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Nutzungsmöglichkeiten des sozio-ökonomischen Panels für arbeitspolitische Forschung

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Veröffentlichungsreihe des Internationalen Instituts für Vergleichende Gesellschaftsforschung (IIVG)/Arbeitspolitik

des Wissenschaftszentrums Berlin

IIVG/dp87-226

Nutzungsmöglichkeiten des sozio-ökonomischen Panels für arbeitspolitische Forschung

Eine vergleichende Wertung mit den Daten gemäß der 2. DEVO

von Hilke Rebenstorf

Berlin,

November 1987

rSSN 0724-5084

Publication series of the International Institute for Comparative Social Research/Labor Policy

Wissenschaftszentrum Berlin Steinplatz 2, D 1000 Berlin 12

030/313 40 81

(2)

Abstract

Für die Analyse der derzeitigen rasanten gesellschaftlichen Strukturveränderungen im sozio-ökonomischen Bereich und wei tergehender Politikberatung reichen die bisher im bun- desrepublikanischen Raum angewandten Methoden der empiri- schen Sozialforschung nicht mehr aus. US-amerikanischen Vorbildern folgend, wird in der Bundesrepublik Deutschland seit 1984 eine haushaltsrepräsentative Panel-Befragung großen Umfangs zu sozio-ökonomischen Themen durchgeführt¡

die hier erhobenen Daten sind auch für arbei tspoli tische Forschung von Interesse, weisen allerdings häufig nicht die fUr spezifische Fragestellungen erforderliche Tiefe auf. Im Aufsatz wird dargestellt, welchen Vorteil die Daten des so- zio-ökonomischen Panels in der arbeitspolitischen Forschung gegenüber anderen zur Verfügung stehenden Zeitreihen haben.

Hierbei wird der Vergleich mit den prozeßproduzierten halb- amtlichen personenbezogenen Längsschnittdaten, die bei den Sozialversicherungsträgern gemäß der Datenerfassungsverord- nung anfallen, in den Vordergrund gestellt. Darüber hinaus wird dargestellt, daß auch im Falle notwendiger Eigenerhe- bungen, die sich fast nie umgehen lassen, das sozio-ökono- mische Panel eine Vielzahl relevanter Hintergrundinforma- tion zu liefern in der Lage ist.

(3)

1 Panel-Forschung 1 2 Fragestellungen der arbeitspolitischen Forschung 6 2.1 Anforderungen an Daten und deren Verfügbarkeit 8 3 Verfügbarkeit personenbezogener Längsschnittdaten 12 3.1 Vergleich DEVO-Daten - Sozio-8konomisches Panel 16

4 Zwei Beispiele 26

4.1 "Arbeitsmigration und Gesundheitsrisiken" 27 4.2 "Flexibler Arbeitsansatz und Problemgruppen

im Betrieb" 34

5 Zusammenfassende Wertung 40

6 Schlußbemerkungen im Exkurs 42

Literatur 45

(4)

1 PANEL-FORSCHUNG

"Die Panel-Befragung dient der Erforschung der Änderungen in Verhalten und Einstellungen. Sie beruht im wesentlichen auf Beobachtung oder Befragung der gleichen Personen in bestimmten Zeitabständen, sozusagen in Wellen, um etwaige Modifikationen festzust ellen. " (LAZARSFELD u , a. 1972, S. 253) Systematisch angewandt wurde sie erstmals 1940 in der Studie "The People's Choice" (LAZARSFELDu , a. 1948) : Durch mehrmaliges Befragen derselben Personen sollen die Prozesse analysiert werden, welche zur Entscheidung führ- ten, einem der für das Amt des US-Präsidenten kandidieren- den Bewerber die Stimme zu geben. Wichtige Ergebnisse die- ser Studie sind in soziologischer Hinsicht neben der grundsätzlichen Bedeutung demographischer Merkmale für Entscheidungsprozesse die Rolle sog. "Opinion Leader", me- thodisch die Entwicklung eines Instrumentariums, das es erlaubt, Kausalbeziehungen tatsächlich als solche zu be- weisen und nicht nur nach jeweiligem ideologischen Stand- punkt unterstellen zu kHnnen. Diese Einsicht führte zu ei- ner breiten Anwendung der Panel-Befragung in vier For- schungssphären, in denen Prozeßbeobachtung zu neuen Er- kenntnissen führte:

1. Die Marktforschung ähnelt in gewisser Weise der For- schung zur politischen Meinungsbildung, und zwar in der Hinsicht, daß auf mehr oder weniger voreingenom- mene potentielle Konsumenten Werbung als Information einwirkt, wodurch Entscheidungen zugunsten eines be- stimmten Produktes hervorgerufen werden sollen. Kom- merzielle Werbekampagnen sind insofern mit Wahlkam- pagnen durchaus vergleichbar. Erkenntnisse aus der Studie "The People's Choice" also für diesen For- schungsbereich vonnutzen. Als Problem stellte sich jedoch heraus, daß die Befragung selber wieder Werbe- effekte nach sich ziehen kann, so daß Verzerrungen entstehen, die Analyseergebnisse nicht mehr verwend- bar erscheinen lassen (entsprechend dem Heisenberg-

(5)

sehen Unschärfetheorem, sinnvoller sind).

so daß Trendstudien ggf.

2. Für die DisBonanztheorieforschung (FESTINGER 1978) hat bereits die eingangs erwähnte Studie Erkenntnisse gebracht über die Variabilität von Einstellungen der- jenigen Personen, die gleichzeitig im Grunde gegen- läufigen sozialen Gruppen angehören. Wie ein Weg aus der Dissonanz, dem "Cross Pressure", gefunden wurde, das Maß der Stabilität von Entscheidungen als Ergeb- nis einer Dissonanzreduktion, waren wesentliche Ge- genstände dieser Untersuchung.

3. Während in der Dissonanztheorie- und Marktforschung das Hauptaugenmerk auf Einstellungsbeeinflussung und Änderung gelegt wird, berücksichtigt die Medienwir- kungsforschung daneben auch die Verhaltensänderung.

In der Bundesrepublik ist letztere insbesondere der Fall in der obligatorischen Begleitforschung zu den Kabelpilotprojekten (Kabelpilotprojektgesetz Berlin vom 17.07.1984 § 1,5; Heinrich-Hertz-Institut). Neben der Akzeptanz neuer Fernseh- und Rundfunkprogramme wird auch Änderungen im Fernseh- und Freizeitverhal- ten Relevanz zugeschrieben.

4.

In der sozialwissenschaftlichen Forschung in der Bun- desrepublik Deutschland wurde die Panel-Befragung seit den 70er Jahren in erster Linie zu Prozeßbeob- achtungen eingesetzt, insbesondere in der Berufsver- laufsforschung; als Teilgebiete sind hier zu erwäh- nen: der Übergang von der Schule ins Erwerbsleben

(SATERDAG/STEGMANN 1980 und 1982), Eintritt ins Er- werbsleben von Hochschulabsolventen (Projektgruppe Hochschulsozialisation 1979), Arbeitslosigkeit (BÜCH- TEMANN 1983).

Die Gliederung zeigt, daß die im Eingangszitat formulierte Konzeption der Panel-Befragung mittlerweile eine Erweite-

(6)

rung in den Möglichkeiten ihres Einsatzes gefunden hat:

Neben der Erforschung von Änderungen von Einstellungen und Verhalten ist eine quantitative Beobachtung von Prozessen realisiert worden. Sie hat jedoch in der Bundesrepublik noch nie die thematische Breite einer in den Sozialwissen- schaften eher üblichen repräsentativen Querschnittsbefra- gung erhalten; für die hier durchgeführten Panel-Befragun- gen ist vielmehr typisch, daß entweder in einem bevölke- rungsrepräsentativen Sample für begrenzte Zeit die Wirkung einer speziellen Kampagne untersucht wird oder sie dient der Analyse des Verlaufs eines spezifischen Lebensab- schnitts für Teilpopulationen.

Das sozio-ökonomische Panel von Sonderforschungsbereich 3 der Universitäten Frankfurt und Mannheim (SfB

3,

mikroana- lytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik) und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung München erhoben und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft fi- nanziert, stellt in diesem Forschungsumfeld eine Neuheit dar. Die oben erwähnten Studien aus der Berufsverlaufsfor- schung und die Begleitforschung zu den Kabelpilotprojekten dienen der Beobachtung der Entwicklung von Teilbereichen menschlicher Lebenswelten, dementsprechend ist nur dieser Bereich detailliert erfragt, Hintergrundmerkmale beschrän- ken sich meist auf demographische Angaben zu den Befragten selbst oder bei Jugendlichen noch auf die ihrer Eltern.

Das sozio-ökonomische Panel hingegen ist eine thematisch breit angelegte haushaltsrepräsentative Befragung, die für europäische Länder neu ist, jedoch an US-amerikanische Traditionen anzuknüpfen vermag.

Nicht die Wirkung einer speziellen Kampagne soll hier be- obachtet werden und auch kein spezifischer zeitlich eng eingegrenzter Lebensabschnitt , von dem angenommen wird, daß er durch eine Vielzahl von Verhaltensänderungen und Entscheidungsanforderungen geprägt sei. Vielmehr dient ein Panel mit einem breiten Fragenkatalog zu sozio-ökonomi-

(7)

die Forschung hierzulande weniger interessant breit abgefragten sozio-ökonomischen Merkmale

sind. Die der einzel- schen Veränderungen der tiefergehenden Analyse sozio-öko- nomischer Veränderungen sowohl auf individueller als auch

auf struktureller Ebene. "Es ist ••. in den Sozialwissen- schaften wie in anderen Wissenschaften bekannt, daß Struk- turen konstant bleiben können, obwohl bei den individuel- len Untersuchungseinheiten erhebliche Veränderungen statt- gefunden haben. Und Strukturveränderungen können i~ Ergeb- nis viel geringer sein als die Summe der ihnen zugrunde liegenden Individualveränderungen (die Bruttoveränderung ist kleiner als die Nettoveränderung) ; oder sie können sich aus der Konstanz eines Teils und des starken Wandels eines anderen Teils

(BRACHTL/ZAPF 1984,

der Untersuchungspopulation ergeben."

