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Archiv "Das hochverstärkte EKG zur Risikoabschätzung für bedrohliche ventrikuläre Rhythmusstörungen" (28.02.1991)

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AKTUELLE MEDIZIN

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Das hochverstärkte EKG

zur Risikoabschätzung für bedrohliche

ventrikuläre

Rhythmusstörungen

Das hochverstärkte EKG von der Körperoberfläche weist lo- kale Erregungsleitungsverzögerungen des Kammennyo- kards am Ende des QRS-Komplexes oder in der frühen ST- Strecke (sogenannte „Spätpotentiale") nach. Hierzu wird ent- weder die Signalmittelungstechnik in der Zeitdarstellung oder aber eine Frequenzanalyse des EKG mittels schneller Fourier-Transformation herangezogen. Das Verfahren er- laubt die Einschätzung des Risikos durch bedrohliche ventri- kuläre Rhythmusstörungen in der Postinfarktphase.

Ralph Haberl

und Gerhard Steinbeck

Spätpotentiale

Der Patient nach Herzinfarkt ist bedroht vom plötzlichen Herztod (4 bis 8 Prozent im ersten Jahr), der in der überwiegenden Zahl der Fälle auf anhaltende Kammertachykar- dien oder Kammerflimmern zurück- zuführen ist. Diese Risikogruppe ist bisher weder mit nichtinvasiven noch mit invasiven Verfahren hinreichend identifizierbar. Komplexe Herz- rhythmusstörungen (gehäufte ventri- kuläre Extrasystolen, Salven) im Langzeit-EKG deuten zwar auf ein erhöhtes Risiko hin, der Befund ist jedoch sehr unspezifisch Die Ergo- metrie ist für diese Fragestellung we- nig sensitiv. Die prognostische Aus- sage der programmierten Ventrikel- stimulation im Hinblick auf die Ent- wicklung einer anhaltenden Kam- mertachykardie bei einem asympto- matischen Postinfarktpatienten ist umstritten.

In den letzten Jahren entdeckte man niederamplitudige, hochfre- quente Signale im terminalen QRS- Komplex und in der frühen ST- Strecke des hochverstärkten Elek- trokardiogrammes bei Patienten mit anhaltenden Kammertachykardien

nach Herzinfarkt (Abbildung 1). Man nannte sie „Spätpotentiale", da sie verspätet zur normalen Ventrikeler- regung im EKG auftreten. Die Am- plitude dieser Signale im Oberflä- chen-EKG ist sehr gering (wenige tausendstel Millivolt), so daß sie nur bei extrem hoher Verstärkung und speziellen Methoden zur Rauschun- terdrückung erfaßbar sind. Seit kur- zem stehen kommerziell erhältliche Geräte zur Spätpotentialanalyse zur Verfügung. Mit breiterer Anwen- dung dieser Methode erscheint es deshalb sinnvoll, die Bedeutung die- se Befundes und die Indikation zu diesem neuen diagnostischen Ver- fahren hier zu erörtern.

Pathophysiologische Bedeutung

Begünstigt durch verzögerte Er- regungsleitung im Kammermyokard kann der normale Sinusrhythmus ab- gelöst werden von einer Perpetuie- Medizinische Klinik I (Direktor: Prof.

Dr. med. Gerhard Riecker), Klinikum Groß- hadern der Ludwig-Maximilians-Universität München

