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Archiv "Pränataldiagnostik: Ernste Krise" (18.06.1999)

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A-1606 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 24, 18. Juni 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Patientengespräch

Zu den Leserbriefen in Heft 16/1999, die sich auf den Beitrag „Wahrheit und Wahrhaftigkeit am Krankenbett“

von Prof. Dr. med. Dr. med. dent.

Heinz Pichlmaier in Heft 9/1999 be- zogen:

Ethik mit

praktischem Bezug

Die publizierten Briefe stehen in ihrer Aussage und Akzeptanz der Ausführung von Prof. Pichlmaier diame- tral entgegen.

Herr Dr. Neitzke und Frau Prof. Wiesemann sprechen von paternalistischer Sicht und lehnen die Ausführun- gen von Prof. Pichlmaier weitgehend ab, indem sie der Meinung sind, daß wir uns von dem in paternalistischem Denken verankerten Gefühl verabschieden sollten, daß

wir schlechte Ärzte seien, wenn unser Patient sich nicht gemäß dem vermeintlich ob- jektiv Richtigen entscheidet.

Frau Prof. Wiesemann unter- stellt Prof. Pichlmaier, daß er den Patienten nicht ausrei- chend und unfair über alter- native Behandlungswege in- formiere und den Patienten nur die eigene Präferenz na- helege.

Entgegen der Ansicht von Dr. Neitzke und Prof. Wiese- mann ist Herr Daudert der Meinung, daß Prof. Pichlmai- er in eindrucksvoller Art und Weise dargestellt habe, welch großes Fehlerpotential wir Ärzte in bezug auf Auf- klärung hätten, und daß Hoff- nungslosigkeit, Verzweiflung und Einsamkeit das Leben verkürzen könnten. Gerade das Auffangen eines Patien- ten, die Führung und Unter- stützung in ausweglos und hoffnungslos erscheinender

Situation müßte ärztliche Aufgabe sein. Es sei ganz schwierig, diese Patienten wieder ins normale Leben zurückzubringen, wenn sie sich erst einmal – den Prophe- zeiungen der „Götter in Weiß“ gehorchend – aufs Sterbebett gelegt haben. Die Ausführungen von Herrn Prof. Pichlmaier sind sehr persönlich und sicherlich Teil der großen Erfahrung ei- nes Arztes, der jahrzehnte- lang engsten Kontakt mit Schwerstkranken und auch todgeweihten Patienten hat- te. Daß es hier Unterschiede in der Bewertung gibt und je- der Arzt auch seinen eigenen Weg im Umgang mit den Pati- enten suchen muß, ist klar.

Bezeichnend scheint mir je- doch, daß die in den Leserzu- schriften zum Ausdruck ge- brachte ablehnende Haltung der Meinung von Prof. Pichl- maier aus theoretischen Insti- tuten entstammt, ein Kollege des praktischen Alltags den Überlegungen andererseits voll zustimmt und die Gedan- ken „eindrucksvoll“ bezeich- net. Zwischen Theorie und Praxis scheinen also auch im Bereich des ärztlich-ethi- schen Verhaltens Welten zu liegen. Ethik in der Medizin sollte allerdings praktische Bezüge haben, um gültige Aussagen machen zu können.

Prof. Dr. med. H. F. Kienzle, Krankenhaus Holweide, Chirurgische Klinik, 51058 Köln

Arbeitszeiten

Zu dem Post-Scriptum-Beitrag „Ar- beitszeiten in Kliniken“ von Andreas Skrziepitz in Heft 11/1999:

Gegenstück

Zu dem Beitrag, den ich mit Vergnügen gelesen habe, gibt es ein Gegenstück, das von Prof. Ludolf Krehl, wei- land Ordinarius für Innere Medizin in Heidelberg und Lehrer meines Vaters, berich- tet wird. Die Anekdote habe ich von meinem Vater, der den Geheimrat Krehl sehr verehrt hat.

Krehl zu seinen Assisten- ten: „Meine Herren! Wenn Sie in acht Stunden mit Ihrer Arbeit in der Klinik nicht fer- tig werden, dann nehmen Sie sich zehn Stunden. Wenn Sie in zehn Stunden nicht fertig sind, nehmen Sie sich zwölf.

