ARBEITSWIRTSCHAFT
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Ba rbara Spieß und Hermann Auernhammer, Freising
Anpassung des Arbeitsvo ransch lages an Kl imazonen
Zur Optimierung der Auslastung von Maschinen und Arbeitskraft ist in der Außenwirtschaft eine Planung auf Wo
c he nbasis nötig. Dazu wurde das Arbeits
zeitkalkulationsprogramm APLAN unter besonderer Berücksichtigung des Wetter
risikos entwickelt. Es berücksichtigt die Klimaregioneintei lung des KTBL für die verfügbaren Zeiten von März bis Novem
ber. Die Ei ngabe erfolgt in definierten Masken mit vorgegebenen Ausführungs
zeitpunkten der benötigten Arbeitsverfah
ren. Diese wurden für Bayern aus Sch lag
karteiaufzeichnungen und aus den Wetterdaten des Bayerischen Agrar
meteorologischen Meßnetzes abgeleitet.
L
a ndwirtschaftliche Betriebe sind einem wachsenden Kostendruck ausgesetzt. Neben dem Betriebsmanagement werden die Produ ktionskosten immer mehr zur entscheidenden Größe. U m die
se zu senken, muß eine optimale Maschi
nenauslastung und Betriebsorganisation a ngestrebt werden. Deren Planung im be
trieblichen und insbesondere im überbe
trieblichen Maschineneinsatz wird um so besser, je kürzer die Planungseinheiten sind. Sinnvollerweise sollten sie an übli
che Planungssysteme anzupassen sei n, welche ü berwiegend auf d ie Woche auf
bauen. Für eine schnelle u nd sichere Pla
nung empfiehlt sich d ie N utzung vorge
gebener Daten und eines ben utzer
freund lichen EDV-Progra mms.
Das zentrale Problem bei der Maschi
neneinsatzplanung ist d ie Bestimmung der Längen und der Zeitpu n kte d es Ma
schineneinsatzes. Sie werden neben den Witterungs- und Bodenverhältnissen d u rch d ie Wahl des Prod uktionsverfah
rens beeinflußt. Dabei nimmt die M echa
nisierung (kW-Angebot der Zugmaschi
ne, Arbeitsbreitel eine zentrale Stellung ein. J edoch werden bei erhöhtem Wetter
risiko, wenn möglich, schlagkräftigere Maschinen gewählt. Alternativ dazu kön
nen weniger risikoreiche Produktionsver
fahren gewählt werden. in jedem Fall gilt jedoch die hohe Abhängigkeit vom Wetter Dipl. -lng. agr. Barbara Spieß ist wissenschaft
liche Mitarbeiterin am Institut für Landtechnik der Universität München; Prof. Dr. Hermann Auernhammer ist Extraordinarius für Technik in Pflanzenbau und Landschaftspflege am Institut für Landtechnik, Am Staudengarten 2, 85350 Freising.
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in der Landwirtschaft. N icht nur Pflan
zenwachstum und Ertrag landwirtschaftli
cher Kulturen unterliegen dem Wetterein
fluß. Bodenbearbeitung, Pflege- und Pflanzenschutzmaßnahmen sind nur möglich, wenn der Boden a ufgrund gün
stiger Witterung befa hrbar ist. Somit ist bei der Planung von Verfahren die verfüg
bare Zeit die entscheidende G röße.
Klimaregionen nach KTBL
Zur Abschätzung des Wetterrisikos hat das KTB L 1990 Klimaregionen mit der zur Verfügung stehenden Zeit ermittelt [1). Das Modell beruht auf der Simulation der Bodenfeuchte m it Wetterdaten [3]. Es geht davon aus, daß der Feuchtegehalt der Bea rbeitu ngszone des Ackerbodens d ie Durchführung von Feldarbeiten be
stimmt. Danach gibt es d rei Anspruchs
stufen an die Bodenfeuchte und eine Un
terscheidung in d rei Bodenklassen.