rung der Depolarisation entlang ei- ner Kreisbahn (Reentry) im Ventri- kel; dies wird heute als häufigste Ur- sache anhaltender Kammertachykar- dien bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung angesehen. Wäh- rend Sinusrhythmus ist bei Patienten nach Herzinfarkt eine abnorme Ver- zögerung der Kammererregung im Randgebiet des Infarkts nachzuwei- sen, besonders ausgeprägt bei Pa- tienten mit anhaltenden Kammerta- chykardien. Die Ursache der Lei- tungsverzögerung liegt in der Durch- setzung des Myokards mit fribösen Inseln im Randgebiet des Infarktes mit Verlängerung des Erregungswe- ges und Aufhebung der Parallelori- entierung der Muskelfaserbündel [1]. Elektrokardiogramme, die im Randbezirk des Infarkts vom Endo- kard abgeleitet werden, zeigen eine niedrige Amplitude, aufgesplitterte Potentiale und verzögerte Erregung (Abbildung 2). Spätpotentiale sind Ausdruck der verzögerten Myokard- erregung. Von der Körperoberfläche sind sie ableitbar, wenn sie durch den Hauptvektor des EKG nicht ver- deckt werden und eine gewisse Min- destamplitude besitzen, um von Stör- einflüsse (Muskelzittern, Elektro- denrauschen, Netzeinstreuungen) abgegrenzt werden.

Spätpotentiale sind Ausdruck struktureller Veränderungen am Myokard, welche die Voraussetzung für kreisende Erregung sind. Trig- gerfaktoren (ventrikuläre Extrasy- stolen, Änderung der Herzfrequenz) und modulierende Faktoren (akute A-652 (42) Dt. Arztebl. 88, Heft 9, 28. Februar 1991

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49511110110150 Abbildung 1: Spätpotentiale sind Signale im Mikrovoltbereich am En-

de des QRS-Komplexes. Im Routine-EKG sind sie nicht zu erkennen

Abbildung 2: Ableitung von Spätpotentialen vom Endokard bei ei- nem Patienten nach Hinterwandinfarkt. Über gesundem Herzmus- kelgewebe sind die Elektrokardiogramme schlank und von hoher Amplitude. Im Randgebiet des Infarktes ist die Amplitude sehr klein, die Potentiale sind aufgesplittert und reichen über das Ende des QRS-Komplexes in den Standardableitungen hinaus

Ischämie, Elektrolytstörungen, vege- tative Einflüsse, Katecholamine), sind erforderlich, damit eine solche kreisende Erregung tatsächlich auch ausgelöst wird mit der Folge einer Kammertachykardie (Abbildung 3).

Ableitverfahren

Wegen der sehr geringen Ampli- tude von Spätpotentialen benötigt man Spezialgeräte, um sie an der Körperoberfläche nachweisen zu können. Die Registrierung erfolgt über bipolare, orthogonale Elektro- densysteme, wobei die Elektroden- impedanz zur Verminderung von Rauscheinstreuungen < 1000 Ohm sein sollte. Die Signale werden über rauscharme Spezialverstärker ver- stärkt (0,5 bis 250Hz) und für die weitere Auswertung in einem Com- puter digitalisiert (Abt astrate 1000Hz, Auflösung 12 Bit). Zur Ver- besserung des Signal-Rausch-Ab- standes wird üblicherweise eine Signalmittelung durchgeführt: dabei werden bis zu mehrere 100 EKG- Zyklen zeitgenau übereinander gela- gert, so daß regelmäßig zum Trigger- impuls einfallende Signale wie Spät- potentiale im Laufe des Signalmitte- lungsprozesses verstärkt, zufällig zum Triggerende einfallende Signale

wie Muskelzittern oder Elektroden- rauschen dagegen vermindert wer- den. Die Signalmittelung ist jedoch mit dem Nachteil behaftet, daß Spät-

potentiale wechselnder Morphologie und Verzögerung nicht nachweis- bar sind. Der Rauschpegel bei Si- gnalmittelung sinkt im Verhältnis zur Wurzel der signalgemittelten EKG-Komplexe, der Rauschpegel sollte < 1jtV betragen.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Analyseme- thoden: die Analyse im Zeitbereich und im Frequenzbereich.

Analyse

im Zeitbereich

In den meisten Studien werden hierbei die drei Einzelkanäle mit ei- nem digitalen, bidirektionalen Hoch- paßfilter gefiltert und in einer Vek- tormagnitude zusammengefaßt. Das Abbildung 3: Pathophy-

siologische Bedeutung von Spätpotentialen.

