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Archiv "Adipositas in den USA: Kampf gegen eine Epidemie" (07.12.2007)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 497. Dezember 2007 A3389

T H E M E N D E R Z E I T

I

n der amerikanischen Haupt- stadt Washington forderte eine Radiostation jüngst ihre Hörer auf, Vorschläge für einen Werbeslogan einzusenden, mit dem sich der

„District of Columbia“ künftig schmücken kann, zum Wohle des Tourismus. Unter den zur Selbstiro- nie neigenden Einwohnern der Me- tropole war „Land of No Parking“

ein schneller Favorit, gefolgt von bösartigeren Selbstcharakterisie- rungen wie „Eat here and get shot“.

Zutreffend wäre nach einer jetzt veröffentlichten Statistik das Motto

„Capital of Childhood Obesity“, Hauptstadt der fettleibigen Kinder.

Die Zahlen katapultieren Washington an die Spitze der längst als nationale Epidemie bezeichneten Adipositas americana. In diesem Jahr hat der Trust for America’s Health (TFAH) seinen Report mit dem Titel „F as in Fat 2007“ veröffent- licht. Demnach leben landesweit die meis- ten fettleibigen Kin- der in Washington DC.

Jeder Vierte der Zehn- bis 17-Jährigen dort gilt als adipös. Auf

den nachfolgenden Plätzen liegen West Virginia, Kentucky und Tennes- see. Die geringste Rate massiv über- gewichtiger Kinder haben Utah (8,5 Prozent) und Wyoming (8,7 Prozent).

Die Tendenz, dass wirtschaftlich schwächere Bundesstaaten mit ei- nem hohen Anteil vor allem afro- amerikanischer Einwohner in be- sonderem Maß mit Adipositas zu kämpfen haben, zeigt sich auch bei den Erwachsenen. Hier liegt Missis- sippi an der Spitze: 30,6 Prozent der erwachsenen Einwohner haben einen Body-Mass-Index von 30 und mehr. Auf den nächsten Plätzen fol- gen West Virginia (29,8 Prozent), Alabama und Louisiana (je 29,4 Prozent). Den geringsten Anteil Adipöser an der Gesamtbevölke- rung weisen Colorado (17,6 Pro- zent) und Massachusetts (19,8 Pro- zent) auf. Wie kaum anders zu er- warten, leben in Staaten mit einem hohen Anteil massiv übergewichti- ger Menschen auch die meisten Dia- betiker: In West Virginia leiden 11,1 Prozent der Menschen unter der Stoffwechselkrankheit, in Missis- sippi 10,1 Prozent.

Der Report ist der vierte, den der TFAH veröffentlicht hat. Seine Pu- blikation ist stets ein medienträchti- ges Ereignis. „Es hat einen Durch- bruch gegeben bei dem Bemühen, die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam zu machen“, erklärte der Direktor des TFAH, Dr. Jeffrey Levi. „Was wir jetzt brauchen, ist ein Durchbruch in der Politik und ein Ergebnis. Schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung berau- ben Amerika seiner Gesundheit und seiner Produktivität.“

Die Förderung einer gesunden Ernährung muss in den Kindergär- ten und Schulen ansetzen. Inzwi- schen haben 22 Bundesstaaten Richtlinien für die in den Schulen ausgegebenen Lebensmittel erlas-

sen, um sicherzustellen, dass Voll- wertkost gegenüber Junkfood die Oberhand gewinnt. In eine ähnliche Richtung zielen Gesetzesinitiativen, die den Inhalt von Snack- und Ge- tränkeautomaten an Schulen regeln.

So haben vielerorts die Cola-, Sprite- und Seven-Up-Dosen Wasserflaschen und Sojamilch Platz gemacht. Ein Sieg über die Fettleibigkeit der jun- gen Amerikaner wird allerdings erst dann zu erzielen sein, wenn Schule und Eltern ihnen vermitteln, wie sehr die Ess- und Trinkgewohn- heiten auch in der Freizeit die eigene Körperlichkeit bestimmen – keine leichte pädagogische Aufgabe in einem Land, in dem selbst ein Eisbecher der Größe „regular“

furchteinflößend erscheint.

Bei Mädchen ist das Gewichtsbe- wusstsein ausgeprägter als bei Jun- gen. Nur zehn Prozent der US-Ame- rikanerinnen zwischen zehn und 17 Jahren gelten als adipös, während dies auf 16 Prozent der Jungen zu- trifft. Bei den Teenagern ist die Gruppe mit den größten Gewichts- problemen die der männlichen Kin- der und Jugendlichen hispanischer Abstammung – von diesen sind 21,3 Prozent adipös (hispanische Mädchen: 12,1 Prozent). Doch die Epidemie beginnt nicht erst im Schulalter: Bereits knapp 15 Pro- zent der Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren, deren Familien den unteren Einkommensschichten zu- gerechnet werden, sind viel zu dick.

Mangelnde körperliche Bewe- gung verschärft das Problem – bei Alt und Jung. In Mississippi gaben 31,6 Prozent der Erwachsenen an, sich keiner physischen Anstrengung auszusetzen. Auch die Staaten auf den Plätzen zwei bis acht der Inakti- vitäts-Hitparade befinden sich aus- nahmslos im Süden der USA. Für Kinder werden inzwischen vieler- orts „Physical Activity“-Program- me durchgeführt. Gesundheitserzie- hung steht in 48 Bundesstaaten auf dem Lehrplan der Schulen. Als Fol- ge einer erfolgreichen Aufklärungs- strategie über Fettleibigkeit lautet vielleicht bald das neue Motto für Washington DC: „Where Workout is a civic duty“ – wo Sport Bürger-

pflicht ist. n

Ronald D. Gerste

ADIPOSITAS IN DEN USA

Kampf gegen eine Epidemie

In Washington ist jedes vierte Kind zwischen zehn und 17 Jahren zu dick.

Die US-amerikanische Hauptstadt liegt damit landesweit an der Spitze.

Foto:SUPERBILD

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