Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Cholesterinkristalle und Gallensteinbildung
Cholesterin ist wasserunlöslich; es wird durch eine Mizellenbildung aus Gallensäuren und Lezithin in Lö- sung gehalten. Bei einer übersättig- ten Galle kann es zur Auskristalli- sation von Cholesterinmonohydrat kommen.
Die Autoren untersuchten den Zu- sammenhang zwischen Kristallbil- dung und Gallensteinformation bei 54 Patienten, bei denen Duodenal- galle gewonnen wurde, bei 17 Pa- tienten anläßlich einer Cholezystek- tomie und bei 9 Patienten mit Gal- lengangs-Steinen. Die gewonnene Galle wurde im polarisierten Licht auf Kristalle untersucht und die Kon- zentration an Cholesterin, Phospho- lipiden und Gallensäuren zur Be- rechnung des lithogenen Index be- stimmt.
Von acht asymptomatischen Gallen- steinträgern wiesen alle eine über- sättigte Galle auf; zur Kristallbildung kam es bei 5 Patienten. Keine Kri- stallbildung fand sich bei 36 Patien- ten mit übersättigter und 10 Patien- ten mit untersättigter Galle. Bei allen 19 Patienten mit Cholesterinsteinen konnten Kristalle in der Galle nach- gewiesen werden, nicht jedoch bei den 7 Patienten mit Pigmentstei- nen.
Aus den Untersuchungen kann ge- schlossen werden, daß eine Chole- sterinkristallbildung die Vorausset- zung für die Entstehung von Gallen- steinen darstellt, daß sich jedoch auch bei vielen Patienten mit einer übersättigten Galle keine Kristallisa- tion nachweisen läßt.
Sedaghat, A.; Grundy, S. M.: Cholesterol crys- tals and the formation of cholesterol gall- stones, N. Engl. J. Med. 302 (1980) 1274-1277, Department of Medicine, Veterans Administra- tion Medical Center and the University of California, San Diego, School of Medicine, 3350 La Jolla Village Drive, La Jolla CA 92 161
Operationszeitpunkt bei biliärer Pankreatitis
Rund zwei Drittel aller Fälle von aku- ter Pankreatitis, vor allem bei Frau- en, werden durch eine passagere Einklemmung eines Gallensteins in der Vaterschen Ampulle ausgelöst.
Die Autoren untersuchten in einer prospektiven Studie den optimalen Zeitpunkt eines chirurgischen Ein- greifens.
Von 172 Patienten mit akuter biliärer Pankreatitis wurden 24 innerhalb von 72 Stunden (Gruppe I) operiert, 134 (Gruppe II) nach 5 bis 7 Tagen, als die klinischen Zeichen der aku- ten Pankreatitis abgeklungen wa- ren; bei 86 Prozent dieser Patienten ließen sich Gallensteine im Stuhl nachweisen. Eine dritte Gruppe (14 Patienten) wurde nicht operiert. Bei 38 Prozent dieser Patienten kam es zu einem Pankreatitisrezidiv. Ein präpapillär eingeklemmtes Konkre- ment fand sich bei der Frühopera- tion in 63 Prozent, bei der verzöger- ten Operation nur noch in 5 Prozent.
Die Operationsletalität betrug in der Gruppe 112 Prozent, in der Gruppe II 0 Prozent und in der Gruppe III 7 Prozent.
Die Autoren schlußfolgern, daß man mit dem chirurgischen Eingriff bis zum Abklingen der pankreatitischen Symptome warten sollte, da es in rund 85 Prozent zu einem Spontan- abgang des Konkrements kommt.
Nur die rund 15 Prozent Patienten, bei denen die Pankreatitis einen pro- gressiven Verlauf nimmt, sollten frühzeitig operiert werden. Wegen der hohen Rezidivquote der biliären Pankreatitis sollte bei allen Patien- ten während des ersten Kranken- hausaufenthaltes eine operative Sa- nierung der Gallenwege durchge- führt werden.
Kelly, T. R.: Gallstone pancreatitis: The timing for surgery. Surgery 88 (1980) 345-350, The Professional Center, 75 Arch St. Suite 410, Akron OG 44304
Sucralfat verhindert Ulkusrezidive
Eines der wesentlichen Ziele einer erfolgreichen Ulkustherapie, näm- lich die Rezidivprophylaxe, ist nach wie vor noch nicht gelöst. Um so mehr überraschen Ergebnisse aus Japan, die darlegen, daß Sucralfat — ein Aluminiumsucrosesulfat — die Rezidivquote beim Magengeschwür deutlich zu senken vermag.
167 Patienten erhielten für 6 Monate entweder 3 mal 2 g Aluminiumma- gnesiumoxid oder 4 mal 1 g Sucral- fat. Die Patienten wurden dann ein Jahr lang nachbeobachtet. Endo- skopische Untersuchungen erfolg- ten während der 18monatigen Beob- achtungszeit alle 2 Monate.
Ulkusrezidive wurden seltener nach einer Sucralfatbehandlung, bei ei- nem Erstulkus, bei einem Durch- messer unter 5 mm und einer Pri- märheilung innerhalb von 8 Wochen gesehen. Obwohl nach 8wöchiger Therapie erst 48,2 Prozent der Ulze- ra unter Sucralfat abgeheilt waren im Gegensatz zu 63,1 Prozent in der Antazidagruppe, zeigte sich, daß die • Rezidivquote nach Antazida bei 34,5 Prozent, nach Sucralfat bei 21,7 Pro- zent lag.
Dieser Unterschied war besonders deutlich ausgeprägt bei den Ge- schwüren, die initial länger als 8 Wo- chen zur Abheilung brauchten. Hier lag die Rezidivquote bei 80,6 Pro- zent (Antazidavorbehandlung) be- ziehungsweise 37,2 Prozent (Sucral- fattherapie).
Offensichtlich hält der mukosapro- tektive Effekt von Sucralfat auch nach Beendigung der Medikation noch einige Zeit an.
Miyake, T.; Ariyoshi, J.; Suzaki, T.; Oishi, M.;
Sakai, M.; Ueda, S.: Endoscopic evaluation of the effect of sucralfate therapy and other clini- cal parameters an the recurrence rate of gas- tric ulcers, Digestive Diseases and Sciences 25 (1980) 1-7, Department of Gastroenterology, Tenri Hospital, Nara 632, Japan
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 8. Oktober 1981 1923