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Archiv "Die „Badenfahrt“ nach Gastein ist längst nicht mehr beschwerlich" (19.12.1986)

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Der Thermal-Heilstollen ist das stärkste und wirkungsvollste Kurmittel im Gasteiner Tal: hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperatur überwärmen den Körper bis auf 39 Grad, das Edelgas Radon regt durch kurzen Strahlenreiz den Zellstoffwechsel an

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

MEDIZINGESCHICHTE

Die „Badenfahrt" nach Gastein ist längst nicht mehr beschwerlich

R

und drei Jahrzehnte, seit 1954 genau, veranstaltet die Bundesärztekammer Fortbildungskongresse in Bad- gastein, das inmitten eines ural- ten Heilraumes liegt. Als der Großraum von Badgastein und Salzburg im Jahre 15 v. Chr. rö- mische Provinz wurde kamen auch römische Ärzte in dieses Gebiet. Die damalige Heilkunst war ein Gemisch von Magie, Spekulation und rationaler Medi- zin. In Salzburg-Lehen wurden Teile eines ärztlichen Instrumen- tariums gefunden, beim Bürgl- stein in Salzburg ein Skalpell im Gräberfeld. Da auch Standbilder des Heilgottes Asklepios und der Hygieia sowie ein Tempel des Asklepios entdeckt wurden, ist zu schließen, daß römische Ärzte in diesem Gebiet tätig waren, sei es als freie Bürger, sei es als Sklaven.

Öffentliche Badeanlagen und private Bäder, geschmackvoll gestaltet, wurden von den Rö- mern errichtet. Die dazu erfor- derlichen Wassermengen wur- den in Röhren von Brunnen oder Quellen herbeigeführt; die Ab- wässer wurden in besonderen Kanälen abgeleitet. Quellgöttin- nen wurden verehrt, die heilende Wirkung des Wassers war be- kannt.

Allerdings hatte man von der Existenz warmer Quellen noch keine Kenntnis. Vermutlich wa- ren die warmen Quellen noch nicht an die Oberfläche gelangt.

Der Hang des Badberges in Bad- gastein, aus welchem heute die warmen Wässer herausquellen, ist ein Rutschgebiet. Neuere Un- tersuchungen haben erwiesen, daß die Gasteiner Heilquellen zwar in vorgeschichtlicher Zeit schon geflossen sind, aber durch spätere Felsgleitungen vorübergehend verschüttet wur- den. Im Jahre 1436 war Fried- rich, Herzog von Steiermark, der spätere deutsche Kaiser Fried- rich III., als Kurgast in Gastein.

Die „Badenfahrt" war damals wegen des schlechten Zustan-

des der Wege sehr beschwer- lich; erst als 1534 die sogenann- te Klammstraße vollendet war, wurde das Reisen leichter. Es wird berichtet, daß Fürsten und die höhere Geistlichkeit zwi- schen den Jahren 1534 und 1550 zu Bäderkuren kamen.

Die Wirren im 16. und 17. Jahr- hundert, Bauernaufstände, Re- formation und religiöse Verfol- gungen, Dreißigjähriger Krieg sowie Kriege, die Europa im 18.

Jahrhundert erschütterten, führ- ten zum Niedergang des Bade- wesens in Gastein. Ungünstig wirkten sich auch Pest, Hoch- wasserkatastrophen und Feuers- brünste aus. Ein neuer Auf- schwung setzte erst um 1751 ein, als das alte Spitalgebäude durch ein modernes ersetzt wurde. Das erste aus Stein gebaute und gut eingerichtete Haus. im Stil eines Schlosses errichtet, wurde 1807 für die Unterbringung von Gä- sten freigegeben, die dort auch baden konnten. Nun kamen viele Prominente nach Badgastein,

auch Kaiser Wilhelm I., der neun- zehn Sommer hier verbrachte; er wurde von Bismarck und Moltke begleitet. Kaiser Franz Josef kur- te hier siebenmal.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden der Badebetrieb, Hotel- und Privatunterkünfte sowie die Zufahrtsstraßen stetig moderni- siert. Das Felsenbad ist weithin berühmt geworden: ein Hallen- bad sowie ein Heißwasserbewe- gungsbad und ein Schwimm-

becken im Freien, das ganzjäh- rig geöffnet ist. Kurgäste und Be- sucher haben die Wahl: Wan- dern, Bergsteigen, Golfen und Wintersport aller Art. Ein Kon- greßzentrum mit modernsten technischen Anlagen wurde er- richtet; es ist geistiger Mittel- punkt von Badgastein.

Schumann, Hans-Joachim von: Großkur- raum Badgastein, Medizingeschichte und Geomedizin, Facultas Universitäts- verlag, Wien 1985

Dr. med. Dr. phil. habil.

Hans-Joachim von Schumann 3626 (56) Heft 51/52 vom 19. Dezember 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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