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Vergleich von indirektem und direktem Monitoring von Schadstoffflüssen auf NABO-Parzellen

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Academic year: 2022

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Mittl. Dtsch. Bodenkundl. Ges., 101 (2003): 105-106

1

Vergleich von indirektem und direktem Monitoring von Schadstoffflüssen auf NABO-Parzellen

André Desaules

1

, Armin Keller, Nicolas Rossier

Einleitung

Die Aussage, dass die Schadstoffbilanzierung ein Instru- ment der Bodenschutzvorsorge sei, impliziert einerseits einen engen Zusammenhang zwischen Schadstoffflüssen (indirektes Monitoring) und tatsächlich gemessenen Ver- änderungen von Schadstoffgehalten im Boden (direktes Monitoring) und andererseits, dass die Kenntnis der Schadstoffflüsse eine Anreicherung im Boden verhindern oder vermindern helfe. Die Ziele dieser Arbeit sind die Überprüfung der ersten Aussage mit vorliegenden Ergeb- nissen im Rahmen der Nationalen Boden-Beobachtung (NABO) der Schweiz (BUWAL 1993, 2000) und die Ab- leitung von Schlussfolgerungen für die zweite Aussage .

Methoden und Daten

Indirektes Monitoring (g ha-1 a-1): Hinweise zur verwen- deten Bilanzierungsmethode finden sich in Rossier et al.

(2003). Es wird angenommen, dass die zeitliche Verände- rung der Schadstoffgehalte im Oberboden (0 – 20 cm) ein Bilanzergebnis der Einträge aus der Atmosphäre und durch landwirtschaftliche Hilfsstoffe sowie der Ernteausträge ist.

Mögliche Veränderungen durch Erosion, Verlagerung oder Bodenbewirtschaftung werden nicht berücksichtigt. Die Daten zur diffusen atmosphärischen Deposition wurden von bestehenden Depositionsmessnetzen und Moosmonito- ring in der Schweiz entnommen. Die gezielten Einträge durch landwirtschaftliche Hilfsstoffe und Ernteausträge sind aus parzellenscharfen Angaben der Ausbringfrachten bzw. Ernten und entsprechenden Schadstoffkonzentratio- nen aus der Literatur berechnet. Unsicherheiten in den Bilanzdaten wurden auf Basis eines stochastischen Ansat- zes und anschliessender Simulation der Bilanzen berück- sichtigt (Keller et al. 2002). Dieser Ansatz erlaubt somit die erreichbare Genauigkeit der Nettobilanzen zu quantifi- zieren.

Direktes Monitoring (mg kg-1 5a-1): Das Vorgehen der Dauerbeobachtung im NABO-Messnetz ist in BUWAL (2000) beschrieben. Die Veränderungen von Schadstoff- gehalten werden im Oberboden (0 – 20 cm) auf Dauerbeo- bachtungsflächen (10 x 10 m2) mit Mischproben aus Rasterbeprobungen (25 Einstiche) in 4-facher Wiederho- lung im Abstand von 5 Jahren gemessen.

Zum Vergleich des indirekten- und direkten Monitorings wurden die Nettofluxe (g ha-1 a-1) in eine Konzentrations- veränderung (mg kg-1 5a-1) für die Probentiefe 0-20 cm und das jeweilige Trockenraumgewicht (bulk density) (g cm-3) umgerechnet. Für letzteren Parameter wurde bei der Um- rechnung ein Variationskoeffizient (CV) von 30 % ange- nommen.

1 Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau, Postfach, CH-8046 Zürich, Schweiz.

andre.desaules@fal.admin.ch, www.NABO.admin.ch

Ergebnisse

Ein erster Vergleich zwischen berechneten Jahreseinträgen und gemessenen Gehaltsveränderungen von Pb, Cu, Cd und Zn im Oberboden (0 – 20 cm) an 14 Dauer- beobachtungsflächen verschiedener Landnutzung (Acker- bau, Grasland, Intensiv-Kernobst- und Rebbau) zeigte eine überwiegend schlechte Übereinstimmung (Desaules 1993).

