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Gruppe 7 – Pflichtversuch

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Academic year: 2021

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Philipps- Universität Marburg FB 15 Chemie

Organisch-Chemisches Grundpraktikum für das Lehramt Christian Lego

Leitung: Herr Dr. Reiß Datum: 12.06.09 SS 09

Gruppe 7 – Pflichtversuch

Darstellung von Essigsäurepentylester aus 1-Pentanol und Essigsäure

C H3

OH

+

C H3

O OH

C H3

O

O CH3

1-Pentanol Essigsäure Essigsäurepentylester

ZnCl2

+

H2O

Reaktion:

Vorbereitung: 15 min Zeitbedarf:

Versuchsdurchführung: 25 min Nachbereitung 10 min

Chemikalien Chemikalien:

Summen- formel

Menge R-Sätze S-Sätze Gefahren- symbole

Schuleinsatz (HessGiss)

1-Pentanol C

5

H

11

OH 2 mL 10-20 24/25 Xn S 1

Essigsäure konz.

COOH

CH

3

2 mL 10-35 23-26-45 C S 1

Zinkchlorid (wasserfrei)

ZnCl

2

2 g 22-34- 50/53

26- 36/37/39-

45-60-61

C, N S 1

• Reaktionskolben (25 mL) Geräte und Materialien:

• Glasrohr (Länge etwa 50 – 70 cm)

• Durchbohrter Gummistopfen

• Bunsenbrenner

• Spritze (2 mL) mit Kanüle

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Versuchsaufbau:

Abb. 1.: Brenner und Kolben (mit Glasrohr als Rückflusskühler)

In einem Reaktionskolben werden 2 mL 1-Pentanol mit 2 mL Essigsäure und mit etwa 2 g wasserfreiem Zinkchlorid gemischt. Dann ist der Rundkolben durch einen Stopfen mit langem Glasrohr als Rückflusskühler zu verschließen. Der Rundkolben ist etwa 15 min über einer kleinen Flamme zu erwärmen. Das Stoffgemisch soll nur schwach sieden; das Flüssigkeitsvo- lumen darf dabei nicht kleiner werden. Dann wird das Stoffgemisch in ein Reagenzglas ge- gossen, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist.

Versuchsdurchführung:

Auch nach dem Vermischen des 1-Pentanols mit der Essigsäure lag eine klare Flüssigkeit im Kolben vor. Nach kurzer Zeit begann das Gemisch zu sieden. Dabei färbte sich das Zinkchlo- rid an der Grenzfläche zur Flüssigkeit langsam gelb. Nach einigen Minuten schlug die anfäng- liche Gelbfärbung des Zinkchlorids zu einer orange-rote Färbung um. Nach 18-minütigem Erhitzen lag eine trübe, leicht gelbliche Lösung vor. Beim Umschütten der Flüssigkeit in das mit Wasser befüllte Reagenzglas sank die trübe, gelbliche Lösung zunächst zum Boden des Gefäßes und stieg langsam an die Oberfläche des Gemisches. Ein süßlicher Birnengeruch war eindeutig wahrnehmbar.

Beobachtungen:

Abb. 2.: gelb-orange Färbung des Zinkchlorids

(3)

Abb. 3.: An die Wasseroberfläche steigendes Produkt

Der Inhalt des Reagenzglases wird neutralisiert und in den Sammelbehälter für organische Lösungsmittel gegeben. Die Reste des Zinkchlorids werden aus dem Kolben entfernt und tro- cken in die Feststofftonne gegeben.

Entsorgung:

Ester haben die allgemeine Formel:

Fachliche Analyse:

R O

R' O

Dabei stehen R und R’ für beliebige organische Reste. Damit zählt die Gruppe der Ester zu den Carbonsäure-Derivaten. Esterverbindungen sind in der Natur sehr weit verbreitet. Zu ih- nen zählen viele häufig vorkommende Geschmacksstoffe. Viele Ester haben charakteristische, angenehme Gerüche und sind wichtige Bestandteile natürlicher und künstlicher Fruchtaro- men. Wachse, Fette und Öle besitzen ebenfalls Ester-Gruppen. Sie sind die Ester der Fettsäu- ren und bilden wichtige Ausgangsstoffe für die Herstellung von Seifen. Andere Ester wie z.

