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Milwa – die Wädenswiler «Diwa»

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Academic year: 2022

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ren. Die Sorte weist keine besondere Schorf-, Mehltau- oder Feuerbrandrobustheit auf. Der Schutz vor diesen Krankheiten muss deshalb beachtet werden. In der Ap- felzüchtung von Agroscope wurde «Milwa» deshalb ver- schiedentlich eingesetzt, um Sorten mit verbesserten Re- sistenzeigenschaften zu entwickeln. Einige Selektionen, darunter vor allem solche mit polygener, breit abge- stützter Robustheit gegen Schorf, sind auch unter Bio- Bedingungen in Prüfung. Positiv erwähnt werden kann die geringe Krebsanfälligkeit, die besonders in nördli- chen Anbaugebieten geschätzt wird.

Attraktiv, geschmackvoll, lagerfähig

Was bei «Milwa» in der Produktion, im Verkauf und bei den Konsumenten auf Begeisterung stösst, ist die mittel- grosse, regelmässig kugelige und intensiv leuchtend rote Frucht. «Milwa» steht heute in fast allen Apfelprodukti- onsgebieten der Welt, zumindest in Versuchsanlagen in Chile, Neuseeland, Australien und Südafrika. In Gebieten mit sehr starker Sonneneinstrahlung tritt verstärkt Son- nenbrand auf, sodass sich der Anbau dort schwieriger ge- staltet. In den USA wird die Sorte von Zirkle Fruit Co. im trocken-heissen Washington State an der Westküste an- gebaut. Ein Konsument in den USA schrieb: «Junami®ist eine willkommene Alternative zu den supersüssen mo- dernen Apfelsorten, die im Winter- und Frühjahr das An- gebot dominieren».

Markus Kellerhals, Agroscope, Wädenswil markus.kellerhals@agroscope.admin.ch

Die Kreuzung zwischen einer Zuchtnummer («Idared»

҂«Maigold») und der niederländischen Sorte «Elstar» war 1982 von der Arbeitsgruppe Alfred Aeppli und Ueli Grem- minger in Wädenswil durchgeführt worden. Die Selektion fand ab 1984 durch das Team von Markus Kellerhals statt.

Urgrossmutter der Sorte «Milwa» ist «Fraurotacher», eine alte Sorte aus dem Thurgau, die in der Schweiz verbreitet war. Ihr Erbgut ist via die ebenfalls an Agroscope gezüch- tete Sorte «Maigold» in «Milwa» eingeflossen. Damit weist

«Milwa» eine erfreulich breite genetische Basis auf. An der Expo.02 wurde die Neuzüchtung in Murten der Schweizer Bevölkerung und der Obstbranche vorgestellt.

Anspruchsvolle Produktion

Die Sorte «Milwa» entwickelt gut garnierte, eher schwach wachsende Bäume, die sich klar von der Vatersorte «El- star» unterscheiden. Besonders intensiv mit der Produk- tion von «Milwa» hat man sich in den Niederlanden be- fasst. Heute werden dort mit angepasstem Schnitt, Dün- gung, einseitigem Wurzelschnitt und Behangsregulie- rung Erträge von 50 t/ha und 85% Junami®-Qualitäts- standard (Packout) erzielt. «Milwa» ist kein einfacher Massenträger, es braucht gute Sortenkenntnisse für ei- nen erfolgreichen Anbau. Sie kann auch etwas alternie-

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Milwa – die Wädenswiler «Diwa»

Ein phantastisch roter, wohlgeformter Apfel, der vor Saftigkeit und Knackigkeit strotzt, mit angenehm harmonischem Aroma und guter Haltbarkeit, das ist «Milwa-Diwa

®

». Die Endung

«-wa» im Sorten- und Markennamen nimmt Bezug auf Wädenswil als Züchtungsstandort.

Markus Kellerhals.

Milwa.

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In Europa verhalfen ihr die Holländer zum Durch- bruch. Im Rahmen eines von «Inova Fruit» koordinier- ten Projekts suchten sie nach aussichtsreichen Neuhei- ten, die für ihre Anbauregion geeignet waren (Kellerhals et al. 2005). Vier Sorten erreichten die Ziellinie, eine da- von war Milwa. Die Niederländer gaben ihr kurzerhand einen neuen Markennamen: «Junami®». Die Wortkreati- on aus «Jeunesse» (= Jugend) und «Ami» (= Freund- schaft) ergab sich aus der Definition des Zielpublikums, das sich aus jungen, dynamischen Leuten zusammen- setzen sollte.

