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Buchenblattschäden 1987

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Phytosanitärer Beobachtungs- und Meldedienst PBMD Service phytosanitaire d'observation et d'information SPOI Servizio fitosanitario d'osservazione e d'informazione SFOI Eidg. Anstalt für das forstliche Versuchswesen, 8903 Birmensdorf

Buchenblattschäden

1987 in der Schweiz

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H.P. Urech

Birmensdorf. im Juli 1987

Bulletin Nr. 1

Sanasilva

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Buchenblattschäden

In einem Grossteil des Buchenverbreitungsgebietes wurden im Früh- sommer 1987 Schäden an Buchenblättern beobachtet. Das Schadbild ist oft uneinheitlich. Allgemein äussert sich der Schaden jedoch in Form von braunen Blattverfärbungen, nekrotischen und einge- rollten sowie abgedorrten und durchlöcherten Blättern. Das Aus- mass der Schäden variiert von Baum zu Baum oft sehr stark. Auf- fällig ist, dass die geschädigten Bäume ein vielerorts deutlich sichtbares Band bilden, welches oft auf ca. 1 '000 m.ü.M. liegt, sowie dass zum Teil nur einzelne Buchen betroffen sind.

Bei der Untersuchung von Probematerial aus verschiedenen Gegen- den wurden von Dr. U. Heiniger (Phytopathologie) EAFV und

Dr. J.K. Maksymov (Entomologie) EAFV folgende Schadverursacher festgestellt:

- Gemeine Buchenwollaus (Phyllaphis fagi), auch Buchenzierlaus oder Buchenblatt-Baumlaus genannt.

- Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi).

- Blattbräunepilz der Buche (Apiognomonia errabunda), bzw. dessen Nebenfruchtform Gloeosporium fagi.

- Spätfrostschäden (Spätfröste anfangs Mai)

Die Schadbilder aller festgestellten Verursacher sehen sich ähn- lich; eine eindeutige Diagnose im Wald ist daher sehr schwierig.

Die Buchenwollaus bringt durch ihr Saugen die Triebspitzen zum Verdorren. Die Larven saugen vor allem auf der Blattunterseite entlang der Mittelrippe. Dies bewirkt, dass sich die Blätter charakteristisch von den Seiten her nach unten einrollen. An der Saugstelle haben wir oft braune, punktförmige Verfärbungen von 1 - 2 mm Durchmesser gefunden. Die Larven sind klein, meist grün oder schwarz und oft mit weisslicher Wachswolle bedeckt. Imagines kommen sowohl in ungeflügelter wie auch in geflügelter Form vor

(SCHWENKE, 1974).

Der Buchenspringrüssler und der Blattbräunepilz der Buche verur- sachen einander sehr ähnliche Nekrosen. Charakteristisch für den Buchenspringrüssler ist der Miniergang der Larve, welcher sich zur Blattspitze wendet, wo er sich blasenartig erweitert. Die Blattnekrosen des Pilzes sind unregelmässig und finden sich vor allem entlang der Blattnerven.

Spätfrost bewirkt ein Verdorren und Braunwerden der Blätter. Je nach Austriebsstadium beim Spätfrostereignis sind nur die Blatt- spitzen oder dann aber die ganzen Blätter betroffen.

Ein wesentlicher Anteil am Schadbild dürfte auf den Befall durch die Buchenwollaus, verstärkt durch die spätfrosteinwirkung, zu- rückzuführen sein. Der Befall durch den Buchenspringrüssler ist je nach Probe unterschiedlich stark. Das starke Auftreten des Blattbräunepilzes dürfte durch die feuchtkÜhle Frühlingswitterung begünstigt worden sein.

Die dieses Jahr beobachteten aussergewöhnlich starken Schäden an Buchenblättern sind möglicherweise auf das zusammentreffen der beobachteten Schadorganismen, verstärkt durch die abiotischen Einflüsse Spätfrost, Kühle und Nässe zurückzuführen.