B. Essigsäuremethylester werden im Labor gerne als unpolares Lösungsmittel verwendet.

Essigsäuremethylester ist zudem ein Lösungsmittel, das häufig in Klebstoffen enthalten ist und damit für einen charakteristischen Geruch sorgt (typischer Uhu-Alleskleber Geruch).

In der Synthese sind Ester aus einer Carbonsäure und einem Alkohol zugänglich. Die Reakti-

on verläuft nach einem Additions-Eliminierungs-Schema. Als Kondensationsprodukt wird

Wasser gebildet. Die nicht sehr exotherm ablaufende Reaktion kann durch Zugabe einer anor-

ganischen Säure (z. B. Schwefelsäure) katalysiert werden. Zudem führt man dem System

Energie in Form von Wärme zu, um die Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen. Gibt man

konzentrierte Essigsäure und 1-Pentanol zu gleichen Teilen zusammen, so wird durch die

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Anwesendheit von Protonen zunächst das Sauerstoffatom der Carbonylgruppe protoniert. Nun ist das C-Atom der Carbonylgruppe einfach positiv geladen und besonders elektrophil. Ein freies Elektronenpaar des O-Atoms der Alkoholgruppe des 1-Pentanols greift nun am akti- vierten C-Atom der Carbonsäure an. Es bildet sich ein Zwischenprodukt, welches nicht sehr stabil ist und sofort weiterreagiert.

CH3 O

+

H C

H3 O

OH

1-Pentanol Essigsäure

H+

C H3 C+

O OH H

C H3

O

O O+

CH3 H

H H

Zwischenprodukt

Das einfach positiv geladene O-Atom des Zwischenproduktes ist so stark elektronenziehend, dass das H-Atom leicht abgespalten werden kann. Das Proton wird direkt von einem freien Elektronenpaar eines O-Atoms der benachbarten Hydroxy-Gruppen abgefangen. Auf diese Weise wird ein Wassermolekül vorgebildet, dass eine sehr gute Abgangsgruppe ist und unter Mitnahme der Bindungselektronen aus dem Molekül austritt. Das so gebildete Carbokation wird nun stabilisiert, indem das H-Atom der verbliebenen Hydroxy-Gruppe abgespalten wird und das frei werdende Bindungselektronenpaar eine C=O-Doppelbindung ausbildet.

C H3

O+

O O

CH3 H

H H

CH3 C+

O O

CH3

− Η2Ο H

CH3

O O

CH3

Carbokation Essigsäurepentylester

- H+

Als Produkt wird neben dem Wasser Essigsäurepentylester gebildet. Bei allen Reaktions- schritten handelt es sich um Gleichgewichtsreaktionen, so dass sich rasch ein chemisches Gleichgewicht einstellt. Dieses liegt nicht vollständig auf der Produktseite. Um die Reaktion im Sinne der Estersynthese zu beeinflussen, wird dem Reaktionsgemisch wasserfreies Zink- chlorid zugesetzt. Das wasserfreie Zinkchlorid hat die Fähigkeit Wassermoleküle in sein Kris- tallgitter einzubauen und damit chemisch zu binden. Dabei bildet sich das gelb-orange Tetrahydrat, das selbst nicht in Lösung geht.

O H 4 ZnCl O

H 4

ZnCl

2

+

2

 →

2

2

Auf diese Weise gelingt es die gebildeten Wassermoleküle dauerhaft aus dem Gleichgewicht zu entfernen. Durch das Entziehen eines der beiden Reaktionsprodukte wird das Gleichge- wicht nach dem Prinzip von Le Chatelier vollständig auf die Produktseite verschoben.

Gibt man das Reaktionsprodukt in Wasser, so findet aufgrund des unpolaren Molekülcharak-

ters des Essigsäurepentylesters keine Vermischung mit dem polaren Medium statt. Der Ester

überschichtet das Wasser, da er mit ρ = 0 , 87 g / cm

3

eine geringere Dichte hat. An der Was-

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seroberfläche „schwimmend“ kann der Essigsäurepentylester eindeutig durch seinen ange- nehmen, süßlichen Birnengeruch identifiziert werden.

1. Einordnung

Methodisch-didaktische Analyse:

Der Versuch kann wie folgt in die Themengebiete des hessischen Lehrplans (G8) eingebettet werden.