Während Sinusrhyth- mus wird die Erregung im Randgebiet des In- farktes langsam weiter- geleitet und führt so zu Spätpotentialen (links).

Eine Extrasystole als Triggerfaktor kann die Leitung im Randgebiet des Infarktes so stark herabsetzen, daß ein Wiederaustritt in nicht refraktäres Herzmus- kelgewebe möglich ist mit der Folge einer Kammertachykardie

Ergebnis wird „gefilterter QRS- Komplex" genannt (2). Spätpotenti- ale werden angenommen, falls die Dauer des gefilterten QRS-Komple- xes auf über 120ms verlängert ist und/oder die mittlere Amplitude der letzten 40ms des QRS-Komplexes (RMS-Amplitude) < 25RV beträgt.

In Abbildung 4 rechts ist der ge- filterte QRS-Komplex bei einem Pa- tienten nach Herzinfarkt mit anhal- tenden Kammertachykardien ge- zeigt: am Ende des QRS-Komplexes findet sich ein niederamplitudiger Schwanz, der durch Spätpotentiale hervorgerufen wird. Bei Patienten nach Herzinfarkt ohne Rhythmus- störungen liegt ein steiler Übergang vom QRS-Komplex in die ST-Strek- ke vor (Abbildung 4 links). Mit dieser Methode nach Simson liegen welt-

(3)

4

x

Hochpaßfilterung

X 2 +Y2 +2

Patient ohne Spätpotentiale Patient mit Spätpotentiale

RMS 115 UV RMS 8 pV

50 pV

QRS -Dauer 91 ms (AS-Dauer 136 ms

Abbildung 4: Analyse im Zeitbereich (Sim- son-Methode). Die drei Kanäle werden hochpaßgefiltert, vek- toriell addiert und er- geben so den „gefil- terten QRS-Komplex".

Bei Patienten mit Spätpotentialen ist der gefilterte QRS- Komplex über 120ms verlängert; und die Amplitude der letzten 40ms beträgt < 25g.V (rechts)

weit die meisten Erfahrungen vor. Es bestehen jedoch auch wesentliche methodische Beschränkungen:

Die Kriterien für ein normales oder pathologisches Ergebnis wer- den nicht einheitlich gehandhabt.

Die Vektormagnitude erlaubt keine räumliche Aussage, die unbedingt erforderliche Hochpaßfilterung kann Filterartefakte erzeugen oder we- sentliche Signalanteile auslöschen.

Eine Einzelschlaganalyse ist nicht möglich. Die Berechnung der End- punkte des QRS-Komplexes ist vom Rauschniveau abhängig, so daß der gleiche Patient je nach Signalqualität einmal als normal oder als patholo- gisch eingestuft werden kann. Pa- tienten mit komplettem Linksschen- kelblock müssen grundsätzlich von der Analyse ausgeschlossen werden;

damit sind bis zu 20 Prozent der Pa- tienten nach Herzinfarkt nicht analy- sierbar.

Analyse

im Frequenzbereich

Diesem neuen Verfahren liegt der Gedanke zugrunde, daß Spätpo- tentiale an ihrem hohen Frequenzge- halt in der sonst niederfrequenten ST-Strecke identifiziert werden kön- nen. Die Frequenzkomponenten des EKG-Signals werden mit Spektral- analyse des EKG mit schneller Fou- rier-Transformation bestimmt (3, 4).

Besonders aussagekräftig ist die Me- thode, wenn eine Vielzahl sich über- lappender Segmente des terminalen QRS-Komplexes und der ST-Strecke mit Spektralanalyse untersucht wird (Abbildung 5) (5). Die Spektren wer- den in einer Wasserfalldarstellung übereinander gelagert (spektrotem- porales Mapping).

In Abbildung 6 ist die Fourier- Analyse eines Patienten nach Herz- infarkt ohne Rhythmusstörungen dargestellt. Alle Spektren zeigen ei- nen Frequenzgipfel bei etwa 15Hz, entsprechend der langsamen Grund- schwingung der ST-Strecke. Höher- frequente Anteile im Bereich über 50Hz sind nicht vorhanden. Dies stellt einen Normalbefund dar.

