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Beitrag: Impfdruck auf Kinder Immer auf die Kleinen

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Beitrag: Impfdruck auf Kinder – Immer auf die Kleinen

Sendung vom 2. November 2021

von Astrid Randerath und Joe Sperling

Anmoderation:

Geht das schon wieder los?! Die Inzidenzen schießen in die Höhe, viele Zahlen und Parameter der Pandemie sind sogar höher als zur gleichen Zeit vor einem Jahr. Jens Spahn sieht zwar keine nationale Notlage mehr, fordert aber jetzt einen Bund-Länder-Gipfel zur Auffrischung von Impfungen. Und was ist mit den gänzlich Ungeimpften? In den USA wird jetzt ein Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren

zugelassen. Und in Deutschland wird darüber diskutiert, ob eine Impfung tatsächlich die Kinder schützt oder doch eher die Erwachsenen, die sich selbst nicht impfen lassen wollen.

Joe Sperling und Astrid Randerath berichten.

Text:

Paul Klee Grundschule in Berlin-Tempelhof. Freitagmorgen kurz vor acht. Eltern und Kinder sind froh, dass beinahe normaler Schulalltag ist. Doch die Infektionszahlen steigen.

Macht dann die Impfung auch der Kleinen Sinn?

O-Ton frontal:

Wenn Kinder gegen COVID geimpft werden dürfen in

Deutschland - also, Kinder zwischen fünf und elf - würden Sie Ihr Kind dann impfen lassen?

O-Ton Susanne Schäfer:

Wahrscheinlich schon, aber da unsere Corona hatten, würde ich erst mal noch ein bisschen abwarten.

O-Ton Khalid El-Mir:

Ja!

O-Ton frontal:

(2)

Warum?

O-Ton Khalid El-Mir:

Na ja, Schutz. Also, ich habe gute Erfahrungen. Also, ich arbeite im Krankenhaus, bei der Charité. Warum nicht?

O-Ton Andrea Kahl-Jaeckel:

Ich selber bin geimpft, und das war für mich auch keine Frage. Ich habe mir aber sehr viele Gedanken darüber gemacht, was ich meinen Kindern impfe – also, die

allgemeinen Impfungen. Ich glaube, ich brauche da noch ein bisschen Bedenkzeit.

In den USA hat die amerikanische Arzneimittebehörde FDA für den Impfstoff von BioNTech/Pfizer für Kinder zwischen fünf und elf Jahren schon in der vergangenen Woche grünes Licht gegeben. Nun muss abschließend die Gesundheits- behörde zustimmen, dann beginnen in den USA die Impfungen für Kinder unter zwölf.

Ob auch in Deutschland kleinere Kinder geimpft werden, ist noch offen. Geklärt werden muss erst noch: Überwiegen die Risiken oder der Nutzen der Impfung bei kleineren Kindern?

Ein wichtiges Kriterium: Wie schwer verläuft die Krankheit?

Die größte Studie dazu in Großbritannien hat die

Krankheitsverläufe bei über 44.000 Kindern zwischen fünf und elf Jahren ausgewertet.

Ergebnis: Junge Kinder überstehen COVID viel schneller als Erwachsene: im Durchschnitt in nur fünf statt in elf Tagen.

Die Symptome sind milder. Weniger als die Hälfte hatte überhaupt nur Symptome wie Fieber, Hals- und

Bauchschmerzen, Husten. Nur bei 3,1 Prozent dauerte Corona länger als 28 Tage. 1,3 Prozent hatten nach 56 Tagen noch Symptome.

Die britischen Zahlen sind auf Deutschland übertragbar, meint Dr. Jakob Armann. Er betreibt an der Uni Dresden das Melderegister für Kinder, die in Deutschland mit COVID ins Krankenhaus mussten. Nur wenige Kinder in Deutschland hatten schwer Verläufe - besonders betroffen: Kinder mit Risikofaktoren.

O-Ton Dr. Jakob Armann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Uniklinikum Dresden:

Also, es gibt Kinder, die von dieser Impfung ganz eindeutig profitieren werden, Kinder mit bestimmten Risikofaktoren,

(3)

zum Beispiel Kinder, die eine Trisomie 21 haben, Kinder, die angeborene Herzfehler haben.

In Deutschland müsste die Empfehlung zur Impfung von der Ständigen Impfkommission, kurz STIKO, ausgesprochen werden.

Professor Thomas Mertens äußert sich heute in der Bundespressekonferenz skeptisch, denn anders als in

Deutschland erkranken amerikanische Kinder oft schwerer:

O-Ton Prof Thomas Mertens, Vorsitzender Ständige Impfkommission:

Wir wissen aus guten Studien aus den Vereinigten Staaten, dass die Krankheitslast bei Kindern in den Vereinigten

Staaten signifikant anders ist von der Krankheitslast COVID- 19, die wir in Deutschland haben. Und deshalb können wir auch ein amerikanisches Vorgehen nicht ohne Weiteres ungeprüft sozusagen als Blaupause für unsere Empfehlung verwenden.

