Die Information:
Bericht und Meinung
ten, als es der allgemeinen Einkom- mensentwicklung entspreche.
• Patentrezepte, wie die Einfüh- rung einer Selbstbeteiligung oder die Verweigerung des Krankenver- sicherungsschutzes für Krankhei- ten, die durch Tabak- oder Alko- holgenuß verursacht sind, lehnte Glombig ab. Vielmehr seien ko- stensparende Strukturreformen in den Institutionen unseres Gesund- heitswesens die einzigen Möglich- keiten, der Kostenentwicklung in der Krankenversicherung zu be- gegnen.
Seiner Ansicht nach müßten vor al- lem auf folgenden für die Kosten- entwicklung besonders bedeutsa- men Gebieten in den nächsten Jahren Schritte unternommen wer- den:
> Die Krankenhausplanung müsse verbessert werden. Überkapazitä- ten ebenso wie Mangel an be- stimmten Spezialbetten müßten vermieden werden.
> Auch die Gestaltung der Kran- kenhauspflegesätze muß überprüft werden. Es sollte überlegt werden, ob nach Schwere der Erkrankung differenzierte und mit wachsender Verweildauer sinkende Pflegesätze eingeführt werden sollen. Den Krankenkassen sollte ein Mitwir- kungsrecht bei der Festlegung der Pflegesätze eingeräumt werden.
> Es habe sich nach übereinstim- mender Auffassung aller Sachkun- digen herausgestellt, daß in unse- rem Gesundheitswesen gegenwär- tig die Arbeitsteilung zwischen dem ambulanten und dem stationä- ren Sektor nicht zufriedenstellend sei. Vor allem bei der technischen Diagnostik gebe es sehr häufig Doppelleistungen. Außerdem erfor- dere die Diagnostik, die derzeit nur mit Hilfe der technischen Ausstat- tung der Krankenhäuser erbracht werden könne, zum großen Teil keinen Krankenhausaufenthalt.
Dennoch würden in diesen Fällen die Patienten ins Krankenhaus ein- gewiesen. Die Folge sei, daß ver- meidbare Pflegekosten und Über-
kapazitäten an Krankenhausbetten entstehen. Auf der anderen Seite finde ein zu großer Teil der techni- schen Diagnose in ärztlichen Einzel- praxen statt, was zu einer unratio- nellen Nutzung teurer Apparate führe.
Deshalb müsse die Abgrenzung von ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung neu überprüft werden. Dabei sollte die stationäre Versorgung auf das me- dizinisch erforderliche Maß be- schränkt werden. Die ambulante
ZITAT
Praxisferne Theoretiker
„In den von praxisfernen Theoretikern angepriesenen Modellen eines völlig ,inte- grierten Systems' medizi- scher Versorgung sehen wir einen Irrweg, der zur Büro- kratisierung, Kollektivierung sowie zu einer Nivellierung und gleichzeitig zu einer wei- teren Verteuerung unseres Gesundheitswesens führen würde."
Wolfgang Mischnick, Vorsit- zender der FDP-Bundestags- fraktion in: „der deutsche arzt" Nr. 11/1975, Seite 18
Versorgung müsse grundsätzlich beim niedergelassenen Arzt blei- ben; es könne nämlich nicht im Sinne einer kostendämpfenden Re- form liegen, die ambulante Versor- gung generell auf die Krankenhäu- ser zu verlagern. Aber in besonde- ren Fällen, in denen es aus Kosten- gründen zweckmäßig und medizi- nisch sinnvoll sei, sollen die Kran- kenhäuser Aufgaben der ambulan- ten Versorgung der Versicherten wahrnehmen.
Zu diesen besonderen Fällen zählt Glombig insbesondere die ambu-
lante Nachbehandlung im Anschluß an einen Krankenhausaufenthalt.
Wenn diese ambulante Nachsorge von den Krankenhäusern übernom- men werde, so lasse sich die Ver- weildauer in den Krankenhäusern erheblich reduzieren. Ferner sollte seiner Meinung nach die beson- ders aufwendige technische Dia- gnostik, die nur mit Hilfe umfang- reicher apparativer Einrichtungen möglich sei, in Zukunft — nach Überweisung durch einen nieder- gelassenen Arzt — ambulant in den Krankenhäusern stattfinden.
Auf lange Sicht sollte darüber hin- aus geprüft werden, ob die Einrich- tungen der technischen Diagnostik in kooperativer Zusammenarbeit gemeinsam von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten ge- nutzt werden können.
Grundsätzlich aber sollten die er- wähnten neuen Formen der Ar- beitsteilung zwischen ambulantem und stationärem Bereich der medi- zinischen Versorgung zuerst in Mo- dellversuchen auf regionaler Ebene gründlich erprobt werden, bevor eine allgemeine Neuregelung erfol- ge. Die Bundesverbände der Pflichtkassen und die Deutsche Krankenhausgesellschaft hätten sich bereits zu solchen Modellver- suchen bereit erklärt. Es fehle jetzt noch die Zustimmung der Kassen- ärzte und der Ersatzkassen.
Arzneimittelmarkt
D Große und überproportional zum Sozialprodukt wachsende Summen geben die Krankenkassen nach Glombig für Arzneimittel aus.
Deshalb sei es dringend notwen- dig, den Arzneimittelmarkt neu zu ordnen. Es könne keinen Zweifel daran geben, daß es sich um alles andere als um einen funktionieren- den Markt handelt. Keiner der Be- teiligten an diesem Markt — soweit es sich um Medikamente handelt, die von den Krankenkassen be- zahlt werden — sei an niedrigen Preisen interessiert. Die Hersteller sähen selbstverständlich hohe Preise gern, ebenso die Apotheker, deren Gewinne aufgrund der Arz-