Diese Klimaregioneinteil ung liefert d ie verfügbare Feldarbeitszeit von März bis November. Sie sollte im Vorhaben durch d ie Ausführungszeitpun kte der Arbeits
verfah ren für einzelne Prod uktionsverfah
ren ergänzt werden. Die These war, daß d ie Ausfü hrungszeitpunkte der Arbeits
verfahren für einzelne Produktionsverfah
ren mit der Witterung und somit mit den Klimaregionen korreliere n . So wurde da
von ausgegangen, daß d ie WW-Aussaat in einer warmen Klimaregion später a ls in einer kalten Klimaregion ausgefü hrt wird , da noch höhere Tem peratursummen zu erwarten sind und ein späteres Vegetati
onsende eintreten wird . Diese vordefi n ier
ten Prod uktionsverfahren je Klimaregion sollten d ie Arbeitszeitkalkulation be
schleunigen .
für Klimaregionen z u e ntwickeln , mußte im ersten Schritt d iese Einteilung verifi
ziert werden. Dazu wurde auf die Daten der Wetterstationen des bayerischen Agrarmetereologischen Meßnetzes zurückgegriffen . Dieses Netz wurde 1989 im Rahmen des Progra m mes " U mwelt
gerechter Pflanzenba u " aufgebaut. Bis 1996 standen 1 18 Wetterstationen in den verschiedenen Regione n . in den Daten sind enthalten: Lufttem peratu r (in 2 und 0,20 m H öhe), Bodente m peratur (in 0,05 m und 0,20 m und in 0 , 50 m Tiefe) , rela
tive Luftfeuchte (in 2 m Höhe), Regen
summe, B lattfeuchte, G lobalstrahlung und Windgeschwind igkeit (in 2 , 50 m).
M it d iesen Kli madaten konnte d ie Bo
denfeuchte nach DYER/BAI ER simuliert werden. M it der simulierten Bodenfeuch
te für die Jahre 1989 bis 1996 wurde für den Monat Septe m be r eine Klimakarte erstellt. Die Grenzen der Klimaregionen sind nur schwer nachzuvol lziehen, da d ie Abgrenzung bei AUGTER unter Berück
sichtigung der Höhena bstufung erfolgte.
J edoch konnten d ie Kerngebiete der Kli
maregionen m it den Wetterdaten des Bayerischen Agrarmeteorologischen Meßnetzes eindeutig bestim mt werden.
Laut AUGTER liegt die Bodenfeuchte
obergrenze der Anspruchsstufe 2 bei m ittlerem Boden bei 20 m m [1]. Von März bis Novem ber wurden für jede Sta
tion einer Klimaregion d i e Tage, an denen d ie Bodenfeuchte unter 20 mm lag, auf
summiert und fü r jede Klimaregion ge
m ittelt. Die Differenz der verfügbaren Feldarbeitstage zwischen den Klimaregio
nen bei der Nach bildung und beim KTB L ist etwa gleich groß. Dies bedeutet, daß
Verifikation der
Klimaregionen
I
Landwirtschaftlicher Betrieb -AnbaustrukturI
(Kiimaregion, Transport, Anbauverhaltnisse)
U m aufbauend a uf d ie Klimaregionein
teilung für Bayern (nach KTB L) Pro
d u ktionsverfahre n
Bild 1 : Ablaufschema Beraterprogramm APLAN
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MaschinenausstattungI
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!Produktionsverfahren
I
mit Arbeitsverfahren
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Verknüpfung:Maschinen und Arbeitsverfahren
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Berechnung der VerfahrensleistungI
1
ErgebnisdarstellungJ
Fig. 1 : Process chart Produktionsvertahren, Arbeitszelt nach VertOgbare Maschinenkosten Maschinen- und