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Die Saugtätigkeit der gehäuft auftretenden Buchenwollaus bewirkt, dass das besogene Pflanzengewebe frostempfindlicher·wird. Die Wiederstandshärte von Pflanzengewebe scheint von der Höhe des osmotischen Wertes abhängig zu sein. Bezüglich Spätfrostempfind- lichkeit innerhalb der gleichen Art spielt die Provenienz eine grosse Rolle. Im gleichen Bestand kann die Frostempfindlichkeit der Individuen sehr unterschiedlich sein. Die individuelle Varia- bilität des Austriebszeitpunktes ist bei vielen Baumarten sehr gross (SCHWERDTFEGER, 1981). Dies sind möglicherweise Erklärungen dafür, dass zum Teil nur einzelne Buchen Schäden aufweisen.

Das mehr oder weniger auf einen Streifen auf einer bestimmten Höhenlage beschränkte Vorkommen der Schäden lässt den Schluss zu, dass vermutlich nicht nur Krankheiten oder Schädlinge die Verur- sacher der Schäden sind. Die Annahmen, ein klimatisches Ereignis könne auslösend sein, liegt nahe.

Die feucht-kalte Witterung des Frühsommers 1987 hat möglicherwei- se die Vermehrung der Buchenwollaus begünstigt, da die Feuchtig- keit zahlreiche zarter gebaute Parasiten und Räuber behindert haben dürfte.

Die Witterung dieses Jahr ist zudem äussert günstig für das

Wachstum zahlreicher Pilze. Nach BUTIN" ••• kommt es nur al~e 5-10 Jahre zu einer epidemisch-parasitischen Ausbreitung des Pilzes

(Apiognomonia errabunda) mit grossen Blattnekrosen. Die Gründe dafür sind noch unklar. Möglicherweise spielt hierbei die Massen- entwicklung gallbildender Insekten eine Rolle, die dem Pilz bei der Infektion eine besondere Starthilfe geben".

Durch das Austreiben der Ersatzknospen ist während des Sommers mit einer Erholung der Bestände zu rechnen. Der Verlust eines Grossteils der ersten Blattanlagen, sowie die Neuanlage von Blät- tern wird sich lediglich in Zuwachsverlusten äussern.

Wie sich der Pilz- und Insektenbefall 1987 weiterentwickeln wird, lässt sich zum jetztigen Zeitpunkt (Juli 1987) noch nicht genau voraussagen. Man kann wie folgt vermuten:

Die Buchenwollaus vermehrt sich bis Anfang Oktober. Vor allem mit dem Erscqeinen der neuen Johannistriebe (oder möglicherweise mit dem Erscheinen der neuen Blattanlagen!) nimmt im Spätsommer die abgeflaute Vermehrungskapazität zu (SCHWENKE, 1984). Nach

Dr. J.K. Maksymov (mündliche Mitteilung) ist die Vermehrungskapa- zität des Pflanzensaugers abhänging vom entwicklungsbedingt

schwankenden Aminosäure-Gehalt der Blattanlagen. Es dürfte sich für den Forstdienst lohnen, weitere Beobachtungen Über das Auf- treten der Buchenwollaus und die Entwicklung der neuen Blattanla- gen zu machen. Ein taugliches Beobachtungmittel sind datierte Foto-Serien von jeweils gleichen Bäumen/Beständen.

Die erwähnten Schäden sind in vielen Gebieten der Schweiz beob- achtet worden. Es erreichten uns bisher Meldungen aus den Kanto- nen Bern, Graubünden, Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, St. Gallen, Tessin, Thurgau und Zug.

Ähnliche Erscheinungen sind dieses Jahr an Platanen und Linden zu beobachten. Die Ursache ist hier, laut Auskunft von Dr. Ursula Heiniger, ein Befall durch Blattbräunepilze (Gloeosporum platani/

G. tiliae oder Apiognomonia veneta/ A. tiliae), Verursacher einer Blattbräune, welche dieses Jahr vor allem an den Platanen der Alpennordseite auftritt.

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LITERATUR

BUTIN, H., 1983: Krankheiten der Wald- und Parkbäume.

172 Seiten, Stuttgart/ New York, Thieme.

SCHWENKE, W., 1974: Die Forstschädlinge Europas. Bd. 2, 500 Seiten, Hamburg/ Berlin, Parey.

SCHWERDTFEGER, F., 1981: Die Waldkrankheiten. 4. Auflage, 486 Seiten, Hamburg/ Berlin, Parey.

HU/sc, 13. 7. 1987

Titelbild

Buchentrieb mit geschädigten Blättern und Ersatzblättern (Sommer 1987)

Referenzen

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