Kurt Kocherscheidt. Im Fluss der Bilder. Malerei 24. März – 16. Juni 2013
PRESSEMITTEILUNG
Der Österreicher Kurt Kocherscheidt (1943 bis 1992) gehört zu den Einzelgängern in der jüngeren europäischen Malerei. Lange Zeit wurde das Hermetische und Drängende seines Werks einem spezifisch ›österreichischen‹ Klima der Kunst zugerechnet, das sich abseits der europäischen und amerikanischen Hauptströmungen entwickelt hatte. Zwar war Kocherscheidts Lebenskreis durch die Koordinaten Wiens und des südlichen Burgenlandes bestimmt, doch richtete sich sein Streben von Beginn an auf künstlerische Emanzipation. Der frühe Wechsel an die Akademie von Zagreb (1963- 64), ein zweijähriger Aufenthalt in London (1969-71) und die daran sich anschließende große Reise zu den Quellen des Amazonas in Südamerika, die man tatsächlich als Initiation verstehen darf, weisen darauf hin. Kocherscheidts Kunst speist sich aus Quellen, die tiefer reichten als das Wiener Fin de Siècle. Nicht zuletzt boten ihm die Versenkung in die Naturgeschichte und die Geschichte der Malerei wichtige Orientierungspunkte bei der Ausbildung seiner Vorstellungswelt.
In seinen letzten Lebensjahren erweiterte sich die Wahrnehmung von Kocherscheidts Kunst durch wegweisende Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien, in denen seine Eigen- ständigkeit auch einem breiteren Publikum deutlich wurde. Sein viel beachteter Auftritt auf der documenta IX 1992 bezeichnete den Höhepunkt dieser Wertschätzung und schien der Auftakt einer internationalen Karriere. Doch der Tod des Künstlers, der im November desselben Jahres verstarb, unterbrach diese Entwicklung. Kochscheidts Kunst scheint in ihrem tiefen Ernst, abseits von ober- flächlichen Pointen, für das aktuelle Publikum nicht leicht zugänglich.
Diese Gemälde sind die Versuche eines Menschen, mit dem Bild eine Basis zu schaffen, um seine eigene Wirklichkeit in Bezug zur äußeren Welt zu setzen – zu einem Außen, das sich gänzlich abwei- send gegenüber seinem Ansinnen zeigt. Durch das Bild, so scheint es, schafft sich Kocherscheidt ein Gegenüber, in dem die eigentlich wesensmäßige Trennung von Innen und Außen aufgehoben ist.
Seine Bilder sollen durchtränkt sein mit ‚inneren Farben’. Dabei ist seinen Werken jeder emotionale und gestische Überschwang fremd. Kocherscheidt entwickelte seine dunklen Farben, die schwer vom Gewicht der Welt scheinen, mit höchster Konzentration und unter persönlicher Zurückhaltung. Nicht um Selbstausdruck ging es ihm, sondern um die Logik der Malerei, die diesem Künstler die höchste Wahrheit war. Sie ist allem Erzählerischen abhold. Nicht von Vorstellungen und Ideen berichtet sie, sondern von Erfahrungen.
Unsere Ausstellung zeigt die Entwicklung von Kocherscheidts Kunst an ausgewählten Beispielen. Sie setzt ein mit einer Gruppe von Werken auf Papier, die während der Südamerikareise 1972-73 ent- standen. Diese berichten in einer für das Werk neuen Sachlichkeit und Beschränkung des künstleri- schen Vokabulars von der Erschütterung durch den Erfahrungshorizont, der sich hier eröffnete. Es ging nun um eine ‚Konfrontation mit der Natur’, die konkret und unausweichlich war, nicht mehr vermittelt durch Kunst und Literatur. Die Spur dieser Begegnung wird im Werk von nun an nicht mehr verwischen.
Wir zeigen dann die Entwicklung des Malers Kocherscheidt an einigen ausgewählten Bespielen der Zeit seit 1976 und konzentrieren uns danach auf das Spätwerk der letzten Lebensjahre. Die Direktheit und Appellkraft dieser Gemälde, die ihren Höhepunkt in einer Gruppe von neun ‚letzten’ Bildern hat, die in den Wochen vor dem Tod des Künstlers entstanden, beschreiben den Höhepunkt des Werks. In ihnen geschieht eine außerordentlich Verdichtung: Die sonore Farbe wird durch ein entschiedenes Ausdruckswollen zu kompakten Formen gefügt, die unter der Spannung fast zu bersten scheinen.
Die Begegnung mit dieser Kunst in den Ausstellungsräumen des Josef Albers Museums, wo nicht nur die Malerei von Albers beheimatet ist, sondern in der zurückliegenden Dekade das Werk von Malern wie Agnes Martin, Giorgio Morandi, Donald Judd, Alexej von Jawlensky, James Bishop, Michael Venezia, Ad Reinhardt und Gotthard Graubner vorgestellt wurde, zeigt umso deutlicher den eigen- ständigen Beitrag von Kocherscheidt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit Abbildungen aller gezeigten Gemälde sowie Beiträgen von Gottfried Boehm, Heinz Liesbrock, Ian McKeever und Franz Armin Morat.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung der Sparkasse Bottrop.
Öffentliche Führung Sonntag, 28. April – 15 Uhr
Kurzführung – Zeit für Kunst am Mittag
Donnerstag, 28. März, 11. April, 25. April, 16. Mai – jeweils 12.30 Uhr Eintritt: 6 Euro / ermäßigt 4 Euro
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop Tel.: 02041/29716 Fax: 02041/22578
E-Mail: quadrat@bottrop.de www.quadrat-bottrop.de Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag: 11 - 17 Uhr Sonn- und Feiertage: 10 - 17 Uhr Montag geschlossen