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Es ist Krise! Was machen wir bloß mit den Löhnen?

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Academic year: 2022

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(1)

Es ist Krise!

Was machen wir bloß mit den Löhnen?

Webinar der Freiburger Diskurse mit

Friederike Spiecker

28. Januar 2021 - Friederike Spiecker - www.fspiecker.de

(2)

Corona-Pandemie und Maßnahmen gegen sie führen zu

Wirtschaftseinbruch

einzelwirtschaftlich rationale Reaktion:

Sparanstrengungen

Arbeitseinkommen sinken wegen Kurzarbeit bzw.

Arbeitslosigkeit

Steuereinnahmen sinken,

Sozialausgaben steigen Gewinne sinken

wegen sinkender Umsätze

gesamtwirtschaftliches Ergebnis:

Zementierung der Krise mangels Verschuldungsbereitschaft

Konsumausgaben sinken,

Arbeitslosigkeit steigt weiter

Investitionen rückläufig, Gewinne

sinken weiter

Steuereinnahmen sinken weiter, Sozialausgaben

steigen weiter

private Haushalte Unternehmen Staat

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28. Januar 2021 - Friederike Spiecker - www.fspiecker.de

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Gegenmaßnahmen in der Krise

-> notwendige Verschuldung trifft auf ideologische Grenzen (nicht auf ökonomische)

• Sozialtransfers erhöhen (Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld, Grundsicherung …)

• Kredithilfen und Zuschüsse für Unternehmen

• öffentliche Investitionen steigern Fiskalpolitik

berechtigte und unberechtigte Kritik:

• öffentliche Investitionen ungeeignet für kurzfristige Konjunkturabfederung

• Transfers tendenziell marktverzerrend

• staatlichen Schulden sind Grenzen gesetzt (“Schwarze Null”, Schuldenbremse, Maastricht-Vertrag)

(7)

Löhne sind Marktergebnis -> es gibt keine Lohnpolitik in einer Marktwirtschaft

Rolle der Löhne generell … einzelwirtschaftliche Sicht

Tarifautonomie -> Löhne sind Sache der Tarifparteien

Löhne sind Kosten

-> Interesse an Kostensenkung

Arbeitsplatzsicherung

-> Zustimmung zu Lohnzurück- haltung / Lohnkürzung

Sicht der Branchen-Tarifparteien gesamtwirtschaftliche Sicht

Löhne sind Kosten- und Einkommensfaktor -> gesamtwirtschaftliche Nachfrage

-> gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung -> Dynamik der Volkswirtschaft

Trittbrettfahrer-Problem:

Wer gibt den Impuls, damit die Gesamtwirtschaft aus der Krise herauskommt?

= Wer hört mit den Sparanstrengungen auf?

-> Kurzarbeit, Entlassungen, Lohnzurückhaltung / -kürzung

… und in einer Krise

-> Lohnpolitik zwingend erforderlich

• Unternehmen

• Arbeitnehmer

Löhne sind Kosten

-> Interesse an Kostensenkung -> Kurzarbeit, Entlassungen, Lohnzurückhaltung / -kürzung

• Arbeitgeber

Arbeitsplatzsicherung

-> Zustimmung zu Lohnzurück- haltung / Lohnkürzung

• Betriebsräte / Gewerkschaften

bereits eingetretene oder drohende Arbeitslosigkeit lässt sich nicht durch Lohnsenkung beseitigen, sondern wird dadurch verschlimmert

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Lohnpolitik: Gratwanderung zwischen Nachfrage und Kosten

Das Marktmodell und der ihm zugrunde liegende Wettbewerbsmechanismus benötigen in einer Krise gesamtwirtschaftliche Bedingungen, die sie selbst nicht zustande bringen können.

Balancierstab: Goldene Lohnregel

Der durchschnittliche Stundenlohn muss in einer Volkswirtschaft mit einer Rate steigen, die sich aus dem mittelfristigen Zuwachs der gesamtwirtschaftlichen Stundenproduktivität und der erwünschten Zielinflationsrate zusammensetzt.