Bei einem Patienten nach Herz- infarkt mit Kammertachykardien

(Abbildung 7) sind in Segmenten weit außerhalb des QRS-Komplexes kei- ne höherfrequenten Anteile nach- weisbar. In Segmenten um das QRS- Ende jedoch treten höherfrequente Frequenzgipfel auf, die durch Spät- potentiale bedingt sind. Durch Kor- relationsanalyse der Spektren läßt sich ein Normalitätsfaktor berech- nen, der beim ersten Patienten ohne Rythmusstörungen unauffällig, bei Patient 2 mit Kammertachykardien jedoch pathologisch war.

Die Frequenzanalyse bietet fol- gende Vorteile: Die Signale werden ungefiltert untersucht, das heißt die Nachteile der Hochpaßfilterung wer-

Abbildung 5: Analyse im Frequenzbereich.

Am Ende des QRS- Komplexes wird eine Vielzahl von Segmen- ten (Länge 80ms) festgelegt; von jedem Segment wird eine Spektralanalyse mit Fourier-Transformati- on durchgeführt. In dieser hochverstärk- ten Ableitung erkennt man Spätpotentiale nach dem Ende des QRS-Komplexes

den vermieden. Eine Analyse von Einzelkanälen und somit eine räum- liche Interpretation der Ergebnisse ist möglich. Die Differenzierung zwi- schen Spätpotentialen und Rausch- einflüssen ist wesentlich verbessert, so daß sogar eine Schlag-zu-Schlag- Analyse möglich ist. Patienten mit Schenkelblock müssen nicht ausge- schlossen werden [5, 6].

Die Frequenzauflösung der Fou- rier-Transformation ist bei kurzen Segmenten schlecht, deswegen wer- den zur Zeit alternative Verfahren zur Berechnung des Frequenzspek- trums mit hoher Auflösung trotz kur- zer Segmente erarbeitet.

A-654 (46) Dt. Ärztebl. 88, Heft 9, 28. Februar 1991

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Spektrales Mapping mit FFT HI ohne VT

Abbildung 6: Spektro- temporales Mapping bei einem Patienten nach Herzinfarkt ohne Rhythmusstörungen.

Es sind keine hoch- frequenten Anteile (> 50Hz) nachweis- bar

Ergebnisse der Spätpotentialanalyse

Bei Postinfarktpatienten mit an- haltenden Kammertachykardien sind Spätpotentiale in zahlreichen Unter- suchungen in 70 bis 80 Prozent der Pa- tienten nachgewiesen worden (Über- sicht in 7). Bei diesen Patienten be- steht eine enge Korrelation zwischen dem Nachweis von Spätpotentialen und der Auslösbarkeit bei der pro- grammierten Ventrikelstimulation.

Nicht nachweisbar sind Spätpotenti- ale, falls das Infarktareal so frühzeitig erregt wird, daß die verzögerte Erre- gung nicht über das Ende des QRS- Komplexes hinausreicht. Methoden, die verzögerte Erregung auch inner- halb des QRS-Komplexes nachzuwei- sen, sind in der Entwicklung.

Bei Patienten mit schlechter Ventrikelfunktion sind Spätpotenti- ale häufiger nachweisbar als bei Pa- tienten mit normaler Pumpfunktion (8). Bei Patienten nach Herzinfarkt ohne ventrikuläre Rhythmusstörun- gen sind Spätpotentiale in etwa 10 bis 20 Prozent nachweisbar. Herzgesun- de haben nur sehr selten Spätpotenti- ale. Vorläufige Ergebnisse weisen darauf hin, daß die Spektralanalyse des EKG der Untersuchung im Zeit- bereich überlegen ist hinsichtlich Sensitivität, Spezifität und der Ab- grenzung von Rauscheinflüssen. Pro- spektive Untersuchungen an Post- infarktpatienten liegen mit dieser Untersuchungsmethode noch nicht