S. 323) So zeigte beispielsweise die seit langem durchgeführte "Michigan Study of Income Dyna- mics" (DUNCAN/MORGAN 1984), daß in der Armutspopulation der USA starke Fluktuationen vorhanden sind, einzelne Fa- milien ihr meist nur wenige Monate angehören, während auf der aggregierten Ebene die Armutspopulation in Größe und Zusammensetzung konstant ist. (HILL 1981) Es ist unmittel- bar einsichtig, daß solchen Ergebnissen zentrale Bedeutung für Strategien und Planungen in der Sozialpolitik zukommt.

Im Unterschied zu den USA existieren allerdings in der Bundesrepublik recht präzise amtliche Statistiken, die ge- rade oben erwähnte Fluktuationen regelmäßig erfassen, so daß diese reinen quantitativen Wanderungsbewegungen für

nen Probanden im Haushaltskontext ermöglichen daneben je- doch sowohl die individuellen als auch lebensweltlichen Bedingungen fü r- die Anfälligkeit auf soziale Unterstüt- zungsmaßnahmen angewiesen zu sein, zu synthetisieren. Be- obachtungen über einen längeren Zeitraum dienen somit auch hier einer Verbesserung der Prognostik, die sich wiederum fruchtbar auf sozialpolitische Planungsprozesse auswirken kann.

Bedarf an Analysen solcher Art ist bedingt durch die all- gemeine soziale und ökonomische Situation gestiegen:

(8)

11Since the mid-seventies Western Germany, like most other countries, has been confronted with problems of economic and social policy to an extent, which has only parallels in the early fifties of this century. 11 (BÜCHTEMANN 1984,

s.

3) Diese Probleme sind insbesondere: reduziertes Wachs- tum des Bruttosozialprodukts, andauernde hohe Arbeitslo- sigkeit, veränderte Strukturen der Arbeitsmarktpartizipa- tion, steigende Ausgaben der Sozialversicherung und neue Konstellationen im Ausbildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt und in Haushalts- und Familienstrukturen. "Furthermore in- creased economic uncertainty and reduced growth rates of GNP in the years ahead require an intensified evaluation of the efficiency of public programs and their impact on the living conditions and welfare of the population. This means that our knowledge on the dynamics of economic and social behaviour patterns gathered from the observation of past developments cannot be prolonged into the future any more but needs to be set upon a new empirical basis. 11

(BÜCHTEMANN 1984,

s.

3 ff.) Entsprechend dem grenzüber- schreitenden Auftreten der oben geschilderten gesell- schaftspolitischen Probleme, werden Panel-Studien nach Art des deutschen sozio-ökonomischen Panels neuerdings in meh- reren Ländern außerhalb der USA durchgeführt bzw. entwik- kelt. (VgI. HANEFELD 1984, S. 392)

Die von BÜCHTEMANN (1984) prägnant formulierten Anforde- rungen an das sozio-ökonomische Panel, ein weiter Themen- katalog, weisen darauf hin, daß ein breites lebensweltli- ches Spektrum erfragt werden muß. Im Vordergrund der Be- fragung steht die Erfassung von Daten über Einkommen, Transferzahlungen (haushalts- und personenbezogen), Er- werbstätigkeit, Freizeitverhalten, Gesundheit, politische Einst ellung, Erwerbsbiographie . Die Anlage der Untersu- chung bietet die Möglichkeit zu zahlreichen interessieren- den Einzelfragen aus dem Kontext gelöste Quer- und Längs- schnittanalysen durchzuführen. Neu und besonders interes- sant ist am bundesdeutschen sozio-ökonomischen Panel der Einbezug von Ausländersubsamples in die Befragtenpopula-

(9)

stierende Phänomene eines Gesellschaftsgebildes. Die Not- tian, so daß Repräsentativität für die gesamte Wohnbevöl- kerung der BRD gegeben ist und nicht, wie sonst üblich, nur für die deutsche Bevölkerung.1 Demzufolge sind die im sozio-ökonomischen Panel erhobenen Daten nicht nur für den SfB

3

und des DIW von Interesse, sondern auch andere 80-

zialwissenschaftliche Forschungsinstitute sind an einer Auswertung im Rahmen ihrer inhaltlichen Forschungskonzep- tion interessiert.

Die Forschungsschwerpunkte "Arbeitsmarkt und Beschäfti- gung" und "Arbeitspolitik" des Wissenschaftszentrums Ber- lin für Sozialforschung bekamen die Daten der ersten Erhe- bungswelle 1984 im August 1986 zur Verfügung gestellt.

Seither laufen Evaluationen und Auswertungen im Rahmen ei- niger Projekte. Im folgenden geht es um die Darstellung der sich aus dem sozio-ökonomischen Panel ergebenden Ana- lysemöglichkeiten für arbeitspolitische Fragestellungen.

2 FRAGESTELLUNGEN DER ARBEITSPOLITISCHEN FORSCHUNG

Der Begriff "Arbeitspolitik" stiftet bei erstmaligem Lesen oder Hören zunächst Verwirrung: Arbeitsmarktpolitik ist bekannt, Arbeitsmarkt als Spielwiese staatlicher Politik

ist keine neue Entwicklung, der Begriff hat Tradition.

"Arbeitspolitik" hingegen ist die Symbiose zweiergeläufi- ger Begriffe, die gemeinhin getrennt voneinander betrach- tet werden, als parallel doch unabhängig voneinander exi- wendigkeit einer integrierten Betrachtungsweise wurde noch 1 Die fünf großen Gastarbeiternationalitäten sind in der Gesamtstichprobe überrepräsentiert. Die Verzer- rung in der Gesamtstichprobe ist aufhebbar durch Ge- wichtung. Die Überrepräsentation hat mehrere Vortei- le: 1. Die Gastarbeiternationalitäten sind nach der Gewichtung untereinander in einem exakten Verhältnis, 2. die einzelnen Nationalitätenstichproben sind aus- reichend groß, um für sie zu validen Ergebnissen zu gelangen.

(10)

nicht lange erkannt, sie wurde deutlich im Zuge der sog.

"Dritten industriellen Revolution" mit ihren fundamentalen Umwälzungen in der Produktion,

und auf dem Arbeitsmarkt.

im Dienstleistungsgewerbe

"Umstrukturierungen in der internationalen Arbeits- teilung sowie produktionstechnische und arbeitsorga- nisatorische Umwälzungen auf Basis der Mikroelektro- nik als neue Schlüsseltechnologie führen gegenwärtig zu weitreichenden Veränderungen des betrieblichen Ar- beits- und Produktionsprozesses. Diese Entwicklungen sind nicht nur durch endogene technische und ökonomi- sche Tendenzen bedingt, sondern sind in ihrem Entste- hungs- und Wirkungszusammenhang und wesentlich auch -

•.. - durch politische Prozesse bestimmt. Bei der theoretischen und handlungspraktischen Erfassung die- ses Zusammenhangs wird jedoch noch immer in der poli- tischen Praxis wie im Wissenschaftssystem eine deut- liche Bruchstelle sichtbar: Betriebliche Arbeits- und Produktionsprozesse werden ohne Politik und Politik ohne Bezug auf betriebliche Produktionsprozesse ana- lysiert. Der Versuch, diese beiden gesellschaftlichen Funktionsbereiche stärker aufeinander zu beziehen und eine Konzeption von 'Arbeitspolitik ' zu entwickeln, bildet auch in der internationalen Diskussion ver- stärkt zum Fokus theoretischer und empirischer Stu- dien." (JÜRGENS/NASCHOLD 1983,

s.

9)

Es kann hier nicht darum gehen, Arbeitspolitik zu erklären, für die weitere Bearbeitung der mir gestellten Frage ist jedoch eine oberflächliche Erläuterung des Themengebietes unerläßlich.2 Obigem Zitat nach umf aßt; Arbeitspolitik so- mit die zwei weiten Teilgebiete:

1 • Betriebspolitik, zu der Entscheidungen über Arbeits- organisation, Investitionen, Personalpolitik und technische Innovationen gehören, um nur die wichtig- sten zu nennen und

2 Für einen Überblick zu dem Forschungsgebiet und theo- retischen Ansätzen der Arbeitspolitik s. JÜRGENS/NA- SCHOLD 1983 und NASCHOLD 1985. In NASCHOLD 1985 sind Aufsätze ehemals und aktuell Beschäftigter des For- schungsschwerpunktes Arbeitspolitik aus ihren Projek- ten enthalten, somit wird nicht nur das theoretische Konzept Arbeitspolitik dargestellt, sondern auch des- sen praxisrelevanten Aspekte.

(11)

2. staatliche Politik: hier insbesondere die Wirt- schafts- und Sozialpolitik.

Die im Forschungsschwerpunkt Arbeitspolitik des Wissen- schaftszentrums Berlin für Sozialforschung abgeschlossenen und noch laufende Projekte lassen sich ebenfalls grob in zwei Teilgebiete untergliedern:

1. Industriesoziologische Forschung: Gegenstand sind hier die Beobachtung und Analyse von Kontrollstruktu- ren, Hierarchien, Arbeitsanforderungen, Qualifika- tionsanforderungen und deren Veränderungen im Rahmen von Produktionsveränderungen durch Automatisation so- wohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstlei- stungsbereich.

2. Gesundheitssoziologische Forschung: Ihr Hauptinteres- se gilt den kranheits-/gesundheitsrelevanten Faktoren der Erwerbstätigkeit in Abhängigkeit demographischer, betrieblicher, arbeit sorganisatorischer und qualifi- katorischer Merkmale.

Selbstverständlich Iäßt diese Glieder~lllg der Arbeitspoli- tikforschung nicht die Aussage zu, der eine Bereich gehöre dem Feld der Betriebspolitik, der andere dem der staatli- chen Politik an. Die Theorie der Arbeitspolitik verweist ja gerade auf die Verwobenheit der beiden Politikfelder und deren gegenseitige Beeinflussung.

