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Archiv "Kreuzzüge: Aus der Perspektive eines Mediziners" (03.10.2008)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 40⏐⏐3. Oktober 2008 A2115

K U LT U R

Noch ein Buch über die Kreuzzüge?

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erwachte das Interesse an den Kreuzzügen; zahlreiche Publikatio- nen erschienen seither, von heroisie- renden Romanen über populärwis- senschaftliche Literatur bis hin zu den wissenschaftlichen Werken aus- gewiesener Mediävisten.

Dieses Buch ist allerdings in vie- lerlei Hinsicht etwas Besonderes.

Der Ursprung: Auf dem Templer- hof Gut Mücheln bei Halle, in der wiederentdeckten und in den letz- ten Jahren zum Leben erweckten Templerkapelle, fand im Juni 2005 ein wissenschaftlich-künstlerisches Symposium statt. In der einzigarti- gen Atmosphäre der Kapelle aus dem 13. Jahrhundert diskutierten nicht die professionell mit der Ma- terie befassten Historiker, sondern vorwiegend Mediziner aus der Sicht ihrer Fachgebiete die Gefahren und Widrigkeiten, denen die Menschen auf Kreuzzügen und Pilgerfahrten ins Heilige Land ausgesetzt waren.

Alle noch aktiv am Krankenbett, im Operationssaal, in der Praxis, im Labor oder im Hörsaal tätig, stürz- ten sie sich in das Abenteuer, eine lange zurückliegende Welt aus heu- tiger wissenschaftlicher Sicht ihrer Spezialgebiete neu zu entdecken.

Es ist eine ganz anders geartete medizinhistorische Reise, auf die der Leser mitgenommen wird: nicht aus der Perspektive des Medizinhistorikers, son- dern aus der des Anatomen, Augenarztes, Kieferchirur- gen, Zahnarztes, Chirurgen, Internisten, Urologen und anderer mehr. Abgerundet wird die Darstellung durch Beitrage eines Kunsthisto- rikers über die Geschichte der Templerkapelle, eines Chemi- kers über das griechische Feuer und einen marinehistorischen Beitrag über das Seewesen zur Zeit der Kreuzzüge. Es sind Nahaufnahmen aus der Lebens- und Leidenswelt des Mittelalters, die sehr speziali- sierten Fragen nachgehen, die das Heilen und Helfen mit dem Auge

des Fachmanns aus heutiger Sicht fokussieren. Neben zahlreichen Ein- zelheiten, die das Buch auch für den Kenner der Materie lesenswert ma- chen, werden auch den Wissbegie- rigen anderer Interessengebiete eine Fülle wissenswerter und in diesem Zusammenhang nicht unbedingt all- gemein bekannter Tatsachen ver- mittelt und Wechselbeziehungen mit verschiedenen Wissenszweigen aufgezeigt.

Die individuellen Eigenarten so vieler Autoren bedingen unter- schiedlich geartete Sichtweisen, Schreibweisen und Formate der Texte, was die Lesbarkeit der ver- schiedenen Beiträge gelegentlich et- was erschwert, wie auch das Nach- verfolgen der Quellen durch die un- gleichen Zitierweisen der Literatur bisweilen hinderlich ist. Die gering- fügigen Nachteile werden durch die Fülle der Informationen jedoch mehr als wettgemacht – für alle an der Medizingeschichte und an histo- rischen Zusammenhängen aus der Ära der Kreuzzüge interessierten Leser ist das Buch durchaus zu emp- fehlen. Georg-Michael Fleischer KREUZZÜGE

Aus der Perspektive eines Mediziners

Achim Lipp, Jürgen Lasch (Hrsg.):

Einer kam durch.

Zur Lebenswirklichkeit im Zeitalter der Kreuz- züge. Edition Templer- kapelle, Band I. Verlag Janos Stekovics, Dössel, 2007, 216 Seiten, gebunden, 28 Euro

HALLUZINATIONEN

Humorvoll und verständlich

Das Buch zeigt, dass es sehr viele unterschiedliche Arten von Trug- wahrnehmungen gibt, von denen manche sogar als bereichernd emp- funden werden können. Halluzina- tionen treten im akustischen und vi- suellen Bereich am häufigsten auf, aber es gibt sie auch in den Sinnes- bereichen Geruch, Geschmack und taktile Empfindungen. Manche Per- sonen haben das Gefühl, von innen heraus aufgefressen zu werden, an- dere spüren deutlich die Anwesen- heit einer fremden Person – ohne dass wirklich jemand da ist.

Halluzinationen haben viel von ihrem Flair des Unheimlichen ver- loren, seit man ihre Ursachen immer exakter erforscht hat. Hierin liegt der eigentliche Wert des Buches.

Sehr verständlich wird erklärt, wie solche Trugwahrnehmungen im Ge- hirn entstehen. Letztlich kennt jeder

von uns Vorstufen solcher Halluzi- nationen, wie zum Beispiel geistige Vorstellungen, Träume oder die fan- tastischen Gesichtsfelderscheinun- gen, die bei psychischen Kranken dann außer Kontrolle geraten und den Eindruck der Realität vermit- teln. Hierbei listet Kasten in seinem Buch auch detailliert und stets mit Bezug auf die aktuelle wissen- schaftliche Literatur auf, welche Hirnareale für welche Arten von Trugwahrnehmungen verantwort- lich sind.

Das Buch wendet sich nicht nur an Fachleute, sondern auch an inter- essierte Laien. Der Stil bleibt immer verständlich, selbst wenn es um komplexe hirnorganische Prozesse geht. Erich Kasten, der auch mit sei- nen anderen Büchern bereits mehr- fach eine populärwissenschaftliche Ader gezeigt hat, unterstreicht dies humorvoll schon in den Kapitel- überschriften, die Namen tragen wie zum Beispiel „Das leuchtende Ske- lett – Halluzinationen aus Sicht des

Betroffenen“, „Nackt auf der Straße – Psychosen“,

„Virtueller Orgasmus – Körperwahrnehmungshal- luzinationen“, „Der Herr in der Wolkensäule – Visionen Heiliger“, „Griff nach dem Gewehr – Halluzinationen und Kriminalität“ und

„Mein Becken war ein weißer Brunnen – Thera- pie“. Am wichtigsten für Betroffene und ihre An- gehörigen ist vielleicht das letzte Kapitel, denn es zeigt, welche Möglichkeiten man hat, um solche Phänomene wieder loszuwerden.

Angereichert mit 52 Abbildun- gen und einer Tabelle bietet der Band beides: spannendes Lesever- gnügen und Lerngewinn. Nach der Lektüre ahnt man, dass die Realität nur eine Interpretation unseres Ge- hirns ist oder, um einen Aphorismus zu zitieren: „Die Wahrheit ist nur ei- ne Halluzination, zu der sich die Mehrheit bekennt.“ Aglaja Stirn

Erich Kasten: Die irreale Welt in unserem Kopf. Halluzinationen, Visionen, Träume.

Reinhardt, München, 2008, 284 Seiten, kartoniert, 24,90 Euro

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