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Landfreund · 4/2013TierhaLTung
Ballensilage:
Selbst Profis machen Fehler
Viele Betriebe verschenken durch Silierfehler erstklassige Futterqualität.
Die grössten Schwachpunkte zeigt Ueli Wyss von Agroscope.
M
it Ballen lässt sich genauso hochwertige Silage erzeugen wie mit anderen Silierverfah- ren. Wer etwas anderes behauptet ,lügt! Voraussetzung dafür ist natür- lich: ein gutes Ausgangsmaterial, pas- sables Wetter und die Beherrschung der Silierpraxis.Gerade daran hapert es allerdings häufig in der Praxis. Qualitätseinbu- ssen bis hin zum Totalausfall sind die Folge. Die häufigsten Fehler bei der Bereitung von Ballensilagen und de- ren Auswirkungen sind in Übersicht 2, S. 32 dargestellt.
Zu spät geschnitten
Wie bei den anderen Sillierverfah- ren ist auch bei der Ballensilage das Ausgangsmaterial entscheidend für einen hohen Nährwert und eine gute Gärqualität. In der Praxis wird das
Futter oft zu spät geschnitten. Dies führt zu hohen Rohfasergehalten und tiefen Zuckergehalten. Dadurch kommt es nicht zu einer optimalen Milchsäuregärung und Fehlgärungen nehmen überhand.
Ein weiteres Problem stellt die Ver- schmutzung des Futters dar. Maul- wurfshaufen und lückige Grasnarben, kombiniert mit zu tiefen Schnitthöhen sind die Hauptursachen für die Fut- terverschmutzung. Schon 100 g Erde reduzieren den Energiegehalt um 1 MJ NEL pro kg TS! In der Erde be- finden sich die Buttersäurebakterien- Sporen, die dann zusätzlich zu einer Verschlechterung der Gärqualität und zu einer starken Abnahme des Nähr- wertes führen.
Für Milchkühe beträgt der optimale Anwelkgrad von Gras für Ballensila- gen zwischen 35 und 50 % Trocken- substanz. Für Pferde werden höhere
TS-Gehalte gewünscht. Allerdings sind auch hier TS-Gehalte von über 60 % zu vermeiden, damit noch eine Milchsäuregärung stattfinden kann.
Bei hohen TS-Gehalten Quaderballen besser
Bei hohen TS-Gehalten eignen sich Quaderballen-Pressen besser, da hier das Futter stärker verdichtet und da- durch das Risiko der Nacherwärmun- gen reduziert werden kann.
Bei nassem Futter entsteht in den Siloballen Gärsaft. Erst bei TS-Gehal- ten von über 25 % fliesst kein Gärsaft mehr aus den Ballen. Bei nassem Fut- ter besteht zudem ein höheres Risiko, dass Fehlgärungen (Buttersäuregä- rung) auftreten.
Um den Silierprozess optimal zu starten, ist das Gras so dicht wie mög- lich zu pressen und die Ballen mög-
Fotos: alle Wyss
Ueli Wyss, Forschungs
anstalt Agroscope Liebefeld
Posieux ALP
Foto: zVg
Nicht zu lange warten: Nach dem Pressen sollten die Ballen mög
lichst schnell eingewickelt werden.
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lichst rasch einzuwickeln. Nur so kann der für den gewünschten Gär- verlauf notwendige Luftabschluss hergestellt werden. Bei einem TS-Ge- halt von 40 % sollte die Verdichtung rund 220 kg TS/m3 betragen.
Rundballen-Pressen mit variabler Presskammer haben bauartbedingt einen festeren Ballenkern und insge- samt eine höhere Verdichtung als Festkammer-Pressen.
Auf Klebewirkung der Folie achten
Die höchsten Verdichtungen wer- den mit Quaderballen-Pressen erzielt.
Schneidwerke an der Presse sind sinnvoll, denn dadurch kann die Ver- dichtbarkeit des Futters um rund 10 % erhöht werden.
