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Hermann Delbrück. Leberkrebs. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige. 2., überarbeitete Auflage. Verlag W. Kohlhammer

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Academic year: 2022

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Hermann Delbrück

Leberkrebs

Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige

2., überarbeitete Auflage

Verlag W. Kohlhammer

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Wichtiger Hinweis: Der Leser darf darauf vertrauen, dass Autor und Verlag mit großer Sorgfalt gearbeitet und den medizinischen Wissensstand bis zur Fertigstellung dieses Buches berücksichtigt haben. Bei Angaben von Mengen muss jeder Leser sorgfältig prüfen oder prüfen lassen, dass die gegebenen Hinweise nicht von den tatsächlichen Empfehlungen abweichen. Es wird deshalb empfohlen, von jeglicher Selbstbehandlung Abstand zu nehmen und immer den Behandler des Vertrauens zu Rate zu ziehen. Jede Dosierung oder Anwendung erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

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cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kenn­

zeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

2., überarbeitete Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten

© 2008/2011 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung:

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany

ISBN 978­3­17­021516­0

­3­17­029493­6 E­Book­Formate:

pdf: ISBN 978

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Inhalt

Vorwort des Verfassers . . . 7 Geleitworte . . . 9 1 Wie kommt es eigentlich zu Leberkrebs? . . . 11

Fragen zu Ursachen und Verlauf der Erkrankung

2 Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? . . . 32 Fragen zu den verschiedenen Therapien und deren Wirkung

3 Welche Störungen, Beschwerden und Komplikationen können nach der Tumortherapie (Operation, Strahlen-, Chemo-, Immuntherapien und Einnahme signalhemmender

Substanzen) auftreten? . . . 69 Fragen zur Vorbeugung und Behandlung von unerwünschten Therapienebenwirkungen

4 Wie kann ich das Risiko einer Wiedererkrankung verringern? . . . 93 Fragen zur Diätetik und Prophylaxe

5 Welche diagnostischen Maßnahmen sind in der Nachsorge

notwendig? . . . 108 Fragen zu Vor- und Nachsorgeuntersuchungen zur Feststellung eines Krankheitsrückfalls

6 Wie macht sich eine Wiedererkrankung bemerkbar? . . . 122 Fragen zu Symptomen eines Krankheitsrückfalls

7 Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen bei Fortschreiten bzw . bei Wiederauftreten der Erkrankung?

Was tun bei Schmerzen? . . . 126 Fragen zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, zur Schmerztherapie und zu anderen unterstützenden Maßnahmen

(7)

6 Inhalt

8 Welche Nachsorgebetreuungen gibt es? . . . 143

Fragen zu Rehabilitation und Nachsorgekliniken 9 Welche Probleme können bei Reisen, in der Freizeit oder beim Sport auftreten? . . . 155

Empfehlungen für die Ferien- und Freizeitgestaltung 10 Wie verhalte ich mich in meiner Umgebung? . . . 163

Fragen zu Familie, Umfeld und Selbsthilfegruppen 11 Welche sozialen und finanziellen Hilfen gibt es? . . . 167

Fragen zu sozialen und finanziellen Problemen, häuslicher Versorgung, Hospiz, Pflegeversicherung und Behindertenausweis 12 Welche Konsequenzen ergeben sich für meine berufliche Tätigkeit? . . . 189

Fragen zu Beruf und Rente 13 Wie verhalte ich mich dem Betroffenen gegenüber? . . . 201

Fragen und Ratschläge zu Verhaltensweisen von Angehörigen Erklärung von Fachausdrücken . . . 211

Adressen . . . 226

Internetadressen . . . 230

Literaturauswahl . . . 235

Sachregister . . . 239

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Dieses Buch richtet sich an Krebspatienten, ihre Angehörigen und Freunde . Das bessere Verständnis einer Erkrankung und der medizinischen Mög- lichkeiten, der Chancen und Risiken kann dazu beitragen, eine Krebs- erkrankung und ihre Folgen leichter bewältigen zu können . Oft kann von den Krankenhausärzten nicht die nötige Zeit aufgebracht werden, um aus- führlich auf die vielen Fragen der Krebspatienten einzugehen . Dieser Rat- geber soll eine Hilfe für die häufig unter Zeitdruck stehenden Ärzte dar- stellen .

Er soll die Patienten jedoch auch dazu ermuntern, Fragen zu stellen, damit sie ihre Krankheit besser begreifen, ihr Schicksal meistern und bessere Vorsorge treffen können . Auf den Krebspatienten und seine Familie kommen zu Hause zahlreiche Probleme zu, die sich aber bei Kenntnis mancher Dinge frühzeitig verhindern oder gar beseitigen lassen . Infor- mierte Patienten verstehen besser, was die Ärzte tun, um die Erkrankung festzustellen und zu behandeln . Nur Information versetzt Patienten in die Lage, sich aktiv an Entscheidungen über mögliche Vorgehensweisen zu beteiligen . Mein Wunsch ist, mit diesem Ratgeber einen Beitrag dazu zu leisten, aus Behandelten Handelnde zu machen .

