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Archiv "Zu den Nobelpreisen Medizin 1990" (06.12.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Zu den Nobelpreisen Medizin 1990

Rudolf Gross

KURZBERICHT

in der Medizin eine neue Periode der Transplantationsmedizin einlei- ten. Das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT wird sich in seiner schon be- gonnenen Serie „Transplantationen"

mit verschiedenen allgemeinen Pro- blemem und denen einzelner Orga- ne auseinandersetzen.

I

n den diesjährigen (1990) Nobelpreis für Medizin und Physiologie teilen sich der Chirurg Joseph E. Murray (71 Jahre) und der Hämato- Onkologe E. Donnall (Don) Thomas (70 Jahre). Beide verbindet außer ih- ren Pioniertaten in der Übertragung von Fremdgeweben vieles: Beide ha- ben lange an der Harvard University und am Peter Bent Brigham Hospital in Boston/Mass./USA gearbeitet;

beide haben ihre entscheidenden Untersuchungen sozusagen in der mittleren Periode ihrer Laufbahn an Kliniken des Staates New York durchgeführt; beide haben kliniknah experimentell gearbeitet und die Er- gebnisse laufend auf die Nutzanwen- dung am Patienten übertragen.

Murray hat in den 50er Jahren die ersten erfolgreichen allogenen Nierentransplantationen durchge- führt und das erste Spender-Empfän- ger-Register für Nierentransplanta- tionen eingeführt, das später in ähnli- cher Form in Leiden/Holland durch J. van Rood aufgebaut wurde („Euro- transplant"). Thomas hat seit 1984 in Seattle/WA./USA an der Universität und am Fred Hutchinson-Krebsfor- schungs-Zentrum (vor allem mit sei- nem deutschstämmigen Partner Rai- ner Storb) ein Zentrum für Knochen- marktransplantationen Stufe für Stu- fe aufgebaut und weiterentwickelt, das meines Wissens international über die größten Erfahrungen verfügt (bis Mitte 1989: rund 2000 Leuk- ämien und über 300 bis 400 aplasti- sehe Syndrome (Witherspoon et al., New England Journal of Medicine, 321 [1989] 784). Weltweit dürften über 25 000 Knochenmarktransplan- tationen durchgeführt worden sein mit einer jährlichen Zuwachsrate von zur Zeit etwa 500. Jedes der 14 Zen- tren in der Bundesrepublik und der drei in den neuen Bundesländern hat direkt oder indirekt aus den Ergeb- nissen von Thomas, Storb und Mitar- beitern gelernt.

Die Pioniere

Bei den großen Verdiensten der Preisträger Murray und Thomas soll- te man nicht vergessen, daß die Fort- schritte, im Grunde eingeleitet mit Landsteiners Entdeckung des ABO- Blutgruppensystems, sich auf zahl- reiche Erkenntnisse früherer For- scher aufbauen, die zum Teil auch mit Nobelpreisen ausgezeichnet wur- den. Beispielhaft genannt seien nur die Entdeckungen des Australiers Sir Macfarlane Burnet, nach denen die Abwehrsysteme des Organismus scharf trennen zwischen „Selbst"

und „Nicht-Selbst" — mit der unver- ändert problematischen Ausnahme der Reaktionen gegen (zum Teil vi- ral veränderte) körpereigene Zellen, den sogenannten Autoimmuner- krankungen. Sir Peter Medawar konnte in den 50er Jahren die immu- nologische, das heißt vorzugsweise an Monozyten, Lymphozyten (vor al- lem vom T-Zell-Typ), Plasmazellen und deren Proteine gebundene Na- tur dieser Abwehrreaktion aufzei- gen. Aus zahlreichen Laboratorien stammen, mosaikartig zusammenge- setzt, unsere heutigen Kenntnisse über das die Gewebsverträglichkeit entscheidend bestimmende Histo- komp atibilitäts-System (MHC = Major Histocompatibility, oder, für die Blutzellen häufiger gebraucht:

HLA = Human Leucocyte Antigen- System), deren genetische Herkunft

— bei vielen Millionen von Kombina- tionsmöglichkeiten — Jean Dausset in den 70er Jahren zeigen konnte. Die fast unendliche Vielfalt ist einerseits die Grundlage unserer Individuali- tät, andererseits immer noch das Hauptproblem von Transplantatio- nen aller Art.

Trotz vielfacher Probleme sind die Fortschritte dank der neuen No- belpreisträger, ihrer Mitarbeiter und Vorgänger, aber auch der Entdecker besserer immunsuppressiver Be- handlungen, bedeutend und dürften

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Rudolf Gross

Herbert-Lewin-Straße 5 W-5000 Köln 41

FÜR SIE REFERIERT

Verzögerung der HIV-Progression durch Dithiocarb

60 Patienten mit HIV-1-Infekti- on in den Stadien 2 bis 4 wurden ran- domisiert einer Behandlung mit in- travenöser oder oraler Gabe von Dithiocarb (Diethyldithiocarbamat, DTC) oder Plazebo über einen Zeit- raum von 24 Wochen nach einem paarig angelegten Doppelblind-Mus- ter zugeteilt.

55 Patienten konnten am Ende der Studie bewertet werden: Keiner der Patienten mit DTC-Behandlung, jedoch sechs Plazebo-Patienten hat-

ten AIDS; ein signifikanter Unter- schied. Eine signifikant verzögerte Krankheitsprogression wurde in der intravenösen DTC-Gruppe beobach- tet, verglichen mit den Plazebo-Pa- tienten. Der Vorteil in der oralen DTC-Gruppe war statistisch nicht signifikant Während des 18monati- gen Nachuntersuchungszeitraumes starben in den ursprünglichen Plaze- bo-Gruppen drei Patienten, jedoch keiner der Patienten mit DTC-Gabe zu Beginn der Studie. Es wurde eine signifikante Verzögerung der Pro- gression zum AIDS in den DTC-Gruppen beobachtet. Lng

Reisinger, E. C. et Inhibition of HIV progression by dithiocarb, Lancet, 335 (1990), 679-682.

Prof. M. Dietrich, Bernhard Nocht Insti- tute for Tropical Medicine, Bernhard- Nocht-Str. 74,2000 Hamburg 36.

A-3940 (62) Dt. Ärztebl. 87, Heft 49, 6. Dezember 1990

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