017): Handlexikon Globales Lernen. Ulm:

Klemm+Oelschläger (2. überarbeitete und erweiterte Auflage), S. 94 – 98.

• Jugend 2015 (2015): Eine pragmatische Generation im Aufbruch. 17.

Shell Jugendstudie. Fischer Verlag, Frankfurt/Main.

• Jäger, Uli/Nicole Rieber (2019): Kommt Krieg zu uns? Leitgedanken zum Umgang mit Fragen von Kindern und Jugendlichen. Erscheint in: Kindermis- sionswerk Die Sternsinger (Hrsg.): Dossier „Frieden fördern“. Oktober 2019.

• Jäger, Uli (2018a): Friedensbildung 2020: Grundzüge für eine zeitgemä- ße „Erziehung zur Friedensliebe“ an Schulen. In: Simon Meisch / Uli Jäger / Thomas Nielebock (Hrsg.) (2018): Erziehung zur Friedensliebe. Annähe- rungen an ein Ziel aus der Landesverfassung Baden-Württemberg. Nomos Verlag, Baden-Baden, S. 325 – 343.

• Jäger, Uli (2018b): Rüstungsexporte aus Deutschland: Grundlagen und Kritik. Themenblätter im Unterricht / Nr. 121.

• Jäger, Uli (2014): Friedenspädagogik und Konflikttransformation. Online Berghof Handbook for Conflict Transformation, Berlin/Tübingen: Berghof Foundation.

• Pant, Hans Anand (2016): Einführung in den Bildungsplan 2016. In:

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.):

Bildungsplan 2016. Lehrkräftebegleitheft. Villingen-Schwenningen.

Uli Jäger

leitet das Programm der Berghof Foundation zu Friedenspädagogik und Globalem Lernen. 1986 wurde er Ko-Direktor des Instituts für Friedens- pädagogik, Tübingen e.V. (IFT). Seit 2017 ist er Honorarprofessor an der Universität Tübingen

Aktionsseiten:

www.frieden-fragen.de www.digitale-sreitkultur.de www.friedensbildung-bw.de www.berghof-foundation.org

Foto: imago

Die Schule ist ein wichtiger Lernort, wo junge Menschen Grundlagen für ein Friedensengagement erwerben können.

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ANGEBOTE DER SERVICESTELLE FRIEDENSBILDUNG

Umsetzung von

Friedensbildung im Unterricht

Friedensbildung bietet eine Fülle von Anknüpfungspunkten in Schule und Unterricht. So sind Themen wie Frieden und Sicherheit, Frieden und Konfliktkultur, Nachhaltigkeit und Demokratie in allen F ächern anbindungsfähig. Materialien und Fortbildungen bietet die Servicestelle Friedensbildung.

Friedensbildung versteht sich als Teil der politischen Bildung und strebt möglichst partizipative und dialogorientierte Lern- prozesse an (siehe auch „Frieden im Klei- nen wie im Großen denken“ von Uli Jäger ab Seite 17). Dabei ist Friedensbildung mehr als Gemeinschaftskunde, wenn sie sich als Teil der politischen Bildung versteht. Frie- den als Wert begegnet uns in allen Bildungs- plänen, wie eine erste Analyse für das allge- meinbildende Gymnasium für die Fächer Geschichte, Deutsch, Chemie, Physik, Gemeinschaftskunde und Geographie (ver- öffentlicht in „Erziehung zur Friedensliebe.

Annäherungen an ein Ziel aus der Landes- verfassung Baden-Württemberg“, Nomos 2018) ergeben hat. Darüber hinaus ist der Bildungsplan 2016 – wie in der Präambel von Hans Anand Pant zu lesen – angelegt auf vernetztes und nachhaltiges Lernen besonders in drei Feldern, von denen Frie- densbildung neben Demokratieerziehung und kulturellem Lernen eines ist. Auch bie- ten die sechs Leitperspektiven, vor allem Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV), zahlreiche Anknüp- fungspunkte. Wenn wir an Gewaltpotenzi- ale im Internet und Phänomene wie Hate Speech und Cybermobbing denken, gehört aber auch Medienbildung dazu.

Wie aber kann Friedensbildung im Fach Physik, Sport, Mathe- matik oder auch Gemeinschaftskunde konkret aussehen und umgesetzt werden? Seit August 2015 unterstützt die Servicestelle

Friedensbildung die Schulen in Baden- Württemberg bei dieser Aufgabe. Die Servicestelle berät, vernetzt, vermittelt bei Bedarf Kontakte zu Referent/innen, entwickelt selbst Unterrichtsmedien und führt Veranstaltungen zu den vielfältigen Themen der Friedensbildung durch.

Veranstaltungen und

Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte Bereits im Februar 2016 fand die erste 2,5-tägige Lehrkräftefortbildung an der damaligen Landesakademie für Fortbil- dung und Personalentwicklung an Schu- len am Standort Comburg zum Thema

„Krieg und Flucht im Unterricht mit Jugendlichen – Brennpunkt Syrien/Nah- ost“ statt. Aufgrund der hohen Nachfra- ge und positiven Bewertung der Teil- nehmer/innen bot die Servicestelle drei weitere Fortbildungen an. Darüber hin- aus fanden weitere Veranstaltungen statt zu Themen wie „Umgang mit demokra- tiefeindlichen und menschenverach- tenden Haltungen und Einstellungen im Schulleben (u. a. Salafismus)“ und

„Islamismus – eine Herausforderung für Schulen und Lehrkräfte“. Ziel ist, das Angebot für Lehrkräfte weiter aus- zubauen und dies vor allem auch in der zweiten Phase der Lehrkräfteausbildung. Die Vermittlung von Grundlagen der Friedensbildung bereits während der ersten Phase, dem Lehramtsstudium, wäre darüber hinaus ein wich- tiger Baustein.

Titelthema

Servicestelle Friedensbildung

Baden-Württemberg

Die Servicestelle berät, vernetzt, bildet fort und stellt Materialien zur Verfügung.

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