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Jähnert, Veruschka-Meike: Das Burgbauprojekt Guédelon: Wissensaneignung und -vermittlung bei öffentlich zugänglicher Experimenteller Archäologie. Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015

Buch-ISBN: 978-3-95934-786-0 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95934-286-5

Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2015 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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Alle Rechte vorbehalten

© Diplomica Verlag GmbH

Hermannstal 119k, 22119 Hamburg

http://www.diplomica-verlag.de, Hamburg 2015 Printed in Germany

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung ... 7

1. Das Experiment Burgenbau im 20. und 21. Jahrhundert ... 13

1.1 Von der Idee zum Projekt Guédelon ... 13

1.2 Ein Anziehungspunkt für Touristen, Schüler und Wissenschaftler ... 16

2. Die Wissensaneignung und -vermittlung ... 19

2.1 Die Wissensaneignung mit Experimenteller Archäologie ... 19

2.1.1 Die Definition von Experimenteller Archäologie ... 19

2.1.2 Die Geschichte der Experimentellen Archäologie ... 21

2.1.3 Die Anwendung der Experimentellen Archäologie ... 23

2.2 Die Vermittlung an die Öffentlichkeit ... 27

2.2.1 Die Experimentelle Archäologie und die Öffentlichkeit ... 28

2.2.2 Die pädagogische Vorgehensweise ... 30

2.2.2.1 Guédelon: eine museale Einrichtung? ... 30

2.2.2.2 Die Museumspädagogik ... 33

2.2.2.3 Die Archäotechnik ... 34

2.2.2.4 Living History ... 35

3. Die Umsetzung des Projekts Burgenbau in Guédelon ... 39

3.1 Die Finanzen und andere wirtschaftliche Fakten ... 39

3.2 Die konstruierte Geschichte um die Burg ... 41

3.3 Die Baustelle ... 43

3.3.1 Ein kurzer Rundgang ... 43

3.3.2 Eine Auswahl der bisherigen Herausforderungen und ihrer Bewältigung ... 44

3.4 Die Arbeitskräfte ... 46

3.5 Kleidung, Sicherheit, Werkzeug und Material ... 49

(4)

3.6 Die bisherigen Gebäude und weitere Pläne ... 51

3.7 Die Wissensaneignung und -vermittlung auf Guédelon ... 53

3.7.1 Die Experimentelle Archäologie und die Öffentlichkeit ... 53

3.7.2 Die Museumspädagogik ... 58

3.7.3 Die Archäotechnik ... 61

3.7.4 Living History ... 63

4. Faszination lebendiges Mittelalter ... 65

5. L'esprit en France ... 69

Fazit ... 73

Anhang ... 79

Literaturverzeichnis ... 87

Internetpublikationen ... 93

Quellenverzeichnis ... 94

Abbildungsverzeichnis ... 95

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7

Einleitung

Das ist Guédelon, das ist mein Traum, der sich realisiert hat, mein absoluter Traum.1 (Michel Guyot, Gründer der mittelalterlichen Baustelle im Burgund)

Der Bau einer echten Burg im 21. Jahrhundert mit den Mitteln und Techniken des 13. Jahrhunderts:

Die utopische Idee eines realitätsfernen Träumers? Nein. Guédelon gibt es wirklich und es wird anschaulich davon berichtet: „Burgunder Burgenbau. Wie in Gu[é]delon das Mittelalter lebendig wird“2, „Steinkoloss im Goldlicht“3 oder „Bauberufe des Mittelalters“4. Seit über 15 Jahren wird mitten in einem Wald des Burgunds nicht nur fleißig an einer mittelalterlichen Burg gebaut, sondern sind auch Besucher dazu eingeladen, sich dieses wagemutige Experiment anzusehen. In jedem Artikel und in jedem Bericht wirbt man in Zusammenhang mit dem Projekt mit experimenteller Archäologie und dass die Baustelle für nahezu jeden die Möglichkeit bietet, ebenfalls in verschiedenen Bereichen mitzuarbeiten. Hier sollen sich Wissenschaft und Öffentlichkeit auf gleicher Augenhöhe begegnen und den Bau so authentisch wie möglich vorantreiben.

