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Archiv "MUSIK: Oh! That Chaplin!" (22.10.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Luciano Castelli MUSIK

Bei einem Aufenthalt in Venedig bringt der Genius loci Figuren der Commedia del l'arte zum ma- lerischen und filmischen Leben, zwischen goldener Opulenz und martialisch lederverkleideter, peitschenschwingender eroti- scher Gebärde dunkelt eine schwarz-rötliche Signoria im Hintergrund; der zigarettenrau- chende Tod erwärmt sich in rot- ziger Gebärde vor der Kirche der Santa Maria della Salute mit der Schnapsflasche posierend, er verfolgt Colombine und Arlechi- no, die im Traum agieren. Dieser Film wurde mit Knut Hoffmeister aus Berlin gemacht. Ein großes, dunkel-bedrohlich wirkendes Doppelbild mit goldenen Mas- ken stellt die malerische Ausein- andersetzung mit den im Film gezeigten Sujets dar. Eine wich- tige Arbeit aus dem letzten Jahr, ein lasziv morbides Mozart- (Selbst-)Porträt, in dem die eige- nen Züge unverkennbar sind, entstand als Auftragsarbeit einer Salzburger Galerie zu den letzt- jährigen Salzburger Festspielen.

Luciano Castellis Standort am Namen anderer Künstler oder vorgeblicher Richtungen festzu- machen, ist an den Bedürfnissen des gegenwärtigen Kunstpubli- kums gemessen ein verständ- liches, allerdings für die Arbeit des Künstlers völlig belangloses Anliegen, Etikettierungen wie Bodyart, neue Wilde, neue Ro- mantik sind immer von außen aufgesetzt, richtig und führen doch in die falsche Richtung.

Bemerkenswert erscheint die Tatsache, daß Luciano Castelli die Untiefen eines immer hekti- scher werdenden Kunstbetrie- bes zu meiden vermag. So hat er erst jetzt der Einzelausstellung in Berlin auf vielseitiges Drängen seiner Freunde zugestimmt. Die- se Enthaltsamkeit erscheint mir produktiv zu sein; bezeichnend, daß ein großer Teil der Arbeiten in seiner eigenen Sammlung oder derjenigen seines Bruders verbleibt, ebenso sind die foto- graphischen Arbeiten aus- schließlich in eigenem Besitz.

Hier wird der Kontinuität künst- lerischer Arbeit Vorrang vor aus- laugender, hektischer Verpuf- fung eingeräumt, Luciano Ca- stelli läßt sich auch zu schöpferi- schen Pausen Zeit, die zu Reisen an Orte genutzt werden, welche neue Inspirationen liefern: So entstanden bei mehrfachen Rei- sen auf die Philippinen Piraten- filme und Piratenbilder. Diese bedächtige Art, die in der menschlichen Grundstruktur Lu- ciano Castellis ihre Erklärung findet, hat es ihm bisher erspart, im hektischen Ausstellungszir- kus der deutschen Galerieszene abzustürzen.

Erika Billeter, Leiterin des Lau- sanner Muse cantonal des Be- aux Arts, erkennt in Luciano Ca- stellis Arbeiten Zeichen einer neuen Romantik, sie wird im Herbst eine Monographie über den Künstler präsentieren,auf die man gespannt sein darf. Andere wähnen Castelli an den Rand der Gegenwartskunst gedrängt, er selbst verabscheut es, sich als nervtötendes hysterisches Kunst- ungeheuer mediengerecht und verkaufsfördernd zu präsentie- ren, um sich nach Art der Narren am Hof derer, die den Kunstbe- trieb unterhalten und betreiben, unentbehrlich zu machen.

Vor interpretatorischem Phi- listertum möge man sich hüten, der Künstler entzieht sich dem mit eigenem Geschick, man spürt, daß seine Kunstwerke des- halb faszinierend sind, weil sie, wie Susan Sontag das sieht, die Illusion geben, der Künstler ha- be keine andere Wahl, weil er ausschließlich in seinem Stil lebt.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Wolfhard Schmeißer Metzgerstraße 13/1

7410 Reutlingen

Gleichzeitig mit der Berliner Ausstellung zeigt Ingrid Raab in ihrer Londoner Nie- derlassung neue Bilder Luciano Castellis gemeinsam mit Bildern Sonjas und Ro- bert Delaunays als Hommage äR. und S.

Delaunay.

Oh! That Chaplin!

Der große Charlie Chaplin war nicht nur Komödiant, Schauspie- ler, Regisseur und Komponist vieler Filmmusiken, er spielte auch mit Leidenschaft Cello und Geige. Als Linkshänder ließ er sich die Instrumente umbauen.

Seiner Liebe zur Cello-Musik verdanken wir die 1916 entstan- dene Komposition „Oh! That Cello". Und genau mit diesem Ti- tel ist jetzt bei der Bremer Plat- tenfirma Jaro eine LP erschie- nen. Neben dem Titelsong ist noch eine Auswahl weltberühmt

Zu Melone und Stöckchen ein weiteres Attribut für Charlie Chaplin: das Violoncello

gewordener Filmmusik des Kom- ponisten Chaplin zu hören, z. B.

„Limelight" aus „Ein König in New York", „Bonjour, Madame"

aus seinem letzten Film „Die Gräfin von Hongkong". Aufge- nommen wurden die Titel mit Thomas Beckmann, Violoncello, und Johannes Cernota, Piano.

Wer die Chaplin-Musik live hö- ren möchte: Die Musiker Beck- mann und Cernota gehen ab 13.

November auf Tournee. Erste Station ist München, die letzte am 30. November Kiel. Außer den Chaplin-Melodien stehen Werke von Debussy, Ravel und Shostakovich auf dem Tournee- Programm. Rom

2964 (70) Heft 43 vom 22. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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