Nur in 15 (27 %) von insgesamt 56 Fällen (14 Standorte x 4 Elemente) stimmten die berechneten und gemessenen Veränderungen nahezu überein. Weiterhin zeigte der Vergleich Unterschiede von bis zu zwei Grös- senordnungen zwischen Messung und Bilanz auf. In dieser Studie wurden allerdings die Ernteausträge und Unsicher- heiten in den Bilanzen nicht berücksichtigt.

In einer neuen Studie zum indirekten Monitoring wurden die Cd, Cu, Pb und Zn -Bilanzen auf 48 landwirtschaftlich genutzten NABo-Parzellen der Periode 1996 – 2001 mit- tels der oben genannten stochastischen Methode berechnet (Rossier et al. 2003). Dies erlaubt vorläufig einen Ver- gleich von direktem und indirektem Monitoring an 6 NABO-Standorten (Fig. 1). Die Landnutzungen entspre- chen denen der oben erwähnten Untersuchung, doch die Standorte sind bis auf Nr. 4 verschieden.

Zum Vergleich der Ergebnisse wurde eine Übereinstim- mung bei einer Überschneidung der einfachen Standard- abweichung der mittleren Veränderungen postuliert. Der Vergleich zeigte eine Übereinstimmung in 11 (46 %) von 24 Fällen (6 Standorte x 4 Elemente) und wies damit ge- genüber der oben erwähnten Studie eine erhöhte Überein- stimmung um 19 % auf.

13Dir13Ind 15Di

15In30Di 30In 35Di

35In 4Di 4In 96Di 96In

Standort -0.06

-0.05 -0.04 -0.03 -0.02 -0.01 0.00 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06

Cd (mg/kg in 5 Jahren)

Ackerbau Naturwiese Obstw./Reben

x10

13Dir13Ind 15Di

15In30Di 30In 35Di

35In 4Di 4In 96Di 96In

Standort -3

-2 -1 0 1 2 3 4

Cu (mg/kg in 5 Jahren)

Naturwiese

Ackerbau Obstw./Reben

x100

Fig. 1: Vergleich von direktem (xxDi) und indirektem (xxIn) Monitoring an 6 NABO-Standorten (xx) mit verschiedener Landnutzung. Die Error Bars geben die Standardabweichungen wieder. Fehlende Error bars in den Bilanzen bedeuten, dass die berücksichtigten Unsicherheitsquellen für diesen Standort nicht relevant waren.

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Mittl. Dtsch. Bodenkundl. Ges., 101 (2003): 105-106

2

13Dir13Ind 15Di

15In30Di 30In 35Di

35In 4Di 4In 96Di 96In

Standort -6

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4

Pb (mg/kg in 5 Jahren)

Ackerbau Naturwiese Obstw./Reben

x10

13Dir 13Ind 15Di

15In30Di 30In 35Di35In 4Di 4In 96Di 96In

Standort -6

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6

Zn (mg/kg in 5 Jahren)

Ackerbau Naturwiese Obstw./Reben

x10

Fig 1: (Fortsetzung)

Diskussion

Der Vergleich der Ergebnisse beider Monitoring- instrumente an lediglich 6 Standorten kann nicht als reprä- sentativ für alle NABO-Standorte angesehen werden, er- laubt jedoch erste Rückschlüsse. Die gefundene Übereinstimmung in nur ca. der Hälfte der Fälle kann nicht als befriedigend angesehen werden. Es wurde deutlich, dass insbesondere die gemessenen Abnahmen der Schadstoffkonzentrationen im Oberboden mit der gegenwärtigen Bilanzierungsmethode nicht prognostiziert werden können. Prozesse der Bodendynamik, wie z.B.

Erosion und Bodendurchmischung durch Bodenbearbeitung oder Bioturbation, können ebenfalls zu Gehaltsveränderungen im Oberboden führen, wie schematisch in Figur 2 dargestellt. resultierender Konzentrationsveränderung im Oberboden (0 - 20 cm)

0

Unsicherheit Resultat

signifikant

AbnahmeZunahme

A P P A

P = Probenahme, A = Analytik

Prozesse

1 Einträge aus der Atmosphäre 5 Rückstandsanreicherungen 9 Schadstoffarme Ablagerungen 2 Einträge durch landw. Hilfsstoffe 6 Schadstoffreiche Ablagerungen

3 Ernteentzug 7 Tiefenverlagerung

4 Bodendurchmischung 8 Erosion

1 2

3

signifikant nicht signifikant 4

5 6 7 8 9

„Bodendynamik“

Fig. 2. Resultierende Gehaltsveränderung im Oberboden (0 – 20 cm) als Summe verschiedener Prozesse.

