ARBEITSMEDIZIN
Zu dem „seite eins"-Beitrag in Heft 44/1988 „Gesundheits-Poli- zei?":
Schreckgespenst
Dieser „Aufschrei" malt ein Schreckgespenst aus der untersten Klamottenkiste. Er wird durch keinerlei Sach- kenntnis der relativ breiten Diskussion über Prävention in der Arbeitswelt geprägt.
Die Arbeitsmedizin, insbe- sondere die betriebsärztliche Tätigkeit, ist noch viel zu we- nig in die allgemeine Präven- tion der großen Volkskrank- heiten einbezogen. In der Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen und Betriebs- ärzten liegen große präventi- ve Möglichkeiten.
Stört es den Verfasser, daß Betriebsärzten, zusätz- lich zu den Aufgaben nach dem Arbeitssicherheitsge- setz, weitere vorbeugende Aufgaben zugewiesen wer- den können? Will er nicht al- le Möglichkeiten zur Vorbeu- gung vor Krankheiten entge- gen jeder ärztlichen Berufs- auffassung nutzen? Ist dem Verfasser wirklich nicht be- kannt, daß es bei der Präven- tion von arbeitsbedingten Er- krankungen längst nicht mehr um „Kostenloswer- den" nach dem Verursacher- prinzip geht, sondern um eben die Krankheitsverhü- tung und damit auch Kosten- verhütung?
Oder geht es um ganz was anderes?
Ulrich Schwarzrock, Arzt für Allgemeinmedizin, Ar- beitsmedizinisches Zentrum, Feithstraße 188, 5800 Hagen 1
Anmerkung der Redaktion
Richtig — es geht um etwas anderes! Nämlich nicht dar- um, Betriebsärzten Kompe- tenz und Engagement in der Prävention von arbeitsmedi- zinischen Erkrankungen ab- zusprechen, sondern allein darum, durch das „Gesund- heits-Reformgesetz" keine All- und Alleinzuständigkeit der gesetzlichen Krankenkas-
sen — mit welcher Fachkom- petenz? — bei der Verhütung arbeitsbedingter Gesund- heitsgefahren zu schaffen.
Diese erhalten die Kranken- kassen doch, wenn sie nach dem „Gesundheits-Reform- gesetz" „Erkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und Arbeits- bedingungen" gewinnen sol- len, ohne ausdrücklich ver- pflichtet zu sein, mit den Be- triebsärzten und den für die Arbeitssicherheit zuständi- gen Stellen eng zusammenzu- arbeiten.
Allenfalls umgekehrt macht es Sinn: Betriebsärzte müssen bei ihren Bemühun- gen um verstärkte Prävention und Rehabilitation ihrerseits
—und mit Zustimmung des Arbeitnehmers/Versicherten
—eng mit den Krankenkassen zusammenarbeiten. Und ge- nau dies sehen die hierzu schon getroffenen Vereinba- rungen zwischen den Verbän- den der Betriebsärzte und Krankenkassen vor. HC
NS-ZEIT
Der Autor des Beitrags „Bio- logismus — Vorstufen und Elemen- te einer Medizin im Nationalsozia- lismus" (Heft 17/1988) nimmt zu den Leserbriefen „Unumstößlich"
(Heft 44/1988) von Prof. Jürgens und „Modischer Zeitgeist" (Heft 45/1988) von Dr. Polter gleichsam in einem „Schlußwort" Stellung:
Mit Curt Goetz
Nachdem, wie Freunde prophezeiten, eine unwürdi- ge Schlammschlacht jenseits der Sache und Sachkenntnis in Gang gekommen ist, lohnt es sich nicht, weitere Stellung zu nehmen. Abschließend für mich zitiere ich allein Curt Goetz, der dem Ungeist der Nazis auf seine Weise zu wi- derstehen suchte. Sein Dr.
med. Hiob Prätorius erörtert die Entdeckung von Mikro- organismen im Wassertrop- fen, des Erregers der Tollwut und der Malaria. Dann fährt er fort: „. . . nach dem Ge- setz, daß ein Mittel gegen ei- ne Krankheit immer dann ge- funden wird, wenn diese Krankheit ihren Höhepunkt
erreicht hat, wenn sie schier unerträglich geworden ist, nach diesem Gesetz muß heute oder morgen die Mi- krobe der menschlichen Dummheit gefunden wer- den ... !" Möge ein gütiges Geschick helfen, daß es bald so weit ist!