Das Burgund ist vor allem für seine Weine, die romanische und keltische Geschichte sowie mittelalterliche Dörfer und gut erhaltenen Kirchen aus dieser Zeit bekannt. Ebenso schätzt man dessen weite und einsamen Landschaften. Diese Vorstellungen von der Region werden von den Tourismus-Verbänden behutsam gepflegt. Wie gut passt sich da der Bau einer Burg ein. Wer das Projekt kennt, der ist begeistert von diesem unglaublichen Konglomerat an Bauschutt, Handwerkern in mittelalterlicher Kleidung, der Umsetzung alter Techniken, der gut dokumentierten Entwicklung des Burgenbaus, dem hohen Anspruch an Authentizität und die Aussicht, vielleicht selbst einmal dort – inmitten des historischen Burgunds – mitzuhelfen und sich weiterzubilden. Wer von Guédelon noch nicht gehört hat, der ist spätestens beim Erzählen davon fasziniert, dass es jemand gewagt hat, ein solches Mammutprojekt voranzutreiben und seit mehreren Jahren tatsächlich eine echte Burg gebaut wird: Eine mittelalterliche Baustelle, die jeder besuchen, fast vollständig betreten und Handwerkern über die Schulter sehen kann. Das Projekt ist mittlerweile so erfolgreich, dass es bereits Nachahmer gefunden hat: Seit 2009 wird mit Hilfe von Guyot eine weitere Burg gebaut, jedoch in Arkansas (USA)5 und seit letztem Jahr arbeitet man in Meßkirch (nördlich des Bodensees)

1 Guyot, Michel: J'ai rêvé d'un château, Paris 2007, S. 187.

2 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sonntagsspaziergang/1035692/ (Zugriff: 15.02.2013).

3 Stockinger, Günther: Steinkoloss im Goldlicht, in: Der Spiegel (Archäologie) 45/2006, S. 176.

4 Bauberufe des Mittelalters. Berufe im Wald (15minütige Dokumentation auf hr), Dir. Reinhard Kungel, rk- film 27.02.2012.

5 Vgl. http://ozarkmedievalfortress.com/en-us/about-us/michel-guyot (Zugriff: 19.02.2013).

(6)

8

an einer karolingischen Klosterstadt nach dem Plan von Sankt Gallen6 – inspiriert vom Burgunder Burgenprojekt7.

So gut wie jedes (vor allem westlich geprägte) Kind hat eine Vorstellung von Burgen und Mittelalter.

Im Märchen sind zum Beispiel Prinzessinnen in einem Burgverlies oder einem Turm eingeschlossen, um vom Prinzen gerettet zu werden. Jungen beweisen ihre Tapferkeit mit Schwertern in kühnen Duellen. Prinzessinnen-Puppen und LEGO-Figuren mit Drachen und Verliesen sind nur eine kleine Auswahl an Spielwaren, die mit dem Mittelalter zu tun haben. Bereits in frühen Jahren entsteht eine romantisierte Betrachtungsweise des damaligen Lebens, das sich scheinbar nur in und um Burgen abgespielt hat. Doch auch im Erwachsenenleben begegnet man solchen Anlagen: Kaum eine Ruine, die nicht von einem örtlichen Burgenverein erhalten wird und mit Mittelalterfesten kaufkräftige Besucher anlocken will, um sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Und trotz der Versuche, die Räumlichkeiten – sofern vorhanden – mit Leben zu füllen, fehlt den Burgen gerade eben dieses. Je schlechter der Zustand der Ruine, desto schwerer fällt es einem, sich – außerhalb der romantisierten Geschichten – ein wirkliches Alltagsleben darin vorzustellen, wo Menschen kochten, aßen, schliefen, arbeiteten, einfach lebten.

Doch auch außerhalb von Burgruinen ist das Mittelalter allgegenwärtig: In Museen, auf Märkten, in Filmen und Dokumentationen, in der Musik- und Bücherwelt oder in Computerspielen. Es scheinen Bedürfnisse nach „[…] historischer Bildung und Unterhaltung, nach Entspannung und Zerstreuung, nach Identität und Orientierung, nach Abenteuer und Exotismus, nach neuen Erfahrungen und Erlebniswelten oder auch nach einer Flucht [...]“8 in eine besser überschaubare, vergangene Welt zu geben. Leider ist jedoch nicht alles, was gezeigt wird auch wissenschaftlich belegt. Vieles greift auf Klischees oder veraltete Meinungen zurück. Manches wird nur oberflächlich angerissen und lässt den Zuschauer mit vielleicht falschen Vorstellungen zurück. Dann gibt es noch diejenigen, denen es nicht reicht, sich das Mittelalter anzusehen, sie wollen es auch erleben und sich selbstbestimmt Wissen darüber aneignen. Das sind die Menschen, die hinter dem Verkaufsstand oder der Schmiede auf dem Mittelaltermarkt stehen, die einem im Museum zeigen, wie man Feuerstein verwendet, die an Schlachtdarstellungen mitwirken. Und die helfen, eine Burg zu bauen – oder?