Um den Gasaustausch vollständig zu unterbinden und einen sicheren Luftabschluss zu gewährleisten, sollte mindestens sechsfach gewickelt wer- den. Nach dem Wickeln sollte jedes Verrutschen der Folie oder deren Be- schädigung vermieden werden. Gera- de bei sperrigem Siliergut ist beson- ders auf eine ausreichende Anzahl von Wicklungen zu achten.
Vorsicht: Bei zu trockener (Staub) oder bei zu feuchter (Regen) Witte- rung während des Wickelns, ist die
Wirkung des Klebers in der Folie ein- geschränkt. Beim Transportieren der Ballen kann es dadurch leicht zum Verrutschen der Folie kommen. Vor- gaben der Hersteller bezüglich der Stretchung der Folie sind genau zu befolgen. Anderenfalls ist auch hier die Klebewirkung nicht optimal.
Zwischen dem Pressen und dem Wickeln sollten nicht mehr als zwei Stunden liegen, damit der Luftab- schluss gewährt wird. Nur so kommt die gewünschte Milchsäuregärung rasch in Gang und die Verluste kön- nen reduziert werden. In der Praxis gibt es vermehrt Press-Wickel- kombina tionen, wo mit derselben Maschine gepresst und gewickelt wird.
Siliermitteleinsatz ja oder nein?
Bisher ist der Einsatz von Siliermitteln bei Ballensilagen noch nicht allzu stark verbreitet. Dabei kann ein Siliermitteleinsatz durchaus sinnvoll sein, um einerseits die Gär- qualität der Silagen zu verbessern oder andererseits Nacherwärmungen vorzubeugen.
Dabei ist als erstes die Wahl des richtigen Siliermittels für die ge- wünschte Wirkungsrichtung (Verbes-
Übersicht 1: Auswahl aktueller Siliermittel für Grassilage mit DLGGütezeichen*
Produkte Bio Wirkkomponente TSBereich Ausbrin
gung
Packungs
einheit
Dosierung/
m3 Futter
Kosten/m3 Futter**
Hersteller
Siliermittel zur Förderung der Milchsäuregärung und Hemmung der Gärschädlinge
Kofasil-Plus Säure und Salze unter 20 % Granulat 25 kg 2.1 kg 8.00 Addcon
Kofasil liquid Säure und Salze unter 20 % flüssig 26 l 2,1 l 11.70 Addcon
Bonsilage
×
Homofermentative Milch-säurebakterien (MSB)
über 25 % flüssig 50 g 0,6 g 2.65 Schaumann
Bonsilage Forte
×
Homofermentative MSB über 20 % flüssig 100 g 1,2 g 2.70 SchaumannEcosyl 50 Granulat
×
Homofermentative MSB 25 – 40 % Granulat 20 kg 240 g 2.00 Volac Ecosyl 100 wasserlöslich Homofermentative MSB 25 – 40 % flüssig 400 g 2,4 g 1.80 VolacKofasil lac
×
Homofermentative MSB über 25 % flüssig 100 g 3 g 2.30 AddconPioneer Sila-Bac
×
Homofermentative MSB über 25 % flüssig 50 g 0,6 g 1.50 Pioneer Siliermittel gegen Nachgärung und gegen SchimmelbefallKofa Grain pH5 Säure und Salze 40 – 60 % flüssig 25 l 2,4 l 11.05 Addcon
Luprosil Agro Säure 40 – 60 % flüssig 30 l 3 l 10.80 BASF
Bonsilage Plus
×
Homo- u. Heterofermen- tative MSB40 – 60 % flüssig 50 g 0,6 g 2.75 Schaumann
Kofasil S
×
Heterofermentative MSB 40 – 60 % flüssig 100 g 0,6 g 1.75 AddconPioneer Sila-Bac Stabilizer
×
Heterofermentative MSB 40 – 60 % flüssig 50 g 0,6 g 1.50 Pioneer* vom LANDfreund nach Herstellerangaben zusammengestellt, Stand 15. März 2013, kein Anspruch auf Vollständigkeit
** Kosten inkl. MwST.
Für Ballensilage sind Siliermittel für die Verbesserung des Gärverlaufs und zur Verhinderung von Nacherwärmung ratsam.
