Kapitel 2: Land- und Forstwirtschaft, Wasser, Ökosysteme und Biodiversität
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eine ausgewogene Ernährung gemäß der Richtlinien der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) untersucht. Durch eine Halbierung des Fleischkonsums kann demnach der Ausstoß an klimarelevanten Treibhausgasen von 890 auf 580 kg/Per- son/Jahr CO2-Äq. gesenkt werden. Neben dem geringeren Energie- und Düngerverbrauch, der aus der Umstellung re- sultieren würde, könnte auch der Flächenbedarf von 3600 auf 2600 m2/Person reduziert werden. Laut Zessner et al. (2011) könnte sich Österreich unter diesen Bedingungen nicht nur ohne Futtermittelimporte selbst versorgen, sondern es würden sogar landwirtschaftlich genutzte Flächen frei werden. Der Verzicht auf den Konsum tierischer Produkte muss jedenfalls aus einer internationalen Perspektive betrachtet werden. Auf- grund von Leakage-Effekten kann regionalen Alleingängen, z. B. mittels Steuern, über internationale Marktverflechtungen entgegen gewirkt werden. Cordts et al. (2013) versuchen das mit einem partiellen Gleichgewichtsmodell zu analysieren.
Der Effekt einer Umstellung auf vegetarische Ernährung kann helfen, einem durch Umstellung auf Bioprodukte even- tuell steigenden Landbedarf entgegenzuwirken. Durch kombi- nierten Umstieg auf vegetarische und biologische Ernährung lässt sich die persönliche Treibhausgasbilanz der Ernährung um bis zu 66 % senken (Hoffmann, 2002). Biologische Land- wirtschaft weist in der Regel pro Hektar sowie in der Prozess- kette eine bessere Treibhausgasbilanz auf als konventionelle
Landwirtschaft (Hörtenhuber et al., 2010, 2011; Hülsbergen, 2011, Lindenthal et al., 2010). Biologisch bewirtschaftete Flä- chen weisen im Vergleich zu konventionell bearbeiteten Flä- chen in der Regel eine deutlich bessere Humusbilanz und eine höhere Biodiversität auf und führen zu geringeren Schadstoff- einträgen in die Umwelt (Lindenthal et al., 2010; Hörtenhu- ber et al., 2010). Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der biologische Anbau von Lebensmitteln einen geringeren Ertrag pro Hektar und Jahr aufweist. Folglich ist eine deutlich größere Fläche als im konventionellen Anbau erforderlich, um die glei- che Menge an Getreide (oder anderen Produkten) zu produzie- ren. Nimmt man an, dass aufgrund der im Biolandbau gerin- geren Erträge pro Hektar bisherige Grünlandflächen in Acker umgewandelt werden müssten, um die Versorgung zu sichern, so schneidet der Biolandbau im Vergleich zum konventionel- len Landbau in Bezug auf die THG-Bilanz möglicherweise schlechter ab. Berechnungen mit einem globalen Biomassebi- lanzmodell zeigen, dass bei einer Weltbevölkerung von neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 ein Umstieg auf biologi- sche Landwirtschaft ohne großflächige Entwaldung nur bei einem geringen Anteil tierischer Produkte an der Ernährung möglich wäre (Erb et al., 2012a, b; Haberl et al., 2010, 2011).
Tabelle 2.5 THG-Emissionen unterschiedlicher Lebensmittel je kg Produkt und je Nährwert der Produkte (De Vries und De Boer, 2010; Hör- tenhuber et al., 2011; Lindenthal et al., 2010; Schlatzer, 2011; Weidema et al., 2008). Nährwerte wurden gemäß FAO (2003) errechnet Table 2.5 GHG emissions of different food items per kg of product and per food calorie (De Vries and De Boer, 2010; Hörtenhuber et al.
2010, 2011; Lindenthal et al., 2010; Schlatzer, 2011; Weidema et al., 2008). Calorific values were calculated using data from FAO (2003) kg CO2!"#$%&%'(%)"*"+,-.//"0 kg CO2!"#$%&%1 000 kcal Lebensmittel
Tierische Produkte
Rindfleisch 13–30 8,84–20,40
Käse 9–13 3,00–4,34
Schweinefleisch 5–10 2,43–4,85
Hühnerfleisch 4–7 2,98–5,22
Eier 5–7 3,58–5,01
Fisch 2–4 1,67–3,33
Milch 1–1,5 1,74–2,60
234+50.67"%289:;'/"
Tofu 1,1 1,83
Teigwaren 0,9 0,25
Brot 0,55–0,8 0,23–0,33
Obst 0,5 1,00
Weizen 0,35–0,5 0,10–0,14
Kartoffeln 0,1–0,2 0,15–0,31
Gemüse 0,1–0,2 0,50–1,00