Berliner Ärzte
Protestaktionen werden
fortgesetzt
Praxisschließungen sollen auf die Verfehlungen rot- grüner Gesundheitspolitik aufmerksam machen.
D
ie Gemeinschaft der fachärztlichen Berufsver- bände in Berlin hat sich am 4. Februar für eine Fortset- zung der Protestaktionen ge- gen die rot-grüne Gesundheits- politik ausgesprochen. Nach der zunächst eher schwachen Beteiligung der niedergelas- senen Ärzte an den Praxis- schließungen in ausgewählten Stadtgebieten war bereits über ein vorzeitiges Ende der Aktion spekuliert worden.Nach Ansicht der Organisato-
ren hat sich jedoch die Zahl der protestierenden Ärzte in den vergangenen Tagen er- höht. Viele hätten sich an den Praxisschließungen nicht be- teiligt, weil sie im Voraus vereinbarte Termine mit Pa- tienten nicht hätten absagen können. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, Dr. med. Manfred Richter-Reichhelm, kündigte noch weitere Aktionen an. So sollen alle 6 200 in Berlin nie- dergelassenen Ärzte – also auch die Hausärzte, die sich bisher nicht an den Praxis- schließungen beteiligt haben –
Unterschriften ihrer Patien- ten gegen die gesundheitspo- litischen Maßnahmen der Bundesregierung sammeln.
Auch in anderen Regionen wurden die Proteste fortge- setzt. Ärzte aus Rheinland- Pfalz äußerten vor dem Main- zer Landtag ihren Unmut über die Gesundheitspolitik.
Auf dem Kassenärztetag der Kassenärztlichen Vereinigung Nord-Württemberg warnte de- ren Vorsitzender Dr. med.
Werner Baumgärtner vor den Folgen einer reglementierten Staatsmedizin nach englischem Muster.
A K T U E L L
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A360 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003
Katastrophenschutz
Hessen legt Konzept vor
Beschluss nach Anhörung der Kommunen
A
ls erstes Bundesland trifft Hessen umfassende Rege- lungen für den medizinischen Katastrophenschutz. Der Lan- desbeirat für Brandschutz, Allgemeine Hilfe und Kata- strophenschutz hat dazu ein Konzept beschlossen, das den kommunalen Spitzenverbän- den zur Anhörung zugelei- tet wurde. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung aller Vorbereitungen für die Ver-sorgung einer größeren Zahl Verletzter und Kranker. „Das beginnt bei der möglichst qualifizierten Behandlung der Patienten bereits an der Un- fallstelle und reicht bis zur Behandlung in Krankenhäu- sern sowie der Verbesserung der Aus-, Weiter- und Fortbil- dung des medizinischen Per- sonals“, betonte Innenmini- ster Volker Bouffier.Auch die Bevorratung von Heil- und Hilfsmitteln sowie Medika- menten sei überprüft und Er- gänzungen seien geregelt wor- den. Daneben enthalte das Konzept Vorschläge für wei- tere Verbesserungen der Ver- sorgung im Katastrophenfall.
So soll die Bevölkerung bes- ser in Erster Hilfe ausgebildet werden.
Forschung in Europa
Neue Wege zur Gesundheit
Genomik und Biotechno- logie haben Priorität.
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ie waren die Erwartungen an Forschung so hoch wie heute“, betonte Christoph Matschie, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfor- schungsministerium anläss- lich der Auftaktveranstaltung zum 6. EU-Forschungsrah- menprogramm (RP6; Inter- net: www.rp6.de) in Hanno- ver. Das gilt vor allem für den Bereich Gesundheit. Mit der Entschlüsselung des mensch- lichen Genoms habe für die Humanmedizin eine neue Entwicklungsphase begon- nen. Darauf verwies Dr. med.Manuel Hallen bei der Vor- stellung der thematischen Prio- rität 1 „Biowissenschaften:
Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit“, für die 2,255 Milliarden Euro
von 17,5 Milliarden Euro des EU-Forschungsbudgets vor- gesehen sind.
Der Schwerpunkt dieses Themenbereichs liegt in der Förderung der multidiszipli- nären Grundlagenforschung, um das Potenzial von Genomik und ihren Anwendungen für die Bekämpfung von Krank- heiten nutzbar zu machen. Der Themenkomplex ist in zwei große Blöcke gegliedert (siehe Textkasten). Voraussetzungen für die weiteren Genomse- quenzierungen und die Postge- nomikforschung sind ein kol-
lektiver und kooperativer For- schungsansatz, der gemeinsa- me Zugriff auf Datenbanken und die Vernetzung des Wis- sens. Mit dem RP6 soll in Eu- ropa der Innovationstransfer zwischen Wissenschaft und In- dustrie stärker gefördert wer- den.Ziel ist die Schaffung eines wettbewerbsfähigen europäi- schen Forschungsraums.
Zu den sieben Hauptthe- men sind rund 12 000 Interes- senbekundungen eingereicht worden, darunter 2 000 aus dem Bereich Biowissenschaf- ten.
1.1 Fortgeschrittene Genomik und ihre Anwendungen für die Gesundheit (1,1 Mrd. Euro) 1.1.1 Grundlagenkenntnisse und Basisinstrumente der funktionellen Genomik aller Organismen 1.1.2 Anwendung der Genomik- kenntnisse und -technologien und der Biotechnologie im Dienste der Gesundheit
1.2 Bekämpfung schwerer Krankheiten (1,155 Mrd. Euro) 1.2.1 Anwendungsorientierter An- satz in Bezug auf Genomikkenntnis- se und -technologien in der Medizin – gegebenenfalls unter Einbezie- hung der Tier- und Pflanzengenomik 1.2.2 Krebsbekämpfung
1.2.3 Bekämpfung der drei ar- mutsbedingten Infektionskrankhei- ten (Aids, Malaria und Tuberkulose) Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit (www.dlr.de/eub/rp6/Uebersicht#RP6)
Der Hartmannbund hatte Ende Januar in Westfalen-Lippe dazu aufgerufen, aus Pro- test gegen die Gesund- heitspolitik mittwochs keine Sprechstunde abzuhalten. Foto: dpa
Übung zur Versorgung hochinfektiöser Patienten.
Foto:ddp