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Editorial

356 Ärzteblatt Sachsen 9 / 2014

Was ist Glück?

Der Sommer ist fast schon vorüber.

Schade, scheint es doch so, als wären im Sommer alle irgendwie glücklicher – Sonnenschein, Urlaub, reisen wohin man will. Da kommt schon einmal die Frage in mir auf:

Was ist Glück? Wann sind wir glück- lich? Klar, die Standardantworten, so zutreffend sie sind, fallen uns sofort ein: Gesundheit, ein zufriedenstel- lendes Privatleben, Arbeit, die uns erfüllt und Freude bereitet.

„Wenn du bei all deinem Tun immer der gesunden Vernunft folgst, dasje- nige, was dir im Augenblick zu tun obliegt, mit Eifer, Kraft, Wohlwollen betreibst, … so wirst du ein glückli- ches Leben führen.“

Mark Aurel, Selbstbetrachtungen Sind wir heute glücklicher als vor 25 Jahren? Bei vielen Diskussionen und Foren möchte man das nicht glau- ben. Wir Ärzte werden nicht müde, dem Rest der Welt zu erklären, wie unzureichend wir für unsere aufop- ferungsvolle Arbeit bezahlt werden.

Wer soll denn noch auf dem Lande als Arzt arbeiten, wo die Bedingun- gen so schwierig sind, dass ein erfüll- tes Leben kaum möglich ist? Und dann dieser entsetzliche Zeitdruck, die Fremdbestimmung durch Politik und Krankenkassen! Die fortschrei- tende Ökonomisierung der Medizin, überbordende Bürokratie und die (mancherorts wohl nur gefühlte)

Feminisierung der Medizin machen alles noch schwieriger. Was ist ge - blieben von der Aufbruchsstimmung von 1989/1990? Wir alle haben wohl geglaubt, Fesseln und Gängelei endlich abstreifen und von nun an ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Aber Demokratie zu ver- stehen, ist nicht einfach. Sie ist sicher kein perfektes Modell, aber immer noch das beste System, das ich kenne. Und es ist noch schwieriger, Demokratie zu leben. Das bedeutet nämlich, sich zu beteiligen.

Manchmal denke ich, wir haben uns inzwischen recht gemütlich in der Demokratie eingerichtet. Die Wahl- beteiligung und die Bereitschaft, ehrenamtlich tätig zu sein, nehmen bei Ärzten nicht gerade auffallend zu. Man kann an sonnigen Samsta- gen auch andere Dinge tun, als mit Kollegen über die Rahmenbedingun- gen der gemeinsamen Arbeit und mögliche Veränderungen zu disku- tieren. Kritisieren und nörgeln an den Entscheidungen anderer ist zu - dem einfacher, als sich konstruktiv einzumischen.

Zugegebenermaßen ist auch der schnelle Erfolg bei der Realisierung von Vorstellungen nicht gerade das herausragende Merkmal ehrenamtli- cher berufspolitischer Tätigkeit. Doch was ändert sich vom Zuschauen?

Wer schafft zum Beispiel die Bedin- gungen dafür, dass sich auch berufs- tätige junge Eltern für die Ausübung eines Ehrenamtes entscheiden, wenn sie selbst nicht artikulieren, was sie bisher daran hindert? Veränderun- gen in gewachsenen Strukturen

„passieren“ eben nicht einfach, son- dern sie müssen angestoßen werden und entwickeln sich mit den Akteu- ren. Die Ärztekammern nehmen Aufgaben wahr, welche die Politik selbst nicht wahrnehmen kann oder will. Ihre Zukunft wird davon ge - prägt, was der Berufsstand aus sei- ner Selbstverwaltung macht. Die Vielfalt der übertragenen Aufgaben, die von der Regelung der Fort- und Weiterbildung über die Qualitätssi- cherung ärztlicher Berufsausübung bis hin zu Stellungnahmen zu Ge- setzesentwürfen reichen, kann nicht

nur von einigen Wenigen bewältigt werden. Es kommt auf jede einzelne Ärztin, jeden einzelnen Arzt an.

Noch einmal zurück zum eingangs angesprochen Glück: die Aussage mag nicht evidenzbasiert sein, aber angeblich sind diejenigen Menschen am zufriedensten, welchen es ver- gönnt ist, aktiv ihre Arbeits- und Le - bensbedingungen gestalten zu kön- nen.

Die Entscheidung für den Arztberuf resultierte bei den meisten von uns aus dem Wunsch, Menschen zu hel- fen. Natürlich geschieht das auf der Individualebene, aber unser Handeln hat immer auch eine gesellschaftli- che Dimension. Es ist völlig egal in welcher Fachrichtung der einzelne Arzt tätig ist, seine Arbeit ist immer ein Teil der medizinischen Versor- gung der Gesellschaft – auch dann, wenn es um die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses geht.

Leider hat die Spezialisierung in Fach- und Subdisziplinen in den letzten Jahrzehnten unübersehbar auch zu einer Entsolidarisierung der Ärzte- schaft im Inneren geführt. Fach- gegen Hausärzte, kurativ tätige Ärzte gegen Betriebsmediziner, Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst und beim MDK. Solange wir uns innerhalb der Ärzteschaft darüber nicht einig sind, dass ein „Facharzt für …“ eben ein Arzt ist, sondern Kraft für Diskussionen darüber ver- schwenden, werden wir kaum freie Kapazitäten für die brennenden Fragen der Gegenwart haben: Wie gehen wir mit dem demographi- schen Wandel um? Was müssen wir tun, damit unser gutes Gesund- heitswesen auch in Zukunft allen zur Verfügung steht und finanzierbar bleibt? Wer befördert die Debatte zur Priorisierung? Es ist ein weites Feld, das nach Mitgestaltung drängt.

Wir dürfen gespannt sein, welche Herausforderungen auf uns zukom- men mit der Qualitätsoffensive der Bundesregierung. Und die Vorberei- tungen zur Kammerwahl 2015 lau- fen an. Beteiligen Sie sich! Und ge - nießen Sie den Rest des Sommers …

Dipl.-Med. Sabine Ermer Mandatsträgerin © SLÄK

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