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for the ßdViSO( prO- Arbeitsvertahren, Feldarbeitszeit und KBM·Satz
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nMaschinen
gmmme APLAN Lk==�����======�--�======��======�
53. Jahrgang LANDTEC H N I K 1/98
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I 3 5 7 9 I I 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53
1
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m m
30 20 1 0
I 3 5 7 9 I I 1 3 15 1 7 1 9 2 1 23 2 5 2 7 2 9 3 1 33 3 5 3 7 39 41 4 3 45 4 7 4 9 5 1 53
c:::::=:::J Winterweizen I winter wheal (38 ha) ll!li&lll7.uc1Cenil�n l :sunnr beet ( 1 1 ha)
-Wlnoo.row:n /I)'C (7 ha)
· · · · • • VttrOisbcrc Zoit /_ay.gilable time: Stufe l level 1
Woche /week
E:::::l Stillegung I set aside (1 0 ha)
� Körnennais I maize ( 16 ha)
� Vetfügbare Zeit I available time: Slufe l leve1 2 - - Verfü bare Zeit I available time: Stufe l leve1 3
Bild 2: Arbeitszeitbedarf je Produktionsverfahren und verfügbare Feldarbeitszeit eines landwirt
schaftlichen Betriebes bei München (82 ha) ermittelt mit APLAN
Fig. 2: Warking time requirement of production processes and available field working time of a farm near Munich (82 ha) determined with APLAN
mit den Wetterdaten des Bayerischen Agrarmeteorologischen Meßnetzes die U ntersch iede zwischen den Regionen er
faßt werden können.
Der mittlere Vegetationsbegin n und die Klimaregionen Bayerns korrelieren nega
tiv miteinander. Dies bedeutet, daß in ei
ner wärmeren Klimaregion der Vegeta
tionsbeginn früher einsetzt. H i ngegen korrelieren das Vegetationsende und d ie Klima regionen Bayerns positiv miteinan
der. Somit ist in einer wärmeren Klima
region mit einem späteren Vegetations
ende zu rechnen.
Beispiel Aussaat für
das Standardverfahren Winterweizen Aufbauend a uf diese Feststellung wurde i m nächsten Schritt zur Entwicklung sta n
dardisierter Produktionsverfa h ren für d i e Klimaregionen Schlagkarteidaten ausge
wertet. Es standen d ie Schlagka rteidaten der Bayerischen Sch lagkartei seit 1980 für d ie Klimaregion 2, 4, 5, 6, 7, 8 zur Ver
fügung. Erste Ergebn isse sollen am Bei
spiel der WW-Aussaat a ufgezeigt werden : Ab Anfang Oktober (40. Woche) wird d i e Winterweizenaussaat empfohlen. Bei früher Saat ist mit einer stärkeren Kran k
heitsgefährd ung (Halm bruch) zu rech
nen, jedoch sind bei einer frühen Saat M eh rerträge erziel bar. Den Pfla nzen m üs
sen nach der Aussaat genügend (0 bis 60) Vegetationstage zur vegetativen Ent
wicklung zur Verfügung stehen. Anhand von Teiltem peratursummen müßte eine Anpassung der Saatzeit a n den Standort m öglich sein. J edoch wird für den Win
terweizen für den Herbst eine benötigte Tei ltemperatursumme von 0 bis 400 oc a ngegeben [2].
53, Jahrgang LANDTEC H N I K 1/98
Bei der Auswertung der Schlagkartei
daten ist nur eine sehr geringe Korrelati
on zwischen den Aussaatzeitpunkten und den Klimaregionen festzustellen. Die Zu
verlässigkeit der Anga ben der Schlagkar
tei hinsichtlich des Ausfü hru ngszeitpunk
tes ist n icht zu kontrollieren. Desweiteren geben die Anga ben keine Auskunft ü ber den optimalen Aussaatzeitpun kt sondern n u r über den praxisüblichen Zeitpunkt.
