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Archiv "Arzneimittelkommission: Der informierte Arzt" (22.01.2010)

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A 66 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 3

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22. Januar 2010

ARZNEIMITTELKOMMISSION

Der informierte Arzt

Ärzte müssen heute mehr wissen als jemals zuvor in der Geschichte der

Menschheit. Umso bedeutsamer ist die Qualität der Informationen, auf die sie sich in ihrer täglichen Arbeit stützen. Und die Qualität der Informationsquellen.

D

ie wichtigsten Handelswaren des 21. Jahrhunderts sind In- formationen. Sie entscheiden über Gewinn und Verlust in der Wirt- schaft, über Aufschwung oder Kri- se. Entscheiden sie auch über das wichtigste Gut des Menschen, seine Gesundheit? Inwieweit Arzneimit- telinformationen die Arbeit des Arztes und dadurch die Gesundheit des Patienten beeinflussen, hat die Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft (AkdÄ) in einem Symposium zu klären versucht, das im Rahmen des 34. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer in Berlin stattfand. „80 bis 90 Prozent der Informationen zu einem zu - gelassenen Arzneimittel erreichen Ärztinnen und Ärzte über die In- dustrie“, betonte der AkdÄ-Vorsit- zende, Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig. Insofern sei es für Ärzte und Patienten schwierig, verlässli- che Informationen zu erhalten. Zu oft würden darüber hinaus die Er- gebnisse klinischer Studien von der Pharmaindustrie zu spät oder über- haupt nicht publiziert. „Es ist des- halb richtig und wichtig, dass sich das Bundesgesundheitsministerium für eine schnelle Veröffentlichung von Studienergebnissen bei der Arzneimittelforschung einsetzen will“, sagte Ludwig. Diese Absicht hatte der parlamentarische Staatsse- kretär im Gesundheitsministerium, Daniel Bahr, im Dezember vergan- genen Jahres in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke bekundet (Drucksachen- Nummer 17/349).

Kritische Distanz

Für eine kritische Distanz zu Ver - tretern von Arzneimittelfirmen warb Prof. Dr. med. David Klempe- rer von der Hochschule Regens- burg. Studien hätten gezeigt, dass das ärztliche Urteilsvermögen be-

reits durch die Annahme von Schreibblöcken oder Klemmbret- tern mit aufgedrucktem Medika- mentennamen beeinflusst werde, häufig ohne dass der Arzt es selbst bemerke.

Einer Studie der Brendan- Schmittmann-Stiftung zufolge be- kamen Vertragsärzte im Jahr 2008 durchschnittlich siebenmal pro Wo- che Besuch von Pharmareferenten.

Als positive Aspekte dieses Be - suchs werteten 78 Prozent der be- fragten Ärztinnen und Ärzte die Fortbildungsangebote, 73 Prozent die Informationen über Arzneimit- tel, knapp 70 Prozent die erhaltenen Medikamentenmuster und 65 Pro- zent die persönlichen Kontakte.

Das Problem daran sei, so Klempe- rer, dass Geschenke und freund- schaftliche Beziehungen das Ur- teilsvermögen trübten: „Genau die- se Mittel setzen Pharmavertreter ein, um das von ihnen beworbene Produkt in einem positiven Licht erscheinen zu lassen.“

Der Patient des 21. Jahrhunderts wähnt sich durch den schnellen Zu- gang zu medizinischen Fachinfor- mationen zunehmend gut infor- miert. „Die wichtigste Informati- onsquelle für den Patienten ist aber nach wie vor der Arzt“, erklärte Klemperer. „Und der Arzt muss ge- währleisten können, dass die Infor- mationen, die er an seinen Patienten weitergibt, zuverlässig sind.“

In vielen Fällen sei es unabding- bar, den Patienten in die Therapie- entscheidung einzubeziehen. Denn oft gehe es um eine individuelle Bi- lanz von Nutzen und Schaden, die ein Patient häufig anders treffe als ein Arzt. Ein typisches Beispiel für eine solche präferenzsensitive Ent- scheidung ergebe sich bei der gut - artigen Vergrößerung der Prostata.

„Wird operiert, kommt es in 58 von 100 Fällen zu einer Impotenz, in

35 von 100 Fällen zu einer In - kontinenz“, sagte Klemperer. „Wird nicht operiert, bleiben die Be- schwerden beim Wasserlassen.“ Ob im jeweiligen Fall Schaden oder Nutzen überwiegen, sei eine sub- jektive Entscheidung, die nur der Patient selbst fällen könne.

Unvollständig oder verzerrt

„Unabhängige Arzneimittelinfor- mationen in deutscher Sprache lie- fern neben den Veröffentlichungen der AkdÄ zum Beispiel der Arznei- mittelbrief, das Arzneimitteltele- gramm oder die Pharma-Kritik“, sagte die stellvertretende Vorsitzen- de der AkdÄ, Prof. Dr. med. Ursula Gundert-Remy. An Patienten richtet sich seit 2005 die Zeitschrift „Gute Pillen – Schlechte Pillen“.

„Leider können Originalveröf- fentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften verzerrte oder un- vollständige Informationen über den Ausgang klinischer Studien enthalten. Beispiele belegen, dass Interessenkonflikte bestehen, die möglicherweise mit den Verzer- rungen zusammenhängen“, so Gundert-Remy. Die Informationen aus dem Europäischen behördli- chen Bewertungsbericht (EPAR) oder von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA seien dar - über hinaus zwar unabhängig und verlässlich, jedoch in der Detail - tiefe je nach Autor sehr unter- schiedlich. „Und sie erlauben kei- ne eigenen Datenanalysen“, sagte die stellvertretende AkdÄ-Vorsit- zende. Hochgradig unabhängige und verlässliche Arzneimittelinfor- mationen könnten allein die Studi- enprotokolle und -berichte liefern, die mit dem Zulassungsantrag ein- gereicht werden müssen: „Doch auf diese Daten haben derzeit nur die Behörden Zugriff.“ ■

Falk Osterloh

P O L I T I K

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