Dieses Buch enthält viele Fragen zur Krankheit und zur Krankheitsprophy- laxe, die mir die Betroffenen in meiner bisherigen Tätigkeit immer wieder stellten . Es behandelt auch viele Fragen, die die Patienten in der Nachsorge erfahrungsgemäß nicht stellen, sei es aus Unwissen, einer unbewussten Verdrängung, mangelndem Mut, sei es auch, weil die Betroffenen den Arzt hierfür nicht zuständig halten . Dieser Ratgeber soll den Betroffenen die vielen sozialen und beruflichen Hilfen vorstellen, die ihnen in unserer Ge- sellschaft von Gesetz wegen zustehen .

Dieses Buch enthält einige für manche Pharmahersteller und Ärzte unan- genehme und für manche Patienten wahrscheinlich auch verunsichernde Fragen und Antworten . Dies trifft insbesondere auf gewisse »Alternativthe- rapien« zu . Ich habe dies trotz der möglicherweise auf mich zukommenden Schwierigkeiten gewagt . Allzu häufig nämlich musste ich während meiner

Vorwort des Verfassers

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8 Vorwort bisherigen Tätigkeit die Erfahrung machen, dass verzweifelte Patienten nicht nur »Haus und Hof« für Therapien mit fraglicher Wirksamkeit ver- loren, sondern dass durch diese Therapien wirksamere Behandlungen ver- säumt wurden .

Bei der Abfassung dieses Ratgebers bin ich mir der Schwierigkeiten und der zu erwartenden Kritik bewusst gewesen . Die Kritik wird sich möglicher- weise weniger auf das Inhaltliche beziehen als auf die Tatsache, dass über- haupt ein derartig differenzierter, in die Einzelheiten gehender Ratgeber denjenigen in die Hände gegeben wird, die nach Meinung mancher Kritiker eher ihre Erkrankung vergessen sollten .

Ohne die möglichen Vorteile einer Verdrängung bei Krebspatienten leug- nen zu wollen, bin ich jedoch der Meinung, dass eine derartige Verdrängung aus mehreren Gründen heute im Gegensatz zu früher nicht sinnvoll ist . Die meisten Patienten möchten und müssen über ihre Diagnose aufgeklärt werden; hieraus ergeben sich zahlreiche Fragen, auf die eingegangen werden muss . Es ist besser, wenn die Betroffenen und Angehörigen durch diesen Ratgeber als durch die »Regenbogenpresse« oder »Gesundbeter«

oder Geschäftemacher aufgeklärt werden . Die Schulmedizin bietet heute mehr Möglichkeiten, als viele annehmen . Diese Möglichkeiten sollten ebenso genutzt werden wie die zahlreichen medizinischen, psychischen, sozialen und beruflichen rehabilitativen Hilfen, die die Überlebensqualität verbessern helfen .

Für die kritische Durchsicht einiger Kapitel, die konstruktive Kritik und die Überlassung vieler Abbildungen bin ich Herrn Priv .-Doz . Dr . Philip Hilgard, Chefarzt der medizinischen Abteilung des evangelischen Krankenhauses Mühlheim, zu großem Dank verpflichtet . Wenn sich trotzdem einige Fehler eingeschlichen haben sollten, so ist dies ausschließlich die Schuld des Autors .

Herrn Dr . med . Dirk Rating danke ich für die Hilfestellung bei der Manu- skripterstellung . Ohne ihn wären manche Abbildungen nicht so gut erkenn- bar gewesen .

Prof. Dr. Hermann G. Delbrück Wuppertal-Ronsdorf Im Sommer 2010

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Geleitwort der Deutschen Krebsgesellschaft

Die Deutsche Krebsgesellschaft e . V . fördert in besonderem Maße die inter- disziplinäre Krebsbekämpfung und die Kooperation aller Berufsgruppen, welche maligne Tumoren behandeln . Dabei ist der Dialog mit Tumorpa- tienten und deren Angehörigen genauso unabdingbar wie eine erfolgreiche Krebstherapie .

Dies umso mehr, da mit der immer komplexer werdenden Behandlung eine Fülle von Informationen auf die Patienten einstürzt, die sie nicht ohne wei- teres verarbeiten können .

Andererseits gibt es aber auch zunehmend wissbegierige Patienten, die Kenntnisse erwerben, welche manchen Arzt verblüffen .

Diesen Anforderungen der Wissensvermittlung an Patienten, aber auch an Ärzte wird der Ratgeber »Leberkrebs« nun bereits in seiner 2 . Auflage her- vorragend gerecht . Er greift auch recht differenzierte Fragen auf, spricht ebenso alternative Methoden an und gibt im psychosozialen Umfeld Ant- worten auf Fragen, die dem Gesunden belanglos erscheinen mögen, die für den Schwerkranken aber für seine bleibende Lebensqualität wichtig sind, um seine Handlungsfähigkeit und Unabhängigkeit aufrechterhalten zu können .

Auch Ärzten bringt dieses Buch somit die Bedürfnisse des Kranken mit Leberkrebs näher .

Wir wünschen auch dieser Auflage viel Erfolg und eine gute Verbreitung . Prof. Dr. Werner Hohenberger

Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft e . V .

