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uch Großstädte, denen niemand die Qualitäten eines Kurortes zuschrei- ben würde, beginnen sich als „Gesundheitsstandorte“zu profilieren und in den Re- ha-, Kur- und Gesundheits- markt einzusteigen. In der 600 000 Einwohner großen Ruhrmetropole Essen hat der im Mai gegründete Ver- ein „Kur vor Ort e.V.“ den Grugapark als Standort eines entsprechenden Modellpro- jekts ausgewählt.
Umbau der Orangerie
Im Park sind bereits Kneipp-Anlage, Apotheken- garten, Ruheoasen und Frei- zeiteinrichtungen vorhanden.
In Zusammenarbeit mit den Essener Krankenhäusern, Kurzentren aus Nordrhein- Westfalen sowie dem Sport- bund Essen soll in der grünen Lunge der Arbeiterstadt eine zentrale Einrichtung für Ge- sundheitsschulung, -vorsorge
und Therapie chronisch Erkrankter entstehen. Pro- gramm-Bausteine wie „Tradi- tionelle Chinesische Medizin“
oder „Naturheilverfahren“ sol-
len in der Orangerie unterge- bracht werden. Kurorte in Nordrhein-Westfalen können andererseits ihre eigenen An- gebote im Grugapark einem Publikum aus dem Ballungs- raum Rhein-Ruhr präsen- tieren.
Mit dem Umbau der Orangerie wird Mitte Okto- ber begonnen, die Einwei-
hung ist für das Frühjahr ge- plant. Der Verein „Kur vor Ort“ will mit dem Versuch kostengünstige Synergieef- fekte erzielen, ein wohnort- nahes Kurangebot schaffen und zugleich eine Vernet- zung der regionalen Gesund- heitsangebote fördern. Dem Verein gehören neben Klini- ken auch Rentenversiche- rungsträger, Ärzteorganisa- tionen, Vertreter der Stadt und von Selbsthilfeorganisa-
tionen an. OD
Heilkräuter
Geschichte einmal anders:
Anläßlich der 50-Jahrfeier der Stadt Bad Wörishofen wurden am 7. August die Heilkräuter- gärten eröffnet. Rund 2 600 verschiedene Heilpflanzen wurden in drei völlig unter- schiedlichen Gärten gepflanzt – eine nach Angaben der Städ- tischen Kurdirektion bislang einmalige Gartenanlage in Deutschland. Der jüngste Gar- ten entspricht den Heilge- danken von Pfarrer Sebastian Kneipp, der das Kneippen nach Bad Wörishofen brachte.
Informationen: Tel 0 82 47/
96 90 55, Fax 3 23 23. WZ
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in fachgerechter Sauna- gang ist auch für Herz- Kreislauf-Patienten in der Regel unbedenklich. Mit dieser Einschätzung wendet sich der Deutsche Sauna- Bund e.V. (DSB) in Biele- feld gegen die verbreitete Zurückhaltung von Men- schen mit Herz-Kreislauf- Problemen, die keine Sauna- besuche wagen. Zwar stelle der Saunagang einen „ausge- prägten Herz-Kreislaufreiz“dar, doch dieser werde häufig übertrieben dargestellt.
Das Herz pumpe in ruhi- gem Zustand mit 60 bis 70 Schlägen etwa sechs Liter Blut pro Minute durch den Kreis- lauf. Bei einer Saunatempera- tur von 80 bis 90 Grad steige der Puls auf 120 bis 130 Schlä- ge, die Pumpleistung des Her- zens auf zehn bis 12 Liter Blut pro Minute. Während eines Aufgusses erhöhe sich die
Pulsfrequenz noch einmal um bis zu 20 Schläge. Selbst bei ei- nem untrainierten Herzen be- trage die Leistungsfähigkeit jedoch bis zu 200 Schläge in der Minute und 20 Liter Blut- umschlag pro Minute. Die Leistungsgrenze wird also nach Auskunft des DSB in der Sauna nicht einmal annähernd erreicht. Außerdem arbeitet das Herz dem DSB zufolge in der Sauna „ökonomischer“.
Das heißt: Aufgrund der Sau- nawärme schlägt der Herz- muskel kräftiger und muß die Pulsfrequenz nur um die Hälf- te erhöhen, um beinahe das
Doppelte an Blut zu transpor- tieren.
Bedeutsam ist auch der Blutdruck als zweite Kompo- nente des Blutkreislaufs. An- ders als bei sportlicher Be- tätigung steigt er bei einem Saunagang kaum, weil die Blutgefäße in der Haut sich in der Hitze weiten. Weil also das Herz gegen einen verrin- gerten Widerstand arbeiten muß, stellt das Saunieren die geringere Kreislaufbelastung dar als der Sport. Es sei, so der DSB, wissenschaftlich ab- gesichert, daß auch Men- schen mit erhöhtem Blut-
druck die Sauna gut verkraf- ten und langfristig sogar da- von profitieren – in Form ei- ner Senkung des Ruheblut- drucks.
Erst im anschließenden Kaltwassertauchbecken steigt der Blutdruck wieder an, weil die Hautblutgefäße sich durch den intensiven Kältereiz wie- der verengen. Der DSB emp- fiehlt Bluthochdruckpatien- ten daher, den Tauchbecken- gang auszulassen und sich lediglich mit einer Dusche ab- zukühlen. Selbst nach einem Herzinfarkt können nach An- sicht des Vereins die meisten Menschen saunabaden. Die Belastung betrage nur 50 bis 70 Watt und werde von den meisten Herzpatienten problemlos bewältigt. Aller- dings, so der DSB, sollte von ihnen vor dem ersten Sauna- gang der Hausarzt aufgesucht werden. Oliver Driesen
A-2533 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 40, 8. Oktober 1999 (73)
V A R I A HEILBÄDER UND KURORTE
Sauna-Bund
Wohlige Wärme
selbst nach Infarkt
Schroth-Kur wird neu entdeckt
Ein traditionsreiches Naturheilverfahren soll im deut- schen Kurwesen verstärkt wiederentdeckt werden: die Schroth-Kur. Das hat sich der neu gegründete Internatio- nale Schrothbund zur Aufgabe gemacht. Benannt ist die Kur nach Johann Schroth (1798 bis 1856), der sie im heute tschechischen Lipova-Lazne (ehemals Niederlindewiese) entwickelte. Von dort geht nun der Versuch einer Renais- sance des 170jährigen Verfahrens aus. Es beruht auf den vier „Säulen“: Kurpackung, Kurdiät, rhythmischer Wechsel von Trink- und Dursttagen sowie Ruhe- und Bewe- gungstherapie. Nach Angaben des Schrothbundes handelt es sich um eines der ältesten von der deutschen Schulmedi- zin anerkannten Heilverfahren.
Auf Gesundheits- und Touristikmessen wollen die För- derer nun Kurbetriebe, Kurärzte und Diätköche für die Schrothkur gewinnen. Sie kann dem Verkalkungsprozeß entgegenwirken, entschlackt und entgiftet und wird oft als
„Operation ohne Messer“ bezeichnet. Seit 1949 wird die Schrothkur bereits im Allgäu und inzwischen auch in weite- ren bayerischen Heilbädern und Kurorten praktiziert. PT
