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Wenn Arbeit tödlich endet!

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de Abonnement für „klartext“ und „standpunkt“ unter: http://www.dgb.de/service/newsletter Nr. 18/2013 8. Mai 2013

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Wenn Arbeit tödlich endet!

Der eine kann sich als Beschäftigter im Niedriglohnsek- tor, Hartz-IV-Bezieher oder armer Rentner teure hoch- wertige Produkte nicht leisten. Der andere hält sich nicht für blöd und will hochwertige Produkte nur zu Niedrigstpreisen. Billig herrscht über alles: T-Shirts für je 3 Euro, 1 kg Hackfleisch für 2,50 Euro, Bettgestell für 30 Euro, eine Waschmaschine für 165 Euro, ein großer Kühl-Gefrierschrank ab 170 Euro, ein elektrisches Ra- siergerät für 10 Euro. Alles inklusive Mehrwertsteuer.

Die Europäische Kommission sieht in den billigen Kon- sumgütern die Vorteile des freien Handels und der Staat rechtfertigt damit niedrige Hartz-IV-Sätze und schützt die öffentlichen Haushalte vor höheren Transferzahlun- gen. Doch das hat Folgen: Wegwerfgesellschaft und Ramschökonomie verdrängen nachhaltiges und innova- tives Wirtschaften. Weltweit wächst der Druck, immer billiger zu produzieren. Der Druck wird in den Wert- schöpfungsketten, die aus einer Vielzahl von schwer durchschaubaren Subunternehmen bestehen, weiterge- geben. Es fängt mit 450-Euro-Jobs im deutschen Ein- zelhandel an, erfasst unwürdige Arbeitsbedingungen in den niedersächsischen Schlachtereien und geht dann eben auch bis nach Bangladesch. Doch in Bangladesch endet die Arbeit manchmal tödlich. Die jüngste Tragö- die beim Einsturz eines neunstöckigen Gebäudes in Bangladesch, in dem Textilien für die westlichen Märkte genäht wurden, folgte einer Serie von tödlichen Unfäl- len, die man hätte vermeiden können. Die Letztere kostete das Leben von mehr als 700 Beschäftigten, dazu über 1.500 Verletzte. Trotz rissiger Gebäudewän- de mussten die Fabrik-Arbeiterinnen für kärgliche Löhne schuften. Stundenlöhne von unter 40 US-Cent sind in Bangladesch Standard (siehe Abbildung). Gnadenlose Ausbeutung der Beschäftigten und Zerstörung der Um- welt gehören zum Geschäftsmodell in der südasiati-

schen Textilindustrie. Dazu kommen noch Brände, feh- lende Notausgänge, Fabrikeinsturz, fehlender Arbeits- und Gesundheitsschutz etc. Wo viele leiden, machen wenige satte Gewinne: In Bangladesch einige wenige Fabrikbesitzer. In den Industriestaaten viele Mode- und Handelsketten mit riesigen Gewinnmargen. Auch die Verbraucher freuen sich über niedrige Preise. Doch diese Spirale aus Niedriglöhnen, Dumpingpreisen und tödlichen Arbeitsbedingungen muss beendet werden!

Als Erstes müssen die westlichen Mode- und Handels- ketten unverzüglich Soforthilfe und Entschädigungszah- lungen für Hinterbliebene, schwer verletzte Beschäftigte und deren Familien leisten. Es müssen aber auch alle westlichen Modeketten das unter Einbeziehung der Gewerkschaften in Bangladesch erarbeitete Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit endlich unter- zeichnen und sich für bessere und sichere Arbeitsbedin- gungen einsetzen, die durch unabhängige und notfalls westliche Inspektionen geprüft werden. Firmenbetrei- ber, die dies ignorieren, müssen geächtet werden. Die westlichen Unternehmen sind in der Pflicht, ihre gesam- te Wertschöpfungskette zu kontrollieren. Das verlangen die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrech- te und die OECD-Leitsätze. Und schließlich brauchen wir bei uns höhere Löhne, Renten und Transferzahlungen und eine nachhaltige Konsumkultur. Denn Geiz ist nicht clever, sondern gefährdet Menschenleben.

Billiger geht's nicht!

-Arbeitskosten pro Stunde (US-Dollar) in der Textilbranche in ausgewählten Ländern, 2009- 1,44

0,83

0,55 0,53

0,32

China Indien Pakistan Kambodscha Bangladesh

Que lle: USAID, Cos t Competitivene s s of Pakis ta n’s Te xtiles a nd Appa re l Indus try.

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