Das direkte Monitoring integriert sowohl die bekannten als auch die (noch) unbekannten Prozesse, die zu Gehaltsver- änderungen führen können. Je nach Standortbedingungen und landwirtschaftlicher Nutzung dominieren unterschied-

liche Prozesse, die sich in ihren Wirkungen aufsummieren, aber auch neutralisieren können. Einzelne Prozesswirkun- gen innerhalb des Unsicherheitsbereiches des direkten Monitorings bleiben maskiert und werden erst im Endre- sultat manifest. Dies ist einer der Hauptgründe, warum sich die Kausalforschung mit Hilfe des indirekten Monitorings so schwierig und unzuverlässig gestaltet. Sind an einem Standort jedoch bestimmte Prozesse bzw. Einträge so do- minant, dass sie alle anderen bei weitem überlagern, sind die Ursachen leicht zu identifizieren. Dies gilt beispiels- weise für die hohen Zn-Einträge über Hofdünger bei Standort Nr. 30 (Naturwiese) oder für die grosse Abnahme der Schadstoffgehalte durch eine tiefe Bodenbearbeitung beim Standort Nr. 96 (Rebbau).

Die Erwartung, dass die Ergebnisunsicherheiten des indi- rekten Monitorings aufgrund der geringeren Datenqualität deutlich grösser seien als jene des auf standortbezogenen Messungen basierenden direkten Monitorings, trifft hier nicht zu; oft ist es sogar umgekehrt. Ein Grund dafür ist der für das Trockenraumgewicht angenommene hohe CV von 30 %. Mit grossen Unsicherheitsbereichen wird der Grad der stochastischen Übereinstimmung (Überschnei- dung der Unsicherheitsbereiche) erhöht. Dies ist jedoch nicht erstrebenswert, denn dadurch sinkt der Grad der kausalen Aussagekraft.

Schlussfolgerungen

Damit die Messergebnisse des direkten Monitorings für die Validierung des indirekten Monitorings brauchbar sind, muss auch die Umrechnungsgrösse Trockenraumgewicht (bulk density) mit der selben Genauigkeit und Zuverlässig- keit gemessen werden, wie jene der Schadstoffgehalte.

Die Schadstoffbilanzierung kann ihre Aufgabe als Instru- ment der Bodenschutzvorsorge bzw. die quantitative Erfas- sung der Immissionen verschiedener Schadstoffquellen (Quellenevaluation) nur erfüllen, wenn sie in ein adäquates und stochastisches Modell eingebettet ist; dazu gehört auch die Quantifizierung der Gehaltsveränderungen durch rele- vante bodendynamische Prozesse.

Literatur

BUWAL (1993): Nationales Bodenbeobachtungsnetz – Messre- sultate 1985-1991. Schriftenreihe Umwelt Nr. 200. Bundes- amt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.), CH-3003 Bern.

BUWAL (2000): Nationales Boden-Beobachtungsnetz - Verän- derungen von Schadstoffgehalten nach 5 und 10 Jahren.

Schriftenreihe Umwelt Nr. 320. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.), CH-3003 Bern.

Desaules, A. (1993): Soil monitoring in Switzerland by the NABO-Network: objectives, experiences and problems. In:

Schulin, R. et al. (eds): Soil monitoring: early detection and surveying of soil contamination and degradation. Basel, Birk- häuser. pp 7-24.

Keller, A., Abbaspour, K.C., Schulin, R. (2002): Assessment of Uncertainty and Risk in Modeling Regional Heavy-Metal Accumulation in Agricultural Soils. J. Environ. Qual. 31:

175-187.

Rossier, N., Keller, A., Desaules, A. (2003): Schadstoffflüsse auf NABO-Parzellen. (in diesem Heft)

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