Geleitworte

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10 Geleitworte

Geleitwort der Deutschen Krebshilfe

Die Diagnose »Krebs« wirft das Leben der Betroffenen von einem Tag auf den anderen aus der gewohnten Bahn . Zwar kann heute die Hälfte aller Krebskranken dauerhaft geheilt werden, doch zunächst steht die Lebens- bedrohung durch die Krankheit ganz im Vordergrund . Hier umfassend zu informieren, Ängste zu nehmen und Handlungsalternativen aufzuzeigen, ist ein wichtiges Anliegen der Deutschen Krebshilfe . Unsere Gründerin, Dr . Mildred Scheel, hatte schon in den 1970er Jahren das Ziel, Krebs aus der Tabu-Zone zu holen und die Bevölkerung aufzuklären . Die Deutsche Krebshilfe steht als »Bürgerinitiative gegen den Krebs« allen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite . Sie fördert die Krebsforschung, setzt sich für eine optimale Versorgung der Krebspatienten ein und versteht sich als Sprach- rohr der Betroffenen .

Der vorliegende Ratgeber von Herrn Professor Delbrück mit ausführlichen Antworten auf medizinische, psychische, soziale und berufliche Fragen ist ebenfalls eine wichtige Informationsquelle für Betroffene und Angehörige . Er kann die Vorbereitung auf Gespräche mit Ärzten und Experten unter- stützen und bei den Patienten das Verständnis für die notwendigen diagnostischen, therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen fördern . Weitere Anlaufstellen für kompetente Auskünfte sind der Krebsinforma- tionsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (KID), der Informations- und Beratungsdienst der Deutschen Krebshilfe, aber auch qualitätsgesicherte Krebs-Beratungsstellen, Kranken- und Rentenversiche- rungen sowie öffentliche Einrichtungen wie beispielsweise Arbeitsämter . Ebenfalls können Vertreter von Krebs-Selbsthilfeorganisationen wichtige Gesprächspartner sein . Im Gespräch mit Gleichbetroffenen erhält der Pa- tient hier authentische Informationen zum Leben mit der Erkrankung . Selbsthilfevertreter vermitteln Zuversicht und ergänzen mit ihrer »Betrof- fenenkompetenz« die professionelle psychosoziale Begleitung .

Ich wünsche allen Lesern, dass ihnen dieses Buch als wichtige Informa- tionsquelle dienen kann – und dem Ratgeber eine weite Verbreitung .

Prof. Dr. Dagmar Schipanski

Ehrenpräsidentin der Deutschen Krebshilfe e . V .

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1 Wie kommt es eigentlich zu Leberkrebs?

Fragen zu Ursachen und Verlauf der Erkrankung

Ursachen und Verlauf

1. Einige grundsätzliche Angaben zur Lokalisation und zu den Aufgaben der Leber.

Die Leber (Hepar) ist die größte Drüse im menschlichen Körper . Sie wiegt ca . 1,4 bis 1,8 Kilogramm . Unterschieden werden rechter und linker Leber- lappen . Der rechte Leberlappen ist wesentlich größer als der linke und füllt fast den gesamten oberen Bauchraum aus . Der kleinere linke Lappen reicht etwa bis zur Mitte des linken Oberbauches .

Die Leber wird von zwei verschiedenen Blutgefäßen mit Blut versorgt: der Leberarterie und der Pfortader . Beide treten an der Leberpforte, einer nischenartigen Vertiefung des Organs, in die Leber ein .

Die Leberarterie liefert, von der Bauchschlagader kommend, sauerstoffrei- ches Blut zur Versorgung der Leberzellen . Die Pfortader führt der Leber – vom Verdauungstrakt kommend – alle mit der Nahrung in den Blutkreislauf gelangten Substanzen zu, seien es Nährstoffe oder Giftstoffe . Die beiden Blutgefäßsysteme verzweigen sich in der Leber in feine Kapillarnetze, sodass die von ihnen transportierten Substanzen bis hin zu den einzelnen

Abbildung 1.1: Die Lage der Leber im Oberbauch und ihre benachbarten Organe im Querschnitt

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12 Ursachen und Verlauf

Leberzellen gelangen und dort weiterverarbeitet werden können . Die in den Leberzellen gebildete Gallenflüssigkeit wiederum erreicht über ein feines Netz von Gallenkapillaren den Gallengang, welcher die Leber über die Le- berpforte verlässt .

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers . In ihrem Innern besteht sie aus einer Vielzahl kleinster Leberläppchen, die kleine Funk- tionseinheiten bilden und aus zahlreichen Leberzellen (Hepatozyten) zu- sammengesetzt sind .

Ähnlich der Niere arbeitet sie wie ein »Klärwerk« für den Körper, in dem sie gemeinsam mit den Nieren den Körper von Schadstoffen befreit . Sie dient als Entgiftungszentrale des Körpers . Schadstoffe, Alkohol, Medika-

Abbildung 1.2: Die Lage der Leber im Bauchraum, wie sie sich in der Kernspin­

tomographie frontal darstellt. Die Leber ist stark zirrhotisch durch­

setzt, indirekt erkennbar an dem abgestumpften Leberrand, der kleinen Leber und der Milzvergrößerung. Es besteht ein ausgeprägter Aszites. In der zirrhotischen Leber befindet sich ein verdächtiger Herd, der einer Abklärung bedarf. Die feingewebliche Untersuchung der Biopsie aus diesem Tumor bestätigte den Verdacht auf ein Le­

berzellkarzinom (Abbildungen 1.5 und 1.6).