VOL

Nach heutigem Kenntnisstand gelingt eine Risikoabschätzung von

Tabelle: Risikokonstellation

... bei Postinfarktpatienten

■ Hochverstärktes EKG:

Nachweis von Spätpotenti- alen

III Langzeit-EKG:

mehr als 10 ventrikuläre Extrasystolen pro Stunde und/oder Nachweis von Couplets/Salven

■ Ventrikelfunktion (z. B.

mit Radionuklidventrikulo- grafie oder Echokardiogra- fie):

LV-Auswurffraktion <40%

Patienten nach Herzinfarkt am be- sten mit der Anwendung mehrerer nichtinvasiver Untersuchungsverfah- ren. Eine Risikokonstellation liegt demnach bei den in der Tabelle ange- gebenen Befunden vor. Im Gegensatz zu der Situation beim Postinfarktpa- tienten ist die klinische Bedeutung des hochverstärkten EKG zur Erken- nung gefährdeter Patienten mit ande- rer kardialer Grunderkrankung (dila- tative Kardiomyopathie, hypertrophe Kardiomyopathie, Mitralklappen- prolaps) nicht gesichert.

Indikation zum

hochverstärkten EKG

1. Risikostratifizierung nach abgelaufenem Myokardinfarkt Mehrere prospektive Untersu- chungen haben zeigen können, daß bei Patienten mit Nachweis von

Spätpotentialen die Gefahr der spä- teren Entwicklung von anhaltenden Kammertachykardien oder eines plötzlichen Herztodes erhöht ist.

Multivarianzanalysen wiesen nach, daß die prognostische Bedeutung dieser Untersuchungsmethode unab- hängig von der linksventrikulären Pumpfunktion oder dem Vorhan- densein häufiger und komplexer ven- trikulärer Extrasystolen besteht; ins- besondere durch Kombination mit nichtinvasiven Untersuchungsmetho- den zur Bestimmung der linksventri- kulären Auswurffraktion (wie Ra- dionuklidventrikulografie) läßt sich der positive prädiktive Wert der Un- tersuchung weiter steigern.

2. Risikostratifizierung von Patienten mit nicht anhaltenden ventrikulären Tachykardien Mehrere Untersuchungen zeig- ten, daß bei Patienten mit ventriku- lären Salven nach Myokardinfarkt und abnormem Befund im hochver- stärkten EKG vermehrt anhaltende monomorphe ventrikuläre Tachykar- dien mittels programmierter Stimu- lation induziert werden können.

Werden bei einem Patienten mit nicht anhaltenden oder anhaltenden ventrikulären Tachykardien und nor- maler linksventrikulärer Funktion Spätpotentiale nachgewiesen, so ist der Verdacht auf eine rechtsventri- kuläre Dysplasie zu äußern.

3. Synkope

Bei Patienten mit ungeklärter Synkope, insbesondere nach abge- laufenem Myokardinfarkt, korreliert der Nachweis eines abnormen Be- fundes im hochverstärkten EKG mit der Induzierbarkeit einer anhalten- den Kammertachykardie in der elek- trophysiologischen Untersuchung.

4. Reperfusion nach akutem Myokardinfarkt durch Lyse- Therapie

Eine erfolgreiche oder nicht er- folgreiche Reperfusion des Koronar- gefäßes von Patienten nach akutem Myokardinfarkt infolge systema- tischer oder intrakoronarer Lyse- therapie korreliert eng mit dem Feh-

(5)

0 Hz Normatitinsfaktor: 2%

0 CC 300

Spektrales Mapping mit FFT HI mit VT

QRS Ende

—20 (

+38

len beziehungsweise dem Nachweis von Spätpotentialen im hochver- stärkten EKG.