Um seltene Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen auszuschließen, seien zu wenige Fälle in der Zulassungsstudie untersucht worden - nur 2.000 Kinder.

O-Ton Prof Thomas Mertens, Vorsitzender Ständige Impfkommission:

Beispiel: Myokarditis-Fälle, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:10.000 Geimpften auftreten. Die können sie nach mathematischen Regeln nicht herausgefunden, wenn sie letztendlich nur eine Gruppe von etwa 2.000 Geimpften haben.

Die Impfquoten hochtreiben durch flächendeckende Kinderimpfung – davon hält Mediziner Armann wenig:

O-Ton Dr. Jakob Armann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Uniklinikum Dresden:

Wir haben in der Gruppe der gesunden Kinder praktisch keine Krankheitslast durch die akute Infektion. Und das ist ja eben auch der Grund, warum ich so dann doch ein kleines bisschen zurückhaltend bin zu sagen, wir müssen jetzt alle fünf bis elf Jährigen impfen, sobald das möglich ist. Was wir dann ja machen, ist, sagen, wir geben Kindern einen medizinischen Eingriff, eine Intervention, von der sie selber wahrscheinlich nicht profitieren, damit eine andere Person davon profitiert.

Das halte ich für problematisch und das sollten wir nicht tun.

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Das sehen sie auch im Henriettenstift Hannover so. Hier, auf der Intensivstation, ist die vierte Coronawelle längst

angekommen. Gerade mal ein einziges freies Bett gibt es noch.

O-Ton Thomas Dehning, Intensivkrankenpfleger:

Die Menschen, die wir jetzt hier liegen haben, die haben das für sich entschieden, die wollten sich nicht impfen lassen.

Und das ist jetzt die Konsequenz letztendlich.

Ungeimpfte Patienten - so wie auch diese Frau - kämpfen hier ums Überleben. Als sie noch bei Bewusstsein war, sagte sie den Pfleger*innen, dass sie und ihre Familie aus Überzeugung ungeimpft seien. Das hören die Pfleger*innen hier öfter und haben dafür kein Verständnis.

O-Ton Diana Grebenstein, Intensivkrankenpflegerin:

Die sagen dann hat, ja, ich habe in meiner Familie niemanden - oder in meinem Bekanntenkreis - den das

betroffen hat oder der da infrage kommt, und deswegen habe ich gedacht, das passiert mit einfach nicht, und ich muss mich nicht impfen lassen. Und dann haben wir wirklich

Patienten, die halt auch wirklich, ja, einfach auch ihre Familie dann in eine Katastrophe schicken.

Um die Pandemie in den Griff zu bekommen, sei jede Impfung wichtig, aber deshalb nicht vorerkrankte kleine Kinder zu impfen, bliebe ethisch sehr fragwürdig, meint Chefarzt Dr.

André Gottschalk:

O-Ton Prof. André Gottschalk, Chefarzt DIAKOVERE, Henriettenstift Hannover:

Wir haben weiterhin knapp 30 Prozent oder 25 bis 30 Prozent der Erwachsenen, die nicht geimpft sind. Das ist unsere Problempopulation gerade eben, und die machen uns die Intensivstationen voll. Kinder, wissen wir, wenn sie infiziert sind, sind vielleicht mal krank, aber Kinder kommen in den seltensten Fällen auf die Intensivstation. Kinder müssen meistens auch nicht ins Krankenhaus, in der Regel, die haben ein sehr kompetentes Immunsystem, sodass die Kinder

vielleicht mal krank sind, ähnlich wie eine Erkältung, die sie sonst haben, aber uns im Krankenhaus kein Problem bereiten.

Kinder müssen vielerorts noch immer Masken tragen und sich bundesweit mehrfach wöchentlich testen. Deswegen sollten sich jetzt die Erwachsenen endlich impfen lassen - zu ihrem Schutz, aber auch zum Schutz der Kinder, meint Jakob Maske vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte:

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O-Ton Jakob Maske, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte:

Wir müssen jetzt für die Kinder wieder zur Normalität zurückkehren, denn sie haben unter den sekundären

Maßnahmen, also unter den Lockdown-Maßnahmen et cetera so stark gelitten, wir sehen so viele psychiatrisch erkrankte Kinder und Jugendliche. Wir sehen adipöse, also dicke Kinder und Jugendliche et cetera. Also, wir sehen wirklich viele Folgeerkrankungen. Das muss jetzt aufhören.

Kleine Kinder haben ein geringes Risiko an COVID-19 zu erkranken. Ihre Impfung löst das Problem der vierten Welle bei den Erwachsenen nicht.

O-Ton Prof. André Gottschalk, Chefarzt DIAKOVERE, Henriettenstift Hannover:

Wir haben Inzidenzen inzwischen in einigen Regionen, die bei über 500 liegen, auch in Deutschland inzwischen schon. Das wird weiter steigen, und irgendwann werden alle entweder genesen oder geimpft sein oder sie sind eben an der Infektion gestorben.

Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verarbeitet oder zu öffentlichen Wiedergaben benutzt werden. Die in den Beiträgen dargestellten Sachverhalte entsprechen dem Stand des jeweiligen Sendetermins.

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