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P O L I T I K MEDIZINREPORT
(28) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 7, 14. Februar 1997 Seitdem zahlreiche Studien be-
wiesen haben, daß Individuen mit ho- hem Risiko für kardiovaskuläre Er- krankungen durch lipidsenkende Maßnahmen Morbidität und Morta- lität beeinflussen, lohnt es sich, diese Patienten von solchen mit niedrigem Risiko unterscheiden zu können. Die- se Differenzierung war bis jetzt aller- dings nicht zu treffen, da eine Hetero- genität in der Hyperlipidämie vorliegt.
So hat die Hälfte der deutschen Bevölkerung einen Blutcholesterin- wert oberhalb der „Normalgrenze“
von 200 mg/dl. Bei den meisten Perso- nen handelt es sich um eine relativ harmlose, eventuell durch Eßgewohn- heiten bedingte Hyperlipidämie, die eine geringe Erhöhung des Herz- krankheitsrisikos mit sich bringt. Bei etwa zehn Prozent jedoch liegt die ge- netisch bedingte familiäre Hypercho- lesterinämie (FH) vor. Bereits 30 Pro- zent der FH-Patienten leiden im Alter von 50 Jahren schon an einer sympto- matischen Koronargefäßerkrankung, im Alter von 60 Jahren sind es sogar 50 Prozent.
Mit einem neuen Test auf mole- kularbiologischer Basis, dem Oli- gonucleotide Ligation Assay, kann dem bisher verschwommenen Bild
der Hyperlipidämie eine neue Schärfe verliehen werden, wie Dr. Herbert Schuster vom Max-Delbrück-Cen- trum für Molekulare Medizin in Ber- lin anläßlich des Workshops „Innova- tive Methoden und Technologien für die DNA-Analyse in der molekularen Medizin“ referierte.
Lipid grenzwertig Auf molekularer Ebene liegt das Problem im LDL-(low density lipo- protein-)Rezeptor oder am Apolipo- protein B. Der zugrundeliegende, au- tosomal dominant vererbte geneti- sche Defekt existiert in zwei Typen:
Individuen mit der homozygoten Form stellen wegen deutlich erhöhter Blutlipidwerte und anderer klinischer Faktoren zwar ein therapeutisches, je- doch kein diagnostisches Problem dar.
In der viel häufiger vorkommenden heterozygoten Form besitzt der Pa- tient eine Kopie des defekten Gens, und die Lipidwerte fallen meist in den Bereich von 220 bis 270 mg/dl.
Diese Werte unterscheiden sich nicht sehr von Nicht-FH-Patienten, da die üblichen diagnostischen Metho- den der gründlichen Familienana-
mnese und der Blutlipidwerte nur ei- ne sehr geringe Spezifität besitzen.
Erschwerend kommt hinzu, daß in Deutschland schon mindestens 24, weltweit sogar mehr als 150 Mutatio- nen der entsprechenden Gene be- kannt sind, was eine DNA-Analyse mit herkömmlichen Methoden ar- beitsintensiv macht.
Mutationen aufspüren Um eine Vielzahl von Mutatio- nen zu detektieren, hat Schuster den
„Oligonucleotide Ligation Assay“
(OLA) entwickelt, mit dem gleichzei- tig mehrere Exons analysiert werden können. Dieser Test erkennt 19 häufig vorkommende Mutationen in den für den LDL-Rezeptor und das Apolipo- protein B kodierenden Genen; er bie- tet somit eine Möglichkeit, größere Bevölkerungsgruppen auf FH hin zu testen. „Die zugrundeliegende Me- thodik ist nicht neu, aber hiermit ha- ben wir ein neues und viel einfacheres Werkzeug, um dem wachsenden Be- darf der DNA-Diagnostik nachzu- kommen“, so Schuster. Da der Test derzeit noch validiert wird, sind Än- derungen hinsichtlich der Anzahl der zu detektierenden Mutationen durch- aus noch möglich – wofür OLA die technischen Voraussetzungen bietet.
Laut Schuster eignet sich der DNA-Test, der in der zweiten Jahres- hälfte auf den Markt kommt, weniger für das einfache klinische Labor, son- dern eher für größere Referenzlabo- ratorien. Hierfür werden lediglich ein paar Blutstropfen auf ein Stück Filter- papier aufgebracht. Es genügt auch eine Speichelprobe auf Teststreifen, die mit der Post verschickt werden können. Patienten mit einem positi- ven Ergebnis können dann eine ge- zielte pharmakologische Therapie er- halten und betroffene Familienmit- glieder in die Primärprävention mit einbezogen werden.
Voraussichtlich wird der Preis für ein Testkit höher sein als die einfache Blutcholesterin-Bestimmung, jedoch reicht laut Schuster eine einzige DNA-Testung, und der Patient hat ei- ne 100prozentige Sensitivität und Spezifität, wodurch eine klare Indika- tion zur Therapie gestellt werden kann. Sandra Goldbeck-Wood, MD
Diagnose der familiären Hypercholesterinämie
Neuer DNA-Test erkennt heterozygote Genträger
sung eignen sich nur das freie T3 und das TSH. Treten manifeste Hyperthy- reosen auf, so wird nach Gärtner häu- fig der Fehler begangen, Amiodaron abzusetzen. Hierdurch kann eine wei- tere Exazerbation auftreten, weil Amiodaron durch die Hemmung der peripheren Konversion von T3 in T4 auch antithyreoidal wirkt.
Gärtner empfiehlt eine zusätzli- che antithyreoidale Behandlung mit Propycil, das auch die Konversion hemmt. Wenn keine Besserung ein- tritt, so gilt die subtotale Strumekto- mie als geeignetste und schnellste Therapieoption. Beim Absetzen von Amiodaron muß die Schilddrüsen-
funktion grundsätzlich mindestens über ein halbes Jahr engmaschig im Zeitabstand von vier bis sechs Wo- chen überprüft werden.
Lithium hemmt die Jodorganifi- zierung und die Schilddrüsenhor- monsekretion. Nach Monaten und Jahren kann es dabei zur Entwick- lung einer Struma, zu Knotenbildun- gen oder zu latenter Hypothyreose kommen. Deshalb soll die Schilddrü- senfunktion unter Lithiumtherapie halbjährlich überprüft werden. Bei TSH-Erhöhung oder Größenzunah- me der Schilddrüse muß eine Substi- tution mit Schilddrüsenhormonen er- folgen. Bernhard Albrecht