2.1 Anforderungen an Daten und deren Verfügbarkeit

Die Entwicklung eines Forschungskonzeptes Arbeitspolitik entstand aus dem Bedürfnis , politische Entscheidungspro- zesse auf verschiedenen Feldern mit ihren Wechselwirkungen und Folgen zu evaluieren. Dieser Anspruch und die Darstel- lung der Hauptrichtungen arbeitspolitischer Forschung am

(12)

WZB zeigen, daß für Analysezwecke benötigte Daten einer Vielzahl von Anforderungen gerecht werden müssen. Je nach- dem, wie ein Proj ektdesign geschneidert ist und welche theoretischen Überlegungen ihm zugrunde liegen, wären wün-

schenswert:

- Qualitative Daten auf Betriebs- oder Unternehmensebe- ne aus Interviews und Expertengesprächen,

- volks- und betriebswirtschaftliehe Aggregatdaten, - quantitative betriebswirtschaftliehe Einzeldaten,

quantitative personenbezogene Einzeldaten von Be- schäftigten verschiedener Qualifikation und berufli- cher Stellung.

Da die Beobachtung von Prozessen wesentlich ist für diesen Zweig sozialwissenschaftlicher Forschung, müssen die Ag- gregatdaten als Zeitreihen verfügbar sein, die quantitati- ven Einzeldaten Längsschnittcharakter haben, entweder als Panel-Befragung oder, allerdings weniger wünschenswert, durch Retrospektiverhebungen werden individuelle Zeitrei- hen zur Erwerbstätigkeit bzw. zu anderen speziell interes- sierenden lebensweltlichen Ausschnitten kreiert. 3 Die Un- terschiedlichkeit der benötigten Daten erfordert verschie- dene Notwendigkeiten und Methoden der Erhebung; grundsätz- lich sind immer folgende Alternativen vorhanden:

- Eigenerhebungen durchführen: Dies bietet den Vorteil, Befragungen exakt auf das Thema eines Forschungspro- jektes zuschneiden zu können und für die definierte Grundgesamtheit selber Stichprobenpläne zu erstellen, so daß die Repräsentati vitä t ,

gewährleistet ist.

soweit erforderlich,

3

Die Problematik von Retrospektiverhebungen: Bemühung um Konsistenz, unpräzise Erinnerung, subjektive Ein- stellungs- und Verhaltensfragen werden im Lichte der zum Befragungszeitpunkt aktuellen Einstellung beant- wortet etc. wird in Lehrbüchern zu sozialwissen- schaftlicher Methode formuliert und bedarf hier kei- ner weiteren Erklärung.

(13)

Datenprüfung und Auswertung entfällt. Nachteilig ist Rückgriff auf bzw. Sonderauswertungen von Daten der amtlichen Statistik. Dieses Vorgehen ist im allgemei- nen weniger kostenintensivals Eigenerhebungen, nicht nur aufgrund der Tatsache, daß die Forschergruppen nicht selber ins Feld gehen müssen bzw. einem hierauf spezialisierten sozialwissenschaftlichen Institut ei- nen Auftrag geben, sondern auch die zeitaufwendig.e in solchen Fällen hingegen, daß in der amtlichen Sta- tistik häufig nicht die erforderliche Differenziert- heit der interessierenden Fragen gegeben ist, wobei man unterscheiden muß zwischen amtlich erhobenen Be- triebs- und Personendaten. Betriebsdaten stehen i. d. R. nur auf Branchenniveau zur Verfügung

4,

für Personen sind immerhin aber doch nur Trendaussagen mHglich, da in dem Mikrozensuserhebungen über mehrere Befragungen die gesamte Stichprobenpopulation ausge- tauscht wird. Absolut unproblematisch und empfehlens- wert ist die Erstellung von Zeitreihen aus Aggregat- daten, wie sie in den statistischen Jahrbüchern, Da- tenreporten und den Fachserien des Statistischen Bun-

desamtes verHffentlicht werden.

- Auswertung von halbamtlich erhobenen Daten: Hierunter fallen insbesondere die prozeßproduzierten Daten der Versicherungsträger. Auf die Vor- und Nachteile deren Nutzung wird weiter unten noch detailliert eingegan- gen, hier sei nur bemerkt, daß es sich um personenbe- zogene Längsschnittdaten handelt, gewissermaßen eine Totalerfassung der erwerbstätigen BevHlkerung vor- liegt, der Zugang jedoch u , U. rechtlich erschwert ist.

4

Nicht-amtliche Betriebspanel zu ausgewählten Berei- chen sind das COMTEC-Panel von Infratest München und die als Panel angelegten Konjunktur-, Innovations- und Investitionstests vom ifo-Institut für Wirt- schaftsforschung München.

(14)

Sekundärauswertungen: Wissenschaftliche Fragestellun- gen werden in der Regel nicht exclusiv von einem Team oder einer Institution bearbeitet, so daß empirische Projekte zu einem übergeordneten Thema oftmals Vor- läufer haben. Es liegt auf der Hand, daß bei gleicher Ausrichtung nicht alle Projekte Eigenerhebungen ge- zwungenermaßen vornehmen müssen, sondern bereits er- habene Daten genügend aussagekräftig sein kHnnen.

Über das Zentralarchiv in KHln ist es mHglich, Zugang zu solchen in der freien Forschung erhobenen Mikroda- ten zu erhalten.

S

Das sozio-Hkonomische Panel von SfB

3

und DIW wird nicht- kommerziellen Forschungsinstituten gegen eine geringe Schutzgebühr für Auswertungen zur Verfügung gestellt, so- bal d die Datenbereinigung innerhalb der einzelnen Befra-

gungen und der Wellen untereinander durchgeführt sind. Es handelt sich also bei der Arbeit mit diesen Daten nicht um Sekundäranalysen im eigentlichen Sinne; das Panel ist vielmehr von Anfang an so konzipiert, daß neben umfassen- den Auswertungen zu sozio-Hkonomischen Prozessen auch Aus- wertungen zu Einzelfragen mHglich sind. Dem kommt entge- gen, daß im Panel neben Standardangaben auch detaillierte Informationen erhoben werden zu den Bereichen: Wohnsitua- tion, VermHgen, Einkommen, Transferzahlungen, Erwerbsbe- teiligung, berufliche Stellung, Aus- und Weiterbildung,

Zeitverwendung, Gesundheit, Zufriedenheit, Politik, Bio- graphie und Demographie. (Siehe auch HANEFELD

1984)

Für die Arbeitspolitikforschung sind die erhobenen Panel- Daten zu Erwerbstätigkeit, beruflicher Stellung, Bildung und Gesundheit von besonderem Interesse, da sie sich je- doch wie oben beschrieben der Verknüpfung der beiden Sphä- ren Arbeit und Politik verschrieben hat, sind die daneben

S Für einen Überblick zur Verfügbarkeit von Mikrodaten für die sozial- und wirtschaftswissenschaftliche For- schung insbesondere im Hinblick auf Kosten-Nutzen-Re- lation und Datenschutz siehe WAGNER

(1987).

(15)

verfügbaren Informationen, insbesondere aus den der So- zialpolitik zuzurechnenden Bereichen nicht minder interes- sant.

Veränderung von Arbeitssituation, Arbeitsmarktlage Im folgenden geht es um eine abwägende Beschreiburtg des Nutzens individueller Prozeßdaten einerseits aus der amt- lichen und halbamtlichen Statistik, andererseits aus dem sozio-6konomischen Panel für ausgewählte Themen zur Ar- beitspolitik.

3 VERFÜGBARKElT PERSONENBEZOGENER LÄNGSSCHNITTDATEN

In der ersten Erhebungswelle des sozio-6konomischen Panels 1984 wurden Daten erhoben zu den Themenbereichen : Haus·- haltszusammensetzung und -veränderung, Einkommensverlauf und Transferzahlungen, Erwerbsbeteiligung und Erwerbsbio- graphie, Gesundheit, Bildung und Weiterbildung, Zufrieden- heit, Zeitverwendung, Werteinsteilung. In der zweiten Be- fragungswelle 1985 wurden zusätzlich noch Daten zu Ar- beitsbedingungen, gewerkschaftlicher Organisation und Aus- länderintegration erhoben. Analysen im Bereich Arbeit und Arbeitsmarktpolitik sind somit m6glich insbesondere zu den Themen:

- Arbeitsnachfrage und Haushaltsdynamik,

- Transferausstattung von Haushalten und Einkommensdis- paritäten,

- Arbeitszeitvariationen,

- Einkommen und soziale Sicherung,

und ihre Rückwirkungen auf die Haushalte,

- Umgang mit sozialen Notlagen wie Armut, Arbeitslosig- keit und Krankheit,

Arbeitsrnobilität, deren Gründe (haushalts- und personenbezogen),

und Auswirkungen

(16)

- Arbeitsmarktpartizipation und Erwerbsbiographie von Frauen.

Zu diesen Themen werden jährlich Daten erhoben.

werbsbeteiligung sind dies insbesondere: Art

Für die Er- der Tätig- kei t, Qualifikationsanf orderung , Ausbildungsniveau, Ar- beitsbedingungen, Arbeitszeit, Einkommen und Gratifikatio- nen, Branche, Betriebsgröße, Stellung im Betrieb, Arbeits- zufriedenheit , Einstellung zur Arbeit und Erwartung zur beruflichen Entwicklung. Darüber hinaus sind Angaben vor- handen über Gründe, Ursachen, Auswirkungen von Arbeits- platzwechsel oder Kündigungen sowie erwerbsbiographische Daten.

Die Anlage der Untersuchung weist darauf hin, daß das so- zio-ökonomische Panel nicht alle Datenanforderungen ar- beitspolitischer Forschungsprojekte erfüllen kann. Wie oben dargestellt, sind diese Forschungsprojekte gerade durch den Anspruch die beiden Handlungsfelder Arbeit und Politik gemeinsam zu betrachten, darauf ausgerichtet, un- terschiedlich strukturierte Einheiten zu untersuchen und eine integrierte Analyse der Untersuchungsfelder und Daten unterschiedlicher Aggregationsstufen zu leisten. Das so- zio-ökonomische Panel liefert Längsschnittdaten zu Haus- halten und den in ihnen lebenden Personen, Möglichkeiten der Verknüpfung mit dem für die Arbeitspolitik wichtigen Bereich "Branche" sind gegeben. Von daher befasse ich mich im weiteren Text nicht mit den Alternativen, die das Panel im Hinblick auf den Bedarf an volkswirtschaftlichen oder Betriebsdaten liefern könnte - solche sind kaum gegeben.