(Das NMR-Bild wurde freundlicherweise von Dr. med. Steffen, Radprax, Wuppertal, zur Verfügung gestellt.)

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Ursachen und Verlauf 13

mente und auch bestimmte körpereigene Substanzen werden in der Leber um- und abgebaut und auf diese Weise »unschädlich« gemacht . Über die Galle werden sie ausgeschieden .

Die Leber produziert bis zu einem Liter Gallenflüssigkeit pro Tag und leitet diese über kleine Gallenkanälchen, den rechten und linken Lebergallen- gang, über die Gallenblase als Zwischenspeicher und über den Gallengang in den Zwölffingerdarm ein .

Außerdem stellt sie verschiedene lebenswichtige Eiweißstoffe her . Hierzu gehört das Albumin . Bestimmte Blutgerinnungsfaktoren, ohne die sich keine Blutung stillen lässt, werden in der Leber gebildet . Sie nimmt die aus dem Darm kommenden verdaulichen Stoffe auf und verwertet sie . So baut die Leber zum Beispiel das mit der Nahrung aufgenommene Eiweiß in körpereigenes Eiweiß um, speichert Kohlenhydrate und versorgt die Kör- perzellen über das Blut mit Nährstoffen . Sie bildet die Ausgangsprodukte für die Sexualhormone und für die körpereigenen Fette, baut alte Blutkör- perchen ab und speichert Eisen . Auch an der Regulation des Blutzucker- spiegels ist die Leber beteiligt .

2. Ich habe niemals Beschwerden gehabt, habe regelmäßig an den Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen, habe immer gesund gelebt und bin schließlich trotzdem an Leberkrebs erkrankt.

Der Krebs soll sogar schon im fortgeschrittenen Stadium sein.

Eines der Hauptmerkmale des Leberkrebses ist, dass zu Beginn der Erkran- kung so gut wie keine Beschwerden bestehen . Die ersten und dann auch sehr unspezifischen Anzeichen treten meist erst im fortgeschrittenen Sta- dium der Krankheit auf . Druckschmerzen und Völlegefühl sind häufig die ersten Symptome . Erst relativ spät kommt es zu einem Gewichtsverlust . Er kann im Zusammenhang mit Verdauungsbeschwerden stehen, aber auch Folge der vom Tumor ausgeschiedenen Stoffe sein . Letztere sind meist der Grund für Fieber und Nachtschweiß .

Lediglich Frühstadien der Tumorerkrankung können noch operiert werden . Bei ihnen handelt es sich nicht selten um Zufallsbefunde, die im Rahmen einer aus anderen Gründen notwendigen Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane gestellt werden .

Vorsorgeuntersuchungen haben in Bezug auf die Erkennung von Leber- krebs nur dann einen Wert, wenn routinemäßige Ultraschalluntersuchun-

(15)

14 Ursachen und Verlauf

gen des Bauchraums vorgenommen werden . Ultraschalluntersuchungen sind jedoch nicht immer Bestandteil von Krebsvorsorgeuntersuchungen . Aus Ihren Bemerkungen klingt so etwas wie die Suche nach den Ursachen, ja möglicherweise sogar eine Schuldzuweisung hervor . Sie sollten nicht die »Schuld« bei sich selbst oder bei jemand anderem suchen . Das ist wenig hilfreich . Es ist sinnvoller, die Erkrankung als ein schicksalhaftes Ereignis zu akzeptieren und nicht zu sehr rückwärtsgewandt zu denken . Versuchen Sie, sich auf die Gegenwart und die Zukunft zu konzentrieren .

Tabelle 1.1: Häufigste Ursachen und Symptome, die zu einem Arztbesuch und zu der Diagnose eines Leberkrebses führen

"

" Arztbesuch aus einem anderen Grunde, bei dem eine Ultraschalluntersuchung

der Bauchorgane vorgenommen und Auffälligkeiten an der Leber festgestellt wurden.

"

" Auffälligkeiten der Laborwerte, die wegen anderer Beschwerden vom Arzt

bestimmt wurden.

"

" Druckschmerzen in der Lebergegend, unklares Völlegefühl.

"

" Tastbare Schwellung unter dem rechten Rippenbogen.

"

" Zunehmender Bauchumfang.

"

" Zunehmende Gelbfärbung von Augen und Haut, heller Stuhl, dunkler Urin.

"

" Gewichtsabnahme bei gleichzeitiger Zunahme des Bauchumfangs

(Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum).

"

" Blutarmut.

"

" Fieber bei unklarer Ursache.

"

" Darmbeschwerden.

"

" Teerstuhl.

"

" Ständige Abgeschlagenheit, Leistungsminderung.

3. Was ist der Unterschied zwischen einem primären und einem sekundären Leberkrebs?

Als primärer Leberkrebs werden bösartige (maligne) Tumoren bezeichnet, die aus lebereigenen Zellen entstehen . Andere Bezeichnungen hierfür sind Leberzellkarzinom oder hepatozelluläres Karzinom (HCC) . Wenn im Fol- genden einmal vom Leberkrebs und ein anderes Mal vom Leberzellkarzi- nom oder vom primären Leberkrebs die Rede ist, so handelt es sich immer um den gleichen bösartigen Tumor des Lebergewebes . Auch Krebsge-

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Ursachen und Verlauf 15

schwülste, die aus den Zellen der Gallengänge in der Leber entstehen (Gal- lengangskarzinom; Cholangiokarzinom) werden zum primären Leber- krebs gezählt, obwohl sie andere Ursachen haben und einer anderen Therapie bedürfen .