6 Vgl. http://karolingischeklosterstadt.com/ (Zugriff: 19.02.2013).

7 Vgl. Sturm, Andreas / Beyer, Sybille A.: Building the Plan of Saint Gall. A Living History Enterprise Back to the Roots of European Culture, Freiburg 2009, S. 2.

http://www.rete-amicorum.de/publikationen/Manuscript_Freiburg_2009.pdf (Zugriff: 18.09.2012).

8 Korte, Barbara / Paletschek, Sylvia: Geschichte in populären Medien und Genres: vom historischen Roman zum Computerspiel, in: diess.: History Goes Pop. Zur Repräsentation von Geschichte in populären Medien und Genres, Bielefeld 2009, S. 9.

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9 Kann man die Mitwirkung an einem Bauprojekt wirklich mit der Sehnsucht nach Vergangenheit vergleichen? Handelt es sich schlichtweg um ein abenteuerliches Projekt, das viele Mittelalterbegeisterte anlockt oder kann man auch aus wissenschaftlicher Sicht dem Projekt etwas abgewinnen? Darf man denn als Laie in einem wissenschaftlichen Projekt intensiv mitarbeiten? Ist Guédelon wirklich wissenschaftlich? Ist es überhaupt ein experimentelles Experiment, wie es stets wirbt? Kann ein Burgenbau vor knapp 800 Jahren wirklich so gewesen sein? Stimmt das, was der Besucher erfährt und als historisches Wissen mitnimmt? Kümmert sich Guédelon eigentlich darum, fundierte Quellenforschung zu betreiben und sowohl Handwerkern als auch Besuchern zuverlässige Informationen zu vermitteln? Ist man sich der Verantwortung bewusst, welche Symbolhaftigkeit hinter dem Burgenbau steckt? Ist das Projekt vielleicht auch einfach ein Charakteristikum unserer Zeit, wie wir mit Vergangenheit umgehen, so dass es mehr über die Gegenwart aussagt als über das 13. Jahrhundert? Diesen Fragen soll anschließend nachgegangen werden. Die Studie versteht sich als Beitrag zu museologischen Fragestellungen vor allem in Bezug auf die Aneignung und Vermittlung von historischem Wissen. Des Weiteren geht sie volkskundlichen Fragen in der Hinsicht nach, dass das kulturwissenschaftliche Phänomen des Projekts Burgenbau, das große Interesse an archäologischen Themen und lebendiger Geschichte als auch die Begeisterung für Burgen und das Mittelalter anhand dieses Beispiels beleuchtet wird. Es ist Halbzeit auf Guédelon und daher ein guter Zeitpunkt, um eine Einschätzung zur bisherigen Tätigkeit und weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.

Nach einem Überblick über die Entwicklung Guédelons von der Idee bis heute werde ich das augenscheinlichste Merkmal des Projekt beleuchten: Die Werbung mit dem Begriff Experimentelle Archäologie, um mehr über die Wissensaneignung herauszufinden. Da dies der erste Schritt für den Beginn der Baustelle war und zudem einen äußerst wichtigen Aspekt auf Guédelon darstellt, gehe ich auf die Definitionen, die Geschichte und die heutige Anwendung dieser Methode ein. Daraufhin werden verschiedene Vermittlungstechniken an Mitarbeiter und Besucher unter die Lupe genommen.

Da Guédelon jedoch nichts Näheres darüber äußert, wie es dabei vorgeht, habe ich eigene Recherchen zu den möglichen Methoden der Wissensvermittlung vorgenommen und überprüft, welche auf Guédelon zutreffen könnten. Nach diesem theoretischen Exkurs stelle ich erst einmal die Baustelle selbst vor.

