750 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 43⏐⏐24. Oktober 2008
M E D I Z I N
LITERATUR
1. CDC: State-Specific Prevalence of Obesity Among Adults – United States, 2005. MMWR 2005; 55: 985–8.
2. Mielck A, Cavelaars A, Helmert U, Martin K, Winkelhake O, Kunst A:
Comparison of health inequalities between East and West Germany.
Eur J Public Health 2000; 10: 262–7.
3. Nolte E, Mckee M: Changing health inequalities in East and West Ger- many since unification. Soc Sci Med 2004; 58: 119–36.
Dr. rer. nat. Susanne Moebus MPH Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie Universitätsklinikum Essen Universität Duisburg-Essen Hufelandstraße 55 45122 Essen
E-Mail: susanne.moebus@uk-essen.de
PD Dr. med. Peter Bramlage Institut für Klinische Pharmakologie
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden Fiedlerstraße 27, 01307 Dresden
Prof. Dr. rer. nat. Karl-Heinz Jöckel Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie Universitätsklinikum Essen Universität Duisburg-Essen Hufelandstraße 55, 45122 Essen
Interessenkonflikt
Die Autoren Moebus und Jöckel erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Der Autor Bramlage erhielt finanzielle Unterstützung für Forschungsarbeiten und Vorträge von verschiedenen Pharmafirmen, die Studie wurde von der Fir- ma Sanofi Aventis durch einen „unrestricted educational grant“ gefördert.
REFERIERT
Cannabis-Konsum: Psychose ja, affektive Störungen vielleicht
Nachdem Cannabis 2004 vom britischen Advisory Council of the Mis- use of Drugs (ACMD) hinsichtlich möglicher Gesundheitsrisiken in die niedrigste Klasse heruntergestuft wurde, verringerten sich die Strafen für Besitz, Produktion und Dealen mit Cannabisprodukten. Aus Canna- bis sativa L.gewonnene Rauschmittel (Haschisch, Marihuana) zählen zu den derzeit beliebtesten Drogen, die als Joint oder mittels Wasser- pfeife inhaliert werden, um Euphorie, intensivere Wahrnehmungen und ein Gefühl der Ruhe zu erlangen.
Die Autoren führten mittels 8 Datenbanken eine Analyse dahinge- hend durch, inwieweit Cannabis eine latente schizophrene Psychose bei entsprechend disponierten Personen auszulösen vermag, wobei eine gewisse Unsicherheit darin besteht, dass Menschen mit einer Prädisposition für psychische Erkrankungen Cannabis einnehmen könnten, um beginnende Symptome zu lindern (reverse Kausalität).
In der durchgeführten Metaanalyse wurde versucht, diese Störfakto- ren bei der Ergebnisberechnung soweit wie möglich zu berücksichti- gen, sodass die berichteten Effekte als „so zuverlässig wie möglich“
angesehen werden können.
Für Cannabiskonsum und psychotische Erkrankungen ergab sich eine Risikozunahme um 40 %, bei starken Konsum von 50 bis 200 % (OR 1,41 beziehungsweise 2,09). Der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und affektiven Störungen war hingegen mit den Da- ten aus 15 Kohortenstudien nicht eindeutig zu klären. Fast alle einge- schlossenen Studien berichteten zwar von einer nach der Korrektur von Störfaktoren geringen Risikozunahme, doch gibt es bislang ledig- lich Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang. Bei den rund 60 verschiedenen Störfaktoren, die aus den Studien adjustiert wurden, handelte es sich um den Konsum anderer Drogen, Charaktereigen- schaften, soziodemografische Marker, intellektuelle Fähigkeiten sowie
andere psychische Probleme. w
Moore THM et al.: Cannabis use and risk of psychotic or affective mental health outcomes: a systematic review. Lancet 2007; 370: 319–28. E-Mail: zammits@cardiff.Ac.uk
Antibiotika gegen Reizdarm?
Vor wenigen Monaten war publiziert worden, dass Patienten mit der Sym- ptomatik eines Reizdarms eine spezielle Darmflora mit einem verminder- ten Besatz von Lactobazillen und Colinsella aufwiesen. Nun wundert es nicht, dass neben den Therapieversuch mit Probiotika der Vorschlag ge- treten ist, durch eine antibiotische Therapie die Mikrobiota des Darmes zu modifizieren. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass bei einem Teil der Patienten mit einem Reizdarmsyndrom der akuten Symptomatik ein gastrointestinaler Infekt vorausgegangen war.
Die Autoren führten eine randomisierte Studie an 87 Patienten durch, die die entsprechenden Kriterien eines Reizdarmsyndroms erfüllten. Die-
se erhielten randomisiert das nichtresorbierbare Antibiotikum Rifaximin, 3 × 400 mg täglich für 10 Tage oder Placebo. Die Beschwerdesympto- matik wurde mittels Fragebogen vor der Behandlung und nach 7 Tagen ermittelt; darüber hinaus führten die Patienten über 10 Wochen ein Symptomtagebuch.
Unter dem Antibiotikum kam es zu einer signifikanten Besserung der Reizdarmsymptomatik im Vergleich zu Placebo. Für diese relativ teure Therapie kommen nach Ansicht der Autoren in erster Linie die Patienten infrage, die auf andere symptomatische Maßnahmen nicht ansprechen, sowie die Patienten (rund ein Drittel), bei denen ein gastrointestinaler In-
fekt in der Anamnese eruiert werden kann. w
Piementel M et al.: The effect of a non-absorbed oral antibiotic (rifaximin) on the symptoms of the irritable bowel syndrome : a randomized trial. Ann Intern Med 2007; 145: 557–63.
E-Mail: pimentelm@cshs.org