Eine gerissene Folie muss so
fort mit einem Spezialklebe
band gut abge
dichtet werden.
Die Einstellung des Dosierge
räts muss auf die Schwad
grösse und die Fahrgeschwin
digkeit abge
stimmt werden.
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serung Gärverlauf oder Vorbeugung vor Nacherwärmung) wichtig (siehe Übersicht 1, S. 31). Danach muss das Siliermittel in der empfohlenen Men- ge zudosiert werden.
Dazu muss aber das Dosiergerät
Übersicht 2: Die grössten Schwachpunkte bei Ballensilagen
Häufige Fehler Auswirkungen
Zu altes Futter wird einsiliert. Älteres Futter ist sperrig, es lässt sich weniger gut verdichten;
Fehlgärungen sind die Folge.
Das Futter weist beim Pressen einen zu tiefen TS-Gehalt auf (besonders bei Herbstfutter).
Nasse Ballen verformen sich leicht, dadurch gibt es einen starken Druck auf die Folie. Es besteht die Gefahr von Löchern und damit Schimmelbildung.
Das Futter ist zu stark angewelkt (Ausnahme Haylage für Pferde).
Stärker angewelktes Futter lässt sich weniger gut verdichten und das Risiko von Schimmelbildung ist erhöht.
Das Futter weist einen starken Erdbesatz auf.
Fehlgärungen (Buttersäure) sind die Folge.
Die Ballen werden nicht genügend verdichtet.
Bei ungenügend verdichteten Ballen besteht ein erhöhtes Risiko von Fehlgärungen oder Schimmelbefall.
Zwischen dem Ballenpressen und dem Einwickeln vergeht zu viel Zeit.
Ist die Zeitspanne zwischen Pressen und Wickeln zu gross, wird durch die Gärschädlinge Zucker abgebaut. Er steht dann den Milchsäurebak- terien für die gewünschte Milchsäuregärung nicht mehr zur Verfü- gung. Folge:→ Fehlgärungen
Die Ballen werden bei schlechten Witterungsbedingungen (Regen oder Staub) gewickelt.
Das Wasser bzw. Staub haftet auf der Folie. Die einzelnen Folienlagen kleben nicht mehr gut zusammen. Folge: Lufteinfluss und Schimmel- bildung.
Die Qualität der Silofolie ist ungenügend.
Schlechte Folien sind weniger reissfest und/oder weisen eine ungenü- gende UV-Stabilität auf. Dadurch verhindern solche Folien weniger lange den Gasaustausch. Folge: Lufteinfluss und Schimmelbildung.
Schlechte Wahl der Folienfarbe Je heller eine Folie ist, desto weniger erwärmt sie sich unter der Sonneneinstrahlung und lässt nur einen geringen Gasaustausch zu.
Extreme Temperaturschwankungen in den Ballen können zu Kondens- wasser und Schimmel führen.
Die Ballen werden nicht mit genügend Folienlagen eingewickelt.
Lufteinfluss und in der Folge Schimmelbildung
Beim Einwickeln wird die Folie unter- oder überdehnt.
Eine unterdehnte Folie legt sich faltenartig um den Ballen. Dadurch können Wasser und Luft eindringen, in der Folge: Schimmelbildung.
Eine zu stark überdehnte Folie kann beim Einwickeln abreissen.
Die einzelnen Folienlagen über- lappen sich nicht optimal.
Der unerwünschte Gasaustausch zwischen der Silage und der Aussen- luft ist nicht ganz unterbunden. Folge: Lufteinfluss und Schimmel Nach dem Wickeln werden die
Ballen unsanft auf ein Feld mit harten Stoppeln abgelegt.
Die harten Grasstoppeln (besonders bei Luzerne) machen Löcher in die Folie; Folge: Lufteinfluss und Schimmelbildung
Die Silofolie wird beim Transpor- tieren verletzt.
