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Ins Z eughaus mit dem Z eug!

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Genau wie in seinem Buch «More Guns, Less Crime»

erzählte John R. Lott im «Wall Street Journal», wieder mal das alte Westernmärchen, dass Frieden, Recht und Ordnung am besten mit der Waffe in der Hand zu schaffen sei. Der 27. September 2001, an dem Friedrich Leibacher im Kantonsparlament Zug 14 Menschen erschossen hatte, wäre laut Lott glimpflicher ausge- gangen, wenn die Parlamentarier bewaffnet gewesen wären. Nun, im Wilden Westen mag der Sheriff nicht immer zur Stelle gewesen sein. Aber in einem zivili- sierten Land wie der Schweiz sind Parlamentarier für die Verteidigung von demokratischen Werten, nicht aber für die Verteidigung ihres eigenen Lebens mit Waffengewalt zuständig. Dafür gibt es unsere Rechts- ordnung. Das Gewaltmonopol hat der Staat und das ist gut so – solange er demokratisch ist und Gewalten- teilung herrscht.

Keinen Schuss Pulver wert sind die Argumente der uralten Kämpfer, die nostalgisch vom Aktivdienst schwärmen, als sie gemütlich irgendwo sassen und ihre Waffen ölten. Bis heute meinen sie allen Ernstes, sie hätten die Schweiz verteidigt. Wenn man hierzu- lande mal mit den Nachbarn und nicht nur über sie reden würde, ergäbe sich ein anderes Bild über Waffen und über das, was mit ihnen gemacht wird. Deutsch- land und die Deutschen sind bis heute traumatisiert und stigmatisiert von den Kriegen, die durch deutsche Monarchen, Politiker und Armeechefs ausgelöst wur- den. Ein Spaziergang über Soldatenfriedhöfe lässt einen spüren, welch ein Wahnsinn das Massenmorden war und wie unvorstellbar gross die Trauer der Hinter- bliebenen gewesen ist. In Frankreich erinnert man sich noch immer mit Grauen an die Revolution von 1789, an die napoleonischen Feldzüge und die beiden Welt- kriege, schaut mit Entsetzen zu, wie in den Banlieues Kinder mit Schrotflinten herumballern.

Doch in der Schweizer Medienszene haben einige ständig den Daumen am publizistischen Abzug und in der Politik ziehen die Bürgerlichen mal wieder blank, wobei sich ein interessanter Gender-Gap zeigt. Dem Mannesstolz der FDP-Mannen, der augenscheinlich von der Freiheit abhängt, Waffen zu tragen, stellten sich zumindest einige wackere freisinnige Frauen ent- gegen. Sogar in der CVP besannen sich einige darauf, was das C in CVP bedeutet und was laut Matthäus 26, 51–52 ein gewisser Jesus Christus mal über Schwerter gesagt haben soll und über die, die sie zie- hen. Die Worthülsensalven, die einige SVP-Hammel

abfeuern, wiederhole ich hier nicht – lauter Schüsse in den Ofen. 2006 wurde die Frauenzeitschrift «Annabelle»

aktiv. Statt über Modefummel schrieb sie über Waf- fenfimmel. Zu Recht, denn es sind vor allem die Frauen, die unter bewaffneten Männer leiden und wegen ihnen sterben. 2,3 Millionen Waffen sind in der Schweiz im Umlauf. Täglich werden Frauen verprügelt und die Zahl der Tötungsdelikte in den eigenen vier Wänden ist so hoch wie fast nirgends sonst in der westlichen Welt. Schweizer Frauen leben gefährlich, denn die überwiegende Mehrheit der Schweizer Män- ner hat eine Schusswaffe daheim. Wenn das Fraueli nicht so tut, wie Mann es will, dann knallt der Schwei- zer Macho es halt einfach ab. Und die Kinder gleich dazu. Beschönigend wird dann von «erweitertem Selbstmord» gesprochen. Nein, es ist Mord. Und nicht selten wäre er vermeidbar. Rund die Hälfte aller Tötungsdelikte ereignen sich in der Familie, drei Vier- tel der Todesopfer sind Frauen, 88 Prozent der Tatverdächtigen sind Männer, wie das Bundesamt für Statistik erkannte, als es die 1067 Fälle aus den Jahren 2000 bis 2004 untersuchte. Die Folgerung ist ganz einfach: Wenn die Jungs mit diesen todbringenden Dingern nicht umgehen können, dann muss man sie ihnen eben wegnehmen. Sie kommen nämlich auch selbst ständig zu Schaden. Wie eine Studie des BAG zeigt, weist die Schweiz mit 1300 bis 1400 suizid- bedingten Todesfällen pro Jahr im internationalen Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Suizidrate auf. Und bei zirka 300 Toten pro Jahr durch Armee- waffen muss in der Tat einmal nachgedacht werden, ob der Schiessprügel in den Schlafzimmerschrank oder auf den Estrich gehört …

Sehr mutig hat die FMH Stellung genommen. Wahr- scheinlich ging es den meisten Mitgliedern so wie mir.

Wenn man zu den jungen Männern gerufen wird, die mit halb weggeschossenem Gesicht vor der hirn- und blutverspritzen Wand liegen oder wenn man die wei- nende Familie des Unteroffiziers mit Midlife-Crisis in der Praxis hat – dann merkt man, dass das, was die trockene Statistik über das Sturmgewehr in der guten Stube aussagt, todsicher stimmt.

Gastautorin: Annette Thommen

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ARS MEDICI 24 2007

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