9. April 2013
Präsident ÖR Ing. Franz Reisecker
Soja aus Oberösterreich – eine Erfolgsgeschichte
Im Zuge der aktuellen Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik erhält der Anbau von stickstoffsammelnden Kulturen – Sojabohne gehört dazu – eine neue Dynamik.
Denn auf den künftig vorgeschriebenen ökologischen Vorrangflächen, die fünf Prozent der Ackerfläche einnehmen müssen, wird der Anbau dieser stickstoffsammelnden Kulturen angerechnet. „Die angesichts der steigenden Agrar- und Lebensmittelnachfrage unverantwortliche Herausnahme wertvoller Flächen aus der Produktion dürfte damit vom Tisch sein. Für den heimischen Sojaanbau sehe ich durch diese Entwicklung positive Signale“, erläutert ÖR Franz Reisecker, Präsident der OÖ Landwirtschaftskammer.
Die Landwirtschaftskammer OÖ beschäftigt sich als Beratungsinstitution schon seit Beginn der 1990er Jahre mit den Grundlagen des Sojaanbaues und hat gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern viel Know-how zu Soja entwickelt. „Unverändert arbeitet die Landwirtschaftskammer OÖ intensiv an der Verbesserung der Sojaproduktion. Immer wieder gibt es fachliche Herausforderungen und Fragestellungen, die im Rahmen von Versuchs- und Forschungsarbeiten abgeklärt werden. Die Landwirtschaftskammer OÖ ist jedenfalls für eine Ausweitung des Sojaanbaues gut gerüstet und stellt das Wissen auch für Initiativen wie Donausoja, also den Anbau-Ausbau in den südosteuropäischen Donauländern, gerne zur Verfügung“, so Reisecker.
Verarbeitungsbetriebe schätzen Gentechnikfreiheit
Aber die Produktion allein wäre zu wenig, wenn es nicht Verarbeitungsbetriebe gäbe, die die Qualität der oberösterreichischen Sojabohne – vor allem die stringente Gentechnikfreiheit – schätzen würden. Gerade die Speisesojaverarbeitung hat in Oberösterreich eine lange Tradition durch innovative Betriebe wie beispielsweise die Firma Strobl Naturmühle in Ebelsberg.
Österreich – Sojaland Nummer 3 in Europa
Österreich hat beim Sojaanbau eine Vorreiterrolle in der Europäischen Union übernommen, denn mit einer Anbaufläche von ca. 36.000 Hektar im Jahr 2012 wurden über 100.000 Tonnen Sojabohnen produziert. Bei einem Anteil von lediglich zwei Prozent an der EU- Ackerfläche erzeugte die österreichische Landwirtschaft 14 Prozent der EU-Sojaernte des Jahres 2012. Die größten europäischen Sojaproduzenten sind Italien (945.000 Tonnen), gefolgt von Frankreich (116.000 Tonnen). Rumänien hat mit ca. 100.000 Tonnen Soja in etwa die gleiche Menge wie Österreich.
Innerhalb Österreichs wird Soja vorwiegend in Oberösterreich (12.400 Hektar) und dem Burgenland (11.600 Hektar) angebaut. „Die Anbauflächen könnten in Österreich auf etwa 50.000 Hektar ausgeweitet werden. Damit könnte Österreich den Bedarf des Lebensmittelsektors sehr gut abdecken und zusätzliche Mengen für die Futtermittelwirtschaft bereitstellen“, so Reisecker.
Geschichte der Kulturpflanze Sojabohne beginnt in Österreich
Es war Professor Friedrich Haberlandt an der k.k. Hochschule für Bodenkultur (heute Universität für Bodenkultur), der die agronomische Bedeutung der Sojabohne erkannte und 1875 bis 1877 eine umfangreiche Versuchsserie in den damaligen Ländern der Habsburgermonarchie durchführte. Neben der agrarwissenschaftlichen Grundlagen- forschung schlug Haberlandt auch eine Fülle von Verwertungs- und Verarbeitungs- möglichkeiten für Sojabohne vor. Seine Studien veröffentlichte er in einem 1878 erschienen Buch „Die Sojabohne – Ergebnisse der Studien und Versuche über die Anbauwürdigkeit dieser neu einzuführenden Culturpflanze“. Leider starb Haberlandt kurz darauf und die Forschungen kamen in Österreich zum Stillstand. Allerdings hat Haberlandt essentielle Grundlagenarbeit geleistet. Im deutschsprachigen Raum wurde Sojabohne lange als Haberlandt-Bohne bezeichnet bzw. in Frankreich als „Haricot Haberlandt“.
Die Forschungsergebnisse Haberlandts wurden später in den USA genutzt, um dort den Sojaanbau zu forcieren. Noch heute sind die USA Sojaproduzent Nummer 1 der Welt. Soja wurde schließlich zu einer „Weltkultur“ beziehungsweise zu einer jener (wenigen) Pflanzen, die das Rückgrat der Welternährung darstellen.
Die globale Bedeutung der Sojabohne
Mit einer Jahresproduktion von ca. 260 Millionen Tonnen hat Sojabohne etwa 60 Prozent Anteil an der globalen Ölsaatenproduktion. Sojabohne hat zwar nur etwa 20 Prozent Ölgehalt, Sojaöl ist trotzdem ein wichtiges Speiseöl und findet auch in der Industrie und als Treibstoff Verwendung. Noch wichtiger ist die Sojabohne als Eiweißfuttermittel, denn nach der Ölgewinnung bleibt der eiweißreiche Sojaschrot als Futtermittel zurück. Unverändert importiert die EU etwa 30 Millionen Tonnen Sojaprodukte. Österreich importiert jährlich ca.