Viel häufiger als ein primärer Leberkrebs ist der sekundäre Leberkrebs . Dabei handelt es sich um Tochtergeschwülste (Metastasen) von Tumoren, die sich auf die Leber ausgebreitet haben . Diese sogenannten sekundären Lebertumoren unterscheiden sich in ihrer Entwicklung und ihrer Prognose von primären Leberzellkarzinomen . Sie werden auch anders behandelt .

4. Ich habe gehört, dass die Leberkrebshäufigkeit zugenommen hat.

Leberkrebs ist in Deutschland im Gegensatz zu Asien und Afrika eine re- lativ seltene Tumorerkrankung . Etwa zwei bis drei von 100 000 Menschen sind pro Jahr in Deutschland davon betroffen . In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts jährlich ca . 3 000 Männer und 2 000 Frauen an Leberkrebs .

Weltweit ist das Leberzellkarzinom mit einer Million Neuerkrankungen jedoch eine der häufigsten Krebserkrankungen überhaupt . Allerdings schwanken die Raten je nach geographischer Region erheblich . Am häu- figsten kommt dieser bösartige Tumor in Südostasien und in Westafrika vor . Dabei handelt es sich in diesen Gebieten um die häufigste Krebserkran- kung überhaupt (Abbildung 1 .3) .

Nicht nur in Deutschland nimmt die Leberkrebs-Häufigkeit zu . In den letz- ten 15 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen sowohl bei Männern als auch bei Frauen nahezu verdoppelt . Diese Zunahme liegt weniger an dem steigenden Alkoholkonsum als an der Hepatitis-C-Infektion, die bis in die 90er-Jahre unbehandelbar war . Sie geht mit einer zeitlichen Verzö- gerung von etwa 20 bis 30 Jahren in eine Leberzirrhose über und begüns- tigt die Entstehung von Leberkrebs . Mit einer weiteren Zunahme der he- patitisbedingten Leberzirrhose ist zumindest in den nächsten Jahren zu rechnen . Die Hepatitis C ist in den westlichen Staaten neben dem Alkohol der häufigste Grund für eine Leberzirrhose und für die Entstehung eines Leberkarzinoms .

Das Hepatitis-C-Virus kann erst seit 1990 nachgewiesen werden . Vorher wurde das Virus unbeabsichtigt bei medizinischen Eingriffen, bei Bluttrans-

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16 Ursachen und Verlauf

fusionen und wahrscheinlich auch bei Impfungen übertragen . Glücklicher- weise ist man heute in der Lage, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um eine Infektion zu vermeiden . Impfungen, wie gegen Hepatitis A und He- patitis B, sind gegen Hepatitis C allerdings noch nicht möglich .

Man hofft, dass es dank der heutigen Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Übertragung des Hepatitis-C-Virus bei Bluttransfusionen und -injektionen langfristig zu einer Abnahme des Leberzellkarzinoms in Europa kommt . Gleiches trifft auf die Hepatitis-B-Infektion zu, gegen die man heute impfen kann . In Taiwan und Singapur, wo routinemäßig Impfungen durchgeführt werden, ist schon eine Abnahme der Neuerkrankungen festzustellen . Ein weiterer Grund für die heute häufigere Diagnose des Leberkrebses ist, dass wir über bessere Erkennungsmöglichkeiten verfügen . Besonders die routinemäßige Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane hat dazu ge- führt, dass Leberzellkarzinome heute frühzeitiger und häufiger erkannt werden . Dass bei Patienten mit Leberzirrhose häufigere Ultraschallkontrol- len erfolgen, ist mit ein Grund dafür, dass man das Leberzellkarzinom in Deutschland nicht nur häufiger diagnostiziert, sondern auch frühzeitiger erkennen und erfolgreicher behandeln kann . Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen .

5. Bestehen geographische Häufigkeitsunterschiede?

Im Gegensatz zu Mitteleuropa und Nordamerika ist das Leberzellkarzinom in vielen afrikanischen und ostasiatischen Ländern das häufigste Karzinom überhaupt .

Die unterschiedliche geographische Häufigkeit liegt weniger an der an- dersartigen genetischen Prädisposition; sie ist vielmehr durch die unter- schiedliche Exposition gegenüber krebsfördernden Stoffen bedingt . Bei uns gelten Infektionen mit dem Hepatitis-B- und -C-Virus (ca . 60 %), Alkohol (ca . 45 %) und Rauchen (ca . 12 %) als häufigste Ursachen, wohingegen die Hepatitis-B-Infektion (60 %), Rauchen (ca . 22 %) und Aflatoxin (ca . 15 %) in Afrika und in Asien die bedeutendsten Wegbereiter sind . In Europa und in Nordamerika beträgt der Durchseuchungsgrad mit dem Hepatitis-B- Virus (HBV) 0,1 bis 1 %, in Afrika und Südostasien sind hingegen bis zu 20 % der Bevölkerung mit diesem Virus infiziert .

