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Archiv "Volkszählung 1987: Nützlich und notwendig" (02.04.1987)

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Am 25. Mai ist es soweit: Nach 17 (!) Jahren findet in der Bundesre- publik Deutschland wieder eine Volkszählung statt; die Gebäude- zählung ist in diesen Tagen sogar schon angelaufen. In der Diskus- sion um Nutzen und Notwendigkeit der amtlichen Statistik im allge- meinen, der Volkszählung im besonderen, schleicht sich immer wieder die Furcht vor Zahlen, vor Zählen und Gezähltwerden ein.

I

ch traue keiner Statistik, es sei denn, ich hätte sie selbst mani- puliert." Dieser Satz wird Sir Winston Churchill, ehemali- gem britischen Kriegsminister und Premier, zugeschrieben. Dem hält der Präsident des Statistischen Bun- desamtes in Wiesbaden, Egon Höl- der, , entgegen: „Die amtliche Stati- stik braucht wie unsere Währung, um wirken zu können, das öffent- liche Vertrauen."

Das Fragenprogramm der Volkszählung '87 ist bürgerfreund- lich. So wird beispielsweise weder nach der Höhe des Einkommens ge- fragt noch nach Dingen, die allein die Privatangelegenheit des Bürgers sind: Der Datenschutz genießt ober- ste Priorität.

Anders als in manchen anderen Staaten wird die Volkszählung bei uns als Befragung beim Bürger durchgeführt und nicht als Auswer- tung vorhandener Register. Hierfür sind vor allem Gründe des Daten- schutzes maßgeblich: Ein umfang- reicher Abgleich der verschiedenen Register in den statistischen und den Verwaltungsbehörden wäre mit dem Grundrecht des Bürgers auf infor- mationelle Selbstbestimmung nicht vereinbar. Ebenso würde ein Perso- nenkennzeichen, wie es andere Staa- ten zur Zusammenführung der ver- schiedenen Register verwenden, den Anforderungen an den Datenschutz widersprechen.

Bedeutung

für das Gesundheitswesen

Es ist eine Selbstverständlich- keit, daß ein Sozialstaat bei der Pla- nung und Durchführung der allge- meinen Daseinsvorsorge aktuelle Daten über Einrichtungen des Ge- sundheitswesens (wie z. B. Kran- kenhäuser, Betten, Personal), über Auslastung und Kosten zwingend benötigt. Wie viele Ärzte mit wel-

chen Fachgebieten versorgen die Bevölkerung? Treten gefährliche In- fektionskrankheiten auf? Wie ist die Bevölkerung versichert? In welchem Ausmaß nutzt sie die Möglichkeit der Früherkennungsuntersuchun- gen? Auf diese Fragen liefert die amtliche Statistik verläßliche Ant- worten und kann auf die Mitarbeit der Auskunftspflichtigen rechnen.

Was wissen wir aber über den Gesundheitszustand der Bevölke- rung? Ist es für eine fortgeschrittene

Volkszählung 1987:

Nützlich und notwendig

Gesellschaft nicht an der Zeit, das Augenmerk auf Präventivmaßnah- men zu richten, anstatt zuzusehen, wie die Heilkosten stetig steigen? Die Entwicklung gesundheitspolitischer Programme setzt ausreichende Kenntnisse der Ausgangslage voraus.

Die amtliche Statistik hat des- halb Fragen über die gesundheit- lichen Verhältnisse der Bevölkerung in das Mikrozensus-Programm ein- gebaut. Gerade die Verankerung in dieser regelmäßig durchgeführten Stichprobenerhebung über die Be- völkerung und das Erwerbsleben bietet vielfältige Auswertungsmög- lichkeiten. Durch die Verknüpfung der Angaben über Krankheiten, Un- fallverletzungen, chronische Leiden, Arbeitsunfähigkeit usw. mit Infor- mationen über soziale und wirt- schaftliche Verhältnisse (Beruf, Bil- dung, Familien- und Wohnsituation usw.) wird ein Einblick in das Um- feld der Erkrankten und damit über mögliche Ursachenkombinationen ermöglicht. Im langfristigen Ver-

Volkszählung — wie oft?

5 Jahre: Australien, Japan, Kanada, Neuseeland, Schwe- den, Türkei

7 Jahre: Frankreich

9 Jahre: Peru, Portugal, UdSSR

10 Jahre: Argentinien, Brasi- lien, Großbritannien, Israel, Italien, Mexico, Norwegen, Österreich, Schweiz, Südafri- ka, USA

11 Jahre: Belgien, Nicaragua, Rumänien, Tansania

17 Jahre: Bundesrepublik Deutschland

gleich läßt sich die Wirkung politi- scher Maßnahmen oder von Ande- rungen menschlicher Lebens- und Verhaltensweisen beobachten.

Die veränderten gesamtwirt- schaftlichen Rahmenbedingungen, die angespannte Situation der öf- fentlichen Finanzen und die sich ab- zeichnende ungünstige Altersstruk- tur der Bevölkerung lassen einen steigenden Informationsbedarf im Hinblick auf die Alterssicherung und andere Bereiche der Sozialpoli- tik für die Zukunft erwarten. Fol- gende statistische Daten werden vordringlich gebraucht:

• Informationen über diejeni- gen Personengruppen, die durch die Sicherungssysteme für Alter, Krank- heit, Erwerbs- und Berufsunfähig- keit geschützt werden sollen;

• Informationen über die Kon- solidierung der Rentenversicherung und den Vergleich der Alterssiche- rungssysteme;

• Informationen über die Not- wendigkeit staatlicher Maßnahmen im Gesundheitswesen;

• Informationen über staat- liche Maßnahmen für Personengrup- pen, die als sozial hilfsbedürftig gel- ten, wie aber auch im Hinblick auf Fälle von Überversorgung durch staatliche Hilfen;

• Informationen über die Ko- sten der sozialen Sicherung allge- mein (insgesamt, individuell).

Statistik ist Ermittlung der Wahrheit. Der George Bernhard Shaw zugeschriebene Satz „Lüge — Erzlüge — Statistik" müßte richtiger lauten: „Erzlüge — gemeine Lüge — Wahrheit durch Statistik".

Rolf Combach A-900 (32) Dt. Ärztebl. 84, Heft 14, 2. April 1987

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