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Archiv "Reinhard Aschenbrenner zum 70. Geburtstag" (17.06.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen PERSONALIA

Reinhard Aschenbrenner

Strophanthin-Therapie und der

zum 70. Geburtstag

elektrokardiographischen Dia- gnostik.

Am 15. Juni feierte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (Ausschuß der Bundesärztekammer) Prof. Dr.

med. Reinhard Aschenbrenner sei- nen 70. Geburtstag. Zur Vollendung dieses Lebensabschnitts, über den hinaus Prof. Aschenbrenner mit großer Vitalität der Ärzteschaft weiter zur Verfügung stehen wird, sei ihm die folgende Überschau gewidmet.

Reinhard Aschenbrenner, gebürtig in München, faßte nach kaufmänni- scher Lehrzeit den Entschluß, Arzt zu werden. 1927 legte er die Reife- prüfung als Privatstudierender ab.

Es folgen begeisterte Studien- jahre an den führenden deutschen, schweizerischen, österreichischen Fakultäten in München, Zürich, Hei- delberg und Wien. Staatsexamen 1932 in München, Promotion im gleichen Jahre in Heidelberg. Dort trifft er noch als Student auf den genialen Lehrer Albert Fraenkel, der ihn als origineller Kliniker und kritischer Therapeut, dem eine exakte klinisch-pharmakologische ZusaMmenarbeit besonders am Herzen lag, fesselte. Die Arbeit un- ter dem verehrten Mentor war nur von kurzer Dauer, Fraenkel wurde im Juni 1933 entlassen, weil er Jude war. Der Volontärassistent Dr.

Aschenbrenner fand bei H. H. Berg an der medizinischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten in Dortmund eine Assistentenstelle. In Dortmund, bald akklimatisiert, ge- wann er die Anerkennung seines Chefs, der ihn 1935, bei seiner Be- rufung nach Hamburg, an die dorti- ge 1. Medizinische Universitätskli- nik Hamburg-Eppendorf mitnahm.

Es verwundert nicht, daß der prä- gende Einfluß Fraenkels die wis- senschaftliche Thematik der fol- genden Jahre bestimmte. In Dort- mund waren es Arbeiten zur An- oxie des Herzmuskels und zur ope- rativen Behandlung schwerer Herz- und Kreislaufdekompensation, in Hamburg Fragen der Digitalis- und

Zur Vorbereitung der Habilitation 1936 wurde er an das Pharmakolo- gische Universitätsinstitut Freiburg im Breisgau, Prof. Dr. S. Jansen, beurlaubt. Dort wurde das vorwie- gend therapeutische Interesse grundlagenwissenschaftlich unter- mauert. Die Habilitationsschrift:

„Untersuchungen über die Dauer des Kammerreaktionsstromes un- ter pathologischen Bedingungen"

Reinhard Aschenbrenner wurde am 15.

Juni Siebzig — Foto: Fritz Kempe, Staatliche Landesbildstelle Hamburg

spiegelt diese Entwicklung nicht voll wider, wohl aber die folgen- den Arbeiten aus der Hamburger Klinik, insbesondere zur Optimie- rung der Digitalis-Behandlung.

1939 unterbrach wieder ein politi- sches Ereignis die außergewöhnli- che Karriere. Der Krieg stellt dem Sanitätsoffizier Aschenbrenner neue Aufgaben, die neben dem er- fahrenen Kliniker zum ersten- mal auch den Organisator her- vortreten lassen. Bis zum Kriegsen- de ununterbrochen in Sanitätskom- panie, Feld- und Kriegslazarett, Mi- litärärztlicher Akademie und Son-

dergruppe für Seuchenbekämpfung eingesetzt, wurde ihm 1944 der Martini-Preis der Universität Ham- burg für seine klinische Fleckfie- berstudien verliehen, nachdem er zu Beginn dieses Jahres zum au- ßerplanmäßigen Professor für inne- re Medizin an der Universität Ham- burg ernannt worden war. Das Kriegsende überraschte ihn in der Tschechoslowakei; obwohl selbst im Zuchthaus interniert, konnte er vielen Deutschen und Tschechen helfen.

Im November 1945 aus der Kriegs- gefangenschaft zurückgekehrt, wurde er nach einer Vertretungs- zeit im Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf zum Chefarzt der medizinischen Abteilung und ärztlichen Direktor des Allgemei- nen Krankenhauses Hamburg-Al- tona bestellt. Trotz der Not und Im- provisation der ersten Nachkriegs- monate wurde die wissenschaftli- che Arbeit wieder aufgenommen:

Arbeiten über das wolhynische Fie- ber, die Feldnephritis und die Po- liomyelitis. Die intensive Bearbei- tung des letztgenannten Problemes

(die Anregung zur Konstruktion der ersten deutschen eisernen Lunge gab Prof. Aschenbrenner) führte zur Einrichtung einer zentralen Be- handlungsstelle während der Polio- myelitisepidemie 1947 in Altona.

Die breite Anwendung der von Dönhardt eingeführten apparati- ven Dauerbeatmung setzte den Schlußstein eines weiteren außer- ordentlich erfolgreich bewältigten Abschnittes.

In den nächsten Jahren war wieder Zeit für das Hauptinteressengebiet, die Kardiologie, und für weitere Fragen der modernen Arzneithe- rapie. Nach wenigen Jahren zeich- nete sich eine neue große Aufgabe für Prof. Aschenbrenner ab, die so- wohl den Arzt als auch den Organi- sator für viele Jahre fesseln sollte:

der Neubau des Allgemeinen Kran- kenhauses Othmarschen. Aufgrund der großen persönlichen Erfahrung als ärztlicher Direktor konzipiert und um Erfahrungen vieler Stu- dienreisen in Europa und Amerika bereichert, ist das Krankenhaus

1718 Heft 25 vom 17. Juni 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Othmarschen bei seiner Fertigstel- lung 1971 eines der modernsten Krankenhäuser Europas und stol- zes „Denkmal" für den, der er ge- schaffen hat.