In Afrika wird auch das Gift eines Pilzes (Aflatoxin) für die dort häufige Leberkrebserkrankung verantwortlich gemacht . Getreide und Erdnüsse

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Ursachen und Verlauf 17

sind in diesen Regionen häufig von dem Pilz befallen . Das Toxin besitzt eine mutagene Wirkung auf Leberzellen .

Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Gewebeform der Karzinome ist in den verschiedenen Regionen unterschiedlich . In den westlichen Ländern ist das Leberzellkarzinom sehr viel häufiger als in Asien und in Afrika mit einer Zirrhose vergesellschaftet . In Deutschland haben die meisten Patien- ten mit Leberkarzinom gleichzeitig eine Leberzirrhose . In den asiatischen und afrikanischen Ländern entwickelt sich hingegen ein primäres Leber- karzinom häufig auch ohne vorherige Zirrhose .

6. Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Leberkrebserkrankung?

Die Entstehungsursachen von Leberzellkrebs sind noch nicht endgültig geklärt . Fest steht, dass Leberkrebs nicht plötzlich, sondern in einem mehr- stufigen Prozess entsteht . Eine Voraussetzung ist wahrscheinlich die dau- erhafte Schädigung der Leberzellen durch Entzündungen, besonders bei Abbildung 1.3: Geographische Häufigkeitsverteilung des Leberzellkarzinoms

(alters angepasste Häufigkeit pro 100 000 Einwohner [nach Bosch et al., Gastro enterology, 2004])

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18 Ursachen und Verlauf

einer Infektion mit dem Hepatitis-B- oder dem Hepatitis-C-Virus . Diese Viren führen zu einer akuten Hepatitis, die bei den meisten Patienten aus- heilt, jedoch bei einem gewissen Prozentsatz chronifiziert (chronische He- patitis) und in eine Leberzirrhose übergeht . In ihr entwickelt sich früher oder später ein Karzinom (Tabelle 1 .4, Seite 20) .

Bei längerem und starkem Alkoholkonsum sowie bei Exposition gegenüber anderen lebertoxischen Substanzen kommt es zu einem ähnlichen Stufen- prozess, d . h . nach einigen Jahren zu einer bindegewebigen und knotigen Umwandlung des Lebergewebes und schließlich zu Leberkrebs . Die ver- schiedenen Stufen können mehr oder weniger lang dauern und auch über- sprungen werden .

Laut Statistik erkranken 5 % der Leberzirrhosepatienten pro Jahr an Leber- zellkrebs . Die Latenzzeit zwischen einer Hepatitis-B-Virusinfektion und der Feststellung eines Leberzellkarzinoms beträgt etwa 30 Jahre, nach einer Hepatitis-C-Virusinfektion ist diese Latenzzeit kürzer, nämlich etwa 20 bis 30 Jahre .

Neben Alkohol, bestimmten Schimmelpilzprodukten und einigen Medi- kamenten (z . B . Anabolika) gelten gewisse chemische Substanzen (z . B . Arsen) als krebsfördernd . In geringerem Maße spielt auch das Rauchen eine Rolle . Die Kombination von Nikotin- und Alkoholabusus soll hingegen das Risiko erheblich erhöhen . In der westlichen Welt ist die alkoholbedingte Leberzirrhose, in den anderen Regionen die hepatitisbedingte Leberschä- digung die häufigste Ursache .

Besonders empfindlich reagiert die Leber auf Alkohol, wenn sie von einer chronischen Virushepatitis C befallen ist . Das Risiko steigt um ein Vielfa- ches . Bei chronischer Hepatitis sollte man daher auf Alkoholgenuss gänz- lich verzichten!

Die Einnahme von Sexualhormonen (orale Verhütungsmittel, Anabolika) kann zu Leberschäden führen und auch das Wachstum von Lebertumoren begünstigen . Bei oralen Verhütungsmitteln (Kontrazeptiva) ist – bei den heute üblichen Dosierungen – das Risiko allerdings – wenn überhaupt – nur sehr geringfügig erhöht . Besteht eine chronische Hepatitisinfektion, wird von der Einnahme oraler Kontrazeptiva allerdings abgeraten . Auch männliche Geschlechtshormone begünstigen die Entstehung eines Leberkarzinoms . Ein deutlich erhöhtes Risiko besteht insbesondere bei un- kontrollierter Einnahme männlicher Geschlechtshormone, die gerne beim Bodybuilding zum Muskelaufbau (Anabolika) oder als Dopingmittel bei sportlichen Herausforderungen eingenommen wurden .

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Ursachen und Verlauf 19

Jahrelanger, übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer chronischen Ent- zündung (Hepatitis), zur Zerstörung von Lebergewebe, zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen . Neue Erkenntnisse weisen auf eine besondere Ge- fährdung von Typ-2-Diabetikern mit Alkoholsucht hin . Die Experten zählen auch das Rauchen, besonders die Kombination von Alkohol- und Nikotin- abusus, zu den Risikofaktoren, die die Entstehung eines Leberkarzinoms begünstigen .

Seltener entwickelt sich Leberkrebs bei einer primär biliären Zirrhose (einer chronischen Krankheit, die an den Gallenkapillaren der Leber beginnt), bei Autoimmunhepatitis oder einem erblich bedingten Antitrypsin-Mangel (Antitrypsin ist ein körpereigenes Eiweiß) .