Hier interessieren die Beschäftigtenangaben.

Bei dem Panel handelt es sich allerdings nicht um eine spezifische Befragung zur Erwerbstätigkeit, obwohl dieser Komplex den größten Raum einnimmt, so daß die hierin ent- haltenen Angaben ggf. nicht die nötige Tiefe für arbeits- politische Fragestellungen aufweisen. Längsschnittdaten für Personen sind hingegen, wie aus den zu Beginn formu-

(17)

lierten Aussagen zur Tradition der Panelforschung in der BRD deutlich wurde, kaum vorhanden; eine Ausnahme bildèn hier die prozeßproduzierten Längsschnittdaten, die auf- grund der "Datenerfassungsverordnung" (DEVO)6 bei den Trä- gern der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung (GKV und RV) anfallen.

Das Sozialgesetzbuch (8GB) formuliert im allgemeinen Teil den Anspruch auf soziale Gerechtigkeit und soziale Sicher- heit7, den die Ausführungen des SGB und ergänzende Gesetze und Verordnungen garantieren sollen. Insbesondere sind In- stanzen der sozialen Sicherung die Krankenversicherung, die Rentenversicherung und die Arbeitslosenversichèrung.

Der Beitritt zu diesen Versicherungen wird im vierten Buch des SGB "Sozial versí.che r-ung" (SGB IV) näher geregelt; in welchen Fällen Mitgliedschaft in der Sozialversicherung Pflicht ist bzw. freiwillig Beitritt erfolgen kann. Präzi- sere Abgrenzungen der Fälle, in denen Personen sozialver- sicherungspflichtig oder -berechtigt sind, ist in den gruppenbezogenen Versicherungsordnungen festgelegt. In

§ 2 SGB IV heißt es:

"(2) In allen Zweigen der Sozialversicherung sind nach Maßgabe der besonderen Vorschriften für die ein- zelnen Versicherungszweige versichert:

1. Personen, die gegen Arbeitsentgelt oder zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind,

2. Behinderte, die in geschützten Einrichtungen be- schäftigt werden,

3. Landwirte,

4.

Hausgewerbetreibende,

5. in der Kranken-, Wochen-, Säuglings- und Kinder- pflege selbständig tätige Personen, die in ihrem Betrieb keine Angestellten beschäftigen,

6 Es handelt sich hierbei um die "Verordnung über die Erfassung von Daten für die Träger der Sozial versi- cherung und für die Bundesanstal t für Arbeit", ich beziehe mich auf die Zweite Verordnung ••• kurz Zwei- te Datenerfassungsverordnung - Zweite DEVO vom 29.05.1980, Bundesgesetzblatt I 1980, S. 593 - 615.

7 SGB I == 8ozialgesetzbuch, erstes Buch - allgemeiner Teil. In § 1 werden die Aufgaben des Sozialgesetzbu- ches festgelegt, in den folgenden § § 1 - 10 werden die sozialen Rechte aufgeführt und erläutert.

(18)

6. freiberuflich tätige Hebammen und Entbindungspfle- ger,

7.

Artisten.

(4)

Die Versicherung weiterer Personengruppen zeInen Versicherungszweigen ergibt sich aus sie geltenden Vorschriften."

in ein- den für

Der Verweis auf die besonderen Vorschriften bezieht sich auf die für verschiedene Berufsgruppen bzw. für je nach beruflicher Stellung differierenden Versicherungsordnun- gen. Dies sind insbesondere die Reichversicherungsordnung (RVO), das Angestelltenversicherungsgesetz (AVG), das Reichsknappschaftsgesetz, das Gesetz über die Krankenver- sicherung der Landwirte und diesen nochmals für spezifi- sche Bereich übergeordnet, mit allgemeiner Zuständigkeit, das Arbeitsförderungsgesetz (AFG). Diese Verordnungen und Gesetze legen nun wiederum fest, in welcher Weise die Auf- nahme von den in § 2 SGB IV definierten Personenkreis in die Sozialversicherung erfolgt; eine detaillierte Anwei- sung liefern die Zweite DEVO und die Zweite DÜVO.8 Hier- nach sind die Arbeitgeber, die ja auch Beiträge zur So- zialversicherung für die bei ihnen Beschäftigten zu ent- richten haben, verpflichtet, ihre Arbeiter/innen und Ange- stellten bei dem für diese zuständigen Krankenversiche- rungsträger anzumelden (Zweite DEVO, §

3)

bzw. abzumelden bei Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses (Zweite DEVO, §

4).

Die Krankenkasse leitet die erhaltenen Meldun- gen an die Datenstelle der Landesversicherungsanstalten für Arbeiter bzw.

Angestellte weiter,

an die Bundesversicherungsanstalt für die wiederum Meldungen an die Bundes-

8

Zu DEVO s. Anm.

6.

Zweite DÜVO = Zweite Verordnung über die Datenübermittlung auf maschinell verwertba- ren Datenträgern im Bereich der Sozialversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit (Zweite Datenüber- mittlungsverordnung - Zweite DÜVO) vom 29.05.1980 = BGBL I 1980,

s. 616 - 637.

(19)

Rentenversicherung, Bruttoarbeitsentgelt,

bei der Krankenkasse.

Beitragsgruppe, beitragspflichtiges

anstalt für Arbeit weitergeben. 9 Durch diese Meldungen 10 liegen den Versicherungsträgern folgende Angaben über die Beschäftigten vor: Name, Vorname, Anschrift, Geburtsn¡3.me, Geburtsort, Geburtsdatum, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, ggf. Geburtsland, ob verheiratet, Zahl der Kinder It.

Steuerkarte , Rentner oder Rentenantragsteller , ob Mehr- fachbeschäftigung vorliegt, Beginn der Beschäftigung, Zeitraum der Beschäftigung (bei Abmeldung oder Jahresmel- dung), ausgeübte Tätigkeit, Stellung im Beruf, Ausbildung, Betriebsnummer , Art der Versicherung in der gesetzlichen

trägt dazu be.í , daß

Name der Krankenkasse, Kontonumme,r Die obligatorische Jahresmeldung für alle Versicherten die Angaben jährlich auf dem neuesten Stand sind und echte Personen- längsschnittdaten vorliegen in Form einer Totalerfassung versicherungspflichtiger Beschäftigter. Eine Reihe von Un- tersuchungen weist darauf hin, daß unter bestimmten Um-

ständen diese Daten in anonymisierter Form der Wissen- schaft für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt werden

(z. B. GOEBEL1983, SCHRÄDER/THIELE1985).

3.1 Vergleich DEVO-Daten - Sozio-Ökonomisches Panel

Oben wurde dargestellt, daß die prozeßproduzierten Längs- schnittdaten, die bei der GKVund RV im Rahmen der Arbeit- gebermeldungen im Sinne der Zweiten DEVO anfallen eine Vielzahl relevanter Informationen sowohl demographischer Art als auch bezogen auf die aktuelle Tätigkeit der Versi- cherten beinhalten,

von Interesse sind.

die für arbeitspolitische Forschung Im folgenden wird ein Vergleich der 9 Aus diesen Daten wird z , B. auch die Beschäftigten-

statistik der Bundesanstalt für Arbeit erstellt.

10 Meldungen sind: Anmeldung im Falle der Aufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses, Abmeldung im Falle der Beendigung eines Beschäftigungsverhältnisses, Ä,nde- rungsmeldungen und die Jahresmeldungen.

(20)

Tiefengliederung und Aussagefähigkeit der Daten zu einzel- nen Merkmalen aus den GKV-jRV-Daten (DEVO-Daten) und denen

des sozio-ökonomischen Panels vorgenommen.

1. Name, Vorname, Anschrift, Geburtsname

Diese Daten werden in beiden Dateien erhoben, stehen für Auswertungen jedoch aufgrund des Datenschutzgesetzes in keinem Fall zur Verfügung. Sie sind auch nur insofern von Belang, als daß hierüber eventuelle fehlende aber notwen- dige Informationen nachträglich eingeholt werden können, wozu die Erhebungsstellen sowohl die Möglichkeit haben als auch dazu berechtigt sind. Der Geburtsname wird im sozio- ökonomischen Panel nicht erhoben, ist aber in dem hier be- handelten Zusammenhang tatsächlich irrelevant.

2. Geburtsort

Der Geburtsort wird im Panel nicht erfragt, sondern die in- frastrukturelle Umgebung des Ortes, in dem jemand aufge- wachsen ist. Die Angabe über den Geburtsort alleine läßt Aussagen über die Mobilität von Personen nur eingeschränkt zu, da nicht ersichtlich ist, ob die Person, für die Anga- ben gemacht werden, ggf. selber den Wohnort wechselte oder bereits im Kindesalter aufgrund eines Umzugs mit den El- tern. Berufliche Mobilität läßt sich viel besser durch Be- obachtung über einen längeren Zeitraum mit Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel analysieren, wozu Angaben sowohl in den GKV-jRV-Daten als auch im sozio-ökonomischen Panel vorhan- den sind.

3. Geburtsdaten, Geschlecht

Diese beiden grundlegenden sozio-demographischen Merkmale sind in jeder noch so kleinen oder unbedeutenden Befragung zu erheben. Speziell für arbeitspolitische Forschung sind sie von Interesse, da Alter und Geschlecht erheblichen Einfluß auf individuelle Berufsverläufe haben.

(21)

gleichbarer Qualität enthalten. Nationalitätenspezifische 4. Staatsangehörigkei't

Dieses Merkmal ist ebenfalls in beiden Dateien in ver- Analysen sind im Panel jedoch aufgrund der geringen Fall- zahl außer für die fünf großen Gastarbeiternationalitäten (vgl. Anmerkung 1) nicht möglich. Dafür sind jedoch weite-

" re Momente wie Sprech- und Schreibfähigkeit in der deut- schen Sprache sowie einige Merkmale zur Integration in die hiesige Gesellschaft erfragt, die erst ermöglichen die tatsächliche Bedeutung der Staatsangehörigkeit zu erfas- sen, speziell im Hinblick auf Momente wie Qualifikation, Arbeitsbedingungen usw. Staatsangehörigkeit an sich ist ein neutrales Merkmal, nicht jedoch, wenn sie die Adaption herrschender Kulturtechniken behindert.