5. Therapiekontrolle

Derzeit wird geprüft, ob bei Pa- tienten mit anhaltenden ventrikulä- ren Rhythmusstörungen die Wirk- samkeit einer medikamentös antiar- rhythmischen Therapie mit dem hochverstärkten EKG kontrolliert werden kann; hierzu kann zum ge- genwärtigen Zeitpunkt keine eindeu- tige Aussage gemacht werden. Ein- zelberichte liegen vor, daß nach Ka- theterablation ventrikulärer Rhyth- musstörungen Spätpotentiale nicht mehr nachweisbar sind. Nach erfolg- reichen rhythmuschirurgischen Ein- griffen (Aneurysmektomie, Endo- kardresektion) verschwinden Spät- potentiale.

Ein herzchirurgischer Eingriff zur Beseitigung einer ventrikulären Rhythmusstörung stellt somit eine Indikation für die präoperative Ab- leitung eines hochverstärkten EKG dar. Bei geplanter Aneurysmektomie ohne Kammertachykardien weisen Spätpotentiale auf eine hohe Nei- gung zu ventrikulären Rhythmusstö- rungen hin; präoperativ sollte dann eine elektrophysiologische Untersu- chung erfolgen.

6. Diagnostik akuter Abstoßungsreaktionen nach orthotoper Herztransplantation Die Spektralanalyse des hoch- verstärkten EKG mit schneller Fou- rier-Transformation eignet sich als nichtinvasive, täglich durchführbare Suchmethode zur Erkennung von Abstoßungsreaktionen in der Akut- und chronischen Phase nach ortho- toper Herztransplantation (9). Wäh- rend der Abstoßung wurden charak- teristische Änderungen der Fre- quenzzusammensetzung des QRS- Komplexes gefunden; es besteht kein Zusammenhang mit dem Nachweis von Spätpotentialen.

Schlußfolgerungen

Mehrere prospektive Untersu- chungen haben mit der konventio- nellen Signalmittelungstechnik in der Zeitdarstellung nach der

Abbildung 7: Spektro- temporales Mapping bei einem Patienten nach Herzinfarkt mit Kammertachykardien (VT) (gleicher Patient wie in Abbildung 5).

Die Spektren der Seg- mente von Abbildung 5 werden übereinan- dergelagert. Typisch für Spätpotentiale sind höherfrequente Anteile (> 50Hz) in Segmenten am QRS- Ende (oben), die weit außerhalb des QRS- Komplexes (unten) nicht vorhanden sind

Simson-Methode die prognostische Bedeutung des Nachweises von Spät- potentialen bezüglich Vorhersage bedrohlicher ventrikulärer Rhyth- musstörungen und des plötzlichen Herztodes belegt; dementsprechend ist die Bedeutung dieser Untersu- chungsmethode höher zu veranschla- gen als das Langzeit-EKG. Für ande- re Krankheiten als die koronare Herzerkrankung gilt dagegen der Wert des hochverstärkten EKG als nicht gesichert. Es ist zu hoffen, daß über eine verbesserte Differenzie- rung zwischen Spätpotentialen und Störsignalen mittels schneller Fou- rier-Transformation, insbesondere in Form des „spektrotemporalen Map- ping", die Aussagekraft dieser Me- thode weiter gesteigert werden kann und damit auch eine Schlag-zu- Schlag-Analyse möglich wird.

Es ist jedoch zu betonen, daß dieser verbesserten Diagnostik noch keine therapeutischen Fortschritte gegenüberstehen; die Konsequenzen für die Behandlung eines Patien- ten mit abnormem hochverstärkten EKG nach Myokardinfarkt sind Ge- genstand laufender Untersuchungen;

praktische Therapieempfehlungen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben werden.

Literatur

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Haberl, R.; Weber, M.; Reichenspurner, H.;

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Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Ralph Haberl

Prof. Dr. med. Gerhard Steinbeck Medizinische Klinik I

der Universität München Klinikum Großhadern Marchioninistraße 15 W-8000 München 70

3.

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A-658 (50) Dt. Ärztebl. 88, Heft 9, 28. Februar 1991

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