Jahrgangsstufe u.

Unterrichtseinheit

Themengebiet

11G.1 Carbonylverbindungen: Strukturmerkmal der Aldehyd-Gruppe; Ei- genschaften und Verwendung von Methanal und Ethanal; Nachweis der reduzierenden Wirkung der Aldehyd-Gruppe; Ketone.

12G.1 Umkehrbare Reaktionen und chemisches Gleichgewicht: Nachweis des gleichzeitigen Vorliegens von Edukten und Produkten an ausge- wählten Beispielen (Lösungsgleichgewichte, Gasgleichgewichte, Säu- re-Base-Gleichgewichte, Redox-Gleichgewichte); Definition des chemischen Gleichgewichts; Modellversuche zum chemischen Gleichgewicht und seiner Einstellung; Statische und dynamische Vor- stellungen.

12G.1 Prinzip vom Zwang: Beeinflussung der Lage von Gleichgewichten durch Druck, Temperatur und Konzentration; Anwendungen des Prin- zips vom Zwang in Natur, Technik und Industrie; z.B. Haber-Bosch- Verfahren; Ostwald-Verfahren; Kontakt-Verfahren; Hochofenprozess;

Methanolherstellung; Gleichgewichte an Membranen.

12.G.1 Geschwindigkeit chemischer Reaktionen: Reaktionszeit; Reaktionsge- schwindigkeit (Definition und experimentelle; Ermittlung; c / t – Dia- gramme); Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren (z.B. Stoff, Kon- zentration, Temperatur, Zerteilungsgrad, Druck); Aktivierungsenergie und Katalyse; Katalysatoren: Anwendungen in Industrie und Technik (fakultativ).

2. Aufwand

Alle verwendeten Geräte zählen zur Standardausrüstung einer Chemie Sammlung.

Gegebenfalls muss das Glasrohr, welches als einfacher Rückflusskühler dient einmalig für den Versuch vorbereitet werden. Die benötigten Chemikalien sind preiswert und werden zu- dem in einem sehr kleinen Maßstab verwendet. Der Versuch ist prinzipiell in einer Schulstun- de durchführbar. Es ist jedoch empfehlenswert, eine Doppelstunde dafür einzuplanen, da die Reaktion viel Zeit (mindestens 15 Minuten) in Anspruch nimmt.

3. Durchführung

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Der Versuch funktioniert sehr zuverlässig. Die Trübung und Verfärbung der Lösung sind gut zu erkennen. Das Fruchtaroma des Esters ist eindeutig als Birnenaroma identifizierbar. Auf- grund des kleinen Versuchsmaßstabes müssen die Schüler jedoch nah an das Versuchsge- schehen herantreten. Nur dann können sie alle Effekte wahrnehmen. Alle verwendeten Che- mikalien sind nach HessGiss für Schülerexperimente ab der Sekundarstufe I zugelassen. Ist der Versuch als Schülerversuch geplant, so sollte beachtet werden, dass das vorsichtige Erhit- zen des Reaktionsgemisches mit dem Gasbrenner Übung erfordert. Insgesamt ist der Versuch sehr gut für die Schule geeignet, da sich an der behandelten Reaktion bei Variation der Ver- suchsparameter viele Aspekte einer Gleichgewichtsreaktion verdeutlichen lassen.

Literatur:

Versuchsvorschrift aus:

• K. P. C. Vollhardt, N. E. Schore, Organische Chemie, Dritte Auflage, Wiley-VCH Ver- lag GmbH, Weinheim, 2000.

M. Just, A. Hradetzky, Chemische Schulexperimente, Band 4, 2. Auflage, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin, 1977.

• A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102.

Auflage, Walter de Gruyter & Co., Berlin, 2007.

• Charles E. Mortimer, Ulrich Müller, Chemie, das Basiswissen der Chemie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2003.

HessGiss-Datenbank, V 11.0 – 2006/2007.

• GESTIS-Stoffdatenbank, 2009, Zugriff: 11.06.09.

Lehrplan Chemie, Gymnasialer Bildungsgang, Jahrgangsstufen 7G bis 12G, Hessi-

sches Kultusministerium 2008.

Abbildung

Abb. 1.:  Brenner und Kolben (mit Glasrohr als Rückflusskühler)

Referenzen

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