450.000 Tonnen Sojaschrot. Die weltweite Sojaproduktion hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu verdreifacht. Der größte Importeur von Sojaprodukten ist mittlerweile China. Durch sich stark ändernde Konsumgewohnheiten – mehr Fleischkonsum – ist der Sojabedarf dort sehr stark gestiegen.
Global ist Gentechnik im Vormarsch – Österreich setzt auf Gentechnikfreiheit
Die drei größten Sojaproduzenten und auch Exporteure – USA, Brasilien und Argentinien – setzen sehr stark auf den Einsatz der Gentechnik. Etwa 80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion geschieht mittlerweile mit gentechnisch veränderten Sorten.
Österreichs Sojaanbau ist gentechnikfrei – heimische Soja ein Exporterfolg
Im österreichischen Sojaanbau werden keine GVO-Sorten verwendet. Die heimische Sojaernte wird zu großen Teilen von österreichischen Verarbeitungsbetrieben im Bereich der
„Fermentationsprodukte“ (Sojadrinks) oder der Mahlprodukte (Sojamehle) zum Beispiel in der Backindustrie benötigt. Der
Exportanteil der heimischen Verarbeitungs- betriebe ist hoch. Immer mehr wird die heimische Sojabohne aber auch als Futtermittel eingesetzt.
Damit können Importe ersetzt werden und dem Wunsch des Konsumenten nach gentechnikfreien Produkten wird Rechnung getragen.
Soja aus Österreich: Basis für viele hochwertige Lebensmittel Bildnachweis: LKOÖ, Abdruck honorarfrei
DI Christof Strobl, Eigentümer Strobl Naturmühle
Österreichische Sojaverarbeiter – Marktführer in Europa
Vollfettsojaprodukte sind aus der Ernährung nicht mehr wegzudenken und finden ein breites Einsatzfeld. Zwar sind die für die Ernährung der Menschen eingesetzten Soja- Mengen bei weitem nicht so groß wie die bei Futtermitteln, die Sojaprodukte sind aber wegen den naturbelassenen Inhalts- und Wirkstoffen oft Schlüsselzutaten in der Lebensmittelproduktion.
„Da die Sojaverarbeitungsprodukte für die menschliche Ernährung geeignet sein müssen, ist die Qualität und Sicherheit dieser Rohstoffe natürlich von entscheidender Bedeutung“, erläutert DI Christof Strobl, Eigentümer der Strobl Naturmühle in Ebelsberg.
Die Strobl Naturmühle verarbeitet darum ausschließlich nicht genmodifizierte Sojabohnen, die überwiegend aus Oberösterreich stammen. „Der Weg der Bohnen vom Landwirt zu unserem Betrieb wird genauestens überwacht und dokumentiert. Die Untersuchung der Sojabohnen – insbesondere auf mögliche gentechnische Veränderung – wird schon in den Aufkaufsilos und in weiterer Folge auch im Produktionsprozess durchgeführt. Ein eigenes, akkreditiertes Labor am Standort unseres Betriebes garantiert die rasche und genaue Untersuchung der Bohnen und der Verarbeitungsprodukte. Aus den Bohnen werden Vollfettprodukte wie Mehle, Schrote und Flocken erzeugt. Haupteinsatzgebiete sind die Backmittelindustrie und die Süßwarenproduktion“, so Strobl.
Die österreichischen Sojabohnen sind heute aus dem europäischen Nahrungsmittelsektor kaum wegzudenken und sind marktführend in der Backmittelindustrie und anderen Nahrungsmittelverarbeitungen. Die Strobl Naturmühle war erster Verarbeiter von österreichischen Sojabohnen (seit 1984). Zusätzlich erzeugt Strobl ca. 500 Verarbeitungsprodukte aus verschiedensten Getreidearten. „Neben der Erzeugung
Österreichische Sojabohnen sind marktführend im europäischen Nahrungsmittelsektor.
Bildnachweis: Strobl Naturmühle, Abdruck honorarfrei
konventioneller Produkte arbeiten wir seit 1984, also fast 30 Jahre im Bio Bereich. Unser Betrieb ist stark exportorientiert, unsere Produkte verkaufen wir in ganz Europa“, erläutert Strobl.
Neben den am Markt befindlichen „normalen“ Getreidesorten initiiert die Strobl Naturmühle auch den Anbau neuer (alter) vergessener Sorten wie z.B. Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen, Beta Glucan Gerste usw. „Diese Produktentwicklungen führen wir in Zusammenarbeit mit Saatzuchtanstalten und der HTL für Lebensmitteltechnologie in Wels durch“, ergänzt Strobl, dem für alle Bereiche seines Unternehmens die Zusammenarbeit mit Forschung und Entwicklung wichtig ist. „Unsere Bemühungen, den nach dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geratenen Sojaanbau in Oberösterreich wieder zu etablieren, wurde auch von der Landwirtschaftskammer OÖ von Beginn an tatkräftig unterstützt“, so Strobl abschließend.
Kontakt zum Thema:
DI Christian Krumphuber, Leiter der Abteilung Pflanzenproduktion, Auf der Gugl 3, 4021 Linz Telefon: +43/050/6902-1415, E-Mail: Christian.Krumphuber@lk-ooe.at
Kontakt Pressestelle:
Mag. Karin Windpessl, Auf der Gugl 3, 4021 Linz,
Telefon: +43/050/6902-1364, E-Mail: Karin.Windpessl@lk-ooe.at
In Österreich werden momentan 36.000 Hektar Sojabohne angebaut, eine Ausweitung der Anbaufläche auf 50.000 Hektar wäre durchaus möglich.
Bildnachweis: LK OÖ, Abdruck honorarfrei