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er Cholesterinsynthese- hemmer Atorvastatin führt bereits in der An- fangsdosierung von 10 mg pro Tag zu einer signifikanten Reduktion der Rate nicht tödlicher Herzinfarkte und der KHK-Mortalität. Zu die- sem Ergebnis gelangt die ASCOT-Studie (Anglo-Scan- dinavian-Cardiac-Outcomes- Trial), die beim Kongress des American College of Cardi- ology in Chicago vorgestellt und in Lancet publiziert wur- de (2003; 361: 1149–1158).ASCOT schließt mehr als 19 000 Patienten mit erhöh- tem Blutdruck ein; hierbei wurde die Wirkung neuerer Antihypertensiva mit Stan- dardtherapeutika in verschie- denen bezüglich der Häufig- keit kardialer Ereignisse über einen Zeitraum von fünf Jah- ren verglichen. Im „Lipid- Arm“ der Studie erhielt et- wa die Hälfte der Patienten zusätzlich zur antihyperten- siven Medikation entweder 10 mg Atorvastatin (Sortis®, Pfizer) oder Placebo.
Wie die Studienleiter Prof.
Peter Sever (London) und Prof. Björn Dahlhöf (Göte- borg) erläuterten, hatte das unabhängige Steering-Komi- tee bereits im September den Atorvastatin-Teil der Unter- suchung nach nur 3,3 Jah- ren beendet, da eine Placebo- behandlung wegen des signi- fikanten Nutzens der Be- handlung mit dem Statin nicht mehr zu verantworten war.
Im Studienverlauf wurde der Unterschied immer größer Hinsichtlich der Ausgangsda- ten bestanden zwischen den 5 168 Patienten der Atorva- statin-Gruppe und den 5 137 Patienten der Placebo-Grup- pe keine statistisch signifikan- ten Unterschiede. Die Blut-
druckwerte betrugen in bei- den Gruppen zu Beginn 164/95 mm Hg und wurden im Laufe der Behandlung durch die parallele antihypertensive Therapie auf 138/80 mm Hg gesenkt.
Durch die Behandlung mit 10 mg Atorvastatin pro Tag sank das Gesamtcholesterin von 213 mg/dl auf 163 mg/dl (minus 23 Prozent) und das LDL-Cholesterin von 131
mg/dl auf 90 mg/dl (minus 33 Prozent). Das HDL-Choleste- rin blieb in beiden Gruppen unverändert, die Triglyzeride wurden nur unter Atorvasta- tin um 22 Prozent reduziert.
Bezogen auf den primären Endpunkt traten während der Beobachtungsdauer von 3,3 Jahren unter Atorvastatin 100 Ereignisse auf, während unter Placebo 154 Ereignisse regi- striert wurden. Dies ent- spricht einer statistisch signi- fikanten relativen Risikore- duktion von 36 Prozent. Wie Sever erläuterte, war bereits unmittelbar nach Beginn der Therapie ein Unterschied zwischen Atorvastatin und Placebo erkennbar, der sich im Verlauf der Studie konti-
nuierlich vergrößerte. Auch bei der Inzidenz von tödli- chen und nicht tödlichen Schlaganfällen – einem der sekundären Endpunkte – konnte durch Atorvastatin die Häufigkeit um 27 Prozent reduziert werden (Placebo 121 versus Atorvastatin 89 Schlaganfälle).
Weitere sekundäre End- punkte, die statistisch signifi- kant reduziert wurden, waren die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse und Interventio- nen (minus 21 Prozent) sowie die Gesamtzahl von Koronar- ereignissen (minus 29 Pro- zent). Die Verträglichkeit von Atorvastatin wurde als gut bezeichnet und unterschied sich nicht von Placebo. EB V A R I A
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A1764 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003
ASCOT-Studie: Atorvastatin
Herzinfarktrate und
KHK-Mortalität reduziert
Unternehmen
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ei gleichzeitiger Gabe von Ezetimibe und Simvasta- tin lässt sich eine Sen- kung des C-reaktiven Pro- teins (CRP) um im Mittel 34,8 Prozent erzielen. Dies ist na- hezu doppelt so viel wie mit der Statin-Verabreichung al- lein (18,2 Prozent). Das ist das Resultat einer bei der wis- senschaftlichen Jahrestagung des American College of Cardiology (ACC) von Prof.Michael Davidson (Chicago) vorgestellten Studie. Ezetimi- be ist ein Cholesterinresorp- tionsinhibitor, der über ein völlig neues Wirkprinzip spe- zifisch die Cholesterin-Re- sorption im Darm hemmt.
Ein erhöhter CRP-Spiegel ist nach Expertenmeinung ein unabhängiger Risikofak- tor für koronare Herzkrank- heit (KHK). Zwar ist der Zu- sammenhang zwischen CRP- Senkung und KHK-Reduk- tion noch nicht bestätigt, ein erhöhtes CRP wird jedoch zunehmend als potenzieller Indikator des koronaren Risi-
kos akzeptiert. Die Forscher gehen davon aus, dass erhöh- te CRP-Spiegel als Marker ei- nes entzündlichen Gesche- hens eine atherosklerosebe- dingte Dysfunktion des koro- naren Endothels anzeigen.
Als starker Prädiktor von Myokardinfarkten ist CRP den Kardiologen seit langem vertraut. Welche Rolle dieses Protein genau in der vasku- lären Schädigungskaskade ein- nimmt, ist noch offen.Aktuelle Experimente mit Endothel- zell-Kulturen bestätigen die Aktivierung der Signal- Transduktion durch Nuklear- Faktor kappa B (NFkappaB), wodurch eine Reihe von bio- chemischen Degradationsvor- gängen ausgelöst wird.
Die Wirkung von Ezetimi- be (Ezetrol®, Vertrieb durch MSD und Essex Pharma) in Kombination mit einem Sta- tin wurde in einer Reihe von klinischen Studien bestätigt.
Es lässt sich mit dieser Strate- gie bei guter Verträglichkeit eine signifikante zusätzliche
Senkung des LDL-Chole- sterins erzielen. „Die Koad- ministration von Ezetimibe zu einer Behandlung mit Sim- vastatin bewirkt eine bessere LDL-Senkung als die Verdop- pelung der Simvastatin-Dosis allein“, betonte Prof. Christie M. Ballantyne (Houston). Das zeigten die Daten einer Ana- lyse von vier Phase-III-Stu- dien.
Insgesamt 540 Patienten mit Hypercholesterinämie er- hielten nach dem Zufalls- prinzip entweder 10 mg Eze- timibe plus Statin in niedri- ger Dosis (10 mg) oder Place- bo plus Statin in hoher Dosis (80 mg Simvastatin, 80 mg Atorvastatin, 40 mg Pravasta- tin oder 40 mg Lovastatin).
Die Behandlungsdauer be- trug zwölf Wochen. Das Resultat: Die Addition von Ezetimibe zu einem niedrig dosierten Statin erzielt eine jeweils ähnlich gute LDL- Cholesterin- und Triglyzerid- Senkung wie die hoch do- sierten Statine in Monothera-
pie. Brigitte Richter
MSD gibt bekannt, dass Ezetrol nach Deutschland von allen Arzneimittel- behörden der Europäischen Union sowie von Island und Norwegen zugelassen worden ist. Aus diesem Grund wurde die deutsche Fach- und Gebrauchsinformati- on mit den in der EU verwendeten Texten vereinheitlicht.