Auch die mühevolle Planungsarbeit unterbrach nicht die wissenschaft- liche Produktivität. Bis zum Jahre 1971, in dem er die Leitung der Me- dizinischen Klinik in mehrere jün- gere Hände legte, erschienen über 60 weitere Arbeiten, vorwiegend auf dem Gebiete der Kardiologie, mit besonderer Betonung der Arz- neitherapie.

Was lag nach einem solchen, an Herausforderungen und Erfolgen reichen Berufsleben näher, als sich im „Ruhestand" ausschließ- lich der Schar verehrender Patien- ten zu widmen, die nicht auf eine weitere Betreuung verzichten konnten oder wollten, und nun endlich all die Dinge zu tun, die bislang zurückstehen mußten, wie zum Beispiel die im kunstsinnigen Elternhaus gepflegte Hausmusik?

Doch, nicht so Reinhard Aschen- brenner. Schon 1954 war er aktives Mitglied der Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft ge- worden und 1958 deren stellvertre- tender Vorsitzender. Nach dem plötzlichen Tode des seinerzeitigen Vorsitzenden, des Pharmakologen Professor Dr. Dr. Werner Koll, übernahm Prof. Dr. Aschenbrenner den Vorsitz der Arzneimittelkom- mission und führte diese — das Werk Professor Kolls fortsetzend und erweiternd — zu ihrer heutigen Bedeutung. Er konnte sich dabei kraft seines Ansehens und seiner Persönlichkeit der aktiven Mithilfe der etwa 40 aktiven und 80 korre- spondierenden Mitglieder versi- chern. Der Vorstand und später der erweiterte Vorstand standen ihm bei allen grundsätzlichen und rasch zu treffenden Entscheidungen zur Seite.

Bei allen Problemen, die er mit Ef- fizienz aufgriff, verstand er sich, und das ist für einen Kliniker nicht selbstverständlich, vornehmlich als Anwalt des niedergelassenen Arz- tes: Die bewährten „Arzneiverord-

nungen" wurden überarbeitet, die Ärzte zu verstärkter Mitarbeit am Erfassungssystem über uner- wünschte Arzneimittelwirkungen aufgerufen und die Eingliederung in das zentrale Erfassungssystem der Weltgesundheitsorganisation vorangetrieben. Zum Organisatori- schen: Die Geschäftsstelle unter der bewährten Leitung von Frau Dr. Homann wurde erweitert; nach deren Pensionierung wurde die Geschäftsführung der Arzneimittel- kommission mit Dr. med. K. H.

Kimbel neu besetzt. Noch vor dem Umzug in die neue Geschäftsstelle in Heidelberg erschien das erste Heft eines eigenen Mitteilungsblat- tes der Arzneimittelkommission für alle niedergelassenen Ärzte „Arz- neiverordnung in der Praxis".

Als Mitglied des Beirates „Arznei- mittelsicherheit" beim Bundesmini- ster für Jugend, Familie und Ge- sundheit war Professor Aschen- brenner aktiv an allen Beratungen über neue Gesetze und Verordnun- gen auf dem Gebiete des Arznei- mittelwesens tätig. Wie wäre es an- ders möglich, daß auch während dieser Zeit zahlreiche Arbeiten und Vorträge zur rationellen Arzneithe- rapie und zu Arzneimittelsicher- heitsfragen erschienen, alle ge- kennzeichnet von mannhaftem Auf- treten, Unbestechlichkeit, Gerech- tigkeitssinn und nicht zuletzt von großer ärztlicher und menschlicher Erfahrung.

Die deutsche Ärzteschaft und seine Freunde in aller Welt bringen Rein- hard Aschenbrenner zum 70. Ge- burtstag Glückwünsche dar: Ad multos annos!

Professor Dr. Gerhard Bosch, Chefarzt an der Rheinischen Lan- desklinik für Kinder- und Jugend- psychiatrie Viersen-Süchteln, wur- de für die Dauer von zwei Jahren zum Ersten Vorsitzenden des Wis- senschaftlichen Beirates der Bun- desvereinigung Lebenshilfe für gei- stig Behinderte gewählt. Stellver- treter wurde Professor Dr. Heinz Bach, Mainz. PdL

Ernst-von-Bergmann- Plakette

für Manfred Freigang

Dr. med. Manfred Freigang wurde für seine Verdienste um die ärztliche Fort- bildung mit der Ernst-von-Bergmann- Plakette ausgezeichnet Foto: privat

Für sein ständiges und erfolgrei- ches Wirken für die ärztliche Fort- bildung erhielt Dr. med. Manfred Freigang, Nürnberg, die Ernst-von- Bergmann-Plakette.

Die Auszeichnung wurde Manfred Freigang vom Vorsitzenden des Ärztlichen Bezirksverbandes Mittel- franken und Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. med. Ernst Bauer, überreicht.

Dr. Freigang, der seit fast einein- halb Jahrzehnten Leiter des Ar- beitskreises „Schielbehandlung"

des Berufsverbandes der Augen- ärzte ist, hat sich insbesondere große Verdienste um die Fortbil- dung der Augenärzte und hier auf dem Gebiet der Störungen des Bin- okular-Sehens erworben. Seinen Bemühungen ist es hauptsächlich zu danken, daß es in der Bundes- republik Deutschland auf diesem Teilgebiet der Augenheilkunde ein gut ausgebautes System der Früh-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 25 vom 17. Juni 1976 1719

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