Beispiel: 2 % Produktivitätszuwachs + 2 % Zielinflationsrate der EZB = 4 % Stundenlohnzuwachs Lohneinkommen

stützen Nachfrage

Löhne belasten als Kostenfaktor

Einkommen Kosten

Grundzusammenhang: Stundenlohnzuwachs - Produktivitätszuwachs = Inflation

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Lohnsteigerung

Beispiel: 6 % Stundenlohnzuwachs - 2 % Produktivitätszuwachs = 4 % Inflation oberhalb

der goldenen Lohnregel

Kostenbelastung durch Löhne lässt Preise stärker steigen als

Zielrate

Beispiel: 1,5 % Stundenlohnzuwachs - 2 % Produktivitätszuwachs = - 0,5 % Inflation, d.h. Deflation unterhalb

der goldenen Lohnregel

Kostenbelastung durch Löhne lässt Preise langsamer steigen als

Zielrate Inflation >

Zielrate zu starker

Lohnzuwachs

zu schwacher

Lohnzuwachs Inflation < Zielrate bis hin zu Deflation

Abweichen von der goldenen Lohnregel

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jahrelanges Unterschreiten

-> schwächelnde Binnennachfrage -> Investitionsflaute

-> Nullzinsen

(11)

Wirkung der goldenen Lohnregel auf verschieden produktive Unternehmen

-> strengt sich im Wettbewerb an Gewinnverbesserung bzw.

Preise steigen unterdurchschnittlich

= produktiver Wettbewerb in der Marktwirtschaft

falsche Alternative:

Lohnzurückhaltung zur Unternehmensrettung

= Doping (= „Zombie-Unternehmen“) -> schädigt Konkurrenz

Gewinnverschlechterung bzw.

Preise steigen überdurchschnittlich

Unternehmen mit höherem Produktivitätszuwachs als

Branchenkonkurrenz

Unternehmen mit niedrigerem Produktivitätszuwachs als

Branchenkonkurrenz

goldene Lohnregel

Preisverschiebung

gewinnt Marktanteile verliert Marktanteile

oder scheidet aus dem Markt aus

Staat muss betroffene Arbeitnehmer durch Arbeitslosenversicherung schützen Arbeitskräfte wandern in

erfolgreiche Unternehmen ab

28. Januar 2021 - Friederike Spiecker - www.fspiecker.de

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Wirkung der goldenen Lohnregel auf verschieden produktive Branchen

Preise steigen unterdurchschnittlich

= sinnvoller Strukturwandel in der Marktwirtschaft

falsche Alternative:

Lohnzurückhaltung macht Arbeitsplätze unattraktiv

-> Fachkräftemangel (Bsp. Pflegeberufe) Preise steigen überdurchschnittlich -> Dienstleistungen werden relativ teurer

Branche mit höherem Produktivitätszuwachs als

Gesamtwirtschaft (Industrie)

Branche mit niedrigerem Produktivitätszuwachs als

Gesamtwirtschaft

(arbeitsintensive Dienstleister)

goldene Lohnregel

Preisverschiebung zwischen Branchen

Staat muss betroffene Arbeitnehmer durch Arbeitslosenversicherung beim

Umsatteln unterstützen

Arbeitskräfte wandern langfristig in arbeitsintensivere Branchen ab

Rationalisierung

bremst den Strukturwandel

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goldene Lohnregel

stärkt lohnbasierte Nachfrage

Peitsche für Innovationen und

Investitionen

stärkt Nachfrage nach Investitionsgütern

schafft Arbeitsplätze sorgt für ausgewogenen Strukturwandel

28. Januar 2021 - Friederike Spiecker - www.fspiecker.de

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Realisierung einer gesamtwirtschaftlich sinnvollen, d.h.

verantwortungsvollen Lohnpolitik

Mindestlohn Entlohnung im

öffentlichen Dienst

Steigerung gemäß goldener Lohnregel Höhe: Abstandsgebot zur

Grundsicherung

(„von der Hände Arbeit leben können“)

rigorose Kontrolle

Flächentarifverträge

(ohne Öffnungsklauseln!)

bei geringer Tarifbindung Allgemeinverbindlich-

keitserklärung

faire

Arbeitslosenversicherung Druck auf Privatwirtschaft

+

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Lohnbasiertes Wirtschaftsmodell

• Krise wird durch Lohnzurückhaltung zementiert

• gesamtwirtschaftliche Lösung zwingend erforderlich

• Ausweg aus Pandemie bedingter Arbeitslosigkeit durch Binnendynamik

• Binnendynamik setzt Lohnwachstum voraus

28. Januar 2021 - Friederike Spiecker - www.fspiecker.de

Referenzen

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