Die Sorte «Milwa» ist in der Schweiz allgemein zu- gänglich, darf also auch für den Direktverkauf angebaut werden. Korrekt müssen die Früchte dann unter der Sor- tenbezeichnung «Milwa» verkauft werden. Wenn die Früchte unter der Marke «Diwa®» in den Detailhandel gelangen sollen, müssen die Früchte an einen Handels- betrieb der Group Swiss geliefert werden. In Europa ist

«Milwa» eine Clubsorte. Die Früchte gelangen unter der Bezeichnung «Junami®» in den Handel. Die Marktein- führung in der Europäischen Union wird im Auftrag der VariCom von Inova Fruit durchgeführt. n

Literatur

Kellerhals M., Höhn E. und Sauer C.: Diwa – die neue Schweizer Apfelsorte. Schweiz. Z. Obst- und Weinbau, 138, 571–573, 2002.

Kellerhals M., Bertschinger L., Stadler W. und Höhn E.: Erfahrun- gen mit Diwa®und Mairac®in der Schweiz und in Europa.

Schweiz. Z. Obst- und Weinbau 141, 6–8, 2005.

Die Färbung der Frucht setzt am Baum schon früh ein, was auch die Schweizer Produzenten zu schätzen wissen. Gut bewährt hat sich ein Pflückzeitpunkt rund eine Woche vor «Golden Delicious» (Kellerhals et al.

2002). Bei später Reife können die Früchte dunkelrot werden. Geschätzt wird auch das relativ grosse Erntefes- ter, das durch Ernteterminversuche bei Agroscope be- stätigt werden konnte. Tests in Fachgremien und mit Konsumenten haben gezeigt, dass «Milwa» stets gut auf- genommen wird, dank der guten Optik, des harmoni- schen Geschmacks und dem saftig-knackigen Fleisch.

Umfangreiche Lagerversuche von Agroscope und Erfah- rungen in der Praxis zeigen, dass «Milwa» weitgehend problemlos und lange lagerfähig ist und auch kühle La- gertemperaturen erträgt.

Marktpräsenz national und international

Seit gut zehn Jahren engagiert sich die VariCom GmbH für die Markteinführung und Markenpositionierung von

«Milwa-Diwa®». In der Schweiz erfolgt sie über die Group Swiss, eine Plattform wichtiger Obsthandelsunterneh- men. Aktuell stehen in Schweiz 110 ha der Sorte.

Bewertung von neuen Apfelsorten durch Konsumenten im April 2005 an der BEA05 in Bern (Früchte aus CA-Lager) und im Januar 2006 im Supermarkt in Wädenswil (Früchte aus normalem Kühllager 1 °C).

Jahr N Merkmal Ariane GoldRush Topaz Milwa La Flamboyante Royal Gala

2005 203 Aussehen 7.8 a 5.6 d 6.2 c 7.7 a 7.1 b 7.0 b

Essqualität 7.0 bc 6.8 c 5.9 d 7.5 a 7.4 ab 6.1 d

2006 203 Aussehen 7.4 a 5.6 c 6.6 b 7.3 a 6.9 b 6.8 b

Essqualität 6.3 b 5.9 bc 5.8 c 7.0 a 7.1 a 5.0 d

Mittelwerte der Skala 1 = sehr schlecht bis 9 = sehr gut. Die verschiedenen Buchstaben nach den Zahlen bedeuten statistisch gesicherte Unterschiede.

«Diwa®» kommt bei der Bevölke- rung gut an, wie hier beim Turn- fest in Wädenswil.

Die Schweizerische Konferenz der Kantonalen Obstfachstellen (SKOF) gratuliert Agroscope in Wädenswil zum 125-Jahr-Jubiläum. Im Bereich Extension Obst zeigen wir beispielhaft auf, wie in der heutigen Zeit knapper finanzieller und personeller Ressourcen die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Beratung und Weiterbildung funktionieren muss. Viele langjährige persönliche Kontakte zwischen Forschenden und Beratenden vereinfachen die Arbeit. Wir wünschen uns weiterhin eine praxis- orientierte Forschung zum Wohle der Schweizer Obstproduktion und danken für die stets gute Zusammenarbeit.

SKOF-Präsidenten Richard Hollenstein, LZSG Fachstelle Obstbau, und Sébastien Besse, Office d’arboriculture VS

Fraurotacher – «Urgrossmutter» von Milwa.

(Foto: aus der Pomologie von H. Kessler, 1945)

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