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Schnelle Hilfe für Schnarcher?

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Academic year: 2022

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

FR I T Z ME Y E R

Die wichtigste Empfehlung für den schnarchenden Patienten ist eine von der Anamnese und dem Sympto- menbild abhängige kon- sequente Diagnostik.

Werbewirksam überzogenen Versprechungen und den Patienten finanziell wie kör- perlich gelegentlich erheblich schädigenden Behandlungen kann man argumentativ so am besten entgegentreten.

«Lache, und die Welt lacht mit dir. Schnar- che, und du schläfst allein.» Dieses Zitat des englischen Schriftstellers Anthony Burgess charakterisiert treffend die Situa- tion jener Bettgenossen, die zu ihrem und dem Leidwesen ihrer Mitbewohner schnarchen. Zum Teil belächelt, mindes- tens so oft schamhaft verschwiegen, galt Schnarchen lange Zeit vor allem als unan- genehme Eigenart mit sozial unverträgli- chem Störfaktor. Ist normales Schnarchen mit maximal 25 Dezibel, etwa dem Brum- men eines Kühlschrankes entsprechend, noch tolerabel, können Schnarchmaxima

durchaus bei 80 bis 90 Dezibel und damit an der Schädlichkeitsgrenze für das Innen- ohr bei Dauerbeschallung liegen.

Da etwa 20 bis 50 Prozent der Männer und der postmenopausalen Frauen schnar- chen (1), gibt es ungezählte Vorschläge zur Behebung dieses Problems, die immer wieder plakativ beworben (Abbildung 3) oder in der Tagespresse empfohlen wer- den (Abbildung 2). Was soll man da dem hilfesuchenden Patienten raten? Ehe man zu einem vorschnellen Urteil kommt, tut man gut daran, sich zuvor grundlegende Fakten des Schnarchproblems klar zu machen.

Wann ist Schnarchen harmlos, wann gefährlich?

Grundsätzlich unterscheidet man das harmlose, gewohnheitsmässige von dem gefährlichen, obstruktiven Schnarchen.

Das harmlose (primäre, benigne, nichtap- noische, einfache oder habituelle) Schnar- chen ist nach der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheil- kunde (2) durch laute Atemgeräusche der oberen Atemwege im Schlaf charakteri- siert, aber ohne Apnoe- und Hypoventila- tionsphasen. Bei der Befragung des Pa- tienten dürfen sich entsprechend keine

Schnelle Hilfe für Schnarcher?

Nasenring und Gaumensegelstraffung

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Obstruktion ist überwiegend mit Schnarchen verbunden, aber Schnarchen muss nicht unbe- dingt mit einer Obstruktion einhergehen.

Abbildung 1: Bei einer so hochgradigen und zum Schnarchen führenden Verbiegung der Nasenscheidewand hilft nur die Operation.

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Hinweise für eine Insomnie, übermässige Tagesmüdigkeit oder andere Probleme er- geben, die auf das Schnarchen zurückzu- führen sind.

Das obstruktive Schnarchen (obstruktives Schlafapnoesyndrom) ist hingegen mit einer von Schlafmedizinern exakt definierten Zahl von Atemstillstandsphasen (Apnoe- phasen) verbunden, die zu einem kriti- schen nächtlichen Absinken des arteriel- len Sauerstoffdruckes führen und nicht ohne Folgen für die psychische und physi- sche Leistungsfähigkeit bleiben können.

Schnarchen hat viele Ursachen

Sowohl das harmlose wie auch das ob- struktive Schnarchen können gleiche Ur- sachen haben (Tabelle), entscheidend sind Ausmass und Zusammenwirken.

