• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Handel mit Blut: Hersteller sollen zu genauen Angaben verpflichtet werden" (26.11.1993)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Handel mit Blut: Hersteller sollen zu genauen Angaben verpflichtet werden" (26.11.1993)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

POLITIK

TAGUNGSBERICHT / BLICK INS AUSLAND

Eymer, seinerzeit Direktor der I.

Universitätsfrauenklinik München, verfaßte seinerzeit einen wissen- schaftlichen Begleitartikel zum oben genannten Gesetz und vertrat — wie ein Schriftwechsel mit dem Reichsin- nenministerium beweist — auch sonst völlig die Rassenideologie der Natio- nalsozialisten. Durch Gerichtsbe- schluß wurde er nach Kriegsende le- diglich für zwei Jahre seiner universi- tären Ämter enthoben, danach war er bis 1954 wieder in seiner Funktion tätig. Seine nationalsozialistische Vergangenheit verhinderte nicht sei- ne Ehrenmitgliedschaft in der Baye-

Handel mit Blut

Von den rund 22 000 Blutern in den zwölf Ländern der Europäischen Gemeinschaft sind heute 5 000 HIV- infiziert, weil sie mit kontaminierten Blutkonserven behandelt wurden. In mehreren Ländern, darunter in der Bundesrepublik und in Frankreich, sind bereits mehrere hundert Bluter an den Folgen von AIDS gestorben.

Alarmierende Zahlen über die Infek- tionen von Blutern nannte die italie- nische Abgeordnete Adriana Ceci vor dem Europa-Parlament in Straß- burg. Einig waren sich die EG-Volks- vertreter in einem: Die Kontrolle der Blutkonserven und -derivate muß er- heblich verstärkt werden.

Zwar gibt es bereits seit Juli 1989 eine entsprechende Richtlinie der EG, die auf eine Harmonisierung der Herstellung und des Handels mit menschlichem Blut oder Blutplasma abzielt. Danach müssen die zwölf Mitgliedstaaten durch wirksame Qualitätskontrollen sicherstellen, daß Arzneimittel aus Blut oder Plas- ma keine „pathogenen Viren, die übertragen werden können" enthal- ten. Die Spender und Spendezentren müßten immer „eindeutig festgestellt werden können", heißt es in der Richtlinie weiter. Dies müsse auch für den Import von Blut und Plasma

rischen und der Deutschen Gesell- schaft für Gynäkologie und Geburts- hilfe (deren Präsident er sogar wur- de) und seine Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz. Stau- ber nennt dies als Beispiel der Wah- rung der Kontinuität — nicht der Fortsetzung der inhumanen Prakti- ken, aber der Übernahme bestimm- ter Wertvorstellungen. „Die Erinne- rungsarbeit könnte uns empfindlich stimmen für die eigenen Schattensei- ten . ." Denn „die Gnade der späten Geburt" gebe nicht für alle Zeit eine Garantie, daß sich Ähnliches nicht wiederhole. Dr. Gerhard di Pol

gelten. Doch bisher wird diese Richt- linie, so die Erkenntnis des Europa- Parlaments, bei weitem noch nicht in allen zwölf Mitgliedsländern ange- wandt. Somit werde in der EG nach wie vor mit Bluterzeugnissen unbe- kannter Herkunft gehandelt, was für die Patienten ein erhebliches Risiko bedeute, kritisierten die Abgeordne- ten. Außerdem würden die in der EG verwendeten Derivate weitgehend aus Plasma erzeugt, das von Spen- dern aus Drittländern stammt. Die Hersteller müßten endlich EG-weit verpflichtet werden, genaue Anga- ben über Herkunft und Art der Blu- tentnahme zu machen, lautet daher die Hauptforderung des EG-Parla- ments. Empfehlungen zur Bluttrans- fusion hat auch der in Straßburg an- sässige Europarat erarbeitet. Der Länderbund appelliert an seine 31 Mitgliedsstaaten, auf eine weiterrei- chende Selbstversorgung hinzuarbei- ten. Ziel müsse es sein, daß jedes Land, wenn möglich sogar jede Regi- on den Eigenbedarf an Blut deckt und auf Importe verzichtet, die oft unzureichend kontrolliert seien. Ei- nem Bericht des Europarats zufolge fehlen derzeit in Europa jährlich rund drei Millionen Liter Blutplas- ma. Dieses Defizit werde durch Im-