Tabelle 1.2: Risikofaktoren für die Entstehung eines Leberkrebses (primäres Leberzellkarzinom)

"

" chronische Hepatitis­B­ oder Hepatitis­C­Infektion

"

" längerfristiger Alkoholabusus und alkoholbedingte Leberzirrhose

"

" Autoimmune Hepatitis

"

" Aufnahme aflatoxinbefallener Nahrungsmittel

"

" Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose)

"

" langfristige Einnahme von Androgenen (wie z. B. zur Leistungssteigerung von

Sportlern praktiziert)

"

" Mangel an Alpha­1­Antitrypsin, einem körpereigenen Eiweiß

"

" Morbus Wilson

"

" Thorotrast (ein nicht mehr verwendetes Röntgenkontrastmittel)

"

" Vergiftungen mit Vinylchlorid (Monomer des PVC) und Arsen

Tabelle 1.3: Risikofaktoren für die Entstehung eines Leberkrebses (Gallengangskrebs = cholangioläres Karzinom)

"

" chronische Entzündung der Gallenwege (primär sklerosierende Cholangitis)

"

" Steine in den Gallengängen

"

" Adenome oder Zysten im Gallengang

"

" chronische Infektionen mit Parasiten (z. B. Leber­Egel)

"

" Rauchen

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20 Ursachen und Verlauf Tabelle 1.4: Die verschiedenen Entwicklungsstadien von der akuten Leberentzün­

dung (Hepatitis C) bis zur Entstehung eines Leberzellkarzinoms 1. Stadium: akute Hepatitis C (ca. 1 bis 6 Monate).

2. Stadium: Ausheilung der akuten Hepatitis bei ca. 20 bis 50 % der Patienten.

Es kommt jedoch zu einem Übergang in eine chronische Hepatitis bei ca. 50 bis 80 % der Patienten.

3. Stadium: Im Laufe der nächsten Jahre kommt es bei der chronischen Hepatitis zu einer mehr oder minder starken bindegewebigen Durchsetzung der Leber­

zellen.

4. Stadium: Bei ca. 20 bis 30 % dieser Patienten kommt es zu einem Übergang in eine Leberzirrhose.

5. Pro Jahr kommt es bei ca. 5 % der Patienten mit Zirrhose zu einem Karzinom.

(Die Zeit von der akuten Infektion bis zum Auftreten des Karzinoms beträgt ca. 20 bis 30 Jahre.)

7. Mein Vater und mein Großvater litten auch an einem Leber krebs. Ist die Anlage für eine Leberkrebserkrankung vererblich? Ich habe Angst, dass meine Kinder später ebenfalls erkranken.

Familiär gehäufte Erkrankungen lassen weniger auf eine vererbbare ge- netische Prädisposition schließen als auf die Häufung nicht genetisch be- dingter Risikofaktoren in der gleichen Familie (z . B . häufiger Alkohol- und Nikotinkonsum, Hepatitis-Infektionen in der Umgebung, Aflato xin-Ver- unreinigung der Nahrung) .

Es gibt jedoch verschiedene erblich bedingte Stoffwechselerkrankungen, die mit einem erhöhten Leberkrebs-Risiko verbunden sind . Hierzu gehört die sogenannte Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), bei der es in- folge einer vermehrten Eisenaufnahme aus der Nahrung zu einer Überla- dung des Körpers mit Eisen kommt . Durch diese Eisenablagerungen werden im Laufe der Jahrzehnte viele Organe geschädigt, unter anderem auch die Leber, in der sich eine Leberzirrhose entwickelt . Bei schätzungs- weise 30 % der Patienten mit Hämochromatose und Leberzirrhose entsteht ein Leberzellkarzinom . Wird die Hämochromatose frühzeitig erkannt, so lassen sich durch entsprechende Behandlungsmaßnahmen Spätschäden wie Leberzirrhose und Leberkrebs vermeiden .

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Ursachen und Verlauf 21

Eine weitere, allerdings sehr seltene Stoffwechselstörung ist die erbliche Tyrosinämie (Störung im Abbau des Eiweißes Tyrosin), die bei Angehörigen der betroffenen Familien ebenfalls häufig zu einem Leberzellkarzinom führt .

8. Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Entstehung von Leberkrebs?

Ein wichtiger Risikofaktor ist die Verunreinigung mit dem Schimmelpilz- gift Aflatoxin . Die Gefahr, Aflatoxine mit der Nahrung aufzunehmen, ist in tropischen oder subtropischen Ländern mit feuchtwarmem Klima sehr hoch, in Europa hingegen eher gering .

In den tropischen Regionen Westafrikas und in Südostasien sollen bis zu 50 % der untersuchten Nahrungsmittelproben mit Aflatoxin infiziert sein . Der Pilzbefall wird durch die Feuchtigkeit in den Monsunmonaten begüns- tigt, in denen sich ein Schimmelpilzschleier über die Ernte legt . Reis, Erd- nüsse und Getreide sind in diesen Regionen häufig befallen . In Milch und in Milchprodukten von Tieren, die sich von aflatoxinbefallenem Futter er- nähren, sowie in aus Getreide gebrauten Getränken kann das Krebsgift enthalten sein .