Aufgrund der Verbindung von Archäologie, mittelalterlicher Geschichte, Laien und Öffentlichkeit gestaltet sich diese Übersicht recht komplex. Deswegen habe ich nur die wichtigsten Eckpunkte aufgegriffen: ein Überblick über die Baustelle, um sich ein Bild von dem Ort machen zu können,

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Darlegung der handwerklichen Tätigkeiten mit den Intentionen der Mitarbeiter, Vorstellung von Gerätschaften und Sicherheitsvorkehrungen mit denen diese zu tun haben, welche Pläne bisher verwirklicht worden sind und welche architektonischen Vorhaben noch anstehen. Sogleich werde ich auf die Umsetzung der Methoden der Wissensaneignung und -vermittlung eingehen und aufzeigen, ob es sich bei Guédelon um experimentelle Archäologie handelt oder nicht und wie man deren wissenschaftliches Vorgehen einschätzen kann.

In Kapitel vier gehe ich der Frage nach, welche Faszination lebendiges Mittelalter ausübt, das heißt:

Was ist so reizvoll daran, sich in eine Zeit zurückzuversetzen und zumindest das Gefühl zu haben, wie im Mittelalter zu leben? Mit diesem Exkurs möchte ich erklären, ob Anlagen wie Guédelon einfach aufgrund ihres Themas – Mittelalter und Burg – im Zusammenhang mit einem nach außen erscheinenden authentischen Mittelaltererleben so interessant sind. Vor meinem Fazit bespreche ich aufgrund des Standorts von Guédelon noch ein kulturelles Spezifikum, das ich l'esprit en France genannt habe und das vielleicht eine Erklärung für die Entstehung und Vorgehensweise des Bauprojekt bietet.

Im ersten Kapitel wurde vor allem aus der Publikation von Michel Guyot (J'ai rêvé d'un château, 2007) zitiert. Es handelt sich hier um eine Art Autobiographie, in der sich der Autor als wagemutiger Abenteurer darstellt, der seine Passionen auslebt. Gewiss, es handelt sich in diesem Buch um die subjektive Sicht des Protagonisten und seine positive Selbstdarstellung, wenn nicht gar Werbung für seine Projekte, sowie teilweise eine Anprangerung gängiger behördlicher Hindernisse. Manches wird stilisiert wiedergegeben worden sein. So erscheint das ohnehin kühne Projekt Guédelon noch eindrucksvoller, wenn der Autor berichtet, dass es sich um einen lebenslangen Traum handelte, den er Ende der 1990er Jahre nach vielen Hürden endlich erfüllen konnte und alle seine Erfolge während der Arbeiten aufzählt. Dennoch oder gerade deswegen stellt es jedoch aus eben genannten Gründen eine gute Quelle dar, um die Auffassungen des Initiators von Guédelon mit einzubeziehen.

Zum Beispiel zieht sich ein Thema durch das gesamte Buch: Seine Arbeit am Schloss Saint-Fargeau und Kulturämter. Es wird zwar im Folgenden nicht genauer darauf eingegangen, da dieses Objekt in dem Sinne nachfolgend nicht von Interesse ist. Trotzdem lässt sich aus seinen Ausführungen über die Auseinandersetzungen mit diversen Behörden folgern, dass er seine Projekte eben wegen dieser Probleme kaum in archäologischen oder kulturellen Vereinigungen verpflichtet haben will - außer als Gast – und er eher unkonventionelle Methoden bevorzugt, während er selbst als Privatperson

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11 Mitglied mehrerer Verbände9 ist und damit über zahlreiche Verbindungen verfügt. In diesem Zusammenhang verwundert kaum die Antwort einer Mitarbeiterin von Guédelon, auf die Frage, warum dieses Projekt keiner Organisation angehört: „Warum sollte es?“ Guédelon will unabhängig sein und lediglich für den eigenen Bedarf oder nach Anfrage spezifische Kontakte knüpfen und kurzfristige Beziehungen eingehen (beispielsweise für TV-Produktionen oder für Vorträge bei CNRS, dem nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung, oder INRAP10, dem nationalen Institut für archäologische Recherchen).11 Ähnlich verhält es sich mit den Publikationen, die von Guédelon in Auftrag gegeben wurden.

Abgesehen vom Projekt selber sind bisher kaum wissenschaftliche Auseinandersetzungen zu finden.