Prof. Dr. med. Gunter Mann, Medizinhistorisches Institut der Johannes Guten- berg-Universität Mainz, Am Pulverturm 13, 6500 Mainz
DDR
Eine Anregung zugunsten von Kollegen in der DDR:
Bereicherung
Bisher habe ich mich an einzelne Kollegen gewandt und zum Teil ein positives Echo gefunden. Nun möchte ich hiermit einen größeren Kollegenkreis ansprechen.
Wir bekommen Zeit- schriften im Übermaß zuge- sandt, lesen sie (oder auch nicht) und geben sie zum Alt- papier. Für unsere Kollegen in der DDR bedeuten sie aber eine erfreuliche Berei- cherung ihres Alltags- und Berufslebens. Sie werden so- gar in Form von Lesezirkeln auf privater Basis ausge- tauscht. Die Versendung als Geschenksendung ist erlaubt!
Zeitschriften kommen als Pa- ketsendung an! Außerdem kann man die Paketkartenab- schnitte mit 40 DM bei der Steuerklärung geltend ma- chen. Es bleibt also als Bela- stung nur die Zeit des Ver- packens und Versendens; bei ein bißchen Organisation ei- ne geringe Mühe für einen kleinen aber nicht unwirksa- men gesamtdeutschen Bei- trag. Sollten Sie sich zum re- gelmäßigen Mitmachen ent- schließen können, vermittle ich Ihnen gerne die Adresse eines Kollegen in der DDR.
Sollten Sie schon Kontakte nach drüben haben, möchte ich Sie ermuntern, diese neue Möglichkeit zur Erweiterung aufzugreifen.
Dr. med. Odo Rothenbä- cher, , Hainstraße 58, 3560 Biedenkopf
Fortschritt und Fortbildung in der Medizin
Geriatrie
Angesichts steigender Zahlen geriatrischer Patien- ten wächst auch die Notwen- digkeit, sich über diagnosti- sche und therapeutische Möglichkeiten zu informie- ren. Die Buchreihe der Bun- desärztekammer „Fortschritt und Fortbildung in der Medi- zin" bietet mit ihren aktuel- len Kompendien hierzu ande- ren Themen kurzgefaßt fol- gende, für die Geriatrie wich- tigen Schwerpunkte:
Band 10: Biologische The- rapie der Depression, Phar- makotherapie der Depres- sion, Neue Therapiemöglich- keiten beim Diabetes melli- tus, Diabetische Spätkompli- kationen und neue Gesichts- punkte der Grundlagenfor- schung.
Band 11: Rationelle The- rapie koronarer Durchblu- tungsstörungen, Diagnostik und Therapie des Schwindels, Neue diagnostische und thera- peutische Möglichkeiten bei peripheren arteriellen Durch- blutungsstörungen.
Band 12: Das Immunsy- stem im Alter, Hochdruck im Alter, Erkrankungen der At- mungsorgane im Alter, Schilddrüsenerkrankungen im Alter, Besonderheiten der Pharmakotherapie bei alten Menschen, Inkontinenzpro- bleme im Alter, Geriatrie:
neue diagnostische und the- rapeutische Möglichkeiten in der Neurologie, Angiologie und Psychiatrie.
Band 13 (erscheint 1989):
Kommunikation und ihre Störung (Hören, Sprechen, Sehvermögen), Antihyper- tensiva und Lebensqualität, Operative Möglichkeiten bei alten Menschen, Stand und Entwicklung der Transplan- tationsmedizin.
Die Bände sind erhältlich bei der Bundesärztekammer, Postfach 41 02 20, 5000 Köln 41 (gegen eine Schutzgebühr
von 35 DM). ❑
A-3402 (10) Dt. Ärztebl. 85, Heft 48, 1. Dezember 1988