In der westlichen Welt hat der vermehrte Alkoholkonsum eine wesentliche größere Bedeutung als eine Ernährung mit aflatoxinverseuchten Lebens- mitteln . Jahrelanger übermäßiger Alkoholkonsum führt zu einer chroni- schen bindegewebigen Durchsetzung der Leber (Leberzirrhose), die die Krebsentstehung begünstigt . Besonders gefährdet sind Patienten mit chro- nischer Hepatitis und Alkoholkonsum .

9. Welche Rolle spielt die Immunabwehr bei der Leberkrebs entstehung?

Zusammenhänge sind sehr wahrscheinlich . Hierfür spricht auch die Er- fahrung, dass Patienten mit einer erworbenen Immunerkrankung (AIDS) häufig an Leberkrebs erkranken . Transplantationspatienten, bei denen zur Verhinderung einer Transplantatabstoßung die Immunabwehr medi ka- mentös unterdrückt wird, haben ebefalls ein besonders hohes Er kran kungs- risiko .

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22 Ursachen und Verlauf

10. Ich habe von einer Impfung gegen Leberkrebs gehört.

Eine direkte Impfung gegen Leberkrebs gibt es noch nicht .

Allerdings gibt es seit geraumer Zeit Impfungen gegen eine Hepatitis-B- Infektion, leider jedoch noch nicht gegen die Hepatitis C .

11. Ich habe gehört, dass sich hinter der Bezeichnung »Lebertumor« die verschiedensten bösartigen, aber auch gutartigen Lebererkrankungen mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften und Verläufen verbergen können.

Es gibt in der Tat gutartige und bösartige Tumoren der Leber (Ta belle 1 .5), die manchmal nur bei der feingeweblichen Untersuchung voneinander unterschieden werden können .

Tabelle 1.5:  Gutartige Lebertumoren

"

" Hämangiome

"

" Angiome

"

" fokal­noduläre Hyperplasien (FNH)

"

" Leberadenome

"

" Leberzysten

"

" Leberzelldysplasien

"

" Gallengangsadenome

"

" Angiomyolipome

"

" Fibrome

"

" Lipome

"

" Hamartome

"

" Neurofibrome

"

" Leiomyome

"

" Rhabdomyome

Auch unter den bösartigen Lebertumoren unterscheidet man unterschied- liche Formen, obwohl sich hinter manchen Synonymen das gleiche Krank- heitsbild verbirgt (Tabelle 1 .6) . In der Mehrheit der Fälle geht die Erkrankung von den Leberzellen aus (hepatozelluläres Karzinom), seltener von den Zellen der Gallenwege (Gallengangskarzinom = cholangiozelluläres Karzi- nom) . Beide Karzinome (das hepatozelluläres Karzinom und das cholan-

(24)

Ursachen und Verlauf 23

giozelluläre Karzinom) zählen zu den primären Leberkarzinomen . In Deutschland überwiegen bei weitem die hepatozellulären Karzinome . Die anderen Gewebetypen machen hier weniger als 15 % aller primären Leber- karzinome aus . In anderen Regionen, z . B . in Südostasien, ist das anders . Tabelle 1.6: Synonyma für Leberzellkarzinome

"

" primäres Leberkarzinom

"

" primärer Lebertumor

"

" hepatozelluläres Karzinom (HCC)

"

" fibrolamelläres HCC

"

" Hepatom

"

" cholangiozelluläres Karzinom (CCC)

"

" intrahepatisches Cholangiokarzinom

Es gibt in der Leber auch Tumoren der Lymphzellen (Hodgkin- oder Non- Hodgkin-Lymphome der Leber), der Blutgefäßzellen (Angiosarkome) und der Bindegewebszellen (Sarkome; Tabelle 1 .7) . Diese Tumore zählt man nicht zu den Leberzellkarzinomen . Sie haben andere Ursachen und bedür- fen auch einer anderen Therapie . Bei den meisten bösartigen Tumoren in der Leber handelt es sich nicht um primäre Lebertumore, sondern um se- kundäre Absiedlungen von anderen Krebsgeschwülsten, also Metastasen . Diese bösartigen Tochtergeschwülste müssen völlig anders behandelt und nachgesorgt werden als die primären Lebertumore .

Tabelle 1.7: Bösartige Tumore, die zwar in der Leber entstehen, jedoch nicht zu den primären Leberkarzinomen gezählt werden

"

" Angiosarkom

"

" malignes Hämangioendotheliom

"

" malignes epitheloides Hämangioendotheliom

"

" Rhabdomyosarkom

"

" Gallengangszystadenokarzinom

"

" (primäres) Lymphom

"

" endokriner Tumor

"

" Dottersacktumor

"

" Kaposisarkom

"

" Hepatoblastome

(25)

24 Ursachen und Verlauf

Abbildung 1.4a: Makroskopisches Bild einer Leber, deren zirrhotisches Gewebe von multiplen Herden eines Leberzellkarzinoms durchsetzt ist.

(Ich danke Herrn Prof. Dr. med. Stoerkel, Institut für Pathologie der Helios Klinik Wuppertal, Universität Witten-Herdecke für die Überlas- sung des Bildes.)

Abbildung 1.4b: Makroskopisches Bild einer Leber mit zwei einzelnen Leber kar zi­

nom herden

(Ich danke Herrn Prof. Dr. med. Schmidt, Lutherkrankenhaus Essen, für die Überlassung des Bildes.)

Karzinomherd

Karzinom

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