Aber wenn Sie in zwölf Stun- den Ihre tägliche Arbeit nicht beendet haben, dann haben Sie den falschen Beruf.“

Dr. med. Doris Deltz, Ingers- heimer Straße 35, 71634 Lud- wigsburg

Pränataldiagnostik

Zu dem Beitrag „Ein für Ärzte be- drückendes Dilemma“ von Gisela Klinkhammer in Heft 20/1999:

Ernste Krise

Solange der hippokrati- sche Eid mißachtet und das Gebot „Du sollst nicht töten“

übertreten wird, kann die Medizin nicht gesunden. Prä- natale Diagnostik wurde zum Helfershelfer einer Tötungs- maschinerie, die so lange rei- bungslos läuft, wie alles nach Plan klappt – das hatten wir doch schon einmal in diesem Jahrhundert!

Alle reden vom Geld, aber die wirklichen Probleme der modernen Medizin wer- den verdrängt und verleug- net. Hier leistet der Artikel von Frau Klinkhammer ei- nen Beitrag zur Bewußtma- chung. Es handelt sich um ei- ne ernste Krise der heutigen Medizin. Unter dem Deck- mantel, Schaden abzuwen- den, wird Leid geschaffen.

Die Leidtragenden sind zual- lererst die Frauen, die unter den Folgen einer Abtreibung leiden und mit vielfältigen psychischen und psychoso- matischen Störungen den Facharzt für Psychothera- peutische Medizin aufsu- chen. Das bekommen die Gynäkologen sicherlich oft gar nicht mit.

Die Leidtragenden sind die Kinder, die unter der Bot- schaft aufwachsen, nicht ge- wollt zu sein, wenn sie einen Abtreibungsversuch überle- ben. Die Leidtragenden sind

Psychotherapie

Zu den Auswirkungen des Psychothe- rapeutengesetzes:

Hilferuf

Hier schreibt ein um die Lebensgrundlage seiner Fa- milie besorgter Vater von vier Kindern, teils Gymnasiasten, teils angehende Studenten.

Verschiedenen Pressemel- dungen zufolge steht in Bay- ern für psychotherapeutische Leistungen ein Punktwert von 2,7 Pfennigen in Aus- sicht. Dieser Satz bedeutet für mich und die meisten Kol- legen den wirtschaftlichen Ruin. Mangels Rücklagen könnte ich ab sofort die Miete für Praxis und Privatwohnung nicht mehr aufbringen. Im übrigen schaden 58 Arbeits- stunden pro Woche, wie ich sie derzeit leiste, auf Dauer der eigenen Gesundheit und sind nicht mehr steigerbar.

Eine berufliche Alternative ist nicht in Sicht.

Ein nicht unrealistisches Szenario: Wenn ich durch Praxisaufgabe ausfalle, wird zwar vordergründig mein Honorar eingespart. Aber

ich werde Kosten verursa- chen, eventuell durch Auf- nahme einer eigenen Psycho- therapie und/oder Antritt ei- ner Kur. Meine bisherigen zirka 60 Patienten werden wieder dekompensieren, zu- rück zum Hausarzt wandern und dort dämpfende Psycho- pharmaka zur Überbrük- kung ihres Leidenszustandes erhalten; je nach Vorge- schichte werden andere viel- leicht sogar straffällig. So werden mittels Augenwi- scherei die Probleme in an- dere Regionen verlagert, wo sie fürs erste nicht so sehr auffallen. Die kurzfristigen Spareffekte scheinen um vie- les wichtiger als der nachfol- gende kostenträchtige Rat- tenschwanz.

In der Hoffnung, daß ich mit meiner Schilderung den Ernst der Lage und die Auf- richtigkeit meines Bemühens zu demonstrieren vermochte, bitte ich hilferufend um ein baldiges Engagement der für die Misere Verantwortlichen im Bereich von Politik und KV.

