Vernetzungsstelle
für Gleichberechtigung, Frauenbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragte
© Vernetzungsstelle 2006,
Vernetzungsstelle, Sodenstrasse 2, 30161 Hannover, T 0511/33650624
Vereinbarkeit von Beruf und Familie Beruf Haushalt und Kind
Wer arbeitet Vollzeit? Wer sorgt für die Kinder? Wer hat wie viel Freizeit? Das lässt sich nicht immer ohne Konflikte in der Partnerschaft aushandeln.
Beruf, Haushalt und ein Kind
Boris und Lena teilen sich die Hausarbeit, zwar nicht jede Arbeit im Haushalt, aber beide finden die Aufteilung gerecht. Beide haben einen guten Job. Boris ist Elektriker, Lena ist Krankenschwester und möchte gerne eine Weiterbildung als OP-Schwester (Schwester im Operationssaal) machen. Jetzt erwarten sie ein Kind und müssen ihren Alltag neu organisieren, um Beruf, Kind und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Lena erwartet von Boris, dass beide sich die Elternzeit teilen, damit sie nicht so lange aus ihrem Beruf aussteigen muss und mit ihrer Weiterbildung anfangen kann. Boris fällt aus allen Wolken. Er dachte, dass Lena die Elternzeit nimmt.
Boris spricht mit seinen Freunden darüber:
Boris: Lena will, dass ich die Hälfte der Elternzeit nehme, wenn das Kind da ist.
Wie findet ihr das?
Mark: Kommt ihr denn dann noch mit dem Geld aus? Lena verdient doch weniger als du.
Tom: Also ich würde das nicht machen. Nachher verlierst du noch den Anschluss im Beruf und verpasst Aufstiegschancen.
Jan: Bei uns in der Computerbranche ginge das gar nicht. Wenn man nicht dauernd auf dem neuesten Stand ist, kann man seinen Job nicht gut machen.
Ali: Also für mich käme das überhaupt nicht in Frage. Ich kann mir nicht vorstellen, zu Hause zu bleiben und den Haushalt zu machen. Jeden Tag Kind, Windeln und Brei – nee.
Dirk: Ich auch nicht. Außerdem gehört das Kind zur Mutter, wenn es noch klein ist. Und wie steht man vor den Kollegen da! Ich möchte ja nicht wissen, wie die dann über dich reden...
Aufgaben:
Welche Argumente führen die Freunde an. Schreibe sie auf und überlege dir Gegenargumente.
Informationen über die Angebote für Kinderbetreuung in eurer Gemeinde oder Stadt erhaltet ihr bei der Frauenbeauftragten. Fragt dort nach, welche
Möglichkeiten es noch gibt.
Lena und ihre Freundin kommen dazu. Wie könnte das Gespräch weiter gehen?
Setzt euch in Gruppen zusammen und bereitet ein Rollenspiel vor.
Führt die Rollenspiele in der Klasse auf. Zu welchem Ergebnis kommt ihr jeweils?
Welche Argumente überzeugen? Welche Lösung stellst du dir für deine Zukunft vor?
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Vernetzungsstelle, Sodenstrasse 2, 30161 Hannover, T 0511/33650624 Elternzeit (die wichtigsten Regelungen):
Seit 1.1.2001 regelt die Elternzeit (früher = Erziehungsurlaub) die Unterstützung für Familien mit kleinen Kindern neu.
- Mütter und Väter können bis zu drei Jahren pro Kind gleichzeitig Elternzeit nehmen.
- Das dritte Jahr kann auch zwischen dem dritten und achten Geburtstag des Kindes genommen werden.
- Beide können bis zu 30 Stunden wöchentlich arbeiten.
- In Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten hat man während der Elternzeit Anspruch auf Verringerung der Arbeitszeit zwischen 15 und 30 Wochenstunden – sofern keine betrieblichen Gründe dagegen sprechen.
- Das monatliche Erziehungsgeld beträgt bis zu 307 € pro Monat über einen Zeitraum von 24 Monaten. Es gibt aber Einkommensgrenzen, nach denen das Erziehungsgeld berechnet wird. Volles Erziehungsgeld erhalten zum Beispiel Ehepaare mit einem Kind in den ersten sechs Monaten, wenn sie zusammen nicht mehr als 51.130 € verdienen. Bei Alleinerziehenden liegt die Einkommensgrenze bei 38.350 €.