5. Familienstand

In den GKV-/RV-Daten ist lediglich die steuerrechtlich re- levante Angabe enthalten, ob jemand verheiratet ist oder nicht. Im sozio-ökonomischen Panel sind die sozialrelevan- ten Angaben enthalten, ob im Falle einer Ehe die Partner zusammenleben oder nicht, ob in einer eheähnlichen Gemein- schaft gelebt wird 11 und die üblichen Vorgaben verwitwet, geschieden, ledig. Darüber hinaus werden im Panel retro- spekti v vorangegangene Ehen erhoben. Letzteres ist über Längsschnitten auch in den GKV-/RV-Daten nachvollziehbar.

6. Kinder

In den GKV-/RV-Daten ist die Anzahl der Kinder bekannt, die auf der Steuerkarte eingetragen ist. Da Kinder immer nur bei einem Elternteil aufgeführt werden, ist über die Zahl der Kinder bei den einzelnen Versicherten keine präzise 11 Evtl. sind die von den Befragten gemachten Angaben in

diesem Falle von der Realität abweichend, da sich die Fälle der Verweigerung von sozialrechtlicher Unter- stützung wie Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe und Wohn- geld in Fällen tatsächlichen oder vermeintlichen Kon- kubinats häufen. Es ist vorsichtshalber besser, davon auszugehen, daß zum Zeitpunkt der Befragung An- spruchsberechtigte, die für sie günstigere Angabe ma- chen.

(22)

Aussage zu machen. Jedoch ist erkennbar, ob Kinder unter- stützt werden, nicht nur bei den Eltern lebende, sondern beispielsweise auch auswärts lernende oder studierende. Im sozio-ökonomische Panel sind diese Angaben über mehrere Fragen und Erhebungswellen verstreut

der ersten Erhebungswelle 1984 wurde

erhoben worden. In nach Kindern unter 16 Jahren im Haushalt gefragt, ob im vorhergehenden Jahr ein Haushaltsmitglied Kindergeld bezogen habe. Aus diesen Angaben sind die Kinder keiner einzelnen Person zuzuord- nen. Personenbezogene Fragen in der Hinsicht sind in der

84er Welle, ob Unterstützungszahlungen an Kinder geleistet wurden, und in der 85er Erhebung eine an Frauen gerichtete Frage, ob sie Kinder geboren hätten, diese noch lebten, und wenn ja, ob sie im selben Haushalt wohnten. Nachteilig an dieser Art des Fragensplittings ist, daß es schwierig ist, einer Person die Erziehungs- und Versorgungsaufgabe zuzuordnen. Positivam Haushaltsbezug ist hingegen, daß für alle Personen bekannt ist, ob sie mit Kindern in einem Haushalt leben und somit auch selbstverständlich mit be- sonderen Aufgaben belastet sind.

7. Rentner oder Rentenantragsteller

Ob eine Rente beantragt wurde, ist aus den Daten des so- zio-ökonomischen Panels nicht ersichtlich,

durchaus.

Rentenbezug

8. Mehrfachbeschäftigung

Dieses Moment ist im sozio-ökonomischen Panel nicht geson- dert erfragt, dafür ist jedoch die tatsächliche monatliche Arbeitszeit bekannt, die ja als Element der Belastung von Bedeutung ist, wie auch Nebenbeschäftigung. Es ist aller- dings nicht ersichtlich, ob sich die faktische Arbeitszeit nur auf das Hauptbeschäftigungsverhältnis bezieht. Im Grunde ist diese Angabe bei den meisten Erwerbstätigen we- gen seltenen Vorkommens vernachlässigbar.

(23)

9. Beginn und Zeitraum der Beschäftigung

In dem GKV-/RV-Daten ist die Dauer für alle zurückliegenden Beschäftigungsverhältnisse aufgrund ihres Längsschnittcha- rakters bekannt, im sozio-Hkonomischen Panel wurde nur der Beginn des aktuellen und die Dauer des letzten Beschäfti- gungsverhältnisses erfragt. Ansonsten werden nur retro- spektiv die Anzahl der Stellen bzw. Arbeitgeber der letz- ten 10 Jahre erhoben. Die Aussagekraft dieser Angaben sollte für die meisten arbeitspolitisch interessierenden Analysen ausreichend sein.

10. Ausgeübte Tätigkeit

Die Arbeitgeber haben bei ihrer Meldung die ausgeübte Tä- tigkeit der betreffenden Beschäftigten nach einem Schlüs- selverzeichnis (Bundesanstalt für Arbeit 1986) anzugeben, welches identisch ist mit der für amtliche. Zwecke ge- bräuchlichen "Klassifizierung der Berufe". Individuelle Änderungen der Tätigkeit lassen sich über die Zeit verfol- gen. Im sozio-Hkonomischen Panel wird ebenfalls die ausge- übte Tätigkeit erfragt, jedoch für die Auswertung maschi- nell gemäß der "International Standard Classification of Occupation" (ISCO) vercodet. Diese Angaben sind mit der amtlichen Statistik nur noch begrenzt vergleichbar, dieser Vergleich ist jedoch notwendig für die oben erwähnte inte- grierte Analyse von Daten verschiedener Erhebungseinhei- ten. Auf den ersten Blick scheint das Panel gerade in dem für arbeitspolitische Forschung wichtigsten Personendatum im Detailliertheitsgrad der Erfassung der halbamtlichen prozeßproduzierten Längsschnittdaten nicht mithalten zu kHnnen. Hier gilt es jedoch, von Fall zu Fail genau zu de- finieren, welche der vielen Aussagen, die durch die Angabe zur ausgeübten Tätigkeit gemacht werden, von Bedeutung ist. Tätigkeit/Beruf ist eng verbunden mit Prestige, ent- sprechend unsauber sind Selbstangaben der Beschäftigten zu

(24)

ihrer T ätigkei t (TROLL 1981) 12 "Die Befragten orientierten sich mehr nach 1Prestigegesichtspunkten 1 und an berufli- chern Status. Die Betriebe hingegen orientieren sich eher nach Arbeitsaufgaben, Funktionen, Tätigkeiten." (TROLL

1981, S. 175) Dar-üb er- hinaus sind viele im amtlichen Schlüssel und von den Arbeitgebern eingetragenen Berufsbe- zeichnungen landläufig nicht bekannt. Die Chancen identi- scher Angaben erhöhen sich mit dem Aggregationsniveau der Berufsangaben. Der Vergleich zwischen amtlicher Berufssta- tistik und Angaben aus dem sozio-ökonomischen Panel ist in Fällen höherer Aggregation ebenfalls gegeben. Ein Vorteil der Vercodung der Berufsangaben nach ISCO ist darin zu se- hen, daß hí.er-f ür- eine Prestigeskala existiert, dies ist

f ür- die Klassifikation nach der Ordnung des Statistischen Bundesamtes (STABU) nicht möglich.13

11. Stellung im Beruf

Für die berufliche Stellung sind im Schlüsselverzeichnis der Bundesanstalt für Arbeit (1986, S. XI) neun Kategorien vorgesehen: Auszubildende; Arbeiter, die nicht als Fachar- beiter tätig sind; Arbeiter, die als Facharbeiter tätig sind; Meister, Poliere, nicht unterschieden nach Arbeiter und Angestellten; Angestellte, aber nicht Meister im Ange- stelltenverhältnis;

Teilzeitbeschäftigte schäftigte mit 19 und

Heimarbeiter, Hausgewerbetreibende, unter 19 Wochenstunden; Teilzeitbe-

mehr Wochenstunden. Im sozio-ökono- 12 TROLL hat einen Vergleich vorgenommen zwischen Be-

schäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, die aus den Meldedaten erstellt wird, und der Er- werbsstatistik, die aus Volkszählung und Mikrozensus erstellt wird. In den einzelnen Berufsgruppen treten dabei erhebliche Differenzen bzgl. der Anzahl der in ihnen Tätigen auf. Diese Unterschiede schreibt er im wesentlichen dem Umstand zu, daß die Beschäftigten- statistik auf Fremdangaben (hier der Arbeitgeber) die Erwerbsstatistik auf Selbstangaben, -einschätzung be- ruht.

13 Prestigeskaien sind in den Sozialwissenschaften in erster Linie gefragt in der Mobilitätsforschung, s.

hierzu MAYER 1979, TREIMANN 1979. Bemühungen, Pre- stigescores für- die STABU-Klassifikation zu entwik- keIn, werden beim Zentrum fUr Umfrage, Methoden und Analyse (ZUMA) Mannheim vorangetrieben.

(25)

mischen Panel ist die berufliche Stellung mit 21 Katego- rien erfragt, davon vier für Beamte und fünf für Selbst~n- dige incl. mithelfenden FamilienangehHrigen. Bei den Ar- beitern und Angestellten sind jeweils fünf Statuspositio- nen erhoben, bei den Auszubildenden wird differenziert zwischen Auszubildenden einerseits und Volontären, Pra~ti- kanten andererseits. Diese Informationen sind nicht nur für Vollzeitbeschäftigte verfügbar, denn im Unterschied zu den DEVO-Daten ist Teilzeitbeschäftigung im sozio-Hkonomi- schen Panel nicht synonym einer speziellen beruflichen Stellung.

ferenziertheitsgrad als die Tatsache, daß im sozio-Hkonq- 12. Ausbildung

Die Erfassung der Ausbildung ist im sozio-Hkonomischen Pa- nel ebenfalls sehr viel differenzierter als in den GKV-/

RV-Daten. In Erstgenanntem wird zunächst der hHchste Schulabschluß erfragt, anschließend die abgeschlossene Be- rufs- oder Hochschulausbildung, wobei jede angegeben wer- den soll und unterschieden wird entlang den Dimensionen Gesundheitsbereich, Gewerbe, Landwirtschaft, Handel, Beam- te, Hochschulen etc. Zusätzlich wird noch erfaßt welche besondere Ausbildung für die derzeitige und auch eventuell davon unterschiedene erste Tätigkeit erforderlich war/ist.