Das primäre Schnarchen wird eher durch Faktoren verursacht, die eine regelrechte Nasenatmung behindern und zur Mund- atmung führen, oft genug verbunden mit durch Alkohol induzierter Relaxierung des Gaumensegels. Das obstruktive Schnar- chen ist hingegegen durch das Zusam- menwirken mehrerer Gründe charakte- risiert, die im Wesentlichen zu einem oropharyngealen Kollaps führen. Interes-

santerweise können die Kollapsorte schlafstadienabhängig wechseln: «Shift of Site of Obstruction» (3, 4). Das Zusam- menfallen des Pharynxschlauches führt dann durch eine regelrechte Blockade der Luftzufuhr zum kritischen nächtlichen Sauerstoffdefizit.

Nicht die Lautstärke ist das Kriterium

Zur Frage, welche Form des Schnarchens vorliegt, genügt es nicht, sich auf die Aus- sage des Patienten oder seiner Angehöri- gen zu verlassen («Der ist so laut wie eine Motorsäge»), denn für das weitere Vorge- hen ist der Lärmpegel des Schnarchge- räusches allein kein Kriterium. Richtungs- weisend im Sinne des «gefährlichen Schnarchens» sind eher anamnestische Angaben wie starke Müdigkeit, impera- tiver Einschlafzwang, morgendliche Kopf- schmerzen, Abgeschlagenheit oder Kon- zentrationsstörungen während des Tages, auffällige und gehäufte Atempausen während des Schlafes, aber auch starkes nächtliches Schwitzen, unruhiger Schlaf, vermehrtes Wasserlassen oder Potenz- störungen.

Dies alles können nur Hinweise sein: Wel- che Form des Schnarchens letztendlich vorliegt, muss durch eine ambulante oder kurzstationäre Untersuchung in einem Schlaflabor geklärt werden, denn Obstruktion ist fast, aber nicht immer mit Schnarchen verbunden, und Schnarchen muss nicht unbe- dingt mit einer Obstruktion einhergehen.

Wie sieht die Behand- lung jeweils aus?

Das Vorliegen eines obstrukti- ven Schlafapnoesyndroms hat für den Patienten erhebliche Konsequenzen: eine nächtli- che Beatmungstherapie mit dem CPAP-Gerät (Continuous Positive Airway Pressure) etwa und/oder operative bezie-

hungsweise kryo-, thermo- oder laserchir- urgische Interventionen an der Nase oder dem Pharynxschlauch. Mit Hausmitteln oder einfachen mechanischen Hilfen (Ab- bildung 3) kann man in solchen Fällen keine Verbesserung erzielen.

Wird hingegen ein primäres, gutartiges, also nur störendes Schnarchen festge- stellt, können alleinige Eingriffe an der Nase (gelegentlich auch am weichen Gaumen und am Zungengrund) Erfolg verspre- chend sein, wenn entsprechende patho- logische Veränderungen vorhanden sind.

Schnelle Hilfe für Schnarcher?

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

Ta b e l l e :

F a k t o r e n , d i e z u p r i m ä r e m u n d o b s t r u k t i v e m S c h n a r c h e n

f ü h r e n k ö n n e n

Abnahme des muskulären Druckes in der Mundhöhle

●Alkohol

●Psychopharmaka

●REM-Schlaf

●Schilddrüsenunterfunktion

Absinken des negativen inspiratorischen Druckes

●Septumdeviation

●Muschelhyperplasie und Nasenpolypen

●Adenoide des Nasenrachenraumes

●Stark vergrösserte Tonsillen

●Hyperplasie des Zungengrundes

●Pathologische Schädelproportionen Zunahme des Gewebsdruckes

●Adipositas

●Adhäsionskräfte der Schleimhaut

●Gewebsödem durch Schnarchen

Abbildung 2: Zeitungsausschnitt aus der «Mittelbayerischen Zeitung» vom 22. November 2002

Abbildung 3: Werbung für eine Schnarchhilfe

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Während bei hochgradigen Verbiegungen der Nasenscheidewand (Abbildung 1) er- fahrungsgemäss nur die rhinochirurgische Intervention hilft, können vergrösserte Nasenmuscheln, erschlafftes Gaumenge- webe oder ein hypertropher Zungen- grund nicht nur herkömmlich (kryo-, thermo-)chirurgisch oder mit dem Laser, sondern mittlerweile auch ambulant mit der bipolaren Radiofrequenz-induzierten Thermotherapie (RFITT®) behandelt wer- den, die auch in der Laienpresse derzeit häufiger im Gespräch ist (Abbildung 2).

