Albert Einstein, Max Planck, Al- brecht von Graefe, Wilhelm Konrad Röntgen, Marie Curie. Was haben alle diese Persönlichkeiten gemein- sam? Sie nehmen den Leser gleich- sam an die Hand, geleiten ihn durch ein Buch, das dem Arzt in einer be- eindruckenden Tour de force deut- lich macht, wie sehr die beiden grundlegenden Naturwissenschaften Physik und Chemie die tägliche praktische Arbeit prägen, in der Me- dizin generell und in der Augenheil- kunde in ganz besonderem Maß.
Flammer, Emeritus der Universi- tätsaugenklinik Basel, Erforscher des Krankheitsbildes der primären AUGENHEILKUNDE
Opulent illustriertes Werk
vaskulären Dysregulationen, sowie seine beiden Koauto- ren haben ein gleicherma- ßen lesbares wie opulent il- lustriertes Werk geschaffen, das man ebenso als kleinen Atlas hätte bezeichnen kön- nen (eine Ausstattung, die den Preis erklären mag).
Das didaktische Kunst- stück: Auch bei der Porträ- tierung scheinbar trockener physikalischer Gesetze und komplexer chemischer Reaktionen verliert das Autorenteam die Bezie- hung zur Medizin und zur Augen- heilkunde nicht aus dem Blick.
Lichtstreuung wird an verschiede- nen Kataraktformen demonstriert, die Ausbreitung von Schallwellen
erklärt sich anhand der Anwendung der Sonographie, für Mutationen der DNA gibt es neben Skizzierun- gen der Mitochondrien (die Lieb- lingsorganelle in Flammers For- scherleben) klinische Beispiele in Gestalt des okulokutanen Albinis- mus und der Leber’schen hereditä- ren Optikusatrophie.
Das Buch liest sich besonders gut bei einem Glas Rotwein (mit reichlich Resveratrol), einem grü- nen Tee oder tiefdunkler Schokola- de – all diese enthalten reichlich Antioxidantien, Radikalfänger, de- ren Wirkung (vor allem beim Glau- kom beziehungsweise der Prophy- laxe des „grünen Stars“) gerade in Basel so eingehend erforscht wor- den sind. Ronald D. Gerste Josef Flammer,
Maneli Mozaffarieh, Hans Bebie: Basic Sciences in Ophthal- mology. Springer, Berlin 2013, 250 Seiten, gebunden, 149,75 Euro
v s r ß l d A n d D s t p
„Psychische Krankheiten sind immer noch ein Tabu. Nach wie vor leiden Menschen mit psychischen Störun- gen unter Vorurteilen und Schuldzu- weisungen, unter Diskriminierungen und Stigmatisierung.“ Asmus Finzen, Psychiater und Soziologe, hat das ak- tuelle Wissen zum Thema „Stigma psychische Krankheit“ gut lesbar und prägnant zusammengestellt. „Stig- ma“ ist Zuweisung von „Scham, Schuld, Schimpf und Schande“. Die Gesellschaft ängstigt sich um die Ge- fährlichkeit von Menschen mit psy- chischen und insbesondere schizo- phrenen Erkrankungen.
STIGMATISIERUNG PSYCHISCHER ERKRANKUNGEN
Kompetent, ehrlich und differenziert
Das Buch diskutiert solche schwierigen Themen kompetent und differenziert. Medien und öf- fentliche Meinung sind dabei wichtiger denn je; die Darstellung psychisch kranker Menschen hat sich in den letzten Jahren in den Publikumsmedien nicht zum Positiven gewandelt: Anti-Stigma- Kampagnen der letzten Jahre waren nicht so erfolgreich wie er- hofft, da sie „mit ihrer Promotion eines biologischen Krankheits - modells für schwere psychische Krankheiten (,Psychische Krank- heiten sind Gehirnkrankheiten’)
potenziell eher schaden“.
Finzen propagiert eine
„Stigma-Arbeit von un- ten“. Stigma kann aber nur dann überwunden werden, wenn die „Behandlung der Grunderkrankung stimmig ist. [. . .] Eine bessere Psychiatrie sei im Hin- blick auf den Abbau von Vorurteilen und Diskrimi- nierungen wirksamer als Vorwürfe an die Gesellschaft, diese komme ihren Verpflichtun- gen gegenüber den psychisch Kranken nicht nach.“ Dem Buch ist ein breiter Leserkreis auch jenseits der Fachöffentlichkeit zu wünschen. Peter Brieger
Asmus Finzen:
Stigma psychischer Krankheit. Psychiatrie Verlag, Köln 2013, 183 Seiten, gebunden, 19,95 Euro