Arztberuf
Zu dem Beitrag „Vom Traumjob zum Albtraum“ von Gereon Stork in Heft 42/2001:
Etwas Trost
Seit ich denken kann, klagen die Ärzte in den Kranken- häusern über zu viel Arbeit, schlechte Bezahlung, nicht bezahlte Überstunden und Ausbeutung. Nicht zuletzt deswegen wurde Mitte der 50er-Jahre der Marburger Bund gegründet. Vieles ist dadurch besser geworden, aber gemessen an anderen Arbeitnehmern ist die Bela- stung natürlich immer noch hoch. Aber lässt sich das wirklich grundlegend ändern, und vor allen Dingen, wird deswegen aus dem Arztberuf ein Albtraum? Vielleicht kann ich Sie etwas trösten.
Ich habe 1953 mit 200 DM im Monat angefangen, bekam 1955 mit Frau und Kind 600 DM, hatte viele Jahre jede zweite Nacht und jedes zwei- te Wochenende Dienst, dann jede dritte Nacht und jedes dritte Wochenende, einen freien Nachmittag in der Wo- che, keine Nacht-, Bereit- schafts- und Überstundenbe- zahlung. Trotzdem hat mir meine Arbeit immer große Freude bereitet, wobei ich al- lerdings das große Glück hat- te, dass meine Familie immer zu mir gehalten und meine beruflichen Belastungen ver- standen hat.
Außer einem Keuchhusten war ich nie krank und bin inzwischen ein 74-jähriger, recht fröhlicher Pensionär.
Immer noch verheiratet, zwei Kinder und zwei Enkel und 33-mal das goldene Sportabzeichen. Sicher kann
man vom Leben auch noch mehr verlangen, aber viele erreichen noch nicht einmal das.
Dr. med. Alexander Kayser, Birkenwaldstraße 165 c, 70191 Stuttgart
Hausärztetag
Zu dem Beitrag „Mit breiter Brust“
von Josef Maus in Heft 39/2001:
Fach- und sektorenüber- greifende Logistik fehlt
. . .In einer zunehmend dif- ferenzierter und komplexer werdenden Medizin mit all ihren diagnostischen und the- rapeutischen Möglichkeiten ist es schlicht unmöglich, dass ein Einzelner alle Facetten auch nur annähernd über- blickt. Was hierzulande über- haupt nicht funktioniert, ist eine fach- und sektorenüber-greifende Logistik, die insbe- sondere Patienten mit chro- nischen Erkrankungen mög- lichst rasch einem geeigneten Kompetenzzentrum zuführt – und zwar zu Beginn der Er- krankung, wenn irreversible Schäden noch nicht eingetre- ten sind, und nicht, wie heute eher die Regel (und von Kos- sow & Co offenkundig auch so gewollt), erst dann, wenn die hausärztlichen Therapie- versuche sich als ineffektiv erweisen. Neben einem hochsignifikanten Gewinn an medizinischer Qualität wür- den durch eine solche Vorge- hensweise auch in erhebli- chem Maße finanzielle Res- sourcen eingespart werden können, weil in vielen Fällen Folgeschäden vermieden oder aber deutlich abgemil- dert werden könnten.
Dr. K. O. Steinmetz, Landgraf-Georg- Straße 100, 64287 Darmstadt
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A3362 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 50½½14. Dezember 2001
B R I E F E