A-1538
M E D I Z I N
(54) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 24, 12. Juni 1998 Bemerkenswert sind Augenver-
letzungen im Rahmen des Trainings.
Hier ist die sportophthalmologische Beratung wichtig (Sportbrille, Kon- taktlinsen). (Auskunft: Berufsver- band der Augenärzte Deutschlands, Dr. Dieter Schnell, Kreiskranken- haus, 51545 Waldbröl).
Kostenaspekte
Der hohe Stellenwert des körper- lichen Trainings im Rahmen der Se- kundärprävention wird auch von den Kostenträgern gesehen und entspre- chend bewertet. Die Förderung des Rehabilitationssports wurde in einer Gesamtvereinbarung der Kostenträ- ger unter Beteiligung der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung einheitlich geregelt. Die Kostenübernahme er- folgt nach Verordnung durch den be- handelnden Arzt, wiederholte Ver- ordnungen sind möglich (44).
Der positive Einfluß sekundär- präventiver Maßnahmen auf Morbi- dität, Lebensqualität und nicht zuletzt auf die berufliche Wiedereingliede- rung ist auch von volkswirtschaftlicher Bedeutung. Eine künftige Erweite- rung der Trainingsangebote im Rah- men der Sekundärprävention – so- wohl bei chronischen Herzkrankhei- ten als auch bei Erkrankungen ande-
rer Organe – ist wünschenswert. Hier- bei sollten auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Möglichkeiten ambulanter Rehabilitationsmaßnah- men berücksichtigt werden. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, daß für bestimmte Personen mit kar- dialen Erkrankungen eine qualifizier- te ambulante Rehabilitation ver- gleichbare Ergebnisse erzielt wie die stationäre Anschlußheilbehandlung.
Es muß darüber hinaus betont werden, daß die eigentliche Rehabili- tation schon im Akutkrankenhaus („Frührehabilitation“) beginnen, in der Rehabilitation der Phase II (sta- tionär oder ambulant) intensiviert und in den Herzgruppen (Phase III) fortgesetzt werden sollte.
Fazit
Körperliches Training ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit wie auch anderer Herzkrankheiten. Gäbe es ein Medi- kament, welches die Wirkungen des körperlichen Trainings hätte (s. o.), je- dermann würde wohl diese Wunder- tablette regelmäßig einnehmen (Holl- mann, persönliche Mitteilung). Es bleibt zu hoffen, daß diesem Teil der Sekundärprävention in Zukunft
größere Bedeutung zukommt. In wei- teren prospektiven, möglichst auch randomisierten Studien an größeren Kollektiven sollte der Stellenwert weiter abgesichert werden. In jedem Fall ist regelmäßige körperliche Akti- vität heute der entscheidende Teil der umfassenden Rehabilitation.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1998; 95: A-1531–1538 [Heft 24]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Herbert Löllgen Medizinische Klinik I
Kardiologie – Pneumologie Klinikum Remscheid GmbH Burger Straße 211
42859 Remscheid DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
Der Einsatz von Ursodeoxy- cholsäure bei der primär biliären Zir- rhose gewinnt zunehmend an Be- deutung. Dabei ersetzt die oral zuge- füllte Gallensäure endogene toxische Gallensäuren im enterohepatischen Kreislauf. Die Autoren analysierten die Daten von drei klinischen Studien, wobei 273 Patienten mit primärer bi- liärer Zirrhose Ursosäure und 275 Plazebo erhielten. Die Behandlungs- dauer erstreckte sich über zwei bis vier Jahre. Dabei zeigte sich, daß ins- besondere bei Patienten mit mäßig aktiver und schwerer biliärer Zirrhose eine Langzeitbehandlung mit Urso-
deoxycholsäure die Progression des Krankheitsbildes zu verlangsamen vermag und die Zahl der erforderlich werdenden Lebertransplantationen signifikant gesenkt werden kann. w
Poupon RE, Lindor KD, Cauch-Dudek K, Dickson ER, Poupon R, Heathcote EJ: Combined analysis of randomized controlled trials of ursodeoxycholic acid in primary biliary chirrhosis.
Gastroenterol 1997; 113: 884–890.
Inserm Unité 21, Villjuif, Frankreich.
Z
Zuumm TThheemmaa „„SSeekkuunnddäärrpprräävveennttiioonn d
deerr kkoorroonnaarreenn HHeerrzzeerrkkrraannkkuunngg““ iisstt b
biisshheerr eerrsscchhiieenneenn::
((11))Schuler G, Hambrecht R: Die Rolle der Rehabilitation. Dt Ärztebl 1998:
95: A-1233–1240 [Heft 20].
Ursodeoxycholsäure bei primär
biliärer Zirrhose
Bei der Hämochromatose han- delt es sich um eine autosomal rezes- siv vererbte Erkrankung, die zu ei-
ner Eisenüberlastung aller Organe führt. Diese Krankheit stammt wahr- scheinlich aus Nordeuropa, wo eine von 300 Personen betroffen ist. Heu- te läßt sich das Krankheitsbild rela- tiv einfach mit Hilfe der Polymerase- Kettenreaktion diagnostizieren. Es findet sich eine C282Y-Mutation.
Anhand dieser Mutation ließen sich in einer prospektiven Studie 91 Pro- zent aller britischen Patienten mit einer genetischen Hämochromatose identifizieren. Ergänzend dazu kann aber auch nach einer H63D-Mutati-
on gesucht werden. w
The UK Haemochromatosis Consorti- um: A simple genetic test identifies 90 % of UK patients with haemochromatosis.
Gut 1997; 841-844.
Molecular Haematology Unit, Institute of Molecular Medicine, John Radcliffe Hospital, Headington, Oxford OX3 9DU, Großbritannien.