Im Unterschied zur monopolaren Hoch- frequenztechnik, die durch Überhitzung irreversible Gewebeschäden verursachen kann, setzt die bipolare Thermotherapie das Gewebe ausschliesslich in unmittelba- rer Sondennähe der Radiofrequenzener- gie aus. Damit verringert sich die zum Ein- griff benötigte Energiemenge auf einen Bruchteil der bei monopolaren Hochfre- quenzsystemen benötigten Energie, und das Risiko einer Schädigung des Flimmer- epithels gerade bei Eingriffen im Nasen-

inneren soll dadurch weit gehend vermie- den werden. Überdies erlaubt die bipolare Technik auch den Einsatz bei Herzschritt-

macherträgern (5). ●

Literatur:

1. Wiedemann B. (2003): Nächtliche Ner- vensägen. MMW-Fortschr. Med. 7: 4–6.

2. Pirsig W. et al. (1999): Schnarchen:

primäres Schnarchen. Leitlinie der Deut- schen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren- Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie Nr.

017/068.

3. Hörmann K., Hirth K., Maurer J.T.

(1999): Operative Therapie schlafbezoge- ner Atmungsstörungen. HNO 4: 226–235.

4. Pirsig W. (1999): Schlafbezogene Atmungsstörungen. Grosser Forschungs- bedarf bei Diagnostik und Therapie. HNO 4: 221–222.

5. N.N. (2003): Sicher und effizient: Bipo- lare Thermotherapie. HNO Aktuell Index:

11.

Dr. med. Fritz Meyer Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Facharzt für Hals-Nasen- Ohrenheilkunde Mitarbeiter am Lehrauftrag für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät

der TU München Zwinger 6 D-86732 Oettingen/Bayern

Tel. 0049-9082 10 35 Fax 0049-9082 920 921

Interessenkonflikte: keine

Diese Arbeit erschien zuerst in

«Der Allgemeinarzt» 3/2003.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor.

Schnelle Hilfe für Schnarcher?

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Z:Tegaserod; Tabletten zu 6 mg. I:Symptomatische Behandlung von Frauenmit Bauchschmerzen und Obstipation im Rahmen eines Reizdarmsyndroms unter Ausschluss organisch bedingter Symp- tome. D:2 x 6 mg täglich während max. 12 Wochen. Bei unbefriedigendem Ansprechen Behandlung nach 4 Wochen abbrechen. KI: Ueberempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe. VM:Diarrhöe und/oder Patientinnen mit rezidivierender Diarrhöe im Rahmen des Reizdarmsyndroms. Schwere Leberfunktionsstörungen und schwere Niereninsuffizienz. Patientinnen, bei denen sich eine Verstärkung der GI-Motilität negativ auswirken könnte. Schwangerschaftskategorie B, Stillzeit. UW:Diarrhöe, Kopfschmerzen. Erhöhte Eosinophilewerte (in den meisten Fällen vor- übergehend). IA:Bis heute keine relevanten Wechselwirkungen bekannt. Aufgrund der vorliegenden Daten ist bei gleichzeitiger Verabreichung weder für Zelmac noch für andere Arzneimittel eine Dosis- anpassung erforderlich. P:Tabletten zu 6 mg: 30 und 100. Verkaufskategorie: B Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Arzneimittel-Kompendium der Schweiz. Novartis Pharma Schweiz AG,3001 Bern, Tel. 031 3775111, Fax 031 3775211, www.novartispharma.ch

Abdominal Pain (Bauchschmerzen)

Bloating (Blähungen)

Constipation (Obstipation)

3 SYMPTOME 1 MEDIKAMENT

Knoten lösen

BEI IBS - IRRITABLE BOWEL SYNDROME BEI FRAUEN

www.zelmac.ch

Referenzen

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