porte ausgeglichen, auch aus Län- dern der Dritten Welt und aus Ost- europa. Hauptimporteure seien die Bundesrepublik, Spanien, Italien und Österreich, heißt es in der vom Leiter der niederländischen Blutspendezen- trale, Pim van Aken, erstellten Stu- die. Das in Drittländern gegen Be- zahlung eingesammelte Blut werde von privaten Firmen — etwa in den USA, Deutschland oder Österreich

— vermarktet und dann wieder ex- portiert. Dieser internationale Han- del mit Blut könne, so warnt van Aken, dazu führen, daß neue Infekti- onskrankheiten nach Europa impor- tiert werden.

Ferner spricht sich der Europa- rat — aus „ethischen und medizini- schen Gründen" — grundsätzlich ge- gen bezahlte Blutspenden aus, wie sie beispielsweise in der Bundesrepu- blik üblich sind. Dieser Auffassung hat sich nun auch das Parlament der EG angeschlossen. Der moralische Grundsatz der Unveräußerlichkeit und das Verbot der Vermarktung des menschlichen Körpers zu Profitzwek- ken müsse auch für die Bluttransfusi- on gelten, stellten die Abgeordneten in einer Resolution fest. Entgeltliche Spenden seien auch wegen des er- höhten Transfusionsrisikos abzuleh- nen.

Kritische Lage in Mittel- und Osteuropa Besonders kritisch ist die Ver- sorgung mit Blutprodukten in Mittel- und Osteuropa, betonte Hans-Jörg Heiniger, Leiter der Blutspendezen- trale des Schweizer Roten Kreuzes.

In diesen Ländern gebe es bisher praktisch noch kein Blutspendenetz, so daß die Gesundheitsbehörden weitgehend auf Importe angewiesen seien. Gleichzeitig heuerten in eini- gen Ländern, beispielsweise in Polen, westliche Firmen bezahlte Blutspen- der an, deren Blut dann exportiert werde. „Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der sich dort viele Leute befinden, könnte sich da rasch ein lukrativer Handel entwickeln", betonte Heiniger. Auch bestehe hier die Gefahr, daß das ge- sammelte Blut nicht ausreichend kontrolliert werde. Elisabeth Braun

Hersteller sollen zu genauen Angaben verpflichtet werden

A1 -3120 (28) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 47, 26. November 1993

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Beispielsweise sind hier zu nennen die Einführung des Transfusionsgesetztes, die Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasma- derivaten (Bundesärztekammer) oder

In der Schweiz sind bis heute 77 Fälle von AIDS bekannt geworden, von denen bisher 39 tödlich endeten.. Die Langzeitprognose ist

In Deutschland sind etwa eine Million Menschen mit den Hepatitisviren B oder C chronisch infiziert – deshalb rief im Jahr 2002 das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Hat sich eine Leberzirrhose ausge- bildet, ist die Reversibilität von An- ämie, Thrombozytopenie und Leu- kozytopenie im Gegensatz zu Blut- bild- und Knochenmarksbefunden bei

Der Markt „atmet“ eben, und wenn Kurse nicht anderes sind als eine mathematisch abgezinste For- mel der künftigen Erträge, dann ist die derzeitige Subprime-Krise eben bloß ein

Ägypten und Tunesien fol- gen damit zahlreichen an- deren Postverwaltungen in aller Weit, die sich eben- falls für das Blutspenden durch Briefmarkenausga- ben

1979 wurde Saddam Hussein durch einen parteiintemen Putsch Präsident.. Seine Glorifizierung und der Aufbau eines

Da IFN-y ein inflammatorisches Zytokin ist, welches zur gleichen Zeit das Zellwachstum in uniliniären Kulturen hemmen, Zelltod induzieren und stark die Expansion weiterer