In den DEVO-Daten wird jeweils nur der hHchste von sechs mHglichen Ausbildungsabschlüssen angegeben: Volks-, Haupt-, Sonder-, Realschule mit/ohne Berufsausbildung;

Abitur mit/ohne Berufsausbildung, Fachhochschule, Univer- sität. Der für arbeitspolitische Forschung entscheidende Unterschied zwischen den Datensätzen ist weniger der Dif- mischen Panel ein direkter Bezug zwischen Ausbildung und Tätigkeit hergestellt werden kann und die vorliegende Kon- gruenz oder Inkongruenz erfahrbar wird.

13. Betriebsnummer

Die bei den Meldungen anzugebende Betriebsnummer wird von den Arbeitsämtern an Betriebe vergeben, sie steht für Aus- wertungen nicht zur Verfügung. Diese werden ggf. Wirt-

(26)

schaftszweigen zugeordnet, die dann im Datensatz vorhanden sind, betriebsspezifische Auswertungen sind möglich. Im sozio-ökonomischen Panel sind bezüglich des Betriebes, in denen die Beschäftigten tätig sind, neben groben Angaben zur Betriebsgröße auch nur die Wirtschaftszweige vorhan- den, die kompatibel sind mit der in der Beschäftigtensta- tistik der Bundesanstalt für Arbeit angewandten Branchen- klassifikation.14

14. Art der Versicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung

Die Angaben zur Rentenversicherung (freiwillige Versiche- rung, Pflichtversicherung, keine Rentenversicherung) der DEVO-Daten und des sozio-ökonomischen Panels sind voll miteinander vergleichbar.

15. Beitragsgruppen zur Sozialversicherung

Die Beitragsgruppen in den GKV-/RV-Daten sind für die Kran- kenversicherung: kein Beitrag, allgemeiner Beitrag, erhöh- ter Beitrag; für die Rentenversicherung: kein Beitrag, voller Beitrag Arbeiter- bzw. Angestelltenrentenversiche- rung, halber Beitrag Arbeiter- bzw. Angestelltenversiche- rung; für die Bundesanstalt für Arbeit: kein Beitrag, Bei- trag. Im sozio-ökonomischen Panel wird lediglich nach Pflichtversicherung und freiwilliger Versicherung unter- schieden, bei Versicherung in privater Krankenkasse und freiwilliger Rentenversicherung wird der monatliche Betrag erfragt. Die in den DEVO-Daten gemachten Angaben lassen sich für das sozio-ökonomische Panel ggf. unter Kenntnis und Berücksichtigung gesetzlicher Grundlagen aus den son- stigen relevanten Angaben errechnen.

14 VgI. hierzu HELBERGER 1987. HELBERGER hat einen Ver- gleich der Daten des sozio-ökonomischen Panels mit dem Mikrozensus, der Beschäftigtenstatistik, der Er- werbstätigenschätzung im Rahmen der volkswirtschaft- lichen Gesamtrechnung, der Volks- und Berufszählung, der Wirtschaftszweigberichtserstattung und der amtli- chen Personalstandsstatistik im Hinblick auf die Struktur der Erwerbstätigen vorgenommen. Dieser Auf- satz gibt zusätzlich Hinweise auf die Einschätzung der Validität von DEVO-Daten.

(27)

16. Beitrágspflichtiges Bruttoarbeitsentgelt

Der Bruttolohn ist in beiden Datensätzen in identischer Form vorhanden. Im sozio-ökonomischen Panel ist diese An- gabe ggf. mit Vorsicht zu behandeln, da das Bruttogehalt den Befragten meist nicht so präsent ist wie das Nettoge- halt, daher ist auch beides erhoben. Einkommen ist ein wichtiger Parameter der sozialwissenschaftlichen For- schung. Ob hierbei das Bruttoarbeitsentgelt aufgrund der vermeintlich besseren Vergleichbarkeit oder da s tatáäch- lieh verfügbare Einkommen in den Vordergrund gestellt wer- den, ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Im sozio-ökono- mischen Panel werden beide erhoben und zusätzlich noch Gratifikationen, Kurzarbeit-, Schlechtwettergeld (in der Summe auch in den DEVO-Jahresmeldungen faßbar), Wohngeld, Kindergeld, Sozialhilfe und Steuervergünstigungen.

17. Name der Krankenkasse

Hier wird in beiden Dateien unterschieden nach Allgemeiner Ortskrankenkasse, Betriebskrankenkasse, Innungskrankenkas- se und Ersatzkasse, im Panel wird zusätzlich nach privater Krankenversicherung gefragt.

katoren, die allerdings nicht die bei den Krankenkassen 18. Kontonummer bei der Krankenkasse

Die Krankenkassen-Kontonummer dient im Bereich der For- schung der Zusammenführung von Versichertendatei und Lei- stungskartei der Krankenkassen, so daß perèonenbezogen ne- ben den bisher aufgeführten Merkmalen noch krankheitsrele- vante Angaben wie Diagnose, Behandlungen, Kuren etc. ver- fügbar sind. Diese Kontonummern sind im sozio-ökonomiSchen Panel selbstverständlich nicht erhoben worden, jedoch ei- nige subjektive und objektive Krankheits-/Gesundheitsindi- vorhandene Tiefe aufweisen. Im Panel sind dies im wesent- lichen: subjektivempfundene Einschränkung durch den Ge- sundheitsstand, Vorhandensein chronischer Krankheiten, Summe der Facharztbesuche, Krankenhausaufenthalte nach Anzahl und Dauer, Arbeitsunfähigkeitstage, Schwerbehinde- rung.

(28)

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die routinemäßig bei der

cherung bis auf nels an

gesetzlichen Krankenversicherung und Rentenversi- anfallenden personenbezogenen Längsschnittdaten wenige Ausnahmen denen des sozio-ökonomischen Pa-

Detailliertheitsgrad und Aussagekraft nicht über- legen sind. Im Panel sind sogar einige für sozialwissen- schaftliche Forschung relevante Merkmale, die den DEVO-Da- ten qualitativeiniges voraus haben. Dieses sind: Fami- lienstand, Stellung im Beruf, Ausbildung, Einkommen. Feh- lende Tiefe weisen die Paneldaten hingegen auf bei der Frage nach Mehrfachbeschäftigung und ausgeübter Tätigkeit.

Wabe i sich speziell bezüglich der Frage nach der ausgeüb- ten Tätigkeit, die hier auch immer im Zusammenhang gesehen werden muß mit der beruflichen Stellung, zu beachten ist, was überhaupt gemessen wird, welche Aussagekraft einer An- gabe zukommt und was wesentlich ist. Meines Erachtens muß bei der Abgrenzung von Berufsgruppen immer auch das diesen Berufen zukommende Prestige in Interpretationen berück- sichtigt werden, was einem Votum für Selbstangabe der Be- schäftigten zu der von ihnen ausgeübten Tätigkeit nahe- kommt.

Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Dateien liegt jedoch viel weniger in der inhaltlichen Dimension, der Variablen, die erhoben werden, sondern auf der Ebene von Stichproben und Grundgesamtheit. Das sozio-ökonomische Panel ist für sozialwissenschaftliche Forschung, die mit Massendaten arbeitet, typisch: Grundgesamtheit ist die Be- völkerung der Bundesrepublik Deutschland, quotiert wurden die Ausländer. Ein übliches Vorgehen, um auch für margina- lisierte Gruppen Aussagen treffen zu können. Ein ewig wäh- rendes Problem bei solcher Art konzipierten Befragungen ist, neben Stichprobenverzerrungen, die methodisch aufge- hoben werden können (INFRATEST 1985), daß mit jedem weite- ren diskriminierenden Merkmal, das in Analysen eingeführt wird, die zahlenmäßige Besetzung von Untergruppen abnimmt und Aussagen oftmals nicht mehr mit gutem Gewissen verall- gemeinert werden können. Die auf den ersten Blick sich an-

(29)

zur Folge, daß für ca.

bietende Alternative, einfach die Stichproben größer zu mac hen :oder Totalerhebungen durchzuführen, zieht wieder eine Mehrzahl weiterer Probleme nach sich, die den Gewinn nicht lohnen. Eine vollkommen andere Form haben die Datei- en der Sozialversicherungsträger. Nahezu beiläufig erfolgt hier eine Totalerfassung der sozialversichet'ungspflichtig Beschäftigten. Das Meldeverfahren und das Datenübermitt- lungsverfahren minimieren die Anforderungen an Datenberei- nigung und -überprüfung optimal.

proben und Grundgesamtheit hat

Die Identität von Stich- 20 Mio.

und für große sind.1S

Personen Daten mit Längsschnittcharakter vorliegen jede noch so kleine Sonderpopulation ausreichend Fallzahlen für gesonderte Analysen verfügbar

4

ZWEI BEISPIELE

Oben wurde bereits das breite Themenspektrum arbeitspoli- tischer Forschung angerissen und bemerkt, daß es nicht leistbar sei, alle Auswertungsmöglichkeiten des Panels zu 'den interessierenden Fragestellungen der Arbeitspolitik vorzustellen. Nur soviel wurde als allgemeine Einschrän- kung festgehalten: Arbeitspolitik ist bemüht um gemeinsame Betrachtung der Handlungsfelder Arbeit und Politik und de- ren wechselseitiger Wirkung. Hierzu bedarf es der Analyse verschiedener Untersuchungseinheiten und deren unter- schiedlichen Aggregationsstufen. Im wesentlichen sind dies Volkswirtschaften, Konzerne, Betriebe und Beschäftigte, die im Längsschnitt

tung Grundlage für (z ..B. Innovations-

betrachtet werden, da Prozeßbeobach- Politikanaly~e ist, Wirkungen von und Investitions-) Entscheidungen nur 15 Ein Datensatz von der Größe ist allerdings kaum zu bearbeiten, so daß aus der Totalerfassung wieder Stichproben gezogen werden müssen. Diese können all- gemein repräsentativ sein, Totalerhebungen einer Re- gion oder auch geschichtet nach besonderen Kennzei- chen.

