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Archiv "Deutscher Apothekertag 1988: Singen im finsteren Wald" (03.11.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie bundesdeutschen Apo- theker zeigen sich vor al- lem durch die noch immer schwerabschätzbaren Un- wägbarkeiten verunsichert, die das Gesundheits-Reformgesetz (GRG) heraufbeschworen hat. Im ungün- stigsten Falle könnten nämlich die abschließenden politischen Winkel- züge auf ein von Grund auf verän- dertes Erscheinungsbild der Apo- theke und somit auch des Apothe- kers hinauslaufen. Einigen wenigen innerberuflichen Kräften, die aus unterschiedlichen Gründen mit ei- ner solchen Veränderung lieb- äugeln, stand allerdings eine festge- fügte Phalanx von Apothekerinnen und Apothekern gegenüber, die er- kennbar bereit sind, sich dem per- manenten Spannungszustand zwi- schen freiberuflichem Selbstver- ständnis und gewerbebetrieblichen Zwängen auch weiterhin zu stellen, um nicht in den Status eines „hoch- qualifizierten Einzelhändlers" mit allen daranhängenden rechtlichen und ökonomischen Zwängen hinein- gedrängt zu werden.

ABDA-Präsident Klaus Stürz- becher, trotz allem nicht ohne Opti- mismus in Teilbereichen, präsentier- te eine Collage der Elemente, die der Apothekerschaft schlaflose Nächte bereiten und denen sie not- falls entschlossenen Widerstand ent- gegensetzen werden. Grellster Fleck in diesem Bild war das „Herzstück"

von Minister Blüms GRG-Entwurf:

die Festbetragsregelung. Deren Gruppe 1 erscheine gerade noch um- setzungsfähig, aber an der strikten Ablehnung der Gruppen 2 und 3 könne auch das Gutachten des Pro- fessors Schmutzler nichts ändern — eine Positionswahl, bei der Stürzbe- cher des Einverständnisses der Phar- ma-Hersteller und zumal der Phar- ma-Forschung sicher sein durfte.

Weitere Farbflecke in der Colla- ge waren die Sorgen um den Fortbe- stand der pharmazeutischen Quali- tät von Arzneimitteln; die Abwehr einer puren Billigabgabe von Arz- neimitteln; die Gefahr, daß die Ein- bindung des Apothekers in die Arz- neimittel-Auswahl am Ende dem parlamentarisch-politischen Kalkül zum Opfer fallen könnte; das an Tretminen reiche Terrain der Selbst-

bedienung mit freiverkäuflichen Arzneimitteln; der Einbau der Apo- theken in den kommenden europä- ischen Binnenmarkt; die Veranke- rung eines einheitlichen Apotheken- Abgabepreises im Arzneimittelge- setz; das dubiose „Auseinzeln" von Arzneimitteln; die Prozedur der noch dubioseren Pharma-Zentral- nummern und schließlich die zöger- liche Einführung eines achten Hoch- schulsemesters für Pharmazeuten.

Zwar war die Ausbildung zum Apotheker nicht die meistdiskutier- te Frage, doch sooft sie auftauchte, blieb kein Zweifel daran, daß der Apothekertag auch die Hintergrün- de einer Ausbildungskorrektur klar erkannt hatte. Wollen nämlich die Apotheker künftig wieder mehr und wirksamer die mit Struktur und Be- stimmung des Medikaments vertrau- ten Berater ihrer Kunden und zu- gleich kenntnisreich-kooperative Partner der Ärzte sein, so bedarf ihr wissenschaftliches Berufsfundament einer Aufstockung.

Parlament und Regierung ka- men bei der Erörterung kritikwürdi- ger GRG-Regelungen schlecht weg:

Zu wenig Beratungszeit, ungenü- gender Einfluß der Sachkundigen, ungleiche Verteilung der Lasten (mit Protesttönen gegen den „gänz- lich ausgesparten" Krankenhausbe- reich), Zunahme überflüssiger Kon- trollmaßnahmen.

Den Ärzten servierten die Apo- theker ein Bonbon: eine Einbindung des Apothekers in die Auswahl der Arzneimittel schränke die Therapie- hoheit des Arztes nicht ein: „Der Arzt muß nicht, er kann den Apo- theker in die Auswahl der Arznei- mittel einbinden. "

Den Apothekern selbst über- reichte die Frau Bundesgesundheits- ministerin gleich eine ganze Bon- bonniere. Starre Fronten seien end- lich in Bewegung gebracht, Um- denkprozesse in Gang gesetzt und Weichenstellungen in Vorbereitung, die alle das gleiche Ziel hätten: die Aufwertung der Stellung und der Funktion des Apothekers in unse- rem Gesundheitswesen. „Nutzen Sie die Stunde" , rief Frau Professor Süssmuth dem Apothekertag in München zu, „und machen Sie den politischen Willen zu Ihrem beruf- lichen Selbstverständnis. Solch eine Diskussion findet nicht alle Jahre, vielleicht — wie die Geschichte der Apotheker-Ausbildung gezeigt hat — nur alle zwanzig bis dreißig Jahre statt!"

Wieviel Zuversicht sie auslösen konnte und wieviel Glauben an ihre Prognose sie zu erwecken vermoch- te, wird sich zu einem schon sehr na- hen

Zeitpunkt zeigen. Dann näm- lich,

wenn die Apotheker darauf verzichten könnten, in ihrem finste- ren Wald zu singen. Kurt Gelsner

Deutscher Apothekertag 1988

Singen im finsteren Wald

Nicht ohne Stolz hoben die drei Träger des Deutschen.

Apothekertages (in der von ihnen selbst gewählten Rei- henfolge: die Bundesvereinigung Deutscher Apotheker- verbände/ABDA, die Bundesapothekerkammer und der Deutsche Apothekerverein e. V.) auch auf ihrer Haupt- versammlung 1988 in München mehrfach hervor, sie sprächen trotz starker äußerer und innerer Spannungen

„mit einer Stimme".. Was diese eine Stimme intonierte, ähnelte indessen zeitweilig dem Singen des Wanderers, der sich im finsteren Wald Mut zu machen sucht.

Dt. Ärztebl. 85, Heft 44, 3. November 1988 (19) A-3039

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