- Unter www.bmfsfj.de/elternzeitrechner/ gibt es einen „Elternzeitrechner“. Dort kann man ausrechnen, wie viel Erziehungsgeld man bekommen kann.
Im Jahr 2000 haben in Deutschland 2.4% aller Väter Erziehungsurlaub (Seit 2001 = Elternzeit) genommen.
Modell Schweden
Anders als bei uns, beträgt die Elternzeit in Schweden 480 Tage, die sich die Eltern teilen können. 60 Tage davon müssen jedoch vom Vater genommen werden. Nimmt er diese Elternzeit nicht, so verfallen die Tage, d. h. die Elternzeit wird dadurch kürzer. Väter bekommen bei der Geburt des Kindes außerdem 10 Tage bezahlten Elternurlaub.
Im Jahr 2002 haben 50% der Väter die für sie bestimmten 60 Tage Elternzeit genommen. 15,5% nahmen mehr als diese 60 Tage Elternzeit in Anspruch.
Das Erziehungsgeld beträgt für alle in dieser Zeit 80% des Bruttoeinkommens und ist einkommensunabhängig.
Mehr zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch unter www.balance-familie-beruf.de.
Aufgabe:
- Sollte Deutschland das schwedische Modell übernehmen?
Betriebliche Unterstützung
Hilfen für berufstätige Eltern
Berufstätige Eltern brauchen Hilfen für Fahrdienste für die Kinder, Nachhilfe,
Hausaufgabenbetreuung, Kinderbetreuung, Einkäufe, Betreuung für die Kinder in den Ferien und an Wochenenden oder bei Krankheit, Hilfe im Haushalt und am Haus u.a.
Familien mit Kindern stehen verschiedene Formen staatlicher Unterstützungen zur Verfügung, vieles organisieren sie aber auch privat mit Hilfe von Verwandten, Freunden und Nachbarn. Es gibt jedoch auch immer mehr Betriebe, die Familien eine
Unterstützung anbieten. Hier ein Beispiel der Firma:
„Gerhard Rösch GmbH
Das Tübinger Textil- und Bekleidungsunternehmen Gerhard Rösch ist durch eine
langjährige Unternehmenstradition geprägt. Entsprechend Umfangreich und umfassend
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Vernetzungsstelle, Sodenstrasse 2, 30161 Hannover, T 0511/33650624 ist das Angebot, das die Rösch GmbH ihren 400 Tübinger Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern anbieten kann. Die individuellen Arbeitszeitlösungen mit 130 verschiedenen Modellen (davon 70 Teilzeit) bieten gerade für ein Unternehmen mit saisonal bedingten Hochphasen der Produktivität große Chancen. So können etwa die ruhigeren Zeiten zwischen den Kollektionen mit den Mitarbeiterwünschen nach geringeren Arbeitszeiten überein gebracht werden. Ein Betriebskindergarten, ein Sport- und Freizeitgelände und das Angebot eines Bügel-, Reinigungs- und Änderungsservices unterstützt die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bewältigung der alltäglichen Anforderungen.
Längst hat die Unternehmensführung begriffen, dass sich Familienfreundlichkeit betriebswirtschaftlich rechnet: Im Unternehmen liegen Krankenstand und Fluktuation weit unter dem Durchschnitt.“
(aus: BMFSFJ, Bertelsmann Stiftung: Familienfreundliche Arbeitswelt und Unternehmenskultur – für eine neue Balance. Broschüre. www.bmjfsfj.de)
Weitere Beispiele findet ihr unter www.balance-familie-beruf.de Aufgabe:
- Entwickelt in Gruppenarbeit (Mädchen und Jungen getrennt) Zukunftsmodelle über Lebensformen, in denen Frauen und Männer gleichberechtigt arbeiten, leben und Kinder erziehen. Ihr könnt einen typischen Tagesverlauf beschreiben oder auf einer Wandzeitung dazu zeichnen.
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