Problematisch ist, dass sich die Baustelle natürlich nicht in der Art und Weise kritisch über sich selbst äußert, wie es ein unabhängiger Forscher tun könnte. Die meisten Artikel entspringen der Boulevard- Presse und sind eher eine Werbung für Guédelon, andere erwähnen die Baustelle nur kurz und erachten sie als beobachtungswürdig. Des Weiteren musste ich feststellen, dass sich manche Berichte nicht mit den Aussagen der Mitarbeiter (dem Beauftragten für den Auslandsmarkt12, oder Ausführungen von Florian Renucci, Bauleiter) deckten. Im Zweifelsfall hielt ich mich an die Bemerkungen Letztgenannter.

Das in den letzten Jahren beobachtete größer werdende Interesse an Archäologie seitens der Öffentlichkeit und die wissenschaftliche Auseinandersetzung, inwiefern diese in aktuell stattfindende Forschungen einbezogen werden sollten, schlägt sich schon deutlicher in der Literatur nieder. Zudem beschäftigt man sich auch vermehrt mit der musealischen Ausarbeitung archäologischer Themen, die den meisten eher oberflächlich und aufmerksamkeitshaschend vorkommen denn als fundierte Wissensvermittlung. Einen guten Überblick und Grundkenntnisse in diesem Bereich lieferten mir die Arbeiten von Marco Kircher (Wa(h)re Archäologie. Die Medialisierung archäologischen Wissens im Spannungsfeld von Wissenschaft und Öffentlichkeit von 2012) und Erwin Keefer (Herausgeber von Lebendige Vergangenheit. Vom archäologischen Experiment zur Zeitreise von 2006). Ebenso hilfreich waren die Ausgaben der Archäologischen Mitteilungen aus Nordwestdeutschland sowie die Ausführungen von Martin Schmidt und Marlise Wunderli (Museum experimentell. Experimentelle Archäologie und museale Vermittlung von 2008).

9 Vgl. Guyot, Michel: J'ai rêvé d'un château Paris 2007, S. 180.

10 CNRS steht für Centre national de la recherche scientifique und INRAP für Institut national de recherches archéologique.

11 Vgl. Fragebogen per E-Mail: Antworten von Delphine Bourselot (Webmaster Guédelon) am 24.08.2012, S. 1.

12 Chargé des marchés étrangers bzw. Communication and development Foreign Countries; Name ist der Autorin bekannt.

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Besonders wertvoll war der persönliche Besuch der Baustelle im Mai 2012. Auch wenn wir nur einen Tag dort verweilen konnten, waren die Eindrücke sehr intensiv. Obwohl für den Tag ein Termin mit einem deutschsprechenden Mitarbeiter13 ausgemacht wurde, konnte ich nur einige Minuten mit ihm persönlich mitten auf der Baustelle reden. Davor und danach hatte er sogleich wieder Führungstermine. Zum Glück hatte jedoch eine der Gruppen nichts dagegen, dass wir uns ihnen anschlossen, da es eigentlich nur zuvor gebuchte Führungen gibt, denen man sich sonst nicht anschließen kann. Durch den Aufenthalt erhielt ich also nicht nur einen Einblick in die Arbeit der Handwerker, sondern auch der Besucherführer. Weitere Kommunikation ergab sich per E-Mail, wobei in diesen Fällen die Sprachbarriere noch größer war als vor Ort. In Deutschland habe ich den Kontakt zu Archäologen und Burgenforschern gesucht. Ich konnte zwei Archäologen und einen Kulturwissenschaftler (alle drei Doktoranden), der ebenfalls schon auf Guédelon war, für je ein Gespräch gewinnen. Die verschiedenen Ansichten gaben mir viele Denkanstöße und neue Perspektiven, denen ich dankbar bin. Ebenso waren Gespräche mit Thüringer Handwerkern von Vorteil, auch wenn diese nicht direkt Eingang in meine Studie gefunden haben, aber mir bei meinen mangelnden Kenntnissen in Bezug auf Handwerk und Werkzeug halfen.

Alle folgenden Zitate, die englischen oder französischen Texten als auch der E-Mail-Korrespondenz entspringen, sind Übersetzungen des Autors im besten Wissen und Gewissen und können dennoch nicht dem Anspruch gerecht werden, komplett fehlerfrei zu sein. Aufgrund der besseren Lesbarkeit verzichte ich auf gesonderte weibliche Endungen im Text.

13 Dem Beauftragten für den Auslandsmarkt. Er spricht mehrere Sprachen (Französisch, Deutsch, Englisch und Niederländisch), die er sich privat aneignete. Diese große Bandbreite an Sprachen brachte es jedoch mit sich, dass es stets Verständnisprobleme gab.

Referenzen

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