HIV-Infizierte: Fonds nimmt Zahlungen auf
BONN. Seit dem 1. Janu- ar können Personen, die durch Blut oder Blutprodukte mit HIV infiziert worden sind, Zahlungen aus dem Fonds "Humanitäre Sofort- hilfe" erhalten. Bundesge- sundheitsminister Seehafer hat die entsprechende Richt- linie für die Vergabe der Gel- der unterzeichnet. HIV-Infi- zierte erhalten eine monatli- che Leistung in Höhe von 1 000 DM. Menschen, bei de- nen die AIDS-Erkrankung bereits ausgebrochen ist, be- kommen 2 000 DM.
Für den Fonds stehen 26 Millionen DM zur Verfü- gung: 20 Millionen DM aus dem Bundeshaushalt sowie je 3 Millionen DM von pharma- zeutischen Unternehmen und von den Ländern. Die Zah- lungen sind bis zum 31. De- zember 1996 befristet. Der Antrag muß auf einem beson- deren Antragsformular ge- stellt werden. Es ist erhältlich beim Fonds "Humanitäre So- forthilfe", Postfach 20 05 54, 53177 Bonn.
Das Bundesgesundheits- ministerium (BMG) hat sich auch zur Verjährung von Schadenersatzforderungen gegen den Bund wegen HIV- Infektionen durch Blutpro- dukte geäußert. Es teilt mit, daß der Bund bis zum Ablauf einer Frist von drei Monaten nach Vorlage des Abschluß- berichtes des HIV-Untersu- chungsausschusses auf die Verjährungseinrede verzich- tet. Die Verzichtserklärung wird auf Anforderung vom BMG abgegeben. EB
Auffangkonzeption für psychiatrische Patienten
BERLIN. Die Zahl der in Krankenhäusern lebenden, doch eigentlich nicht behand- lungsfähigen Patienten be- trägt in ganz Deutschland et- wa 40 000; in Berlin könnten rund 1 500 Personen unter günstigen Bedingungen in un- terschiedlich betreuten
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NACHRICHTEN Wohnformen außerhalb derKrankenhäuser leben. Das wurde auf der Bundesdirek- torenkonferenz der Psychia- trischen Krankenhäuser in Berlin festgestellt. Patienten - auch geistig Behinderte - seien unter entsprechend in- tensiver Betreuung oft zu er- heblichen Leistungen in der Lage. Eine Dehospitalisie- rung ohne geeignete Auffang- konzeption sei allerdings nicht denkbar.
Sybilla Fried, Psychiatrie- reterentin bei der Berliner Senatsverwaltung für Ge- sundheit, erläuterte das Berli- ner Konzept. Dies bestehe in der Erfassung des individuel- len Hilfebedarfs, so daß ent- sprechende komplementäre Einrichtungen geschaffen werden können, für die dann eine maßgeschneiderte Fi- nanzierung angestrebt wird.
Es werde in der Senatsver- waltung für Gesundheit nicht darüber nachgedacht, Patien- ten in Großeinrichtungen des Umlandes zu verlegen; Abhil- fe könne nur eine Regionallö- sung schaffen. Fried forderte die Einrichtung von regiona- len Verbundsystemen aller Verbände und Kommunalbe- hörden, um für diese Perso- nengruppen den größten Nut- zen zu schaffen. WZ
Kongreß für Umwelbnedizin
DÜSSELDORF. Der er- ste Internationale Kongreß für Umweltmedizin, der vom 23. bis 26. Februar 1994 vom Medizinischen Institut für Umwelthygiene an der Hein- rich-Heine-Universität Düs- seldorf veranstaltet wird, wird von der Ärztekammer Nord- rhein im Umfang von 20 Stun- den für die theoretische Wei- terbildung im Gebiet "Um- weltmedizin" anerkannt.
..,.. Weitere Informatio- nen durch: Prof. Dr. med.
Hans-Werner Schlipköter, Direktor des Medizinischen Instituts für Umwelthygiene an der Heinrich-Beine-Uni- versität Düsseldorf, Aufm Hennekamp 50, 40225 Düs-
seldorf. Kli
Kinder in Not
Von je 100 Kindern unter fünf Jahren sind unterernährt in:
ln den Ländern der sogenannten Dritten Weit sind 190 Millionen Kinder un-
ter fünf Jahren unterernährt. Das sind 36 Prozent aller Kinder dieser Alters-stufe. Am schlimmsten ist die Lage
inIndien und Bangladesch, wo zwei Drit- tel der Kinder unterernährt sind. Auch
imJemen hat jedes zweite Kind unter
fünf Jahren Mangelerscheinungen.
0Ausland
Europa-Parlament fordert Inspektionen beim Handel
mit Blutprodukten
STRASSBURG. Als Kon- sequenz aus der jüngst be- kanntgewordenen AIDS-Ver- seuchung von Blutkonserven in der Bundesrepublik hat das Parlament der Europäi- schen Union (EU) ein soforti- ges Verbot für den Handel mit ungenügend kontrollier- ten Bluterzeugnissen gefor- dert. Allen Produkten, die nicht nachweislich gemäß der Richtlinie der Europäischen Union aus dem Jahre 1989 überprüft und für unbedenk- lich befunden wurden, müsse
"unverzüglich" die Genehmi- gung entzogen werden, ver- langte das Parlament der Eu- ropäischen Union in einer in Straßburg verabschiedeten Resolution.
Zugleich forderte die Volksvertretung der Europäi- schen Union eine Überprü- fung aller Betriebe in den EU-Mitgliedstaaten, die Blut- produkte herstellen oder im- portieren. Diese Kontrolle müsse sich über alle Herstel- lerphasen erstrecken. Ferner müßten die Betriebe den Nachweis erbringen, daß be- reits das "Ausgangsmaterial"
bei der Entnahme überprüft wurde. Nach dem Willen der Parlamentarier soll hierbei die Europäischen Agentur für die Beurteilung von Arznei- mitteln eine koordinierende Funktion übernehmen.
Ferner verlangte das Eu- ropa-Parlament eine kosten- lose Fürsorge und eine Ent- schädigung von Infizierten in allen Mitgliedstaaten sowie die Einrichtung einer Euro- päischen Prüfbehörde für Blutsicherheit afp/Sp
Zigarettenwerbung in den Niederlanden wird eingeschränkt
DEN HAAG. Die Wer- bung für Zigaretten und an- dere Tabakprodukte ist in den Niederlanden ab dem 1. Janu- ar 1994 in Kinos und bei Auto- sportveranstaltungen sowie Motorradrennen verboten worden. Das teilte ein Spre- cher des Gesundheitsministe- riums mit. Ab diesem Datum soll die Tabakindustrie bei Veranstaltungen auch keine unentgeltlichen Zigaretten mehr verteilen dürfen. Dieses neue Werbegesetz für Tabak- produkte wurde von den Mini- sterien für Gesundheit und Wirtschaft in Absprache mit der Tabakindustrie ausgear-
beitet. afp
Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 3, 21. Januar 1994 (19) A-99