(30)

über die Zeit faßbar werden. Das sozio-ökonomische Panel liefert Daten nur für eine Erhebungsdimension , die Be- schäftigten, ermöglicht jedoch die Einbindung der hier ge- machten Beobachtungen in einen "größeren Rahmen" durch vorhandene Kenntnis über die Branchen,

tigten tätig sind.

in der die Beschäf-

Aufgrund des oben Erläuterten werde ich daher einige Mög- lichkeiten der Datenanalyse aus dem sozio-ökonomischen Pa- nel exemplarisch an zwei sehr unterschiedlich ausgerichte- ten und vom Forschungsdesign stark differierenden Themati- ken erläutern, die beide dem Forschungsschwerpunkt Ar- beitspolitik zugehören und meines Wissens die beiden Hauptströmungen bzw. Forschungsansätze des Forschungs- schwerpunktes gut repräsentieren.

4.1 "Arbeitsmigration und Gesundheitsrisiken"

Der Text "Arbeitsmigration und Gesundheitsrisiken " (OPPEN 1986) entwickelt ein komplexes Modell gesundheitlicher Be- lastungsfaktoren unter Einbeziehung des gesamten Lebensbe- reiches, wobei sich drei Schwerpunkte herauskristallisie- ren. Im Vordergrund und als determinierender Faktor für die übrigen Bereiche steht die Erwerbstätigkeit. Auf Ba- sis aggregierter AOK-Daten 16 zur Arbeitsunfähigkeit, die Grundlage für die Thesenprüfung im o. g. Text waren, ließ sich darstellen, daß der Krankenstand wesentlich nach Be- rufsgruppen, Branchen und Stellung im Beruf differiert. Im

16 Die Ergebnisse beziehen sich auf das Projekt "Kran- kenstand der Erwerbsbevölkerung in Berlin - ein in- terregionaler Vergleich" (OPPEN 1986, Anm , 2,

s.

48),

in dem mit AOK-Daten aus den Ballungsgebieten Ham- burg, Berlin und München gearbeitet wurde. Bei diesen Daten handelt es sich um die routinemäßig bei den Krankenkassen anfallenden Angaben nach der Zweiten DEVO und der Leistungskartei der Krankenkasse selber.

Siehe auch für weitere Informationen zu den bei den AOKs verfügbaren Daten Bundesministerium 1979.

(31)

leistungsberufen (ausgenommen Reinigungskräfte), und in- verarbeitenden Gewerbe liegt er höher als in den Dienst- nerhalb des verarbeitenden Gewerbes sind insbesondere die Berufsgruppen Elektromontierer, Lager- und Transportarbei- ter, Chemie-, Kunststoff- und Textilverarbeiter und Ernäh- rungsberufe betroffen. Niedrig liegt der Krankenstand vor

stiniert für Teilzeitarbeit, Schichtarbeit, Akkordarbeit allem bei den Berufen in Gesundheitswesen, Handel, Bür-o

und Bauhandwerk. Diese Globalaussagen sind zunächst unab- hängig von der Nationalität der in diesen Sektoren abhän- gig Beschäftigten. In den einzelnen Sparten, die hohe Krankenstände aufweisen, liegen die Ausfallzeiten bei den aus1ändischen Beschäftigten über denen der Deutschen, wäh- rend sie in nicht so stark belasteten Berufsgruppen eher niedriger sind. Es wird die These vertreten, der erhöhte Krankenstand der Ausländer gegenüber den Deutschen inner- halb gleicher Berufsgruppen des verarbeitenden Gewerbes sei zurückzuführen auf im weitesten Sinne innerbetriebli- ehe Diskriminierung, die ihren Ausdruck findet in der je- weiligen Stellung im Produktionsprozeß. Eine Grundlage für diese Form der Diskriminierung bildet die Berufs- und Aus- bildungsstruktur der ausländischen Arbeitnehmer/innen, die oftmals nicht über industrielle Erfahrung verfügen und keine anerkannte Schul- und Berufsausbildung nachweisen können, wobei allerdings in nicht unerheblichem Maße zwi- sehen den einzelnen Gastarbeiternationalitäten zu diffe- renzieren ist.

17

Entsprechend hoch ist der Ausländeranteil in der Gruppe der Un- und Angelernten, die ebenfalls einen hohen Krankenstand auch unter den Deutschen aufweist. Die betriebliche Personalpolitik scheint darüber hinaus aus- ländische Beschäftigte von Aus- und Weiterbildungsmaßnah- men auszugrenzen; Indiz hierfür ist der geringe Ausländer- anteil unter den bei der AOK zu versichernden Auszubilden- den. Die Population derart (un-)qualifizierter ist präde-

17

OPPEN

(1986)

unterscheidet zwischen Südeuropäern (Ju- goslawen, Spanier, Italiener, Griechen) auf der einen Seite und Türken auf der anderen Seite, die Unter- schiede in einzelnen relevanten Kategorien sind frap- pierend.

(32)

u. ä., woraus eine hohe Arbeitsgesamtbelastung entspringt.

Resultat dieser Arbeitssituation ist der ebenfalls gesund- heitsbelastende Faktor eingeschränkter Reproduktionsmög- lichkeiten, der zum großen Teil über die finanziellen Res- sourcen bestimmt ist. Gering qualifizierte ausländische Beschäftigte verfügen in weit größerem Maße als ihre gleichqualifizierten deutschen Kollegen und Kolleginnen über minderwertige Wohnungen. Hinzu kommt die meist größe- re Zahl von Haushaltsmitgliedern auf verhältnismäßig engem Raum. Speziell für die ausländischen Frauen entwickelt sich hieraus eine besonders stark ausgeprägte Form der Mehrfachbelastung durch Lohnarbeit, Hausarbeit und mehrere Kinder. Neben konkreter Arbeitsorganisation und einge- schränkten Reproduktionsmöglichkeiten stellt die unsichere Zukunftsperspektive einen dritten gesundheitsbelastenden Faktor dar, der gerade in Zeiten wirtschaftlicher Rezes- sion stärker wird, da die Zukunftsalternativen in Abhän- gigkeit von der Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erwei- tert bzw. eingeschränkt werden.

Von den drei dargestellten krankheitsrelevanten bzw. ge- sundheitsbelastenden Faktoren: Arbeitsbedingungen auf dem Hintergrund spezifischer Ausbildungs- und Berufsstruktu- ren, mangelnde Reproduktionsmöglichkeiten und Zukunftsper- spektiven sind maximal die beiden ersten mit GKV-/RV-Daten näher zu prüfen.

a) Arbeitsbedingungen - innerbetriebliche Diskriminierung

Hintergrundmerkmale resp. Bestimmungsmomente für die Quali- tät der Arbeitsumwelt und Chancengleichheit im Betrieb sind Ausbildung und Beruf. Wir haben oben gesehen, daß der Ausbildungsstand und die Berufsqualifikation im Panel tie- fer gegliedert sind als bei den Sozialversicherungsträgern und der Bundesanstal t für Arbeitroutinemäßig anfallenden Daten. Berufe sind im Panel anders erfaßt und nicht unein- geschränkt mit der STABU-Klassifikation vergleichbar. Die- se Andersartigkeit läßt jedoch keine Aussage über mangeln-

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Position mit spezifischen Qual~fikation~àrifor~erungen.

de Qualität oder Auss'àgekraftzu. Wesentlich Lm hier "dis- kutierten Zusammenhang ist ja weniger der Berufansich als die faktisch 'ausgeübte Tätigkeit ineiner spezifischen Hierfür liefert das sozio-Hkonomi~che Panel eine Vielzahl an Informationen, die weit über die d~r DEVO-Daten hinaus- gehen. Oben wurde berei tsges8'.gt, daß die in den Me Ldùngen gemäß der Zweiten DEVO zu machende Angabe "Ausbildung" zu wenig differenziert. lin sozio-HkonönlischenP'anel ist die entsprechende A~gabe in drei verschi~aen~ Teilbereiche untergliedert. Schulische Ausbildung, Berufsausbildung, für die derzeitige Tätigkeit notwendige Ausbildung. Zu- sätzlich sind für Ausländer in ihrem Heimatland erworb~ne Qualifikationen bekannt, die Hinweise auf faktische Dis- kriminierung durch Nichtanerkennen ausländischer Abschlüs- se geben. Speziell die Frage nach verlangter Qualifikation im Unterschied zu vorhandener Qualifikation ermöglicht analytisch eine einfache Isolierung der un- und angelern- ten Beschäftigten und eine Trennung von Statuspositionen unabhängig vander an anderem Ort angegebenen beruflichen Stellung. Die Kombination der Fragen gibt zudem Hinweise auf belastungsrelevante Über- oder Unterforderungen.

Zum Bereich der innerbetrieblichen Diskriminierung wurde auch die unternehmenseigene Personalpolitik angesprochen, die ausländische Beschäftigte von innerbetrieblicher Fort- bildung abschneidet. Aus den AOK-Daten konnte als Indiz lediglich der geringe Anteil von Ausländern unter den Aus- zubildenden angeführt werden. Das sozio-Hkonomische Panel hingegen widmet der Aus- und Weiterbildung einen eigenen Fragenkomplex. Vor allem ist neben den objektiven Dàten zur Ausbildungs- und Qualifikationsstruktur für Ausländer zusätzlich die eigene Einschätzung nach der Sprech- und Schreibkompetenz sowohl bezüglich des Deutschen als auch ihrer Muttersprache erfragt. Diese formalen meßbaren Mo- mente lassen Rückschlüsse auf Arbeitsbedingungen zu, diese sind jedoch im großen und ganzen spekulativ. In der zwei- t~n E~hebun~swelle des sozio-Hkonomischen Panels 1985 wer-

(34)

den diese konkret erhoben: FUr 13 Aussagen, die soziale, psychische und physische Arbeitsbedingungen umfassen, soll das Ausmaß, in dem sie vorhanden sind, angegeben werden.