Die Angaben können a n hand der Höhe der Ernteerträge n icht klassifiziert wer
den. Auch die Sortenu nterschiede wur
den bei dem verwendeten Datenmaterial nicht erfaßt. I m M ittel wird in der 43. Wo
che (2. Oktoberhälfte) gesät. ln der Kli
maregion 8 erfolgt d ie Saat tatsächlich ei
ne halbe Woche später und in der Kli ma_.
region 4 ein ha l be Woche früher. Die Standarda bweichung der M ittelwerte der Aussaatzeitpunkte schwan kt um zwei Wochen. Auch d ie Anzahl der Vegetati
onstage bis Vegetationsende und d ie Teil
tem peratursummen geben keine nähe
ren Anhaltspunkte. Im M ittel wird 16 Ta
ge vor Vegetationsende bei einer m ittleren noch zu erwartenden Tem peratursumme bis Vegetationsende von 100 oc gesät.
Die WW-Aussaat läßt sich demnach auf Wochen basis n icht eindeutig nach Klima
regionen unterscheiden. Erste U ntersu
chungen zu anderen Prod u ktionsverfa h
ren zeigen, daß eine Differenzierung der Ausführungszeitpunkte a uf Wochenbasis mit dem verwendeten Datenmaterial nach Klimaregionen schwierig wird . Je
doch sollen vordefin ierte Prod u ktionsver
fahren mit den entsprechenden Arbeits
verfahren und Ausführungszeitpu n kten dem Arbeitszeitkalkulationsprogra m m h interlegt werden und z u r einfacheren
Festlegung der zu planenden Arbeitsver
fahren diene n .
Beraterprogramm APLAN
Für die Plan ung wurde im Auftrag des BStM ELF ein einfach einsetzbares, dia
loggesteuertes, betriebsspezifisch anzu
passendes und mit geringem Aufwand zu nutzendes Pla n u ngsprogramm a uf Wo
chen basis entwickelt. A P LAN (Außenwirt
schaft Arbeitszeitplan u ng) wurde für die Verwendung auf einem Personal-Compu
ter i n MS-EXCEL 7.0 e rstellt. Das Pro
gram m hat folgenden Aufba u (Bild 1 ) . Nach der Ei ngabe d e r Anba ustruktur ( Kiimaregion, Transportkenndaten und Anbauverhältn isse) muß eine Maschi
nenauswa h l der betriebseigenen Maschi
nen erfolgen . Dazu ist d e m Progra m m ein Tei l der KTB L-Maschinendatenbank hin
terlegt [ 4] .
Nach der Maschinenauswah l werden d ie betriebseigenen Produ ktionsverfah
ren m it den entsprechenden Arbeitsver
fa hren und der Ausfüh rungswoche festgelegt. H ier sollen d i e mit der Bayeri
schen Schlagkartei erstellten Produ k
tionsverfahren eingesetzt werden.
I m nächsten Schritt werden d ie Ar
beitsverfahren m it den Maschinen ver
knü pft. Arbeiten kön nen auch ü berbe
trieblich erledigt werden. Die Berec h n u ng der Verfa hrensleistung erfolgt für d ie d u rchschnittlich eingegebene Schlag
größe. I m Anschluß dara n sind verschie
dene grafische und ta bellarische Ergeb
nisdarstellungen möglich.
Bild 2 zeigt a ls Beispiel den Jahres
a ufriß der benötigten Arbeitszeit eines Be
triebes a uf Wochen basis. Der Arbeitszeit
bedarf ka n n nach den Prod uktionsver
fah ren unterschieden werden. Zur Einord n u ng der Ist-Situation wird die laut KTB L zur Verfügung stehende Zeit ge
genü bergestellt. Andere Ergebnisdarstel
l u ngen sind mögl ich wie etwa Maschi
neneinsatzzeiten oder Arbeitszeitbedarf eines Prod u ktionsverfah rens nach Ar
beitsverfahren. Das Projekt Beraterpro
gramm wird bis zum Jahresende 1997 zum Abschluß kom men.
Literaturhinweise s i n d vom Verlag unter LT 98 1 1 6 erhältlich.
Schlüsselwörter
Klimaregion, Arbeitszeitka I kulation, Außenwirtschaft, Sta ndardverfahren, APLAN
Keywords
Climatic areas, calu lation of working time, field work, standard methods, APLAN
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