Lufteinfluss und Schimmelbildung
Gewickelte Ballen werden lange auf dem Feld liegen gelassen.
Vögel oder andere Tiere machen Löcher in die Ballen. Folge: Luftein- fluss und Schimmelbildung
Der Lagerungsplatz ist unbe- festigt.
Mäuse breiten sich unter und zwischen den Ballen aus. Folge: Löcher und Schimmelbildung
Die Ballen werden unter Bäumen gelagert.
Herunterfallende Äste oder Tiere beschädigen die Ballen. Folge: Luft- einfluss und Schimmelbildung
Die Ballen werden länger als ein Jahr gelagert.
Die Qualität der Folie nimmt ab. Folge: Lufteinfluss und Schimmelbil- dung
Es dauert länger als eine Woche bis die Balle verfüttert ist.
Das Risiko von Nacherwärmungen steigt.
auf die Schwadgrösse und die Fahr- geschwindigkeit abgestimmt sein.
Durchflussmengenmessgeräte und das Wiegen von einzelnen Ballen hel- fen dabei, um die realisierten Dosie- rungen zu überprüfen und bei Bedarf
anzu passen. Bei korrosiven Siliermit- teln ist auf eine säurefeste Ausfüh- rung des Dosiergerätes zu achten.
Die Ballen sollten nur mit geeigne- tem Gerät wie z.B. Ballenzangen be- wegt werden, um Beschädigungen zu
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vermeiden. Achten Sie darauf, dass die Ballengabeln frei von Roststellen sind und keine vorstehenden oder scharfkan tigen Teile aufweisen.
In Gegenden, wo die Vögel sehr ak- tiv sind, sollten die Ballen möglichst rasch nach dem Einwickeln vom Feld abtransportiert werden.
Ballenlager kontrol lieren
Wenn kein Vogelproblem besteht, spielt es keine Rolle, ob die Ballen so- fort oder erst nach einigen Tagen ab- transportiert werden. Wichtig ist, dass die Ballen schonend transpor- tiert und die Folie nicht verletzt wird.
Die Ballen sollten grundsätzlich auf der Stirnseite (flache Seite) auf einem sauberen und festen Untergrund ste- hend gelagert werden, da hier eine relativ dicke Folienschicht vorhanden ist. Bei formstabilen Ballen können bis zu drei Ballen aufeinander gesta- pelt werden. Ballen, die Futter mit tiefen TS-Gehalten aufweisen bzw.
formunstabil sind, sollten nicht aufei- nander gestapelt werden. Ist der Platz
Siloballen sollten auf der Stirnseite auf einer sauberen, festen Unterlage gelagert werden. Eine Abdeckung wie hier ist von Vorteil.
unbefestigt oder weist er Steine auf, besteht die Gefahr, dass durch Tiere oder spitzige Steine, Löcher entste- hen. Zwischen den einzelnen Ballen sollte man ungefähr eine Handbreite Platz lassen, da sich bei eng zusam- menstehenden Ballen an den Berüh- rungsstellen durch Kondenswasser- bildung Schimmel bil den kann.
Von Wänden sollten die Ballen ei- nen kleinen Abstand halten, um zu verhindern, dass sich Nagetiere ein- nisten. Ein Abdecken mit Vogel- schutznetzen und ein Abzäunen ge- gen Wild- und Viehverbiss vermeidet Schäden an den Ballen. Zudem sollte das Ballenlager regelmässig kontrol- liert und bei Beschädigungen die Lö- cher sofort mit Spezialklebeband zu- geklebt werden!
Ballen rasch verfüttern
Und schlussendlich sollte auch bei der Verfütterung der Ballensilage ihre Qualität sensorisch beurteilt werden (Geruch, Farbe, Schimmelbesatz).
Eine gute Silage hat einen säuerlich
aromatischen Geruch. Schimmelige Futterpartien sind zu entfernen und nicht zu verfüttern.
Um eine verschimmelte Stelle her- um sollte rund 30 cm Silage entfernt und entsorgt werden. Geöffnete Bal- len sollten innerhalb einer Woche verfüttert werden.