b) Reproduktionsmöglichkeiten

Die Fähigkeit zu Regeneration, Erholung ist in hohem Maße abhängig von zur VerfUgung stehendem Einkommen. Die AOK- Daten enthalten Angaben zum beitragspflichtigen Bruttoar- beitsentgelt, steuerrechtlich relevante Vermerke auf der Lohnsteuerkarte und zu den Beitragssätzen in der Sozial- versicherung. Hieraus läßt sich das zur Verfügung stehende Nettoeinkommen notfalls berechnen, nur ist es von relativ geringer Aussagekraft. Zwar ist bekannt, wie viele Kinder auf der Lohnsteuerkarte des versicherungspflichtig Be- schäftigten eingetragen sind, doch auf die tatsächliche Zahl der von dem einen Lohn/Gehalt abhängigen Personen ist eine Aussage nicht zulässig. Bedeutend ist hier vielmehr der bestehende Familien- oder Haushaltsverband, dem das Einkommen zuzurechnen ist. Die haushaltsbezogene Struktur des sozio-ökonomischen Panels kommt diesen Anforderungen mi t geringen Einschränkungen entgegen. 18 Die Vorteile ma- chen diese Einschränkungen mehr als wett. Neben einem Per- sonenfragebogen, der der Erhebung individueller Merkmale client, gibt es im sozio-ökonomischen Panel auch ein Adres- senprotokoll und einen Haushaltsfragebogen. Hiermit werden die fUr die Einschätzung vorhandener Reproduktionsmöglich- keiten wesentlichen Aussagen nach Haushaltseinkommen, Kin- dergeld, Wohngeld, Sozialhilfe, Vermögen, Haushaltsgröße, Wohnqualität etc. erhoben, so daß für die einzelnen be-

fragten Personen ihre soziale Lebenswelt , soweit sie den häuslichen Bereich betrifft, sehr anschaulich wird. Über die Kombination von Haushalts- und zugehörigen Personenbö-

18 Das Problem, wem die im Haushalt lebenden Kinder zu- zuordnen sind, wurde bereits oben ausführlich darge- stellt. Probleme ergeben sich nur dann, wenn Haus- halts- un d Familienverband nicht identisch sind. Da jedoch "Haushalt" als eine Einheit von gemeinsam wirtschaftenden Personen definiert ist, scheint diese eventuelle Schwierigkeit eher marginal zu sein.

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produktionsarbeiten wie Hausarbeit, haltskontext .

Einkaufe.n,im ;·Ila.us- gen sind außerdem Informationen verfügbar über dieVertei- lung von und individuelle Belastung durch grundlegende Re-

c) Zukunftsperspektiven

Es ist offenbar, daß die AOK-Daten keine verwertbaren In- formationen hinsichtlich der Zukunftsperspektivenresp.

-alternativen ausländischer Be schäf't.Lg ter- ent.halt.e.n, Um diesen Faktor in ein integriertes BeLaat.ung akonz-ept. ad- äquat einzubringen, sind harte Daten, etwa die Wahrschein- lichkeit eines Beschäftigten bei gegebener QuaLdfLk.at í.on in spezieller Branche arbeitslos zu we r-den , wen Lg ge.ei.g- net. Um die belastende Wirkung unbekannter zukün f t.Lger- Entwicklung angemessen zu berücksichtigen, bedarf es viel- mehr der subjektiven Einschätzung der Betroffenen. Im s.o- zio-Hkonomischen Panel werden explizit die beruflic~en Zu- kunftserwartungen und für Ausländer die beabsichtigte wei- tere Aufenthaltsdauer in der Bundesrepublik erfragt. Dane- ben sind auch Merkmale erhoben, die auf den Integrations- grad der befragten Ausländer schließen lassen, so daß spe- zifische Belastungsprofile erstellt werden kHnnen.

Man sieht also, daß für die Beschreibung der Belastungen und de.r-en . Kumulation im spezifischen Kontext das s.ozio- Hkonomische Panel eine reiche Infor~ationsquelle ist. Der Mangel gegenüber den AOK-Daten liegt für gesundheitspoli- tische Fragestellungen darin, daß es kaum den Leistungsda- teien entsprechende Daten enthält. Das im sozio-HkQnomi- sehen Panel durchaus vorhandene Thema "Gesundheit" be- schränkt sich auf: subjektivempfundene Behinderung durch den Gesundheitszustand, Vorliegen einer chronischen Krank- heit, Summe der Facharztbesuche in den letzten drei Mona- ten, Anzahl und Dauer der Krankenhausaufenthalte, Schwer-

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behinderung, Arbeitsunfähigkeitstage.19 Gehäuftes Auftre- ten einzelner Erkrankungen in spezifischen Berufsgruppen

oder Nationalitäten ist nur global möglich über eine Aus- zählung der Facharztkonsultationen. Für arbeitspolitische Fragestellungen mit Bezug zur Gesundheitsforschung muß al- so eindeutig definiert sein, auf welchen der beiden Pole des Modells "Arbeitsbelastung zieht Krankheit nach sich"

das Schwergewicht liegt: Geht es um eine Analyse von Bela- stungskonstellationen, die Betroffenheit bestimmter Bevöl- kerungsgruppen durch je spezifische Belastungsmuster lie- fert das sozio-ökonomische Panel die besseren Daten; steht im Zentrum der Forschungsfrage jedoch die Auftretenswahr- scheinlichkeit spezifischer Krankheiten, so sind die AOK- Daten vorzuziehen. Beide Momente stehen in keiner perso- nenbezogenen Längsschnittdatei in befriedigender Form zur Verfügung.

Die Ausführung zum Komplex "Arbeitsmigration und Gesund- heitsrisiken" sind auf andere Fälle übertragbar, in denen 19 Die entsprechenden Fragen lauten:

- "Von kurzen Erkrankungen einmal abgesehen. Behin- dert Sie der Gesundheitszustand bei der Erfüllung, alltäglicher Aufgaben, z. B. Haushalt, Beruf oder Ausbildung? In welchem Umfang?"

"Leiden Sie seit mindestens einem Jahr oder chro- nisch an bestimmten Beschwerden oder Krankheiten?"

"Denken Sie bitte einmal an die letzten drei Mona- te: Haben Sie in den letzten drei Monaten einen der folgenden Ärzte aufgesucht? Wenn ja, geben Sie bit- te an wie häu fig. "

- "Wurden Sie im letzten Jahr, "0' einmaloder mehr- mals für mindestens eine Nacht im Krankenhaus auf- genommen?"

Wenn ja: "Wie oft mußten Sie ••. für mindestens ei- ne Nacht ins Krankenhaus?"

"Wie viele Nächte haben Sie alles in allem letztes Jahr im Krankenhaus verbracht?"

- "Sind Sie nach amtlicher Feststellung erwerbsgemin- dert oder schwerbehindert? 11

Wenn ja: "Wie hoch ist ihre Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung nach der letzten Feststellung?"

- "Wie viele Tage haben Sie im letzten Jahr, •'0' we- gen Krankheit nicht gearbeitet?"

Für Erwerbstätige: "Kam es im letzten Jahr vor, daß Sie länger als 6 Wochen ununterbrochen krankgemel- det waren?"

(37)

marginalisierte Gruppen, die bisher kein sonderliches In- teresse für die Forschung zu erwecken in der Lage waren, im Zentrum stehen. Hierbei denke ich vor allem, so traurig und beschämend es auch ist, an erwerbstätige Frauen. Mit AOK-Daten wurde hierzu eine Untersuchung bereits durchge- führt (BÜRKARDT/OPPEN 1984). Der Vorteil des sozio-Hkono- mischen Panels wird hier noch in einer ganz anderen Dimen- sion deutlich: Im Unterschied zu den AOK-Daten, die nur versicherungspflichtige Erwerbstätige umfassen, ist das sozio-Hkonomische Panel eine für die Bundesrepublik Deutschland repräsentative Befragung in der zusätzlich er- faßt sind:

schungsschwerpunkt Arbeitspolitik des Wissenschaftszen- - Nichterwerbstätige

- Erwerbstätige, die nicht versicherungspflichtig sind.

Dies bedeutet, daß zwei weitere von den AOK-Daten nicht erfaßte Berufsgruppen, die auch den Belastungen der Er- werbstätigkeit ausgesetzt sind, als Kontrollgruppen oder gesondert als eigenständige Zentralgruppen untersucht wer- den k õnnen , Zum einen sind es die Personen, die einkom- mensmäßig über der Krankenversicherungspflichtgrenze lie- gen, zum anderen das ganze Feld der "Schattenwirtschaft".

Letzteres ist auch für die Ausländerfragestellung von Be- deutung.

4.2 "Flexibler Arbeitseinsatz und Problemgruppen im Betrieb"

Ein Forschungsprojekt gleichen Namens sollte am For-

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trums Berlin für Sozialforschung eingerichtet werden 20, die Planungs- und Antragsphase wurde hier durchgeführt, das Projekt selber ist mittlerweile an einer anderen For- schungsinstitution angesiedelt.

den Projektskizzen entwickelt,

In der Planungsphase wur- anhand derer abzuschätzen ist, wieweit das sozio-ökonomische Panel für dieses For- schungsvorhaben verwertbares Datenmaterial liefert.

"Folgende Fragen stehen im Zentrum dieser Projektskizze:

1. Wie passen Betriebe ihr Arbeitskräftepotential den Anforderungen neuer Technologien an? Welche Bedeutung besitzt hierbei der flexible Arbeitseinsatz?

2. Welche Folgen hat dieser Trend für leis"tungs- oder anpassungsgeminderte Beschäftigte? Gibt es für diese Gruppen (neue) Einsatzmöglichkeiten durch Flexibili- sierung und/oder entstehen neue Problemgruppen durch veränderte Arbeitsanforderungen und Belastungen?

3. Welche Gestaltungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten zur Anpassung des "Schutzraums" dieser Personengrup- pen ergeben sich für die staatliche Sozialpolitik, für die gewerkschaftliche Tarifpolitik und die be- triebliche Personal- und Gewerkschaftspolitik?"

(GÖCKENJAN,HAUß, WOTSCHAK1986)

Das sozio-ökonomische Panel ist eine für die BRD und West- Berlin repräsentative Haushalts- und Personenbefragung.

Bezogen auf die zentralen Fragen der Projektskizze "Fle- xibler Arbeitseinsatz und Problemgruppen im Betrieb" er- gibt sich in erster Linie das Problem unterschiedlicher 20 In erster Linie wurde die tatsächliche Durchführung

des sog. "Flexibilisierungsprojektes" durch innerbe- triebliche Struktur- und Personalpolitik verhindert.

Ein kleiner Hinweis auf die im Forschungsschwerpunkt Arbeitspolitik erkannte Notwendigkeit arbeitspoliti- sche Forschung nicht nur auf die Beobachtung der In- dustrie zu beschränken, sondern auch den tertiären Sektor zu berücksichtigen.

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