Dr. med. Hans-Peter Utikal, Am Bahnhof 4, 82205 Gil- ching

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A-1608 (12) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 24, 18. Juni 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

die Behinderten in unserer Gesellschaft, die man offen- sichtlich nicht mehr haben will, deren Auf-die-Welt- Kommen man verhindert.

Wann kehren die Ärzte um und achten wieder lebens- erhaltende Gebote selbst dann, wenn der Staat sie ih- nen nicht mehr mit entspre- chenden Gesetzen vorgibt?

Dr. med. Gerhard Gutscher, Anheggerstraße 4a, 88131 Lindau

Verheerende Folgen

Die von Ihnen geschilder- ten Einwände und Bedenken gegen die Spätabtreibung kann ich nur unterstützen. Ich möchte auf einen wichtigen zusätzlichen Gesichtspunkt hinweisen:

Bei der familiensystemi- schen Therapie wird deutlich, daß die Spätabtreibung im Unterschied zur Frühabtrei- bung die Qualität von Mord hat. Dadurch wird das Famili- ensystem belastet, der syste- mische Ausgleich bewirkt, daß in der nächsten oder übernächsten Generation ein Familienmitglied zum Aus- gleich für diese Schuld stell- vertretend sühnt mit lebens- bedrohlicher Erkrankung, Scheitern in Ehe oder Beruf, Psychose oder Suizid. Der Preis für diese Spätabtrei- bung ist also höher, als man zunächst denken möchte, und oft sind es andere, die ihn zah- len müssen: Kinder oder En- kel.

Dieser Zusammenhang sollte von Ärzten und Juri- sten berücksichtigt werden, das könnte es den Eltern er- leichtern, sich auch dem schweren Schicksal eines be- hinderten Kindes zu stellen.

Mensch sein wird hier auf un- zulässige Weise verkürzt, das hat verheerende Folgen nicht nur für die „Geopferten“, sondern noch mehr für die Lebenden. Diese Verkürzung der Sichtweise ist Teil unserer allgegenwärtigen geistig-see- lischen Verwirrung.

Dr. med. E. Robert Langlotz, Adlzreiterstraße 25, 80337 München

Hausärzte

Zu dem Beitrag „Ambulante Versor- gung: Internisten sehen sich als die ei- gentlichen ,Lotsen‘“ von Eva Hofmann in Heft 13/1999:

Weiterbildung ändern

. . . Das hausärztliche Be- mühen erstreckt sich auf fast alle Bereiche der Medizin und die langfristige Betreu- ung aller Mitglieder einer Fa- milie und womöglich auch der Verwandtschaft. Das be- deutet, rechtzeitige Diagno- stik, langfristige Nachbe- treuung und meint darüber hinaus eine Vertrauensstel- lung.

Der Hausarzt ist eben kein Dienstleister, dem Do- mestiken ähnlich.

Wer als Facharzt für Inne- re Medizin dem Facharzt für Allgemeinmedizin gleichge- stellt werden möchte, muß auch das gleiche leisten und nicht nur 80 Prozent, in dem Fall muß der allgemeinmedi- zinische Teil zur internisti- schen Weiterbildung hinzuer- worben werden. Nur unter diesen Voraussetzungen kann auch die gleiche Position beansprucht werden. Vom niedergelassenen Internisten wären sonst Spezialkenntnis- se zu fordern und cbm-mäßig der Nachweis, was er konsul- tarisch leistet und was als niedergelassener Internist in hausärztlicher Eigenschaft.

Zum Thema „unnötige“ Ein- weisungen und nachfolgende Abstrafung des Einweisers durch ambulante Weiterbe- handlung des Patienten am Krankenhaus ist zu vermu- ten, daß diese Idee von kei- ner Kenntnis zeugt, aus wel- chem Grunde stationäre Ein- weisungen auch erforderlich werden können. Das beginnt mit diagnostischer Abklä- rung und hört bei der Verlaufsbeobachtung nicht auf, es ist eine alte Sache:

Im Krankenhausbett liegt

„man“ anders und – manch- mal – lebt man danach an- ders.

Dr. med. Klaus Muschert, An der Viehtrift 27, 16321 Ber- nau

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